Es führt zwar von der Diskussion um Beginn und Ende des Mittelalters einigermaßen weg, aber da ich jetzt wieder Zeit dafür habe, muß ich mir selbige nehmen, darauf zu antworten...
Mir ging es darum deutlich zu machen, dass auf der Ebene des Politischen Denkens ab Mitte des 15 Jahrhunderts eine zunehmende Distanz von rein Glaubensbegründeten Fundierungen der politischen Herrschaftsverhältnisse festzustellen ist.
Dem hat auch niemand widersprochen; unterstelle mir bitte nicht Dinge, die ich nicht geschrieben habe.
Dass Machiavelli die geheimen Kalküle der Mächtigen offenlegt, wenn sie auch unmoralisch in deinem Jargon " inhuman" sein mögen, macht Ihn doch eigentlich zum Aufklärer (wenn denn Aufklärung der "Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit"( Kant) ist.
Hatte ich irgendwo irgendwen als "inhuman" bezeichnet?
Nochmals wiederhole ich die Bitte, mir nicht Aussagen unterzuschieben, die ich gar nicht gemacht habe...
Zu Machiavelli: er individualisiert den Menschen (und stellt dieses Bild damit übrigens dem zu seiner Zeit tradierten humanistischen Menschenbild entgegen; das meinte ich).
Aber macht ihn dies nun automatisch zum Aufklärer, zumal er ein Erkleckliches vor dem Zeitalter der Aufklärung lebte?
Sicher - bedeutende Denker wie
Diderot und
Rousseau rezipierten ihn später, doch reicht dies allein mE als Begründung dafür nicht aus. Um es zu verdeutlichen:
Fichte griff zu Beginn des 19. Jh. seine Ideen ebenfalls auf - macht dies Machiavelli deswegen zum Idealisten?
Anm.: Das Wort "Jargon" habe ich zu Deinen Gunsten einmal überlesen... :fs:
Machiavelli gilt zurecht als einer der Ahnväter einer philosophisch fundierten Politischen Theorie, die die Welt so beschreibt wie sie ist und nicht wie sie sein sollte.
Auch das hatte niemand bestritten.
Übrigens teile ich nicht die Wikidefinition von " Humanist"
Für mich ist ein Humanist ein homme de lettres, der sich durch profunde Kenntnis der klassischen Literatur und Kultur auszeichnet...
Wo habe ich in diesem Thread den Wikipedia Artikel zum Humanismus verlinkt oder zitiert?
Ich verbinde mit diesem Einwand eine weitere Bitte, mir nicht Dinge zu unterstellen, die ich nicht geschrieben habe.
Aber um es zu konkretisieren: ich meinte in diesem Kontext natürlich den Renaissancehumanismus, womit sich unsere Definitionen mitnichten unterscheiden, sondern ich dem Streben nach Bildung lediglich die Humanität hinzugefügt habe...
Insoferne sind auch Heinrich der VIII und Leo der X dem humanistischen Lager zuzuzählen...
Ich muß mich erneut wiederholen: hatte ich in der Richtung irgendetwas geschrieben?
Im übrigen sind Nikolaus v. Kues und Machiavelli einige der wichtigsten Vordenker des modernen Staates.
Gemeinsam ist Ihnen die primäre Betonung der Vernunft, als Grundlage der Politik, dies ist konstituierend für die Entwicklung der Moderne
Sagen wir es so: beide sind bedeutende Denker an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit zw. der frühen Neuzeit.
Aber zur Vernunft: Cusanus geht es dabei vornehmlich um Gotteserkenntnis und daraus abgeleitet Kirchenpolitik denn um eine Grundlage der Politik i.a. - die
De concordantia catholica steht im Kontext, daß das Konzil dem Papst übergeordnet sei.
Und um zum eigentlichen Thema zurückzukehren: es steht natürlich außer Zweifel, daß die von Dir genannten Persönlichkeiten - so differenziert wir sie von Fall zu Fall betrachten müssen (was ich aufzeigen wollte) - sehr gut den Zeitraum des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit in Europa zwischen 1450 und 1550 verdeutlichen.
Wozu also die Aufregung?