Mir ist zwar auch nicht so ganz klar, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Definitiv herrschte im Mittelalter aber ein anderes Verhältnis zur Zeit. Dies lässt sich schon an den Schwierigkeiten aufzeigen, die Zeit überhaupt zu messen und zum Beispiel Daten und Termine festzusetzen - weswegen es u.a. verschiedene Kalendersysteme gab.
Auf jeden Fall hat der umtriebige und unverwüstliche Kulturwissenschaftler fürs Mittelalter Jacques LeGoff ein Buch darüber geschrieben. Vielleicht hilft dir das weiter:
https://opac.uni-giessen.de/DB=1/SET=4/TTL=11/SHW?FRST=18
Ergänzend hierzu vielleicht:
Eine richtige Zeitrechnung gab es im Mittelalter eigentlich nur im Dienste der Heisgeschichte. Zur Zeitmessung verwendete man Sonnenuhren bereits seit dem Frühmittelalter, Wasseruhren wurden für die Tageseinteilung gebraucht. Erst seit dem 13. Jahrhundert kann man Räderuhren nachweisen. Das zeigt, wie wenig wichtig ein vorgegebenes Zeitkorsett für die Menschen gewesen sein muss. Man orientierte sich am natürlichen Zeitrhythmus der Natur.
Einzig für die Mönche war es wichtig, die genaue Zeit zu kennen, denn die Gebetszeiten mussten eingehalten werden. Deshalb verwundert es nicht, dass man die ersten Sonnenuhren in Stiften und Klöstern gefunden hat. Es wurde auch mittels astronomischer Beobachtungen gearbeitet. Ein Mönch beobachtete die Gestirne und wenn bestimmte Sternbilder aufgingen, fing er an, eine bestimmte Anzahl von Psalmen zu beten, um dann das Zeichen zum Aufstehen zu geben. Je nach Jahreszeit wurde die Zahl der Psalme abgeändert. Erst im Hochmittealter gab es scheinbar auch Apparate, die diesen Zeitmessvorganz präzisierten.
Es gab auch bereits Bezeichnungen für Zeiträume; vom saeculum (Jahrhundert) bis hin zum atomus oder ictus oculi (Augeblick).
Um nocheinmal auf den Naturrythmus zurückzukommen: Das Wort "tempestas" bedeutet sowohl Zeit, als auch Witterung und Unwetter. Der Wechsel der Jahreszeiten wird intensiv wahrgenommen, wie sich auch in einem Vers der Carmina Burana zeigt, wo es heißt: "Ecce gratum et optatum, ver reducit gaudia" (Auf, zu grüßen / Lenz, den süßen: / Freude hat er wiedergebracht.) Wenn jemand im Mittelalter sagte, dass er 15 Zeitumläufe irgendetwas gemacht hatte, ist gemeint, dass er knapp vier Jahre damit beschäftigt war.