Römisches Germanien - war es wirklich romanisiert?

Dieter

Premiummitglied
Mich hat heute jemand gefragt, ob das linksrheinische römische Germanien wirklich romanisiert war. Er stellte die These einer "Parallelgesellschaft" auf, in der die Germanen bei ihrer germanischen Muttersprache blieben und nur leidlich Latein sprachen. Lediglich die Oberschicht, so seine Meinung, sei im römischen Germanien weitgehend romanisiert gewesen.

Ich wusste darauf keine Antwort. Wisst ihr eine?
 
Nuja Germanien war kurz davor eine tributspflichtige Provinz zu werden. Das muss aber nicht heißen, dass jeder schon fließend Latein sprach.
 
Dieter schrieb:
Er stellte die These einer "Parallelgesellschaft" auf, in der die Germanen bei ihrer germanischen Muttersprache blieben und nur leidlich Latein sprachen. Lediglich die Oberschicht, so seine Meinung, sei im römischen Germanien weitgehend romanisiert gewesen.

Ich vergleiche die beiden linksrheinischen germanischen Provinzen gerne mit den Verhältnissen in Britannien, weil es einige Parallelen gibt. In beiden Provinzen gab es stark militärisch besetzte Grenzen, in beiden dauerte es relativ lange, bis der Romanisierungsprozess in Gang kam. Ebenso wurden in beiden Provinzen relativ wenige Kolonien gegründet. Es gab zudem viele Kaiser (zum Teil Claudius, Vespasian, Domitian, Hadrian, Antoninus Pius), die gleichzeitig Operationen und Sicherungsmethoden gleichzeitig in beiden Gebieten durchführen ließen.

Britannien ist wohl diejenige Provinz, die im Westen des Reiches am wenigsten stark romanisiert war. Während der gesamten Zugehörigkeit zum Reich existierten dort immer Siedlung originär einheimischen Zuschnitts. Zudem starb in Britannien die keltische Sprache nie aus, wurde zum Teil noch lange in Inschriften benutzt und setzte sich nach dem Niedergang des Reiches in Teilen der Provinz wieder gegenüber dem Lateinischen durch.

Im Vergleich dazu waren die beiden Rheinprovinzen sehr viel stärker romanisiert. Begünstigt wurde dies sicherlich dadurch, dass es hier keine einheitliche Bevölkerung gab und durch die Kriege von 50 bis 9 n. Chr. bedingte starke territoriale Veränderungen. Es dauerte dennoch relativ lange, bis sich eine umfassende Romanisierung durchsetzte - das Schlüsseljahr ist für mich das Jahr 70, mit der Niederschlagung des Bataver-Aufstandes. Dabei wurde die Machtstellung der regional bedeutenden Eliten der Bataver und Treverer beseitigt. Zudem gab es danach eine der wenigen größeren Ausbauphasen in der Region, mit dem rechtsrheinischen Straßen- und Limesbau sowie der Gründung von Munizipien/Kolonien sowie rechtlich niedergestellten Städten (z.B. Xanten, Rottweil, Nida-Heddernheim).

Was die materielle Kultur betrifft, so scheint sich das Lateinische zumindest als Schriftsprache komplett durchgesetzt zu haben. Einheimisches Gepräge zeigt sich hier und da durch Höfe einheimische Bauweise (besonders in Holland noch in der Zeit um 100), über Reliefs überlieferte Details der Kleidung und vor allem durch Kulte. Die Matronenkulte zumindest existierten auch bis ins 4. Jahrhundert. Wie Maureen Caroll beschreibt, verschwinden aber im römischen Reich viele regionale Unterschiede in der Spätantike - sie begründet dies unter anderem mit dem Antoninianischen Edikt, durch das die Volkszugehörigkeit unwichtig geworden war. Ich würde schon sagen, dass die linksrheinischen Provinzen romanisiert waren.
 
Ich möchte noch anmerken, dass die zahlennmäßig starke Präsenz römischer Truppen am Rhein und die damit verbundenen intensiven Kontakte mit den Einheimischen entscheidend dazu beigetragen haben dürften, das linksrheinische Gebiet schnell und intensiv zu romanisieren. Ferner hat sich die lateinische Sprache bemerkenswert lange gehalten; bis ins 12. Jh. sogar der "moselfränkische Dialekt". Das alles spricht für eine intensive, flächendeckende Romanisierung, zumindest seit der Blütezeit des Reiches, von der ja auch die Provinzler profitierten, was deren Bereitschaft zur Anpassung an die Römer befördert haben dürfte. In der 2. Hälfte der röm. Präsenz am Rhein (mal abgesehen von der ultimativen Phase des Niedergangs, als Foederaten im großen Stil aufgenommen werden mussten) kann ich mir "Parallelgesellschaften" kaum noch vorstellen. Die archäologischen Funde geben eine derartige Differenzierung in der hohen Kaiserzeit nicht (mehr) her (in der frühen Kaiserzeit dagegen schon).
 
Bis auf den nördlichen Niederrhein (also "Holland") kann man die linksrheinischen Gebiete als genauso romanisiert betrachten wie den Rest Galliens.
Die Eliten der Bataver und Treverer waren schon früh romanisiert wie man an den Namen der Drahtzieher im Bataveraufstand erkennt: Julius Civilis und Julius Tutor.
 
Kann mich da Ashigaru nur anschließen, wobei ich den Bataveraufstand und Sprachlichen Wandlungsprozess etwas anders sehe.

Ich für meinen Teil gehe von einer Zweisprachigkeit der Bevölkerung aus, obwohl sich das sicher nicht beweisen läßt. Man sollte nicht vergessen das das linksrheinsche Gebiet eine der wenigen Grenzen war, über die durchaus starker Handelskontakt bestand, bzw. auch Bevölkerungsaustausch stattfand. Austausch ist vllt falsch, da ich mir das ganze relativ einseitig vorstelle, d.h. von Germanien an die Grenze bzw auf röm. Gebiet. Anders als in Nordafrika/Levante gabe es entlang von Rhein und auch Donau keine natürliche Grenze die den Zugang auf wenige Abschnitte limitierte. Infolge dieses breiten Kontaktes gehe ich davon aus, dass auch in den Mittelschichten sowohl Lateinisch als auch germanisch gesprochen wurde.

Die nichtsprachliche Romanisierung dürfte einfach nur sehr sehr langsam in schwung gekommen sein. Für mich ausschlaggebend sind dabei villae rusticae und angesiedelte Romanen. Dies passierte aber in dieser Region nur relativ schleppend so dass sich die Romanisierung erst langsam in bewegung setzte. die ersten Jahrzehnte wurden ja nahezu sämtliche Güter aus Italien und Südgallien in diese Region gebracht.
 
Man darf aber nie vergessen, romanisiert wird die Oberschicht, der Bauer wird kein Latein gesprochen haben und wenn dann nur ein paar Fetzen.
In der Spätantike konnte nichmal jeder Legionär noch Lattein, nur die Grundbegriffe für das Militär.
 
Hmmm.
Ich bin eher Skilehrers Meinung, dass nämlich die Romanisierung relativ schnell und intensiv erfolgte. Und zwar nicht etwa durch eine Umerziehung der Oberschicht oder eine Aufklärung der Unterschicht, sondern durch die Bildung einer wohlhabenden Mittelschicht - Händler, Handwerker, Unternehmer, die aus dem Warenverkehr mit der Besatzung und den römischen Kolonen (und später den aus ihnen selbst heraus entstandenen neuen militärischen und wirtschaftlichen Strukturen römischer "Bauart") Gewinn ziehen konnten, Lebensstandard erhöhen, ihrerseits Arbeiter, Händler und Dienstleister nachziehend.

Diese Schicht gab es nicht, bevor die Römer kamen. Diese Leute liessen sich Grabsteine in der Geschäftssprache Latein aufstellen und verschönerten ihre Heiligtümer mit gallo-römischen Bauwerken, verzierten sie mit lateinisch beschriebenen Weihesteinen. Die Ungelenkheiten bei den Inschriften (wie das "vir illaeius" auf dem Grabstein der Bella) geben deutliche Hinweise auf den Sprachgebrauch und die Verbreitung des Latein.

Dass die herrschende Adelsklasse vereinnahmt wurde oder in den Widerstand ging, zeigt die Familiengeschichte des Arminius und die Bestrebungen lokaler Fürsten, ihre Unabhängigkeit (und ein bisschen mehr) wieder zu erlangen - bis zum vorläufigen Endpunkt des Bataveraufstands. Die nächsten Aufstände an der Rheingrenze sind die übermächtiger römischer Generäle und Gouverneure.

Inwieweit die arme Bevölkerung romanisiert wurde, ist schwer zu sagen, aber anzunehmen ist, dass sie sich kulturell an den nächst wohlhabenderen Schichten orientiert hat - nicht zuletzt auch deshalb, weil sie die Möglichkeit hatte, in diese Schichten aufzusteigen.
 
Diese Leute liessen sich Grabsteine in der Geschäftssprache Latein aufstellen und verschönerten ihre Heiligtümer mit gallo-römischen Bauwerken, verzierten sie mit lateinisch beschriebenen Weihesteinen. Die Ungelenkheiten bei den Inschriften (wie das "vir illaeius" auf dem Grabstein der Bella) geben deutliche Hinweise auf den Sprachgebrauch und die Verbreitung des Latein.

Da habe ich mal eine im Trüben fischende Gegenfrage: Kann es nicht evtl. sein, dass solche Formulierungen auch standardisiert waren, also nicht unbedingt von Latein als Alltagssprache der Provinzbevölkerung Zeugnis ablegen sondern lediglich von seinem höheren Prestige? Gibt es dazu Untersuchungen, die nichtoffizielle Inschriften auf Standardformulierungen untersucht haben?
 
Gut möglich, E. Q.

Ob es Untersuchungen zu deiner Frage gibt weiss ich nicht - da müsste mal eine/r der hiesigen Provinzialarchäologen was sagen (wenn es welche gibt). Das römische Faible für Abkürzungen hat dazu geführt, dass die meisten wirklich standardisierten Floskeln tatsächlich in SMS-typischen Buchstabenkombinationen auf den Steinen erscheinen - - - L.M.V.S., H.M.N.S etc. ... die persönlichen Formeln und Namen bleiben ausgeschrieben. In der Tat sind die meisten Steine so standardisiert, dass nur die besonders schönen oder ausführlichen im Museum ausgestellt sind.

Natürlich kann man annehmen, dass – wer von den romanisierten Germanen lesen konnte, Latein lesen konnte. Handel, Unternehmertum, städtische Mitbestimmung machte allerdings Schriftlichkeit zur Voraussetzung für möglichen neuen Reichtum und Einfluss – die breite Akzeptanz dieser Möglichkeiten lässt es als wahrscheinlich erscheinen, dass viele Germanen den Lateinunterricht freiwillig auf sich genommen haben.
 
Ob es Untersuchungen zu deiner Frage gibt weiss ich nicht
Gut möglich, daß schlicht die Voraussetzungen für solche Untersuchungen fehlen.
Man hat eben als Indizien solche Sachen wie Inschriften etc. - aber eben keine Tondokumente um zu vergleichen, wie die Leute sich privat zu Hause unterhalten haben.

dass viele Germanen den Lateinunterricht freiwillig auf sich genommen haben.
"Lateinunterricht" ist vielleicht eine irreführende Formulierung.
Die werden ihre Latein-Brocken halt im Umgang mit Römern aufgeschnappt haben, mit Basisvokabular und Schlichtgrammatik - gäbe im heutigen Lateinunterricht wohl nur mühsam eine Vier ;-)

Man hat ja viele vergleichbare Beispiele, wo sich die Sprache einer fremden Führungsschicht über eine gewisse Zeit durchsetzt, weil sie Aufstiegsmöglichkeiten verspricht und auch überregionale Kommunikation ermöglicht.
Das kann schon einige Generationen brauchen, und auch dann bleiben oft noch Leute übrig, die auch die alte Sprache noch benutzen.
 
Soeben rieb ich mir die Augen, sah dann aber daß der Beitrag "Warum wurden die Germanen nie germanisiert?" schon lange nicht weiterverfolgt wurde.

Nun rede ich zu diesem Thema ungern mit Bestimmtheit, weil es mit 'germanischen' Quellen ja doch recht düster aussieht. In der Regel muß man eben den Umweg über römische Aussagen machen und deshalb ist die Suppe erschrecklich dünn. Und deshalb habe ich große Hemmungen, hier feste Aussagen zu wagen.
Meine Vorliebe etwa für den bürgerlich/höfischen Tanz um 1700 steht da unter einem anderen Stern: Tanzmeister haben wirklich lückenlose Informationen hinterlassen - das von Taubert kann wirklich jede Frage beantworten (wenn man sich die Mühe macht und die Sprache versteht).

Letzterer Excurs soll keineswegs ins Offtopic führen - nein! ich will nur vergleichen : die Germanenbegeisterten haben es recht schwer und müssen sich offenbar auch ihrer Phantasie bedienen. - Daß sie die Germanen gern im positiven Lichte sehen und daß sie die Germanen lieber als Winner, denn als Looser betrachten, ist vollkommen menschlich. Vielleicht ist das meiner Vorliebe für die Wendenbeherrschenden Greifen nicht unähnllich : die Greifen waren eine Dynastie von Loosern (schmerzt mich durchaus und ich möchte immer Winner draus machen). Die Parallele zu den Germanen liegt offenbar in der Uneinigkeit. Rom war eine culturelle Einheit, die weitgehend geschlossen agierte und planvoll vorging. Das scheint bei den Germanen nicht so gewesen zu sein (wie in der zerstrittenen Greifenfamilie).

Was ich von den Germanen vernommen habe, klingt ganz so, als hätten sie Sehnsucht nach der Sonne des Südens gehabt: Rom versprach ein schöneres, Leben - verklärt zum Paradis (vielleicht ähnlich wie einst das gelobt Land America). Und es klingt auch so, als hätten die Germanen überwiegend in ziemlichen Elendsverhältnissen gelebt.

Vielleicht wird man meine Ausführungen bis hierher bestreiten. Was aber völlig unstrittig, ist die Tatsache, daß CAROLVS MAGNVS die Kaiserkrone annahm. Ist das hl.Römisch-Teutsche Reich nicht Beweis für Romanisierung genug?

Man hat mir auch gesagt, die Goten hätten in Italien relativ wenig zerstört, weil sie die römische Cultur sehr achteten und sie wären practisch als hoffnungsvolle Einwanderer gekommen. Offenbar erwuchs daraus die gotische Hochcultur?

Aber ich sehe doch, daß die Germanenbegeisterung ein hartes Brot ist, vor allem, wenn man die Römer als den Gegenpart begreift.
 
...Was aber völlig unstrittig, ist die Tatsache, daß CAROLVS MAGNVS die Kaiserkrone annahm. Ist das hl.Römisch-Teutsche Reich nicht Beweis für Romanisierung genug?
Würde ich nicht unbedingt so sehen. Die römisch-deutsche Kaiserkrone war ein reines Politikum, das, wie du richtig in Verbindung setzt, auf Karl den Großen zurück geht. Die Päpste brauchten zu Karls Zeit eine Schutzmacht und das Frankenreich war das einzige Reich in Europa, das in der Lage war, diesen Schutz zu gewähren. Andererseits bot die Krone dem aufstrebenden Frankenreich auch Vorteile, nämlich eine von höchster Stelle kirchlich verbriefte Vormachtsstellung über die christlichen Staaten. So kann man dieses Verhältnis als eine Symbiose ansehen - zumindest zur Zeit der Franken.
...Man hat mir auch gesagt, die Goten hätten in Italien relativ wenig zerstört, weil sie die römische Cultur sehr achteten und sie wären practisch als hoffnungsvolle Einwanderer gekommen. Offenbar erwuchs daraus die gotische Hochcultur?
Also die Westgoten haben Rom geplündert. Dabei ging sicher einiges zu Bruch. Danach zogen sie weiter nach Gallien, wo sie ihr Reich gründeten.
Bei den Ostgoten war das etwas anders. Sie gingen unter König Theoderich im Auftrag Ostroms nach Italien, setzten Odoaker ab, der beim Oströmischen Kaiser inzwischen in Ungnade gefallen war und gründeten dort dann ihr Reich. Theoderich hatte in Italien auch den Titel eines Patricius Romanum inne und leistete in Italien tatsächliche Wiederaufbauarbeit.
 
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In der Spätantike konnte nichmal jeder Legionär noch Lattein, nur die Grundbegriffe für das Militär
Das ist ja auch kein Wunder, wurden in der Not der Spätantike doch alle möglichen "Verbündeten" (mit Migrationshintergrund) bzw. mehr oder weniger freiwillig aufgenommene "Foederaten" für das arg strapazierte Heer rekrutiert. Das heißt ja noch lange nicht, dass das Gebiet vorher nicht romanisiert war. Im Gegenteil, der hohe Zivilisationsgrad (und damit das hohe Maß an Romanisierung) war ja gerade die Verlockung für die Migranten, die im 4./5. Jh. das Rheinland infiltrierten. Zweifelsohne nimmt der Grad der Romanisierung ab der Mitte des 4 Jh. stark ab. Die Frankeneinfälle und anschließende Migrationswellen sind ja hinreichend belegt. Da waren die Römer schnell in der Minderheit. Im 2. bis zur Mitte des 3. Jh. haben wir jedoch eine ganz andere Situation. Da war sicher alles rel. stark "assimiliert". Die archäologischen Funde sprechen da eine recht deutliche Sprache.
 
Soeben rieb ich mir die Augen, sah dann aber daß der Beitrag "Warum wurden die Germanen nie germanisiert?" schon lange nicht weiterverfolgt wurde.

Du musst einen entscheidenden Unterschied machen zwischen den Germanen in den römisch besetzten Gebieten - also dem "römischen Germanien" - und denen im "Freien Germanien" zwischen Rhein und Oder, das die Römer nie besetzen konnten. In diesem Thread geht es lediglich um den Romanisierungsgrad der Germanen in den römischen Gebieten, d.h. links des Rheins und südlich der Donau. Und der war nach Meinung der Diskutanten sehr groß, während die rechtsrheinischen Germanen im großen und ganzen ihrer angestammten Lebensweise und natürlich auch Sprache treu blieben.

Vielleicht ist das meiner Vorliebe für die Wendenbeherrschenden Greifen nicht unähnllich : die Greifen waren eine Dynastie von Loosern (schmerzt mich durchaus und ich möchte immer Winner draus machen).

:eek:fftopic: Die "Greifen" waren keineswegs "Looser", sondern erreichten als erste Slawenherrscher den Reichsfürstenstand und begründeten das Herzogtum Pommern. Dass sie sich Lauf ihrer relativ kurzen Geschichte in zahlreiche Seitenlinien aufspalteten, ist kein Kriterium, denn das geschah auch in vielen anderen deutschen Fürstentümern. Leider starben die "Greifen" bereits im 17. Jh. aus, was man ihnen nicht zum Vorwurf machen kann.

Und es klingt auch so, als hätten die Germanen überwiegend in ziemlichen Elendsverhältnissen gelebt.

Der Begriff "Elendsverhältnisse" ist fehl am Platz und trifft so auch nicht zu. Als Gründe für die Wanderung germanischer Stämme werden u.a. genannt: Verdrängung durch mächtigere Stämme, Abenteuerlust von "Jungmännern", Missernten, klimatische Gründe.

Vielleicht wird man meine Ausführungen bis hierher bestreiten. Was aber völlig unstrittig, ist die Tatsache, daß CAROLVS MAGNVS die Kaiserkrone annahm. Ist das hl.Römisch-Teutsche Reich nicht Beweis für Romanisierung genug?

Der Übergang der römischen Kaiserkrone an Karl den Großen ist keineswegs ein Indiz für Romanisierung. Der Vorgang zeigt lediglich, dass die reale Macht in Europa von den Römern an die Germanen - hier die Franken - übergegangen war.
 
:eek:fftopic: Die "Greifen" waren keineswegs "Looser", sondern erreichten als erste Slawenherrscher den Reichsfürstenstand und begründeten das Herzogtum Pommern. Dass sie sich Lauf ihrer relativ kurzen Geschichte in zahlreiche Seitenlinien aufspalteten, ist kein Kriterium, denn das geschah auch in vielen anderen deutschen Fürstentümern. Leider starben die "Greifen" bereits im 17. Jh. aus, was man ihnen nicht zum Vorwurf machen kann.
Jetzt wird's offtopic, hatte nur 'nen kurzen Vergleich gezogen. Meiner Familie wird Greifenblut nachgesagt und ich fühle hier als Looserin : caothische Uneinigkeit.
Die Parallele zu Germanen kam mir deshalb ganz passend vor. Wer seinen Laden in der Geschichte nicht im Griff hat wird bestraft - so war es doch immer. Und die Römer hatten ihren Laden, während ihrer Hochzeit, eben am besten im Griff. Die Germanen haben davon gelernt und wir profitieren nach wie vor davon ...

sprich : doch Elend

klimatische Gründe
Ich sprach ja von Sehnsucht nach der Sonne Italiens - raus aus dem Elend ...

Ich sehe allgemein nur hin- und her Geschiebe der Krone des großen Carolvs, aber keine Entkräftung meiner Ausführungen. Letztlich hat GERMANIA (Geographische Lateinbezeichnung für das Land der Teutschen) das Erbe Roms angetreten. Wir alle wissen, daß die Macht gar so angewachsen ist, daß wir heute sogar um's Clima fürchten müssen. Das Recept, die römische Cultur zu adaptieren war also eine Riesenerfolgsgeschichte. Hätten die Germanen immer weiter geackert, wie Jahrhunderte zurvor, lebten wir heute in einem Entwicklungsland (und fröhren immer noch erbärmllich).

Ich persönlich lege großen Wert darauf, daß ich in einer römisch geprägte Cultur lebe und nicht in einer germanischen. - Wir wissen ja eigentlich nicht einmal recht, wer diese Germanen eigentlich gewesen sind, weil es ja kaum Primärzeugnisse gibt. Es ist also ein ziemlich undankbares Thema.
 
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Warum sprechen wir dann keine romanische Sprache? :grübel:
Weil in besagtem Gebiet seit Mitte des 4. Jh. ständig andere Völker eingewandert sind, viele Römer getötet wurden oder ins Reichsinnere geflohen sind. Die verbliebenen Romanen waren so schnell in der Minderheit und wurden schließlich von den neuen Einwohnern assimiliert. Die nunmehreige Minderheit hat sich der neuen Mehrheit angepasst. Es gibt Belege, dass das teilweise etwas gedauert hat, aber letztendlich war es nur eine Frage der Zeit.
 
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