Muspilli
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Angesichts des postmodernen Rekurs auf Spinozas Philosophie in der Emotionswissenschaft (Affective Science)* bin ich bei Gelegenheit auf folgende Monographie gestoßen:
Catherine Newmark, Passion - Affekt - Gefühl. Philosophische Theorien der Emotionen zwischen Aristoteles und Kant. (Hamburg: Meiner, 2008) gestoßen, wo es in der Einleitung heißt, daß der Audruck Emotion von Decartes "zwar bereits im Zusammenhang mit der Passionslehre eingesetzt [wird], bezeichnet dort aber noch ganz allgemein 'Bewegung' ('motio')." (S.11)
Ich hatte beim ersten Lesen dieser Feststellung daraus geschlossen, daß Descartes den Begriff "Emotion" erst eingeführt habe. Bei genauer Prüfung steht das freilich aber nicht in dem Zitat. Nun habe ich zwar auch einen Überblick über die „Philosopie der Emotionen“von R. C. Solomon (1993)**, aber darin wird meiner Annahme gemäß der Begriff in anachronistischerweise verwendet; gleiches gilt für W. Lyons' „Phiolosophy of Cognition an Emotion“ (1999).***
*Antonio Damasio (2003), Looking for Spinoza. dt. Übers.: Der Spinoza-Effekt. München: List, 2003; Y. Yovel (Ed.), Desire and Affect. Spinoza as Psychologist. New York: Little Room, 2000
** in: Lewis & Haviland (Eds.), Handbook of Emotions
*** in: Dagleish & Power (Eds.), Handbook of Cognition and Emotion
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Mein etymologisches Wörterbuch fürs Deutsche (ich habe keins für Französisch) gibt das Wort bezeichnenderweise als Entlehnung aus dem Französischen (émotion) um 1700 an, ferner: mittelfranzösisch esmotion sei „nach dem Vorbild von frz. motion [...] gebildet zu frz. émouvoir, afrz. esmovoir 'in Bewegung setzen, erregen', aus lat. exmov[FONT=Times New Roman, serif]ē[/FONT]re“
Gewiß muß ich da selbst ins gründliche Studium gehen, obwohl es auch nur eine Nebenfrage in meiner Beschäftigung mit zeitgenössischen (!) Emotionstheorien ist... :rotwerd:.
In der Hoffnung, daß aber vielleicht jemand in einem seiner Bücher z. B. über Descartes, die Aufklärung oder so Informationen dazu hat ...; oder vielleicht gibt es jemanden, der gar ein Dictionaire Étymologique du Fran[FONT=Times New Roman, serif]ç[/FONT]ais daheim im Bücherregal stehen hat; oder ebenso zufällig den Briefwechsel mit der Prinzessin Elisabeth Stuart von Böhmen und von der Pfalz (insonders der Jahre 1643-1646), den cartesianischen Passionstraktat von 1649 (Les Passions de l'âme) oder eben die Meditationes de prima philosophia; also falls das der Fall und auch noch die Zeit da wäre, einen Blick reinzuwerfen ...
Catherine Newmark, Passion - Affekt - Gefühl. Philosophische Theorien der Emotionen zwischen Aristoteles und Kant. (Hamburg: Meiner, 2008) gestoßen, wo es in der Einleitung heißt, daß der Audruck Emotion von Decartes "zwar bereits im Zusammenhang mit der Passionslehre eingesetzt [wird], bezeichnet dort aber noch ganz allgemein 'Bewegung' ('motio')." (S.11)
Ich hatte beim ersten Lesen dieser Feststellung daraus geschlossen, daß Descartes den Begriff "Emotion" erst eingeführt habe. Bei genauer Prüfung steht das freilich aber nicht in dem Zitat. Nun habe ich zwar auch einen Überblick über die „Philosopie der Emotionen“von R. C. Solomon (1993)**, aber darin wird meiner Annahme gemäß der Begriff in anachronistischerweise verwendet; gleiches gilt für W. Lyons' „Phiolosophy of Cognition an Emotion“ (1999).***
Catherine Newmark erwähnt wenigstens auch explizit, daß sie den Begriff der Emotion für den von ihr untersuchten Zeitraum als „theorieunabhängiges Kunstwort“ zu verwenden vermag, aber ist insofern gründlich, als daß sie im Anhang etwa eine Liste hat in der man die von den Philosophen jeweils verwendeten Begriffe noch einmal synoptisch darstellt, wenn sie auch möglicherweise sehr synonym mit bestimmten Begriffen umgeht (z. B. pathos = passio) – immerhin tut sie es explizit und ob es redlich ist, wäre meine Aufgabe zu prüfen. Nichts desto weniger ist es meiner Ansicht nach aber nicht zulässig, auf terminologische Veränderungen überhaupt nicht einzugehen, vor allem dann nicht, wenn ein Philosophiehistoriker mit Blick auf Emotionstheorien behauptet: „the theories and debates of today cannot be understood or appreciated without some understanding of the philosphy's rich and convoluted past.“ (Solomon, 1993, pg.3)
Wie dem auch, worum es mir zunächst geht: Hat nun Descartes den Begriff „Emotion“ eingeführt?
________________Wie dem auch, worum es mir zunächst geht: Hat nun Descartes den Begriff „Emotion“ eingeführt?
*Antonio Damasio (2003), Looking for Spinoza. dt. Übers.: Der Spinoza-Effekt. München: List, 2003; Y. Yovel (Ed.), Desire and Affect. Spinoza as Psychologist. New York: Little Room, 2000
** in: Lewis & Haviland (Eds.), Handbook of Emotions
*** in: Dagleish & Power (Eds.), Handbook of Cognition and Emotion
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Mein etymologisches Wörterbuch fürs Deutsche (ich habe keins für Französisch) gibt das Wort bezeichnenderweise als Entlehnung aus dem Französischen (émotion) um 1700 an, ferner: mittelfranzösisch esmotion sei „nach dem Vorbild von frz. motion [...] gebildet zu frz. émouvoir, afrz. esmovoir 'in Bewegung setzen, erregen', aus lat. exmov[FONT=Times New Roman, serif]ē[/FONT]re“
„In den Principia behandelt Descartes nicht nur die direkten emotionalen Reflexe, z.B. Angst, sondern auch die spontanen Gefühlsregungen, z.B. Liebe oder Hass. 1649 erschien der Traktat Les passions de l'âme („Die Leidenschaften der Seele“, 1649), den Descartes für seine Briefpartnerin, die pfälzische Prinzessin Elisabeth verfasst hatte.“(http://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Descartes)
Gewiß muß ich da selbst ins gründliche Studium gehen, obwohl es auch nur eine Nebenfrage in meiner Beschäftigung mit zeitgenössischen (!) Emotionstheorien ist... :rotwerd:.
In der Hoffnung, daß aber vielleicht jemand in einem seiner Bücher z. B. über Descartes, die Aufklärung oder so Informationen dazu hat ...; oder vielleicht gibt es jemanden, der gar ein Dictionaire Étymologique du Fran[FONT=Times New Roman, serif]ç[/FONT]ais daheim im Bücherregal stehen hat; oder ebenso zufällig den Briefwechsel mit der Prinzessin Elisabeth Stuart von Böhmen und von der Pfalz (insonders der Jahre 1643-1646), den cartesianischen Passionstraktat von 1649 (Les Passions de l'âme) oder eben die Meditationes de prima philosophia; also falls das der Fall und auch noch die Zeit da wäre, einen Blick reinzuwerfen ...
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