Menschenopfer auf Kreta und Griechenland?

Eumolp

Aktives Mitglied
Ich beschäftige mich gerade mit der kretischen Kultur und bin doch an zwei Stellen sehr überrascht: offenbar gab es Menschenopfer, ja sogar Menschenfresserei in minoischer Zeit!
Der erste Beleg stammt von dem Ehepaar Sakellarakis, die einen Tempel in bzw bei Anemospilia ausgruben. Bemerkenswert ist dieser Fund vor allem, weil ein Erdbeben die Insassen in actu erwischt hatte und damit wie in Pompeji ein direktes Abbild des Lebens zu jener Zeit erhalten ist. Man fand also dort einen Raum mit 3 Skeletten: 2 stammen von Priestern, das 3. lag auf einem altarähnlichen Steinpodest, ihm war wohl eine Menge Blut abgezapft worden. Desweiteren befand sich ein riesiger Dolch auf seinem Körper: der Einsturz des Tempels bewahrte den jungen Mann vorm Opfertod, indem er von den herabfallenden Steinen erschlagen wurde.
Ein zweites Zeugnis wurde in der Stadt Knossos entdeckt: in 2 Räumen, die 1967(?) von Peter Warren ausgegraben wurden, fanden sich hunderte von menschlichen Knochen, deren Besitzer auf 10-15 Jahre geschätzt wird, und die Vermutung an Anthropophagie liegt nahe; ein Kult um Dionysos Zagreus wird angenommen.
Insbesondere der 2. Fund, das Auffressen von Kindern, hat mich doch einigermaßen erschüttert: schließlich handelte es sich doch bei der kretischen Kultur des 17.-15. Jhr. um eine Hochkultur und nicht um Barbarei.
Kennt jemand weitere Funde? Gab es Menschenopfer auch in Griechenland? Schließlich sprechen ja auch einige Mythen davon: etwa Tantalus, der seinen Sohn Pelops den Göttern vorsetzt usw.
 
ihm war wohl eine Menge Blut abgezapft worden.
Kann man so etwas archäologisch nachweisen?

der Einsturz des Tempels bewahrte den jungen Mann vorm Opfertod, indem er von den herabfallenden Steinen erschlagen wurde.

Vom Regen in die Traufe ...

schließlich handelte es sich doch bei der kretischen Kultur des 17.-15. Jhr. um eine Hochkultur und nicht um Barbarei.
Die antiken Hochkulturen hatten nun einmal sehr andere Wertvorstellungen als wir - damit sind grundsätzlich viele Sachen denkbar, die uns als "Barbarei" gelten.

Z. B. halte ich es für ähnlich widerlich, einfach eine andere Stadt zu überfallen, Alte und Kinder zu ermorden und die arbeitsfähigen Einwohner in die Sklaverei zu verkaufen.
Wenn man diverse Gebräuche der späteren römischen Republik so betrachtet - die ja deutlich noch mehr "Hochkultur" war als die alten Minoer - dann kann einem schon schlecht werden.
Man denke da z. B. an den Umgang mit Slaven, wenn es um Kriminalfälle ging - Sklaven mußten laut Gesetz grundsätzlich gefoltert werden, damit ihre Aussage vor Gericht galt, und bei Ermordung des Hausherrn wurden grundsätzlich die Sklaven des Haushalts hingerichtet, unabhängig von Schuldfragen.

Das mit der vermuteten Menschenfresserei in Kreta überrascht mich auch etwas, aber die Menschenopfer nicht.
Im ähnlich kulturell hochstehenden Phönizien oder später Karthago war das ja auch üblich, die Bibel bringt auch Beispiele dafür, und noch die Römer haben Menschenopfer gebracht.
 
Ich beschäftige mich gerade mit der kretischen Kultur und bin doch an zwei Stellen sehr überrascht: offenbar gab es Menschenopfer, ja sogar Menschenfresserei in minoischer Zeit!

Von Menschenopfern auf Kreta oder gar Kannibalismus habe ich bislang nirgendwo gelesen. Zudem weiß ich nicht, inwieweit sich diese Angaben auf seriöse und belastbare archäologische Resultate stützen und ob diese wissenschaftlich korrekt interpretiert wurden.

In einer mir vorliegenden Publikation über Kreta schreibt der bekannte französische Archäologe Paul Faure:

Während die blutigen (Tier)opfer sehr gut bezeugt sind, denn es wurden auf den Altären Kälber, Stiere, Ziegen und Hirsche geopfert, findet man weder auf den Bildern noch auf den Ausgrabungsfeldern jemals eine Spur von Menschenopfern. Späte griechische Autoren berichten uns zwar, dass man einst in Lyktos dem Kronos Menschen opferte, jenem Titanen, der seine Kinder verschlang, um sie danach wieder zum Leben zu erwecken: aber handelt es sich hier nicht um eine Erfindung böswilliger Nachbarn oder vielmehr um einen Mythos, der ein Initiationsritual, d.h. das Ritual des symbolischen Todes, verkünden sollte?

(Paul Faure, Kreta, Stuttgart 1976, S. 376)

Es mag also sein, dass sich die von Faure erwähnte antike Nachricht, die er lediglich als "Mythos" abtut, vielleicht doch als wahr herausstellt. Sollte sich also die Interpretation der aktuellen Opferfunde wissenschaftlich erhärten, dann hat es doch - wenn auch vielleicht nur vereinzelt - Menschenopfer gegeben. Möglicherewise in Phasen höchster Not?
 

Ein zweites Zeugnis wurde in der Stadt Knossos entdeckt: in 2 Räumen, die 1967(?) von Peter Warren ausgegraben wurden, fanden sich hunderte von menschlichen Knochen, deren Besitzer auf 10-15 Jahre geschätzt wird, und die Vermutung an Anthropophagie liegt nahe; ein Kult um Dionysos Zagreus wird angenommen.
Insbesondere der 2. Fund, das Auffressen von Kindern, hat mich doch einigermaßen erschüttert: schließlich handelte es sich doch bei der kretischen Kultur des 17.-15. Jhr. um eine Hochkultur und nicht um Barbarei.

Ich hatte im Hinterkopf, dass der Dionysoskult erst in nachminoischer Zeit nach Griechenland kam. Hast du einen Link zu dem Artikel?

Ethische Standards oder Speisegewohnheiten haben mit der technischen und intellektuellen Entwicklung einer Hochkultur nicht unbedingt was zu tun, zwar findet man in der griechischen Mythologie die Menschen-(meistens Kinder-) fresserei als den "ultimativen Frevel", aber trotzdem wird es zu gerne und zu oft probiert, als dass man es als vereinzeltes Phaenomen beschreiben kann (ähnlich wie andere Menschenopfer).
 
Mir fällt dabei die Minotaurus-Sage. Jungendliche aus ganz Griechenland, die im Labyrinth (=Palast, Tempel) von einer Bestie gefressen werden...

Wenn da was dran ist hätte die Legende wohl einen ziemlich wahren Kern.

Ist aber noch Spekulation; gibts an den K150 Skeletten irgendwelche Spuren von Opferungen/Kannibalismus?
 
So, ein Link hierzu ist recht einfach, da steht auch noch etwas von einem dritten Fundort auf Kreta: Minoan civilization - Wikipedia, the free encyclopedia
Außerdem wird das Opfer in diesem Tempel recht gut beschrieben und dürfte die Frage von R.A. beantworten.

Zur Geschichte mit der Menschenfresserei, nein, einen Link habe ich nicht, aber ich kann gerne die Textstelle aus Brinna Otto, König Minos und sein Volk, 1997 zitieren (damit auch etwas neuer als Paul Faure):

Nicht weniger beachtenswert waren archäologische Befunde unter dem Zerstörungsschutt von 1450 v. Chr. in der Stadt Knossos. Im Suchgraben G traf P .Warren auf die Baustruktur eines Ost- und eines Westraums. Beide Räume gehörten offenbar zusammen und dienten einst kultischen Zwecken. Der Ostraum war angefüllt mit 24 Kultgefäßen, zu denen auch ein Kantharos gehörte. In einem Vorratsgefäß waren Tassen und Miniaturvasen geborgen worden, die als kultische Spendegefäße gedient hatten, wie das in jedem Boden angebrachte Loch erwies. Eine Miniaturamphora war mit vier Doppelschilden bemalt. Im Westraum fand Warren neben 28 vollständigen Gefäßen, meist Kannen und Tassen, 218 menschliche Knochen mit Schabspuren, was als sicheres Zeichen für Anthropophagie (Menschenfresserei) angesehen wird. Die Skelettreste starnmten von Kindern im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren. Da keine Brandspuren beobachtet wurden, kam der Ausgräber zu dem Schluß, daß hier ein Zeugnis für den kultischen Rohverzehr (Omophagie) von Menschenfleisch vorliege. Warren verband diesen Ritus mit dem Kult des Dionysos Zagreus, der als Fruchtbarkeitsgott mit dem auf Kreta geborenem und sterbenden Zeus Kretagenes gleichzusetzen sei.
(S.363f)

Auch noch Rohverzehr! Diesen Passus hatte ich glatt überlesen.

Was die kretische Reilgion betrifft, bin ich völlig verwirrt! Ich dachte auch, Dyonisos sei ein "später" Gott, aber auf Kreta und sonstwo wird soviel mit diesem und jenem identifiziert, dass mir der Kopf schwirrt. Auch zu diesem Randgebiet ein kleiner Auszug aus dem Buch, S.363:

Die zahlreichen, auch in Schichten des 15. Jahrhunderts v. Chr. im Tempel angetroffenen Trinkgefäße ermutigten die Ausgräber zur Frage nach dem bronzezeitlichen Tempelinhaber. Wurde hier trotz der Dominanz der weiblichen Votivfiguren im 15. Jahrhundert v. Chr. bereits Dionysos verehrt? B. C. Dietrich zählte Dionysos zu den Göttern des griechischen Pantheons, die auf den ägäischen Jahresgott zurückzuführen sind, der neben der großen ägäischen Muttergottheit im Kult der Erneuerung der Natur eine entscheidende Rolle spielte." Auf zwei Fragmenten der Linear-B-Tafeln aus Pylos lasen M.Ventris und J. Chadwick den Namen Dionysos im Nominativ und im Genitiv. Eine weitere Linear-B-Tafel mit dem Namen Dionysos kam in Westkreta zutage.
 
Hat nicht, laut Illias, der König von Mykene, Agamemnon, seine eigene Tochter Iphigenie geopfert, um günstigen Wind für seine Kriegsfahrt nach Troja zu bekommen?

Das Ganze soll auch im kretisch-/mykenischen Zeitalter, ca. 1.200 v.Chr. in der Aegaeis stattgefunden haben.

Betrachtet man das Umfeld (z.B. Kanaan) mit dem Baal Kult, ist es eher verwunderlich, daß zum Thema Menschenopfer nicht schon mehr gefunden worden ist.

MfG Jürgen
 
"Menschenfleisch, okay! Aber ROH?"

sry, konnt nicht anders. ;)

Naja, das ist schon ein Unterschied, man muss sich das mal vergegenwärtigen. Ein Mensch wird mit irgendwelchen rituellen Schnitten ums Leben gebracht (vermute ich mal, ich kenne die Bräuche bei Menschenopfern nicht so), dann gebraten und verzehrt.
Beiim Rohverzehr gäbe es nun zwei Möglichkeiten: Der Körper wird roh verzehrt, nachdem der Mensch getötet wurde, oder: es werden nacheinander Gliedmaßen abgeschnitten und dann roh verzehrt, gewissermaßen im Blutrausch ein Mensch zerfetzt. Solche Orgien - gerade im Dionysos-Kult - sind ja nicht ganz unbekannt. Diese 2. Form stand mir dabei vor Augen.
 
Eigentlich ist dieser rituelle Kannibalismus doch sehr bekannt! Gerade in Verbindung mit Dionysos- Zagreus oder wie auch immer er sonst zu seiner Zeit genannt wurde, im Grunde lief (und läuft ) es immer auf dasselbe hinaus. Die Verbundenheit mit der Enität, der man das (Über)Leben und Wohlstand verdankt, zu bekunden, indem man sich zu seiner Schar bekennt ( gemeinsames Ritual, Opfer oder bloßes Gedenken) und sich dann körperlich mit ihm zu vereinen (das Symbol der Enität zu verspeisen).
Ich weiß nicht mehr welcher römische Autor es war, aber es gab bereits in der Antike einen Vergleich zwischen kretischen Opferkulten und den blutigen Ritualen auf den britischen Inseln ( das Haus einer Göttin wird neugedeckt, und wer einen Zweig fallen lässt, wird zerrissn und verspeist...)

Bekannt wurde diese Ansicht unter anderem durch das Buch von James Frazer:"Der goldene Zweig. Das Geheimnis von Glauben und Sitten der Völker" und auch Sigmund Freud und C.G.Jung schrieben eine Menge über das Bedürfnis seine Ideale, Götter und ähnliches essen zu wollen. Beide beziehen sich recht häufig auf Dionysos. Ein Aspekt des Vorgängerkults des "Götteressens" wird bis heute noch lebendig gehalten, nämlich das bestimmte Getreibeprodukte als die Materialisierung der Gottheit gelten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe noch ein bisschen nachgeforscht und folgende Beispiele von Menschenopfern in den Mythen gefunden, vielleicht kennen andere noch mehr.

- Dem Kronos wurden Menschenopfer dargebracht; er selbst verschlang seine Kinder, nur Zeus blieb mit Rhea's Hilfe verschont.


- Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie auf Anraten des Kalchas, wobei die Tochter allerdings von Artemis entrückt wurde (hat Jürgen schon gebracht)


- Polyxene, Tochter des Priamos, wurde am Grab des Achill geopfert, um ihm ins Schattenreich zu folgen.


- Beim Kampf des Herakles mit Cacus werden auch Menschenopfen des Stammer der Argei erwähnt. Überhaupt hat ja auch Herakles, von Hera mit Wahnsinn geschlagen, seine 6 Kinder getötet, weshalb er die berühmten 12 Arbeiten erledigen muss.


- auch die Minotaurus-Sage wurde schon von Reinecke erwähnt. Hier sind es 7 Jungs und 7 Mädchen. Theseus hat ihm die Blutsuppe versalzen.


- Ja, arkan, um Dionysos ranken sich wohl die wildesten Geschichten. Ein paar habe ich aus Ranke-Graves eingescannt. Zumeist werden irgendwelche Leute mit Wahnsinn geschlagen und zerreißen dann im Rausch ihre eigenen Kinder:

Rhea schlug Lykurgos, den König der Edoner, mit Wahnsinn, so daß er seinen eigenen Sohn Dryas mit einer Axt tötete, im Glauben, einen Weinstock zu fällen. Bevor er wieder zu Sinnen kam, hatte er bereits Nase und Ohren, Finger und Zehen der Leiche gestutzt. Das ganze Land Thrakien wurde vor Entsetzen ob dieses Verbrechens unfruchtbar. Dionysos kehrte aus dem Meer zurück und verkündete, daß diese Unfruchtbarkeit solange andauern würde, bis Lykurgos getötet sei. Der unglückliche König wurde von den Edonern zum Berge Pangaion geführt, wo wilde Pferde ihn zerrissen.

Pentheus, der König von Theben, verfiel dem Wahnsinn und fesselte anstelle des Dionysos einen Stier. Die Mainaden entflohen und zogen tobend über den Berg, wo sie Kälber in Stücke rissen (wurde nicht auch Orpheus von den Mänaden zerrissen?). Pentheus versuchte, ihrem Treiben Einhalt zu gebieten. Aber von Wein und religiöser Inbrunst berauscht, zerrissen sie auch ihn Glied um Glied. Seine eigene Mutter Agaue führte die Rasenden an. Sie war es, die ihrem Sohn eigenhändig den Kopf abriß.

In Orchomenos weigerten sich die drei Töchter des Minyas, Alkithoe, Leukippe und Arsippe, an den Ausschweifungen teilzunehmen. Dionysos selbst, als Mädchen verkleidet, hatte sie dazu eingeladen. Darauf wechselte er seine Aufmachung und erschien nacheinander als Löwe, als Stier und als Panther. Die Mädchen wurden wahnsinnig. Leukippe bot ihren eigenen Sohn Hippasos als Opfer an. Die drei Schwestern rissen ihn in Stücke und verschlangen ihn.

Von Naxos zog er nach Argos und strafte Perseus, der sich ihm anfangs entgegengestellt hatte. Er tötete viele von Perseus' Untertanen und verbreitete Wahnsinn unter deren Frauen. Sie begannen, ihre eigenen Säuglinge roh zu verschlingen.

Gerade diese letzten orgiastischen Blutopfer könnten vlt eine grausame Realität in Knossos erhalten haben - ich spreche von der Omophagie (ein Wort, das ich bis dahin auch noch nicht kannte).
 
vorsicht bei berichten über kannibalismus! viele, besonders alte berichte, sind einfach falsch.

oft beinhalten diese eher das, was die berichterstatter gerne hören wollten, z.b. um zu zeigen, wie primitiv und grausam doch bestimmte gruppen/völker seien. sie liefern oft die begründung für die "zivilisierung" von- und herrschaft über "primitive" völker, bzw. dienen der ausschmückung - "leben unter kannibalen".
 
Laut Homer opferte Achilles 12 Gefangene am Grab des Patrokles. Es muss also zu minoischer Zeit so etwas gegeben haben.
 
Es gab Menschenopfer in Griechenland ganz unabhaengig vom Dionysos Kult und ganz unabhaengig von den Minoern..

Es gab in Arkadien eine Kultstaette an der regelmaessig Menschen geopfert wurden. Das waren altgriechische Braueche, insbesondere auch die Dorer kannten solche Opfer.

Besonders interessant sind hier die Verbindungen der Dorer auf dem Peleponnes nach Kreta. Der mytische Gruender der Ordnung Spartas, Lykurg geht der Legende nach nach Kreata.

Lykurg aber kommt als Figur von dem Gott Zeus Lykoorgos (oder Zeus Lykaios), und gerade in Sparta und anderen Gegenden des Peleponnes wurde dieser Gott mit extremen und hauefigen Menschenopfern geehrt.

Alle diese Namen mit Ly- tragen den Begriff Wolf in sich
In all diesen Kulten taucht der Wolf auf, bzw eine Werwolf Symbolik, man glaubte auch, dass der Verzehr des Fleisches der Menschenopfer einen selber zu einem Werwolf machen wuerde.

Dieser Verzehr des Fleisches der Wolfsgottopfer in Arkadien deutet auch auf rituellen Kannibalismus hin.

Das alles hat mit dem Dionysos Kult nichts zu tun und ist eine davon ganz unabhaengige Dorische bzw Altgriechische Sache.

Diese Wolfsform griechischer Goetter gab es fuer eine ganze Reihe von Goettern, so gab es auch eine Wolfsform von Apollon, den Apollo Lycaeus.

Der Lykaios Kult in Sparta umfasste auch rituelle Folterungen bevor man die Opfer dann toetete und vermutlich in Arkadien auch rituellen Kannibalismus (was fuer Sparta wiederum vermutlich nicht zutrifft)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wobei diese Ausgrabungen Beweise dafür erbracht haben sollen, dass der Kultplatz in Arkadien deutlich älter ist als bisher angenommen und schon in vorgriechischer Zeit ein bedeutender Kultplatz war.

Besonders interessant finde ich eine Sache die mir mal ein Etruskologe erzählt hat, er führte aus, dass es in Etrurien in Bezug auf die Hohlwege dort die Kultischen Zwecken gedient haben eine Überlieferung eines Werwolfkultes gäbe.

Nun also vorgriechische Kultstätten die auch mit dem Werwolfmythos in Zusammenhang stehen, aber wie die Grabungen gezeigt haben deultich älter sind.

Da stellt sich wieder einmal die Frage nach der Verwandschaft der Etrusker mit nicht Indogermanischen Völkern die im Raum Griechenland vor den Griechen siedelten.

Da das alles aber im Bereich des spekulativen liegt ist es natürlich nur ein weiteres sehr schwaches Indiz.
 
Also, ich hatte vor vielen Jahren diesen minoischen Tempel (ich meine, es war in der Nähe von El Grecos Geburtsort Fodele) schaudernd besichtigt (in meinem damaligen Reiseführer war die Geschichte so wiedergegeben wie bei Wikipedia) und jetzt ist das alles doch nicht bewiesen?

Wenn ich mich recht entsinne, konnte/wollte man die Todesart des jungen Mannes an den Knochen ablesen, die zum Teil eine andere Färbung aufwiesen, was zeigte, dass ein Teil des Körpers schon leer geflossen war, der andere noch Blut enthielt....
 
Kann man so etwas archäologisch nachweisen?

Ja. Die Knochen der rechten Körperseite des etwa 18-jährigen männlichen Skeletts waren anders gefärbt als die der linken Seite. Die Gerichtsmediziner, die dieses Skelett untersucht haben, glauben, dass ein starker und schneller Blutverlust die Ursache war. Die Farbunterschiede sollen vom Eisengehalt des Hämoglobins herrühren. Der junge Mann habe möglicherweise auf der Seite gelegen, sodass vor allem die obere Seite ausblutete.
Zudem berührte eine Ferse seinen Obeschenkel, was Archäologen als Spur einer Fesselung deuteten.
Als Todesursache wird angenommen, dem Opfer sei die linke Hauptschlagader durchtrennt worden. Auf seiner Brust fand sich ein 40 cm langer Dolch, welcher mit einem Fabeltier (mit dem Kopf einer Wildkatze, eine langen, mit Zähnen versehenen, Schnautze und schmetterlingsflügelähnlichen Ohren) verziert ist.

Zudem wurde ein viertes Skelett gefunden, das ein Gefäß bei sich hatte, das mit dem Relief eines weißen Stieres verziert war.
Eine minoische Darstellung aus späterer Zeit zeigt, dass soclhe Gefäße zum Auffangen von Opfertierblut benutzt worden ist.

Zudem weisen der Grundriss der Kammer, der Altar und eine Abflussrinne im Boden darauf hin, dass es sich bei dem Fund um einen Raum handelt, in dem zumindest Tiere geopfert wurden.
Das Skelett des etwa 18-jährigen jungen Mannes lässt jedoch vermuten, dass zumindest einmal ein Mensch geopfert werden sollte/wurde.

Der einzige andere Hinweis auf Menschenopfer in minoischer Kultur sind die bereits erwähnten Kinderknochen.

Es wird daher angenommen, dass das Menschenopfer im Heiligtum von Anemospilia (soweit es denn eines war), eine Handlung aus großer Not heraus war.
Ähnlich wie in anderen antiken Kulturen, in denen auch -in großen Notsituationen, in denen man Staat, Stadt, o.ä. bedroht sah und keine andere Option sah, Menschen geopfert wurden, um die Götter milde zu stimmen.
Immerhin bebte es damals schon seit einigen Tagen...
 
Auch nach der minoischen bzw. mykenischen Zeit gab es noch so etwas wie Menschenopfer. Alexander ließ z.B. über dem Grab seines Vaters einige der an der Ermordung beteiligte Verschwörer hinrichten. Er ließ auch den Arzt seines geliebten Hephaistons kreuzigen. Bei diesen beiden Ereignissen kann man noch argumentiere, dass Alexander all dies nur aus Wut oder Rachegelüsten tat, aber die von Alexander an Hephaistons Beerdigung anschließende Menschenjagd im kossaischen Gebiet, wurde als Opfergabe (enagismos) an den Verstorbenen bezeichnet.
Wir wissen aber, dass die griechische Kultpraxis dem Blut an sich einen großen Wert zugemessen hat. Die Toten dürsteten, nach Meinung der Griechen ja geradezu danach. Der Mythos berichtet uns, um nur ein Beispiel zu nennen, dass Odysseus am Eingang des Hades einen schwarzen Hammel die Kehle durchschnitt und die schreienden Toten heraneilten um das Blut aufzulecken. Ob dieser Praxis jedoch Menschenopfer zugrunde liegen bleibt zweifelhaft.
 
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