Reisemöglichkeiten der DDR-Bevölkerung bis 1961

Na, nun kommt mal alle wieder runter.
Fakt ist doch, das es diese Möglichkeiten gab vor 61.
Wer nach Westberlin reisen konnte, konnte auch von dort aus in alle Welt fahren, fliegen oder von mir aus auch schwimmen.
 
Also ich war im September 1961 noch in Dänemark - nicht an Land, aber ein paar hundert Meter davor, mit dem Schiff. Ich hab den Streifen Sand vor Insel Falster nie vergessen, den ich erst 30 Jahre später wiedersah. Das nannte sich damals "Ausflugsfahrt von Wismar zu den dänischen Inseln Falster und Møn". Ich weiß noch, wie auf dem Schiff alle enttäuscht waren, als es kurz vor Ankunft hieß, daß im Gegensatz zu den Touren bisher (es war ja nun 4 Wochen nach Grenzschließung) kein Landgang mehr möglich sei. Alle auf dem Schiff hatten mit Landgang gerechnet, ich halte es daher sogar für möglich, daß der noch einige Zeit nach dem 13. August möglich war, habe aber keine Quelle dafür. Kurz danach hat man diese Fahrten ganz eingestellt, angeblich weil zu viele vom Schiff gesprungen und nach Dänremark geschwommen sind. Das haben mir meine Eltern erzählt, ich war noch zu klein damals. Geld spielte keine Rolle; ein Dampfer war ein öffentliches Verkehrsmittel, und die konnte sich jeder leisten.

Zu Westberlin: Soweit ich weiß, haben kaum noch DDR-Bürger 1961 in Westberlin gearbeitet. Aber alle sind durch Westberlin durchgefahren, weil sie in Berlin/DDR gearbeitet haben, zum Beispiel von Potsdam aus. Das Durchfahren war ja transit, da gab es keine Probleme. Auch nicht mit der ganzen Familie. Ich hab noch Fotos, wo ich mit Eltern und Großeltern auf dem Funkturm war, so 1960 rum. Wir wurden nie festgehalten oder verhaftet. Wer natürlich die Eier seiner mit subventioniertem DDR-Futter gefütterten Hühner nach Westberlin verscheuerte, bekam Ärger. Das hat ja Barbarossa auch erzählt.
 
Also ich war im September 1961 noch in Dänemark - nicht an Land, aber ein paar hundert Meter davor, mit dem Schiff. Ich hab den Streifen Sand vor Insel Falster nie vergessen, den ich erst 30 Jahre später wiedersah. Das nannte sich damals "Ausflugsfahrt von Wismar zu den dänischen Inseln Falster und Møn". Ich weiß noch, wie auf dem Schiff alle enttäuscht waren, als es kurz vor Ankunft hieß, daß im Gegensatz zu den Touren bisher (es war ja nun 4 Wochen nach Grenzschließung) kein Landgang mehr möglich sei. Alle auf dem Schiff hatten mit Landgang gerechnet, ich halte es daher sogar für möglich, daß der noch einige Zeit nach dem 13. August möglich war, habe aber keine Quelle dafür. Kurz danach hat man diese Fahrten ganz eingestellt, angeblich weil zu viele vom Schiff gesprungen und nach Dänremark geschwommen sind. Das haben mir meine Eltern erzählt, ich war noch zu klein damals. Geld spielte keine Rolle; ein Dampfer war ein öffentliches Verkehrsmittel, und die konnte sich jeder leisten.

.

Mit Geld sind Devisen gemeint. Ohne Dänenkronen hast Du gar nicht erst nach Dänemark reisen brauchen. Mark der DDR durfte man weder ausführen noch im Ausland tauschen. Wobei das so neu auch nicht war, bei Adolfen kein Deut anders. Wurde der Devisen-Antrag abgelehnt hat das Visum nur noch Erinnerungswert.
Als die Tanten meiner Frau ab 1978 ins Rentenalter kamen, haben sie reihum meine Schwiegereltern besucht. Die haben damals im Westen 10? DM pro Tag bekommen. Keine! dieser drei hat das den anderen erzählt. Jede war bass erstaunt.
Zu Westberlin: Soweit ich weiß, haben kaum noch DDR-Bürger 1961 in Westberlin gearbeitet. Aber alle sind durch Westberlin durchgefahren, weil sie in Berlin/DDR gearbeitet haben, zum Beispiel von Potsdam aus. Das Durchfahren war ja transit, da gab es keine Probleme. Auch nicht mit der ganzen Familie. Ich hab noch Fotos, wo ich mit Eltern und Großeltern auf dem Funkturm war, so 1960 rum. Wir wurden nie festgehalten oder verhaftet. Wer natürlich die Eier seiner mit subventioniertem DDR-Futter gefütterten Hühner nach Westberlin verscheuerte, bekam Ärger. Das hat ja Barbarossa auch erzählt

Vielleicht hat das für Berliner zugetroffen. Aber von außerhalb wurde alles zureißende kritisch betrachtet. Siehe VOPO-Begleitkommando in Zügen Richtung Berlin.

War in den 60ern übrigens richtig gespenstisch in Westberlin. Man konnte für 20 Pfennige mit der S-Bahn rund um Westberlin. Aber gefahren ist keiner! Die Züge waren so gut wie leer, Ulbricht unterstützen? Neeeeeee

Die finanziellen Schikanen die ein Staat seinen Bürgern auferlegen kann, darf man eh nicht unterschätzen. Ist hier OT, aber die Nazis haben Autoren wie Hermann Hesse ganz einfach fertig gemacht indem sie die Einnahmen im Ausland lebender zu fast 100% wegsteuerten. Wo soll ein deutschsprachiger ab 1938 noch veröffentlichen? Soviele Bücher können die Schweizer alleine auch nicht lesen.
 
Man konnte für 20 Pfennige mit der S-Bahn rund um Westberlin. Aber gefahren ist keiner! Die Züge waren so gut wie leer, Ulbricht unterstützen? Neeeeeee
Kleines bißchen unlogisch. Der Nahverkehr wurde subventioniert. Man unterstützte Ulbricht also am besten, indem man die Verkehrsmittel nicht benutzte... =) So ganz versteh ich auch nicht, warum jemand um Westberlin herumfahren sollte - weil die Züge so gemütlich waren?
 
So ganz versteh ich auch nicht, warum jemand um Westberlin herumfahren sollte - weil die Züge so gemütlich waren?


Vaterlandsliebe 1965.

Biermanns Wintermärchen im Hinterkopf

Im deutschen Dezember floss die Spree
Von Ost- nach Westberlin
Da schwamm ich mit der Eisenbahn
Hoch über die Mauer hin...

war so eine S-Bahnfahrt schon ein Erlebnis.
 
Vaterlandsliebe 1965.

Biermanns Wintermärchen im Hinterkopf

Im deutschen Dezember floss die Spree
Von Ost- nach Westberlin
Da schwamm ich mit der Eisenbahn
Hoch über die Mauer hin...
war so eine S-Bahnfahrt schon ein Erlebnis.


Mußt du ausgerechnet den Biermann zitieren?
Der war doch kein Maßstab.
 
Kleines bißchen unlogisch. Der Nahverkehr wurde subventioniert. Man unterstützte Ulbricht also am besten, indem man die Verkehrsmittel nicht benutzte... =) So ganz versteh ich auch nicht, warum jemand um Westberlin herumfahren sollte - weil die Züge so gemütlich waren?

Immer lustig wenn man nicht verstanden werden will............


Die Westberliner sind in den 60ern noch lange aus Wut auf die Herren in Pankow nicht mit der Berliner Stadtbahn gefahren. Die von der DDR-Reichsbahn betrieben wurde. Die Berliner haben die wesentlich teurere U-Bahn genommen.
Derweil die Züge fahren mussten! hat jeder Groschen, den Ulbricht nicht bekam, diesem schon weh getan. Soviel zur Logik.

Natürlich konnte ein Westberliner in den 60ern nicht geographisch "Rund um Berlin" fahren, gab ja schließlich den "antifaschistischen Schutzwall" (wir im Westen sagten einfach Mauer) aber die Berliner Stadtbahn verlief und verläuft als Ringbahn rings um die Kernstadt Berlin. Und von Kontrollpunkt im Nordosten konnte er zum Kontrollpunkt im Südosten, wobei die Bahn einen Halbkreis über den geographischen Westen machte. Aber in diesem Halbkreis ständig in Westberlin verlief.
Geschnallt???????


Ach so, Pankow, dort hatte zu jener Zeit Ulbricht seinen Amtssitz, und im Westen sprach man vom "Regime von Pankow"
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Osten sprach ein überwältigende Mehrheit mWn auch von "der Mauer".
Die Bezeichnung Antifa-Wall erlaubt es aber Widersprüche zu "niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" durch Wortklauberei zu verneinen.
 
Natürlich konnte ein Westberliner in den 60ern nicht geographisch "Rund um Berlin" fahren, gab ja schließlich den "antifaschistischen Schutzwall" (wir im Westen sagten einfach Mauer)...


Wir im Osten haben auch "Mauer" gesagt - "antifaschistischen Schutzwall" war SED-Prpaganda. *wollte ich nur mal anmerken*

(oh, da war Themistokles wohl schneller :winke: )
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, wenn Du um einen Baum herumläufst, tust Du das innerhalb des Baums... Ich habs jetzt verstanden. Nicht einfach, Deine Ausdrucksweise...

Wir sagten zur Grenze Grenze, manchmal auch Mauer. Antifaschistischer Schutzwall habt Ihr aus den Reden der DDR-Regierung. Wir auch... Der Ausdruck war absolut nicht gebräuchlich. Ich selber sagte Grenze; die Mauer ist ja nur ein Teil davon. Außerdem machte ich keinen großen Unterschied zwischen der Grenze nach Westberlin und der nach Westdeutschland.

Daß die S-Bahn gemieden wurde, hat sehr viel Gründe. Da gab es vor einiger Zeit mal eine ausführliche Dokumentation. Ulbricht spielte da eher eine untergeordnete Rolle. Da gab es z. B. Unmengen von Sachbeschädigungen auf Westberliner Gebiet, die von der dortigen Polizei nur halbherzig oder gar nicht vefolgt wurden. Dann gab es lange Probleme. weil die Angestellten der DDR-Reichsbahn ihren Lohn in Westgeld ausgezahlt haben wollten. Teilweise gab es Streiks. Das alles führte dazu, daß die Züge oft dreckig waren und die Zugfolge auch ausgedünnt wurde. Modernisiert wurde natürlich auch nicht, weil man immer mit mutwilligen Zerstörungen rechnen mußte. Dadurch wurde die S-Bahn immer unattraktiver, nicht wegen der Existenz eines Herrn Ulbricht.

Die Bezeichnung Antifa-Wall erlaubt es aber Widersprüche zu "niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" durch Wortklauberei zu verneinen.
Glaube ich weniger. Der Name ist ja älter als die Mauer selbst, und, da Ulbricht ihn erst aufgenommen hat, wohl auch westlichen Ursprungs. Außerdem ist das Wort Mauer ja auch nicht gerade eindeutig. da ist es klar, daß eine Regierung einen anderen Ausdruck wählt.
 
Ein stolzes Denkmal:
 

Anhänge

  • 25jahre.jpeg
    25jahre.jpeg
    16,9 KB · Aufrufe: 361
Mercys Sammelobjekt (ich dachte, er wirft schon wieder weg? Ach nee, das war ja Lessing) führt mich zu einer - blöden? nicht blöden? - Frage: War eigentlich die Grenze zur BRD auch ein antifaschistischer Schutzwall? Oder nur die nach Westberlin? Und wie stehts mit der Seegrenze nach Dänemark und Schweden?

Ich will jetzt endlich wissen, wo die Faschisten nun sitzen! :rofl:
 
Mercys Sammelobjekt (ich dachte, er wirft schon wieder weg? Ach nee, das war ja Lessing) führt mich zu einer - blöden? nicht blöden? - Frage: War eigentlich die Grenze zur BRD auch ein antifaschistischer Schutzwall? Oder nur die nach Westberlin? Und wie stehts mit der Seegrenze nach Dänemark und Schweden?

Ich will jetzt endlich wissen, wo die Faschisten nun sitzen! :rofl:

Wer redet denn hier von Faschisten? Du scheinst da etwas mit der Zeit durcheinander zu bringen.

Es war 1982 da stand ich beim Morgenappel, als unser Kompaniechef tönte, was denn wohl antifaschistischer Schutzwall bedeutet. Gar nichts bedeute er, sagte er, jeder klar denkende Mensch, weiss, das es eine ganz normale Grenze ist und interprettiert sie auch so.
Solche Wörter verstehe ich auch. Alles, was anders gesagt wurde, waren doch nur Wortspielereien.
 
Zurück
Oben