Schokomund schrieb:
Kann mir jemand erklären, warum man Phalanxen im Mittelalter nicht weiter eingesetzt hat, sondern sie abschuf??? Die waren doch sehr effektiv!?
Um mal wieder zur Ursprungsfrage zurück zu kommen:
Die Phalanx als solche existiert nur bei den Hellenen und Makedonen. Die Phalangiten oder Hopliten decken sich und ihren Nachbarn mit der Aspis (dem Hoplon), später kommt dann die Sarissa dazu, die durch ihren "igelartigen Wuchs" weiteren Schutz gewährte und die Wahrscheinlichkeit eines Nahkampf minimieren konnte.
Aber diese Formations- und Einheitentypen hatten ihre Fehler und Schwächen. Ihre Flanken und die Basis waren anfällig und sensibel. Die Krieger behinderten sich bei starkem Druck zunehmend selbst, die Bewaffnung nötigte bestimmte Verhaltensweisen ab.
Spätestens in den Makedonischen Kriegen wird den "Nutzern" klar, dass sie gegen schwere aber nur durch wenige Veränderungen flexibelere Infantiere schwere Nachteile erleiden, und gegen ein gut gemischtes Heer (Infanterie, Kavallerie und Artillerie) kaum zu ertragende Nachteile haben.
Zu diesem Zeitpunkt verschwindet die Reinform der Phalanx.
Das Formationsbild jedoch, dicht beieinander stehende Soldaten, die sich gegenseitig Schutz und Deckung geben sowie geordnet vorrücken bleibt bis in die Neuzeit bestehen. Nicht nur Römer und Schweizer Landsleute oder die Heerhaufen des 30 jährigen Krieges tragen sie weiter, auch noch die Linieninfanterie des 18. und 19. Jh. benutzen dieses System.
Erst mit zunehmender Schußfrequenz und Waffentechnik sieht man ein, dass lockere Formationen dem Soldaten besseren Schutz gewähren, und trotzdem findet sich periodisch noch immer ein wenig überlebendes.
Nachtrag: Aufgrund verschiedenster Darstellungen wäre es sehr wohl möglich gewesen, sich das Wissen über Phalanxen wieder zu holen. Nur hätte dies weder dem sozialen Hintergrund der Zeit noch dem finanziellen oder dynamischen Faktor entsprochen. Auch ist der Geist hinter dem treffen zweier Phalangitenarmeen schon längst vergangen.
Über den "Verlust" der Infanterie in der Zeit ließe sich an anderer Stelle trefflich disputieren. Huskarle, Rus, Waräger, Söldner, Waliser, Schotten, Italiener stellten sämtlich bekannte Kontigente erfolgreicher Infanterie.