Hann. Münden:
Nee, dannn wäre statt eines Μουνίτιον ein Μουνθιον anzusetzen. Und wahrscheinluch auch eher eine weibliche denn eine männliche Endung. Das Passt nicht. Münden bedeutet nebenbei bei Hedemünden/Hannoversch Münden ausnahmsweise mal nicht Mündung.
Die erste urkundliche Nennung scheint im frühen 9. Jh.
gimundi für Altmünden (gegenüber der Altstadt am linken Fuldaufer) zu sein.
Hann. Münden: Kleine Hann. Mündener Chronik - Touristik Naturpark Münden e. V.
Gemünde ist Neutrum, wie auch die lateinische Prolemäus-Transkription "Munitium" Eine d<>t Wechsel hat es öfter gegeben, vgl. im Grimmschen Wörterbuch unter "Gemünde (Spanne)" den Verweis auf ahd. "munt", oder auch das gotische "munths" (mit englischen "th") und mhd. "munt" für "Mund". Wenn Ptolemäus Quelle also aus dem späteren hochdeutschen Sprachraum stammte, kann sie durchaus von (Ge-)mun
te gesprochen haben.
Boke:
Eine Akzentverschiebung kann natürlich dafür sorgen, dass eine zunächst akzentuierte Silbe am Ende doch vernachlässigt wird und dann ausfällt. Allerdings sollte man sich dazu mal die Überlieferung von von Boke ansehen. Wann wurde es notwendig Ring- und Kirchboke voneinander zu unterscheiden? Ringboke scheint ja seinen Namen von der Fluchtburg aus dem 10. Jhdt. zu haben. Dies wäre also der terminus post der Umbenennung. Wie lauten die dokumentarischen Benennungen Bokes aus dem 9. und 10 Jhdt.? Hierzu wäre es dann deine Aufgabe, zur Falsifizierung deiner Hypothese mal ins Westfälische Urkundenbuch zu sehen.
Das mit dem Westfälischen Urkundenbuch schaffe ich nicht, glücklicherweise gibt es aber auch recht verlässliche online-Quellen:
Boke ? GenWiki
Kirchgründung erfolgte vor 836, womit dann die Datierung der Fluchtburg erst ins 10. Jh. ein paar Fragen aufwirft. Die erste Namensnennung ist "Boca" in 1101, dann im 12. Jh. Boka, Boken, Boke. Die früheste Form ist offensichtlich lateinisiert, hier war wohl weniger der Sprachgebrauch der ansässigen Westfalen, sondern eher der der Paderborner Obrigkeit maßgebend. Ob diese, der schönen lateinischen Analogie wegen, ein nachfolgendes "-d/t" vernachlässigten? Mit Sicherheit werden wir dies wohl nie wissen.
Ein anderer Ansatz ist, sich mal Ptolemäus "Bogadium" anzusehen. Offenbar eine "-ithi" (Ort, an dem es xxx gibt)-Bildung. Das Bestimmungswort mag
böke (Buche) oder
böge (Flussbiegung
) gewesen sein. Die deutsche Betonung liegt bei beiden auf der ersten Silbe, so daß ein Wegfall der Schlussilbe möglich erscheint.
Soest:
Wieso ist dort Siedlungskontinuität wahrscheinlich?
Für die in der Innenstadt ergrabenen Salinen konnte kein Ursprungsdatum festgestellt werden. Ihre Zeitstellung wird explizit als nach unten offen bezeichnet, gesichert ist Betrieb ab dem 6. Jahrhundert. Für
Soest-Ardey, 1,5 km westlich der Stadtbefestigung, ist kontinuierliche Besiedlung von Eisenzeit bis Merowingerzeit archäologisch gesichert. Das Westfälische Ortsnamenbuch (danke für den Link!) führt im Anschluß an die mögliche Namensableitung von uridg. "Siedlung" bzw. urbalt. *sosta = Sitz aus:[FONT=CenturyExpdBT,Italic]
[FONT=CenturyExpdBT,Italic]
[/FONT][/FONT]
Motivation [der Namensgebung] waren nicht Eigenarten der Umgebung (Wasser, Gelände), sondern die Funktion des Ortes als früher, zentraler Siedlungsplatz. Vielleicht beruht vor diesem Hintergrund sogar der Name des nahegelgenen Ardey, zu umschreiben mit "Ort mit bewirtschaftbarem Land", auf einer alten Unterscheidung zwischen der Siedlung und dem angrenzenden, zur Versorgung wichtigen Umland.
51 der 431 betrachteten Ortsnamen des Kreis Soest, also rund ein Achtel, sind Suffixbildungen, die allgemein als früh-oder vorgermanisch angenommen werden und "einer sehr alten Sprachschicht angehören (können)". Im übrigen war Pollenanalysen zufolge Westfalen während der Völkerwanderungszeit ein Zuwanderungsraum (v.a. Sachsen), das Besiedlungsminimum liegt im späten 3. und 4. Jh.
[
Beim nahegelegenen Werl, wo Salzgewinnung am Ende der vorrömischen Eisenzeit belegt ist, führt das Ortsnamenbuch den Namen übrigens auf idg. "*wer= erhöhte Stelle" zurück. Die angeführten gotischen und altenglischen Belege dieser Wurzel vermitteln einen Eindruck, wie weit die Namensgebung wohl zurückreichen dürfte. Das Ortsnamensbuch verweist ausdrücklich auf die Namensparallele zur im Forum schon mehrfach besprochenen Kaiserpfalz Werla bei Goslar].
Goslar:
Wilfried: (.) -lar als Verballhornung von -lah (..). Wobei man dann auch nicht vergessen darf, das -lah(e) im Übergang sächsisch /Niederdeutsch auch "Lager" meinen kann, was dann auf eine nur zeitweise Besiedelung deuten würde.
Die Gründungssage vom (kaiserlichen) "Lager an der Gose", von dem aus das Silber des Rammelsbergs entdeckt wurde, ist, was das Silber betrifft, längst als Mythos entlarvt. Ich habe die ältesten Benennungen von Goslar jetzt nicht parat, aber im Mittelalter erscheint es alternativ als "Goslaria" und "Goslere". Die zweite, wohl plattdeutsche (sächsische) Variante ist doch recht weit von "lah" entfernt. Falls Goslar ursprünglich "Gosla(h)" hieß, warum hat es dann nicht die gleiche Namensentwicklung wie Braunlage (1253 "holtmarke to deme brunenlo", 1631 "huete to dem brunlohe") durchgemacht?
Nach dem Grimmschen Wörterbuch hieß Lager altsächsich "legar". Eine entsprechende Wurzel mag man vielleicht für Leer (-Loga), am Emsoberlauf gegenüber des römerzeitlichen Fundorts Bentumersiel, und somit im vermuteten Landungsbereich des Germanicus gelegen, in Betracht ziehen - aber wie -legar zu -lere werden soll, ist mir nicht klar.
Von Vereinigung mehrerer Dörfer unter Heinrich I (bekanntermaßen Sachse, nicht Franke!) habe ich auch noch nie gehört - wo hast Du die Information her, Wilfried?
http://de.wikipedia.org/wiki/Goslar#Geschichte
Wahrscheinlich aus mehreren, in dem ursprünglich mit dem
Flurnamen „Goslar“ bezeichneten Auetal des Harzflüsschen „Gose“ am Nordrand des Harzes gelegenen Siedlungen entstanden, tritt der Ort seit dem 10. Jahrhundert langsam in das Licht der Schriftquellen. Um das Jahr 1000 wird der
Flurname als Ortsname übernommen. Die erste urkundliche Erwähnung ist erst für
Otto II. für das Jahr 979 belegt.
++
Das Thüringer Ortsnamen-Register von Namenforscher Udolph | MDR.DE
Der gute Prof. Udolph hat sich auch einiger Thüringer Ortsnamen angenommen. Ich habe dort ein paar weitere Hinweise auf angelsächsische Zuwanderung, z.B. [Burg]tonna, von dänisch tinde=schwellen, vgl. Tondern, und Geisthede (Öffnung im Hang, vgl. engl. gate, [Salz-]gitter), gefunden. Eisenach spiegelt einen keltischen Flußnamen auf "is"=reißend (Isar, Isére, Eisack etc,) wieder, Walldorf (982 Walachdorf) spricht für sich selbst, Wei-mar hat ein sonst eher in Nordhessen (Chatten) beheimatetes Grundwort. Sodann einiges altgermanisches (-da, -r, -rn), und nach Osten hin natürlich eine Menge slawische Wurzeln.
Nur nach Süd(-ost)en, von wo die Hermunduren her gekommen sein müssten, zeigt nicht wirklich viel - vieleicht noch Gumperda (ahd Gumpe = Strudel). Dies spricht nicht gerade für eine herausragende Rolle der Hermunduren bei der Ethnogenese der Thüringer.
Allerdings ist es verführerisch, den Namen der Hermunduren mit der Mündung der Gera in die Unstrut nördlich Erfurts zu verbinden. Das wäre dann aber wohl eher das Siedlungsgebiet um die Zeitenwende denn im 4./5. Jahrhundert gewesen. Der Salzfluß, an dem die Schlacht mit den Chatten stattfand, könnte dann die Salza, die nahe Langensalza in die Unstrut mündet, gewesen sein.