Das hört sich alles ganz gut an und ist sehr detailliert.
Ich sehe vor allem drei Unterschiede zwischen dem römischen und athener Staat.
Der erste Unterschied ist das Wahlrecht. Du hast richtig erkannt, dass der Ausschluss von Frauen und Sklaven eher für den Vergleich mit heute wichtig ist. Beide Bevölkerungsgruppen waren sowohl in Rom als auch in Athen von der politischen Partizipation ausgeschlossen.
Betrachtest du aber die Wahlbürger, so fallen Unterschiede auf:
- In Athen durfte sich jeder Vollbürger an der Politik der Stadt beteiligen. Es wurde sogar erwartet, dass sich ein freier Grieche für seine Stadt in der Politik einsetzte. Für den Status des Vollbürgers war der Besitz entscheidend. Nur wer sich Waffen und Rüstung leisten konnte (also in der Lage war, die Stadt zu verteidigen), erhielt die vollen Rechte eines Bürgers.
Wie du richtig erkannt hast, Wurden in der Verfassung des Kleistenes nicht alle Ämter gewählt. Die Rat der 500 und die Richter wurden durch Los bestimmt. Die 9 Archonten und die 10 Strategen (einer je Phyle) wurden noch immer gewählt.
Zwar waren die Adligen noch immer die bestimmende Bevölkerungsgruppe in der Politik, da alleine sie es sich leisten konnten, sich in der Politik zu betätigen, doch durch die Reform des Kleistenes verloren sie ihren feste Anhängerschaft und mussten jedesmal einen Wahlkampf um die Stimmen betreiben.
- Auch in Rom hing die politische Partizipation vom Besitz ab. Seit den Ständekämpfen stand zwar prinzipiell allen Plebejern der Cursus Honorum offen, doch faktisch war dies nur den Reichsten Plebejern möglich. Während in Athen jeder Vollbürger in den Rat der 500 gewählt werden konnte, war der Besitz der Römischen Bürgerrechts nicht gleichbedeutend mit dem aktiven Wahlrecht.
Ein weiterer Unterschied war das römische Klientelwesen. Während in Athen die Adligen ihre feste Anhängerschaft mit der Reform des Kleistenes verloren, erhielten sich die Klientele in Rom. Die Macht eines römischen Patriziers hing von der Zahl seiner wahlberechtigten Anhänger ab, die in der Volksversammlung für ihn und seine Gesetzesvorschläge stimmten.
Der zweite Unterschied liegt in den Mechanismen der Machtbegrenzung. Rom hatte hierfür zwei Prinzipien eingesetzt, die Annuität und die Kollegialität. Die zeitliche Begrenzung der Ämter gab es zwar auch in Athen, doch das Vetorecht ist meines Wissens eine typisch römische Einrichtung. Dies ging sogar soweit, dass im Kriegsfall sich die beiden Konsuln jeden Tag beim Oberbefehl ablösten - mit teilweise katastrophalen Folgen, wie im 2. Punischen Krieg.
Ein dritter Unterschied taucht bei den Institutionen Rat der 500 und Senat auf. Die Zusammensetzung des Rates der 500 in Athen änderte sich ständig, da die Mitglieder jedesmal neu ausgelost wurden und niemand zweimal dieses oder ein anderes Amt bekleiden durfte.
Der Senat in Rom wurde hingegen durch die Zensoren über den Besitz festgelegt. Faktisch gab es jedoch kaum Veränderungen in der Zusammensetzung, so dass meist die selben Familien ihre Vertreter im Senat hatten. Der Senatssitz war faktisch erblich.
Vergleicht man beide Systeme, so fallen folgende Unterschiede auf:
Die Athener legten mehr Wert auf die Gleichheit der Vollbürger. Jeder Vollbürger sollte sich für das Wohl der Stadt einsetzen. Die Stadt wurde von allen Vollbürgern regiert, daher: Demokratie = Herrschaft des Volkes (der Vollbürger).
Rom legte hingegen viel mehr Wert auf ein System von Checks and Balances. Deutlich wird dies an den Reformversuchen der Gracchen. Als Tiberius Gracchus versuchte, sich ein zweites Jahr in Folge zum Konsul wählen zu lassen, wurde er ermordet. Nur in größter Not waren die Römer bereit, die Macht für einen gewissen Zeitraum einem einzelnen Diktator zu übertragen.
Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass das Volk die Politik bestimmt.
Eine Republik zeichnet sich dadurch aus, dass durch Checks and Balances verhindert wird, dass eine Person zu viel Macht an sich reißen kann.
Eine Demokratie muß nicht zwingend eine Republik sein. In Großbritannien entscheidet das House of Commons über die Politik. Dennoch ist Großbritannien eine Monarchie.
Eine Republik muss nicht zwingend eine Demokratie sein. Selbst in der VR China ist der Vorsitzende der KPCh dem Volkskongress Rechenschaft schuldig. Dennoch kann man in China nicht von einer Demokratie sprechen.
Ich hoffe, ich konnte helfen.