Archivarbeit ist zweifellos wichtig, aber vor allem für die neuere Zeit. Die meisten älteren Quellen, insbesondere zu Altertum und Mittelalter sind bereits ediert. Und es gibt ja zu vielen Fragen auch Literatur, die zu berücksichtigen ist und wo vieles schon nachzulesen ist.
Da hat der Historiker mehrere Ansätze:
- Die Literatur kann in Bibliographien gefunden werden.
- Sie wird normalerweise auch in den einschlägigen Zeitschriften besprochen.
- Quellen, also Überreste der Vergangenheit, werden in Quellenkunden besprochen.
- Natürlich gibt es auch bekannte Quelleneditionen, von denen man weiß, das man in aller Regel fündig wird.
- Und ebenso natürlich gibt es auch Internetressourcen.
Archive, Museen, Sammlungen und auch Bibliotheken mit unveröffentlichten Beständen sind dann eher Anlaufpunkte für die Forschung oder wenn in einer Dokumentation eine Originalquelle gezeigt werden soll. Wer über einen unbedeutenden Ort im Dritten Reich forscht, wird nicht an Archiven vorbeikommen, weil die Quellen in der Regel nicht veröffentlicht sind. Wer sich mit Karl dem Großen oder Caesar beschäftigt, wird vielleicht einmal eine Handschrift in Augenschein nehmen wollen, um zu klären, ob ein Wort anders als in der Edition gelesen werden kann. In der Regel wird er aber schon auf Fotos zurückgreifen können. (Und müssen, schließlich werden diese wertvollen Schriften sicher verwahrt.)
Die wichtigsten Archive sind aber in der Regel staatlich, kirchlich oder es handelt sich um Adelsarchive. Letztere werden oft von staatlichen Archiven betreut und -je nach Vertrag zwischen dem Adligen und dem Staatsarchiv- können die Archivalien nach Voranmeldung in den Räumen des Staatsarchivs eingesehen werden, was ja auch eine Vereinfachung für die Adelshäuser ist. Bei den kirchlichen Archiven gibt es ähnliche Bedingungen wie bei den staatlichen Archiven. Einige Historische Vereine haben eigene Sammlungen aufgebaut, für deren Benutzung unterschiedliche Regeln gelten. Firmenarchive sind meist eher jung. Es handelt sich auch dabei nicht um Firmen, die sich Archivgut "sichern", sondern es wird Archivgut aus der jeweiligen Firma archiviert. Auf der einen Seite hat das rechtliche und wirtschaftliche Gründe, aber es exisitiert mittlerweile oft auch schon ein Bewusstsein dafür, dass Schriftgut aus der Wirtschaft historisch bedeutsam ist.
Im Internet sind oft nicht die maßgeblichen und neuesten Ausgaben wiedergegeben, aber z.B. hier im Forum kann man auch gut mit den älteren Ausgaben arbeiten.
Für die Antike gibt es da z.B. das
Perseus-Projekt, wo erzählende Quellen und englische Übersetzungen gesammelt werden.
Die wichtigste Quellenedition für das Deutsche Mittelalter sind die
Monumenta Germaniae Historica, kurz MGH. Auf der verlinkten Seite sind die Editionen, die älter als drei Jahre sind, frei zugänglich.
Ein noch recht aktuelles Beispiel ist die Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Dort wurde das berühmte
Armeewerk Menzels digitalisiert, dass nur in wenigen Exemplaren erschien und nie vollständig nachgedruckt wurde. Dies wichtige Werk zur Armee Friedrich des Großen war bis dahin nur in wenigen Bibliotheken einzusehen.
Für Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Neueste Zeit / Zeitgeschichte unterscheidet sich das Vorgehen und unterscheiden sich die Hilfsmittel teils erheblich. Im Einzelnen lernt man das im Studium.
Es bleibt sich jedoch gleich, dass der Historiker sowohl die Sekundärliteratur als auch die Quellen, die Überreste aus der Vergangenheit berücksichtigen muss. Originale, ob nun in Archiven, Museen oder privaten Sammlungen, werden in der Regel nur dann interessant, wenn die Editionen Fragen aufwerfen oder die Quellen nicht editiert sind.
Vereinfacht gesagt lernt ein Student, in welche Bücher er schauen muss, um weiterführende Hinweise zu finden. Ein Hilfsmittel, dass wohl fast alle deutschen Historiker besitzen, ist z.B. Winfried Baumgart, Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte, München diverse Auflagen. Darin findet man dann wieder andere Bücher, in denen man Nachschlagen kann. Und je nach Thema ist es der bessere Weg, in den einschlägigen Fachzeitschriften zu blättern oder in -teils regalfüllende- Nachschlagewerke zu schauen. Es kommt eben immer auf das Thema an. Wenn ich einmal schauen möchte, was es zu dem Textilunternehmen meines Urgroßvaters gibt, muss ich zum Stadt- und Kreisarchiv und auch die Akten des Amtsgerichts einsehen, wo die Genehmigungen z.T. noch liegen. Anderes liegt wieder im zuständigen Staatsarchiv in Detmold und, da er -bevor sein jüdischer Geschäftspartner zum Problem wurde- das Militär belieferte, könnte -theoretisch- sogar etwas im Bundeswehrarchiv liegen. So etwas zu wissen, bedarf es auch der Erfahrung und Vorwissen zum Thema. Wer sich nicht auskennt, wird nicht darauf kommen, dass viele Militaria in den Pfarrarchiven liegen.