Fragen zum Signifer

Eichelhäher

Aktives Mitglied
Wieder einmal auf das geballte Wissen hier hoffend. ;)

Ich steige grade ein in das römische Militärwesen und frage mich: Gab es den signifer, den Feldzeichenträger, nur innerhalb der Legion? Hatten die Alen auch signiferi, und wie sieht es mit den Auxilia aus? Falls auch die welche hatten - waren die genauso ausgestattet wie ihre Kollegen in der Legion (mit Wolfs- (Löwen-, Bären-)fell, clipeus statt scutum, Gesichtsmaske, etc)?

Ich konnte dazu nirgendwo etwas finden... was ja auch bedeuten kann, dass es die signiferi tatsächlich nur in der Legion gab.

Oh, und der Eingrenzung meiner Frage halber: Ich beschäftige mich besonders mit der frühen Kaiserzeit.
 
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Na, ob mein Wissen geballt ist wage ich zu bezweifeln, aber ich denke zur Antwort reicht es.

In den cohortes gab es signiferi ebenso wie in den Legionen. Sie waren nicht genauso ausgerüstet, aber ähnlich. In Bonn wurde z.B. der Grabstein des Pintaius gefunden, und der ist freundlicherweise sogar im Netz: http://www.uni-tuebingen.de/uni/ymu/sqhm/alf/ogz/AF51.jpg

Reitereinheiten scheinen eher vexilifer und draconifer gehabt zu haben, zweitere entwickelten sich vermutlich erst noch zu der von dir gewünschten Zeit. Sie tragen im Unterschied zum signifer ein velum, ein Tuch statt einer solchen Standarte.
Vexilifer gibts aber auch in der Legion, nicht verwechseln also.
Auch gibt es noch den recht ausgefallenen Signifergrabstein aus England, welcher noch in der Kaiserzeit ein tierförmiges Zeichen in der Hand eines signifer cohortis zeigt. Der Name ist mir gerade entfallen, reiche ich bei Gelegenheit nach.

Was die Ausstattungsdetails angeht: Löwen sind im regulären Heer mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, es gibt keinerlei Hinweis darauf.
In der Regel geht man von Bären - und Wolfsfellen aus, wobei aufgrund der bildlichen Darstellung einige der Meinung sind, dass es sich nur und ausschließlich um Bären handele. Ich selbst denke dass es sich durchaus um Wölfe wie Bären gehandelt hat.

Die Gesichtsmasken sind keineswegs Standart, auch wenn viele Reenactor gerne darauf zurückgreifen. Es gibt bislang nur einen Maskenfund im Zusammenhang mit einem infanteristischen Helm und nur eine Darstellung die eine solche Maske im Besitz eines signifers annehmen läßt.
 
Danke, Tiberius! Das klingt schon mal sehr interessant, vor allem, dass die Masken nicht so typisch waren - aus der eher begrenzten Literatur (Connolly, Junkelmann, Semkins), die ich bisher gelesen habe, hatte ich das so verstanden.

Was vermutet man eigentlich über die bei Kalkriese gefundene Maske? Bisher hatte ich die auch immer stillschweigend als Signifermaske abgespeichert, aber fand dann gestern, es soll eine Reitermaske gewesen sein. Welche Reitereinheiten trugen denn Masken, und bei welchen Gelegenheiten?
 
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Nach etlichen Ablenkungen komme ich endlich dazu, meine Antwort zu schreiben.
Die equites trugen diese Masken, nach alter Vorstellung, geprägt durch das Reitertraktat des Arrian, bei ihren "Spielen", bei Übungen, die zumeist von Tribünen durch VIPs beobachtet wurden.
Daher bekamen diese Helme mit Masken den schönen Namen "cav. sport helmet".
Mittlerweile gehen viele davon aus, aufgrund der dicke des Materials einiger Masken, dass diese keineswegs nur auf sportliche Veranstaltungen beschränkt waren, andere verfechten weiter diese THeorie.

Die Kalkrieser Maske wird mittlerweile "traditionell" im Kontext einer inf. Nutzung gelesen, wobei andere Verwendung nicht zweifelsohne auszuschließen ist.

Die Legionsreiterei auf keinen Fall und die Reiter gemischter Einheiten höchst wahrscheinlich nicht, so gibt man die Verbreitung der Maskenhelme unter den Einheiten mittlerweile an.

Dazu gibt es "Reiter wie Statuen aus Erz", ein kurzes aber gerade für exp. Arch. sehr informatives und aufschlußreiches Heftchen.
Dann nicht zu vergessen vom gleichen Autor, nämlich Dr. Junkelmann, die Reiter Roms in 3 Bnd. und schließlich ein paar Beiträge in den Army Equipment Forschungsbeiträgen, den Bonner Jahrbüchern und einigen anderen archäologischen Reihen.
 
Kurz zum Verständnis, mit "inf." meinst du informell? (Infanteristisch? Infantil? Inf...?) ;)

Mit den diversen Junkelmann-Bänden habe ich schon geliebäugelt, bisher hat mich der Preis abgeschreckt, zumal ich nicht entscheiden konnte, welche(s( der dreibändigen Reiter Roms für mich geeignet ist/sind. Eventuell komme ich bald mal wieder ins Römisch-Germanische nach Köln, da hatten die die normalerweise liegen und ich kann mal reinsehen.

Wenn du sagst,
Die Legionsreiterei auf keinen Fall und die Reiter gemischter Einheiten höchst wahrscheinlich nicht, so gibt man die Verbreitung der Maskenhelme unter den Einheiten mittlerweile an.
,
hieße das Hilfsreiterei?
 
Falls du in Köln bist sag ruhig vorher Bescheid, wenn ich Zeit habe läßt sich vielleicht was machen.

Entschuldige meinen AküFi, inf. meinte infanteristisch.

Es gibt verschiedene Arten der Reiterei.
Die ursprünglichen equites mit ihrem equus publicus lassen wir mal außen vor, sie sind in der Kaiserzeit und den belegten Reitermasken ohnehin bereits lange verschwunden.

Die typische ala ist aus Hilfstruppen, also aus Fremdvolk zusammengesetzt, im RGM in Köln wirst du regelrecht auf den guten Flavus Bassus gestoßen, dessen Grabstein im 1. Stock richtig prächtigen Raum und Licht hat.
Bei ihr finden sich am wahrscheinlichsten die Maskenhelme.

Dann gibt es ab Beginn der mittleren Kaiserzeit gemischte Einheiten, die aus Infanterie und Kavallerie bestehen. coh. equ. genannt.
Bei ihnen ist es möglich das man ebenfalls auf Maskenhelme stößt, aber die Wahrscheinlichkeit wird im allgemeinen geringer angenommen, da man von einem niedrigeren Ausrüstungsstandart spricht.
Ich selbst finde dies nicht wirklich belegt, aber habe mich auch nie damit auseinander gesetzt.

Die 120 Mann Legionsreiterei dürften aus dem simplen Grunde keine Masken haben, da sie bessere Botenreiter waren, also im Kampfeinsatz normalerweise nicht vorgesehen waren.


Das "Reiter wie Statuen aus Erz" ist preiswert zu bekommen, aber eben auch recht dünn. Falls du in der Nähe Bonn wohnst findest du es dort im feinen Buchladen gegenüber der Uni beim "Resteseller".

Bei den Reitern Roms ist man im Preis gerade runter gegangen. Wenn ich mich nicht irre kosten die derzeit 15 Euro jeweils.
Band 1 beschäftigt sich mit den Hintergründen und der Tradition sowie dem sonstigen Umfeld der Reiterei.
Band 2 geht auf den militärischen Einsatz ein
Band 3 beschreibt die Ausrüstung.
 
Ich erlaube mir noch ein paar Anmerkungen:

Erstmal noch Bilder:
http://www.romanarmy.com/cms/images/thumbs/imagebase_FirstnameQR_lg_QLucciusFaustusd2_jpg_small.jpg
http://www.romanarmy.com/cms/images/thumbs/imagebase_FirstnameQR_lg_QLucciusFaustusd1_jpg_large.jpg

Der Gegenstand auf der rechten Schulter wird als Maskenhelm gedeutet,
manche Autoren deuten ihm zwar als den Kopf des Tierfelles, aber das Dreieck passt zu einem bekannten Typ von Maskenhelm.

Noch eine schöne Abbildung des Felles:
http://www.romanarmy.com/cms/images/stories/imagebase/FirstnameEI/lg_Genialisd1.jpg

Es handelt sich hier um eine Sonderform des Signifer, der sog. Imaginifer.
Auf der Trajanssäule sind oft signiferi zu sehen, deren Felle sind recht "wuschelig", also eher Bären- oder Löwenfelle.
Es dürfte im römischen Reich auch nicht allzu schwer gewesen sein alle paar Jahre mal eine Handvoll Löwenfelle zu besorgen.

Falls Du Dir die Bücher nicht kaufen willst, und Aachen näher liegt: In der öffentlichen Bibliothek dort sind alle vorhanden!
 
Ach, in Aachen? Na super, das liegt näher :) Danke für eure Infos!
Tiberius: Das Angebot nehme ich gern an! Ich schick dir gleich eine PN.
 
Signifer und Maskenhelme

Hallo,
nach heutigem Wissensstand kann man sagen, dass alle Signiferii die gleiche Ausrüstung trugen. Es gab keinen Unterschied zwischen der Legion oder den Auxiliarkohorten. Alle trugen das Gladius auf der rechten Seite, einen kleinen runden Schild und ein Tierfell für den Helm. Die Tierfelle werden sehr oft auch ohne Helm getragen. Dies zeigen zumindestens einige Reliefs. Ob es sich dabei um eine künstlerische Freiheit handelt, um den Träger besser erkennen zu lassen, weiß man nicht.
Auf jeden Fall handelt es sich um einen Bären oder um eine Raubkatze. Wölfe werden nirgends gezeigt. Es gibt auch keine schriftlichen Überlieferungen, dass von Feldzeichenträgern Wolfsfelle getragen wurden. Die einzige Erwähnung von Wolfsfellen wird bei den Velites zur Zeit der Republik genannt.
Was die Masken für die Helme betrifft, kann man sagen, dass sie auf jeden Fall für die Reiterspiele getragen wurden. Beim Reitertraktat des Arrian steht auch eindeutig, dass diese nicht für den Kriegsfall getragen wurden!!!
Zitat."Diese Helme schützen im Gegensatz zu den für den Ernstfall bestimmten nicht nur Kopf und die Wangen, sondern sind allseitig genau an das Gesicht des Reiters angepaßt..."
Die Grabsteine zweier Signiferii aus Mainz mit den sogenannten Masken über ihrer Schulter werden oft als Beispiel für das Tragen von Masken durch Signiferii genannt. Auch hier unterliegt vielen ein Irrtum. Es kann sich vielmehr nur um das Fell handeln, welches über die linke Schulter geworfen wurde. Was gegen eine Maske spricht ist das diese "Fratze" lächelt (wenn man es so sehen möchte) und einen viel zu großen Mund hat. Römische Masken haben NIE ein Lächeln und ihre Mundöffnungen sind alle sehr klein gehalten.
Auch bei der Maske aus Kalkriese handelt es sich um eine Reitermaske. Hier gibt es mehrere Typen. Masken vom Typus Kalkriese ohne Ohren und Masken vom Typus Kops Plateau mit Ohren.
 
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Kurze Frage nebenbei: Wie wurden die römischen Feldabzeichenträger genannt, die den Adler in die feindlichen Reihen geworfen haben, wenn eine Schlacht auf der Kippe stand?
 
Hallo,
nach heutigem Wissensstand kann man sagen, dass alle Signiferii die gleiche Ausrüstung trugen. Es gab keinen Unterschied zwischen der Legion oder den Auxiliarkohorten. Alle trugen das Gladius auf der rechten Seite, einen kleinen runden Schild und ein Tierfell für den Helm. Die Tierfelle werden sehr oft auch ohne Helm getragen. Dies zeigen zumindestens einige Reliefs. Ob es sich dabei um eine künstlerische Freiheit handelt, um den Träger besser erkennen zu lassen, weiß man nicht.
Bis hierhin stimme ich absolut zu.

Auf jeden Fall handelt es sich um einen Bären oder um eine Raubkatze. Wölfe werden nirgends gezeigt. Es gibt auch keine schriftlichen Überlieferungen, dass von Feldzeichenträgern Wolfsfelle getragen wurden.
Hier bitte ich zu differenzieren.
Eine große Menge der Darstellungen, gerade auf den aurelischen Monumenten ist stark beschlagen und kaum identifizierbar, gleiches gilt für die Grabstelen der Soldaten und Unteroffiziere. Eine Identifizierung hier ist nur in geringer Anzahl möglich, und hierher stammt auch die Theorie, welche ich schon im Vorfeld ansprach, dass Wölfe nicht dabei waren.
Die als Katzen ansgesprochenen Darstellungen befinden sich zudem oftmals im prätorianischen oder pseudo-prätorianischen Umfeld und sind somit eben keineswegs zu verallgemeinern.
Ganz wichtig: schriftliche Verweise irgendeiner Art zu Gattung der in der Kaiserzeit getragenen Tierfelle fallen ohnedies schwer aus, ebenso wie von dir im 1. Absatz so richtig angesprochenen künstlerischen Freiheit, welche etwa auf dem Trajansmonument in Adamklissi die signiferi barhäuptig erscheinen läßt.
Bedrohlich ist hier die Interpretationsmethode, gerade durch Reenacter, rein und ausschließlich nach der Ikonographie zu gehen.
Polybios berichtet uns noch von "Tierfellen" und schränkt hierbei in keinster Weise ein.




Was die Masken für die Helme betrifft, kann man sagen, dass sie auf jeden Fall für die Reiterspiele getragen wurden. Beim Reitertraktat des Arrian steht auch eindeutig, dass diese nicht für den Kriegsfall getragen wurden!!!
Zitat."Diese Helme schützen im Gegensatz zu den für den Ernstfall bestimmten nicht nur Kopf und die Wangen, sondern sind allseitig genau an das Gesicht des Reiters angepaßt..."
Stimmt.
Dazu äußert sich Dr Hans-Jörg Kellner 1978: "Grundsätzlich gilt es festzuhalten, daß die zweifelsfreie Verwendung bei Reiterspielen, wie sie uns Flavius Arrianus und andere Quellen überliefern, ganz sicher nicht die einzige und alleinige Gelegenheit gewesen sein kann, bei denen sie getragen wurde."
Dr. Junkelmann schließt sich dem an und führt in seinen "Reitern wie Statuen aus Erz" die Argumentationen faktischer natur, also ab von dieser einen Quelle, in einer Beweiskette durchaus ins zweifelhafte.
Auch sprechen Auffindungsorte wie etwa Kalkriese nicht unbedingt dafür, so man sie nicht zwangsweise in Verbindung mit einer inf. Verwendung bringt.



Die Grabsteine zweier Signiferii aus Mainz mit den sogenannten Masken über ihrer Schulter werden oft als Beispiel für das Tragen von Masken durch Signiferii genannt. Auch hier unterliegt vielen ein Irrtum. Es kann sich vielmehr nur um das Fell handeln, welches über die linke Schulter geworfen wurde. Was gegen eine Maske spricht ist das diese "Fratze" lächelt (wenn man es so sehen möchte) und einen viel zu großen Mund hat.
Auch hier handelt es sich um eine ikonographische Interpretation. Vor allem der schlechte Erhaltungszustand ist nicht geeignet daraus eine Faktenlage zu kreieren sondern nur Theorien zu unterstützen oder ins wanken zu bringen.


Römische Masken haben NIE ein Lächeln und ihre Mundöffnungen sind alle sehr klein gehalten.
Soweit wir es bis jetzt wissen ist dem so, dieses Wissen aber vorauszusetzen bei einem Steinmetz entspricht ebensowenig dieser ratio wie die Vermutung das Tiere bei ihrer Häutung lächeln.

Auch bei der Maske aus Kalkriese handelt es sich um eine Reitermaske. Hier gibt es mehrere Typen. Masken vom Typus Kalkriese ohne Ohren und Masken vom Typus Kops Plateau mit Ohren.
Was wiederum ihrem Einsatz im Rahmen der Paradespiele deutlich widersprechen würde.

Zudem gibt es noch weit mehr Unterscheidungen bei den Maskentypen, die vornehmlich auf die Herkunftsregion abzielen.
Aber das führte hier jetzt wirklich zu weit.
 
Kurze Frage nebenbei: Wie wurden die römischen Feldabzeichenträger genannt, die den Adler in die feindlichen Reihen geworfen haben, wenn eine Schlacht auf der Kippe stand?

Wenn der Adler verloren ging Verräter, wenn es die Leute zum Sieg anspornte Helden :D

Aber davon abgesehen: der Adlerträger wird aquilifer genannt, der Bildnisträger wie signifer richtig sagte imagnifer, die Feldzeichenträger signifer und die vexilum (also Fahnen) Träger vexilifer.
 
Dynalon: Du spielst auf eine Aktion während Caesars Britannienfeldzug an, denke ich? Das war Eigeninitiative des Aquilifer, das stand so sicher nicht in seiner Jobbeschreibung. ;)

Ach ja, der Plural ist -feri (signiferi, aquiliferi, etc), kein doppeltes i.

Danke für die Infos, und die Bildlinks, Signifer!


"Auch bei der Maske aus Kalkriese handelt es sich um eine Reitermaske. Hier gibt es mehrere Typen. Masken vom Typus Kalkriese ohne Ohren und Masken vom Typus Kops Plateau mit Ohren."

Was wiederum ihrem Einsatz im Rahmen der Paradespiele deutlich widersprechen würde.

Nicht zwangsläufig, denke ich - das würde es belegen, wenn der Fundort ein reines Schlachtfeld gewesen wäre, das die Römer in dem Bewusstsein betraten, dass es ein Schlachtfeld sei - i. e., sie hätten nur das mitgenommen, was man mit in die Schlacht nimmt. Da sie auf dem Marsch überfallen wurden, hätte besagter Reiter sie ja im Gepäck haben können.

Oder weiß man sicher, dass die Maske in Kalkriese getragen wurde?
 
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Nein ich dachte da an eine Begebenheit in einem der mithridatischen Kriege, bei der ein aquilifer den Adler geworfen haben soll und dieser dann anschließend von Mithridates' Truppen gestohlen wurde.
 
In so einem Falle würde ich mit Tiberius Gainius entweder "Verräter" sagen - oder den Zenturio des besagten Aquilifer anrücken lassen, mit einem großen, schweren Stock. ;)
 
Ich glaube der wurde getötet...
Kann allerdins nichts sicheres drüber sagen, das ganze kam nur mal in meinem Lateinkurs zur Sprache.
 
Nicht zwangsläufig, denke ich - das würde es belegen, wenn der Fundort ein reines Schlachtfeld gewesen wäre, das die Römer in dem Bewusstsein betraten, dass es ein Schlachtfeld sei - i. e., sie hätten nur das mitgenommen, was man mit in die Schlacht nimmt. Da sie auf dem Marsch überfallen wurden, hätte besagter Reiter sie ja im Gepäck haben können.

Oder weiß man sicher, dass die Maske in Kalkriese getragen wurde?


Nein, derlei ist nicht nachzuweisen.
Jedoch gibt es keinen einzigen Nachweis der im Arriantraktat angesprochenen Reiterspiele während eines Feldzuges oder in einer, ich betitel es jetzt einmal sehr frei "unseriösen" Umgebung.
Da wir bislang nicht den geringsten Hinweis auf die architektonische Tätigkeit des Varus und seiner Männer haben ist somit eine derartige Vorstellung mit großer Wahrscheinlichkeit ebensowenig angebracht, wie der Transport ungenutzter Materialien.
Zudem spricht weder der Fundkontext noch die Art der Auffindung für einen Transport verpackter oder gesicherter Weise (keinerlei Transportgüter drumherum, kein Hinweis auf Verpackungsmaterialien, keinerlei Hort drumherum usw. usf.).
Nicht zu vergessen die Gründlichkeit, mit der das Feld nach dem Kampf gesäubert wurde, und trotzdem die Maske hinterließ. Auch dies senkt den Standort Troß in der Wahrscheinlichkeit gesondert herab.

m.W. weißt die Maske allerdings auch keinerlei Gefechtsspuren auf.

Kalkriese selbst weist ja auch Funde aus Troßmaterialien auf und muß, wenn man es wirklich mit Varus verbindet, ja auch dementsprechendes gesehen haben.
Nur auf dieser Logik (Fundort Kalkriese = Gegenbeweis der ausschließlichen Nutzung) fußend wäre ein Ausschluß also in der Tat nicht zwangsläufig.
 
Masken

Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Maske in Kalkriese getragen wurde. Sie wurde lediglich dort gefunden. Mehr nicht. Alles andere ist reine Spekulation. Was die Truppen in ihrem Tross bei sich hatten ist ebenfalls ungewiß.
Zu welchen Anlässen solche Masken grundsätzlich getragen wurden, kann auch niemand mit Sicherheit sagen. Nur weil man Markus Junkelmann heißt, bedeutet das nicht, dass man auch alles weiß. Wir haben nun mal nicht mehr als drei Quellen. Das sind Überlieferungen, Bildnisse und Funde. Alles andere ist reine Theorie. Ich halte es für äußerst vermessen antike Quellen so in Frage zu stellen. Wir haben nichts anderes. Keiner von uns war dort. Wer auf der sicheren Seite bleiben will, der hält sich an die Fakten. Der Rest ist Fantasie. Unser Wissen kann schon morgen über den Haufen geschmissen werden. Ein weiterer Fund kann alles verändern. Deshalb halte ich mich an die antike Quelle die besagt: nur zu Reiterspielen. Wie gesagt, die Maske wurde dort gefunden. Wer sie dort hingelegt hat ist nicht bekannt. Erst durch diesen Fund wurde Kalkriese als Ort der Varusschlacht, ich möchte sagen, anerkannt. Da gibt es die tollsten Gerüchte. So soll z.B. die Maske dort hingelegt worden sein, um die Region, wo sonst nichts ist, für den Tourismus attraktiv zu machen usw. Na ja, wie dem auch sei. Erst wenn man noch mehrere Masken oder besser noch Helme der Infanterie mit Masken findet, können wir sagen, dass es sich evtl um Masken der Feldzeichenträger handeln könnte. Masken könnten auch Teil der Paradeuniform gewesen sein und somit auch zum Soldempfang, Ansprachen usw. getragen worden sein.
Natürlich gibt es mehrere Typen von Masken. Aber nur zwei, die ganz ohne Haare auskommen. Deshalb habe ich auch nur zwei Typen genannt. Wer mehr über die verschiedenen Typen wissen möchte kann mich jederzeit fragen. Ich habe so ziemlich alles als Bilddatei. Dies gilt auch für andere Militaria.
 
Zudem spricht weder der Fundkontext noch die Art der Auffindung für einen Transport verpackter oder gesicherter Weise (keinerlei Transportgüter drumherum, kein Hinweis auf Verpackungsmaterialien, keinerlei Hort drumherum usw. usf.).

Das meinte ich, genau. Ich wusste nur nicht Bescheid darüber, wie sie aufgefunden wurde.

Irgendwo hatte ich mal den Rekonstruktionsversuch des Gesichtes darunter im Netz gefunden; aber das ging wohl auch nur von den Maßen der Maske aus und nicht von einem Skelett, das in der Nähe gefunden worden wäre.
 
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