Übrigens befand sich Afrika durchaus nicht auf steinzeitlichem Niveau. Äthiopien stand in diplomatischem Kontakt mit Kleopatra.
Diplomatische Kontakte sowie Handelsbeziehungen nach Schwarzafrika existieren schon viel früher. Bereits während des ägyptischen Alten Reiches entsandte man Expeditionen ins sagenhafte Land "Punt", das bis heute nicht lokalisiert werden konnte, jedoch mit Sicherheit noch jenseits des Mittleren Nils, möglicherweise sogar jenseits der Sahara liegt. Die Ägypter bezogen Felle und Elfenbein aus Punt, im Tempel der Hatschepsut aus dem Neuen Reich findet sich sogar eine Darstellung der Königin:
http://touregypt.net/featurestories/puntgirl.jpg
Die antiken Königreiche im heutigen Sudan waren teilweise so mächtig, dass Ägypten seine liebe Mühe mit ihnen hatte. Zeitweise hatten diese Reiche sogar Einfluss bis hinauf in die Gegend von Assuan, in der 25. Dynastie regierten sie sogar über Ägypten. Das Königreich von Kerma brachte eine mächtige urbane Siedlung jenseits des 3. Katarakts hervor; die Einwohner dieses Königreiches waren sesshaft, KEINE Nomaden, und sie waren offenbar politisch und militärisch SO gut organisiert, dass die Pharaonen des Mittleren Reiches riesige Festungsanlagen am 2. Katarakt errichten ließen, um die Kerma-Leute gewissermaßen "auszusperren".
Ich will jetzt ja nicht sinnlos übertreiben, aber in diesem Zeitraum war in unserem wunderbar zivilisierten Europa noch nicht wirklich viel los ...
Das Land war bereits vor Europa christianisiert. In Mali, Ghana, am Tschadsee und in Südafrika gab es große Reiche.
Yep
Aber weil sich das viele Forscher noch heute (!) nicht so recht vorstellen können, gibt es immer wieder Theorien, nach denen die "europäischen" Ägypter die Zivilisation nach Innerafrika brachten. Totaler Quatsch! Wir haben es hier mit völlig indigenen Entwicklungen zu tun. Zudem sind große Gebiete in Afrika archäologisch nicht erfasst bzw. überhaupt nicht erfassbar. So erfahren wir denkbar wenig über frühe Großreiche, die mit Sicherheit auch auf dem afrikanischen Kontinent existierten. Als gesichert kann allerdings angesehen werden, dass es auf dem afrikanischen Kontinent auch nicht unzivilisierter und wilder zuging, als anderswo auf Gottes schöner Erde.
[...]bis die mit dem Lineal gezogenen Grenzen die traditionellen Weide- und Wanderrouten unterbrachen.
Das bringt es sozusagen auf den Punkt. Vorratswirtschaft war für viele Ethnien in vorkolonialer Zeit denkbar uninteressant. Sie konnten schließlich einfach weiterziehen, wenn sich Lebensmittelknappheit einstellte. Da in Afrika Wasserknappheit oft saisonal bedingt ist, lebten viele Gruppen semi-nomadisch, waren also über einen Großteil des Jahres sesshaft, wechselten aber aus rein pragmatischen Gründen (Wasser, Weideland) ein- oder zweimal strategisch den Wohnort.
Darüber hinaus sind aus Afrika (und ich erinnere nochmal daran, dass wir hier von einem kulturell und linguistisch unglaublich diversen Kontinent sprechen) so gut wie alle Formen des menschlichen Zusammenlebens bekannt: Urbane Gesellschaften, die 100% sesshaft waren, Königreiche mit Einfluss auf wechselnde Personengruppen, kleine Häuptlingstümer, Halbnomadische Rinderzüchter, Rindernomaden, Jäger und Sammler, etc. ...
Aller hier gräußerten Vorurteile über Afrika in vorkolonialer Zeit entspringen in meinen Augen leider einem Mangel an Information, keinen Tatsachen.
LG
Die_Schweigende