Die wave-of-advance-Theorie

Dieter;31529 Summa summarum: Die Renfrew-Hypothese gilt als unwahrscheinlich und widerlegt. Nach wie vor geht die Mehrzahl der Indogermanisten und Archäologen von einer südrussischen Urheimat aus schrieb:
Was könnte die Ursache für diesen Exodus aus südrussischer Steppe sein?

Sind es die Erfolge bei der Viehzucht und einer damit einher gehenden Überweidung der Steppe?
Sind es Bevölkerungsexplosionen, basierend auf der Milchwirtschaft oder war ihnen einfach nur langweilig?
Relativ einheitliche kulturelle Äußerungen von Spanien bis zum Schwarzen Meer sind z.B Frauenstatuetten/Figuren in der "Art" der Venus von Willendorf, wobei ich hier die Datierungsfrage vorsichtshalber offen lasse. Die Ausbreitung der "Schnurkeramik" könnte sich damit mit der Sprachausbreitung decken, wird aber als Hypothese auch nicht akzeptiert. Ein Thema also, wo sich trefflich streiten läßt.
 
Was könnte die Ursache für diesen Exodus aus südrussischer Steppe sein?

Sind es die Erfolge bei der Viehzucht und einer damit einher gehenden Überweidung der Steppe?
Sind es Bevölkerungsexplosionen, basierend auf der Milchwirtschaft oder war ihnen einfach nur langweilig?

Für Hirten-Nomaden sind Wanderungen zu neuen Weidegründen ein natürliches Verhalten, da braucht es nicht unbedingt BEvölkerungsexplosion + Überweidung obwohl diese in einem gewissen Grad auch eine Rolle spielen können. Hirtennomaden sind mobiler als Bauern und sicher nutzten sie schon das Pferd als Reit- und Lasttier
Hauspferd - Wikipedia, was m.E. für die Kurgan-Steppentheorie spricht, weil diese Nutzung des Pferdes erst 5000 - 3000 BC einsetzte

Relativ einheitliche kulturelle Äußerungen von Spanien bis zum Schwarzen Meer sind z.B Frauenstatuetten/Figuren in der "Art" der Venus von Willendorf, wobei ich hier die Datierungsfrage vorsichtshalber offen lasse. Die Ausbreitung der "Schnurkeramik" könnte sich damit mit der Sprachausbreitung decken, wird aber als Hypothese auch nicht akzeptiert. Ein Thema also, wo sich trefflich streiten läßt.

die frühen Bauern waren zwar auch noch nicht immobil, da sie teilweise Brandrodung betrieben und die Böden dabei nach 15-20 Jahren erschöpft sind. Anfangs wurden aber nur die fruchtbaren Lößböden an Flüssen bebaut. M.E. könnte diese Vorwärtsbewegung schon zu der wave-of advance-Theorie von Renfrew passen, wenn es denn nicht die indoeuropäischen Sprecher waren.
Vielleicht kann man auch die Mythen und Sagen in die Überlegungen einbeziehen. Gibt es nicht die Konflikte zwischen Bauern und Eindringlingen, mit Pferden + besseren Waffen in den griechischen Sagen?
 
Um noch einmal mit einem weitverbreiteten Irrtum aufzuräumen: Die frühen Indoeuropäer waren KEIN Reitervolk. Pferde wurden nach ihrer Domestikation zunächst vor den Wagen gespannt. Noch die Helden bei Homer kämpften vom Streitwagen aus, ritten aber nicht. Gleiches gilt für alle antiken Völker bevor 1000 v. Chr., also Hethiter, Hyksos usw.

Fast alle Sandalenfilme liegen da falsch.
 
Was könnte die Ursache für diesen Exodus aus südrussischer Steppe sein?

Über die Gründe, die zu einer Expansion der Proto-Indoeuropäer vor etwa 5000 Jahren führten, kann nur spekuliert werden. Eine eingängige Hypothese geht davon aus, dass es in dieser Zeit zu einer Trockenperiode kam, die die indoeuropäische Hirtenbevölkerung des südrussischen Raums zur Abwanderung veranlasste.

Als Beweis werden meterdicke Schlammablagerungen an einem See auf der Krimhalbinsel genannt, die russische Wissenschaftler bereits vor einigen Jahrzehnten untersuchten. Sie ließen sich über das Jahr 2400 v. Chr. hinaus zurückverfolgen und mit der Menge der jährlichen Regenfälle in Verbindung setzen. Dabei stellte man für die drei Jahrhunderte zwischen 3400 und 3100 v. Chr. eine rapide Abnahme der jährlichen Regenmenge fest. Von vorher "mitteleuropäischer Feuchtigkeit" veränderte sich das Wetter in dieser kurzen Periode grundlegend in ein vorwiegend trockenes Steppenklima.

Ob diese Hypothese stimmen kann, sei dahingestellt. Das Phänomen expandierender halbnomadischer Hirtenvölker und Steppenreiter hat es jedenfalls in der Geschichte häufig gegeben, wobei die Ursachen oft komplex sind und sich einer monokausalen Deutung entziehen.

Die Ausbreitung der "Schnurkeramik" könnte sich damit mit der Sprachausbreitung decken, wird aber als Hypothese auch nicht akzeptiert. Ein Thema also, wo sich trefflich streiten läßt.

Die Ausbreitung der Schnurkeramik wird häufig mit der Ausbreitung der Indoeuropäer in Verbindung gebracht, doch muss man auch die nordische Streitaxtkultur und die osteuropäische Fatjanovo-Kultur hinzuzählen. Schließlich ist im Ausganggebiet der Indoeuropäer die Ockergrab-Kultur zu nennen, für die die amerikanische Archäologin Marija Gimbutas die Bezeichnung "Kurgan-Kultur" prägte.

Kurgankultur - Wikipedia
 
Die Ausbreitung der Schnurkeramik wird häufig mit der Ausbreitung der Indoeuropäer in Verbindung gebracht, doch muss man auch die nordische Streitaxtkultur und die osteuropäische Fatjanovo-Kultur hinzuzählen. Schließlich ist im Ausganggebiet der Indoeuropäer die Ockergrab-Kultur zu nennen, für die die amerikanische Archäologin Marija Gimbutas die Bezeichnung "Kurgan-Kultur" prägte.

Gerade Marija Gimbutas gilt unter Archäologen im großen und ganzen als widerlegt.

Über die Gründe, die zu einer Expansion der Proto-Indoeuropäer vor etwa 5000 Jahren führten, kann nur spekuliert werden.
Auch über diesen Begriff wurde im Forum schon heiß diskutiert von daher will ich mich nicht weiter darauf einlassen, sondern nur auf die Problematik des Begriffes und der dahinter stehenden Theorien verweisen.


Die Urheimat aller Indeueuropäer ist die rusiische Steppe. Neben linguistischen Beweisen gibt es genetische Beweise. Man muss sich nur Verteilungskarten bestimmter Genotype anschauen. Ein Genotyp, der als der indoeuropäische assoziert wird, hat seine stärkste Verbreitung in der russischen Schwarzmeerregion, tritt aber auch in Europa auf, mit abnehmender Häufigkeit zuM Atlantik hin (Haarmann, 2003).

Leider habe ich das Buch noch nicht gelesen, werds aber bald nachholen.

Folgendes spricht gegen diese Urheimattheorie:
- Die Übereinstimmung in bestimmten Genotypen, die als die indoeuropäische assoziert werden und konzentriert in der Schwarzmeerregion auftreten, muss doch nicht zwangsläufig auf eine Urheimat verweisen. Immerhin ist diese Region bis heute ja auch einer genetischen Durchmischung unterworfen.
Wobei ich mich auch frage wie ein indoeuropäisches Genom aussieht. Soweit ich weiß ist der Mensch zu ca. 96(98)% genetisch gleich. Die verblieben Prozente bestimmen dann reine Körperlichen Merkmale wie Haar-und Hautfarbe, Körpergröße etc.
- Den Rezensionen des Buches nach zu urteilen, erfolgt die Beweisführung für die dargestellten Theorien zumeist über vergleichende Sprachwissenschaftlichen Forschungen, andere Disziplinen dienen dazu die Argumentationskette stringent zu halten
Da dann der Ausgang die Schrift ist, hier ist das Hethitische als älteste Schriftsprache dieser Region anzusehen, wird eine Zeitraum von ca. 6700 v.chr. bis in 2 Jt. v. chr ausgelassen.
Ein solches Vorgehen ist meiner Meinung nach keinesfalls als wissenschaftliche korrekt anzusehen.
 
@Geist, wenn du die Kurgan-Theorie ablehnst (Gimbutas hat sicher die komplexen Prozesse vereinfacht), musst du aber auch eine Alternative anbieten. Colin Renfrews Anatolien-Hypothese halte ich als solche für nicht geeignet.

Ich gebe dir recht, dass die Verbreitung eines "Indoeuropäer-Gens" nördlich des Schwarzen Meeres gar nichts besagt. Gerade diese Region war in den letzten Jahrtausenden ein Völkerschmelztiegel, in dem Skythen, Griechen, Alanen, Goten, Sarmaten, Turkvölker, Mongolen und Slawen sich gegenseitig die Klinke in die Hand gaben.
 
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Gerade Marija Gimbutas gilt unter Archäologen im großen und ganzen als widerlegt.

Die Hypothese der Gimbutas gilt keineswegs als widerlegt, sondern ist - wie alle einschlägige Hypothesen - umstritten.

In der Mehrzahl sind sich Indogermanisten und Archäologen über eines einig: Wenn es eine hypothetisch erschlossene indoeuropäische Grundsprache gibt, so muss es auch Träger dieser Sprache gegeben haben. Ob es sich dabei nun um ein "Urvolk" handelte, um Stammesgruppen oder gar um ethnisch durchaus unterschiedliche Populationen - was ebenfalls möglich ist - bleibt nach wie vor ungeklärt.

Dass es sich bei dieser Thematik von vornherein um Hypothesen oder sogar nur um Spekulationen handelt, ist ebenfalls völlig klar. Wenn wir also hier über die Indoeuropäer und etwaige ursprüngliche Sitze diskutieren, so natürlich vor diesem spekulativen Hintergrund.

Unbestritten wird mehrheitlich von einer "Urheimat" ausgegangen, die etwa zwischen dem Ostseeraum und dem Schwarzen Meer gelegen haben könnte. Alle anderen Positionen wie eine mitteleuropäische oder anatolische Urheimat haben in der Regel weniger Befürworter.

Für eine zentraleuropäische Urheimat der Indoeuropäer traten besonders die Nazis ein, aus eingängigen Gründen: Sie konnten so eine Kontinuität der "nordischen Rasse" vom Mesolithikum bis in die historische Zeit postulieren und mussten keine Einwanderung "asiatischer Horden" befürchten.
 
Um nocheinmal auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
Muss man davon ausgehen, dass Träger der indoeurupäischen Sprache als Invasoren nach Europa gekommen sind und sich dort als Eliten etablierten, oder wäre auch denkbar, dass von der südrussischen Steppe aus durch Prozesse des wave-of-advance-Modells über Europa ausgebreitet haben?
Bei ersteren Modell müsste man irgendwie die militärische Überlegenheit der Invasoren, die nicht Reiter waren, erklärt werden, bei letzterem ,warum die Indoeuropäer ein stärkeres Bevölkerungswachstum hatten. Sehe ich das richtig?

PS. Weiß jemand vielleicht wie meine Fragen aus Beitrag #19 in der Forschung beantwortet werden?
 
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Zur Durchsetzung einer Sprache bedarf es keine militärische oder politische Überlegenheit über eine andere Gruppe. Mein Lieblingsbeispiel sind die Germanenreiche auf ehemals weströmischen Reichsboden: Die Germanen konnten sich sprachlich nicht durchsetzen, es wurde weiterhin der regionale lateinische Dialekt gequatert und gebabbelt und die Germanen passten sich sprachlich-kulturell an.

Die Indoeuropäer können also sowohl langsam eingesickert sein, als auch aggressiv bzw. plötzlich, für die Verbreitung und Übernahme der indoeuropäischen Sprache ist das nebenrangig.
 
Eine militärische Überlegenheit hängt nicht zwangsläufig mit der Nutzung des Pferdes zusammen. Die alteuropäische Bevölkerung war, so die Hypothesen, eine relativ friedfertige matriarchalische Bauernkultur, womöglich egalitär. Und dann kommen plötzlich Leute ins Land, straff patriarchalisch organisiert, mit Streitäxten ausgerüstet und schon von ihrer kargen Heimat her auf Krawall gebürstet. Kein Wunder, dass sie rasch die Oberhand über die Urbewohner gewannen und zumindest die Eliten bildeten.
 
Vielleicht als allg. Diskussionsgrundlage diese Artikel:
http://user.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~wdl/Urheimat%20Indogermanen.PDF
http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/wildgen/pdf/migration_sprachen_kulturen.pdf
http://www.flaez.ch/ps/gimbutas.ps.gz
http://tovok7.de/infos/uni/sonstiges/indosprach.pdf



Zum Thema an sich beziehe ich mich auf Brather (2000), Germania 78,S.174
Eines der markantesten und immer wieder diskutierten Beispiele bildet in dieser Hinsicht das ,,Indogermanen-Problem". Die ,,indoeuropäische Ursprache" stellt zunächst nichts weiter als ein sprachwissenschaftliches Konstrukt dar, das keinen Anspruch auf die Realität einer tatsächlich gesprochenen Sprache und auf gelebte Realität erhebt und auch nicht erheben kann. Zwar steht die -Verwandtschaft" der Einzelsprachen außer Frage, doch ob und wie man sich ein ursprüngliches sprachliches
Kontinuum vorzustellen hat, muß hypothetisch bleiben. Die Suche nach einer
vermeintlichen "Urheimat" ist von vornherein gegenstandslos, weil schon deren Existenz nicht gesichert werden kann, geschweige dem eine auch nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich ist.
Aus archäologischer Perspektive lassen sich für die in Frage kommenden Zeiträume und Regionen zwar kulturelle Beziehungen aufzeigen, doch werden damit weder sprachliche noch ethnische, weder politische noch kulturelle oder biologisch-anthropologische
Verhältnisse auch nur in Ansätzen beschrieben. Das Zusammenfallen
aller dieser Bereiche wäre die große - methodisch gar nicht zu begründende - historische Ausnahme. Kulturelle Ähnlichkeiten belegen zunächst nichts weiter als Kommunikation oder Austausch von Gütern bzw. Personen; weiteres entzieht sich der Beurteilung durch die Archäologie. Die jüngst geäußerte These Colin Renfrews, Ausbreitung neolithischer Wirtschaftsweise und wanderung der Indogermanen fielen zusammen läßt sich - so ansprechend sie auf den ersten Blick auch sein mag - archäologisch nicht verifizieren. Diese These bewegt sich noch ganz im romantischnationalen
Denken, das archäologische Kultur und Sprachraum zur Deckung zu bringen
versucht; auch sie vermag also nicht, das traditionelle, in die Irre führende Denkraster zu verlassen.

Ziemlich genau so sehe ich das auch, von daher ist die ganze Diskussion um eine Urheimat etc. eine reine Kreisbewegung um sich selbst.
Mann kann daran glauben oder auch nicht.
Von einer wissenschaftlichen Seite aus betrachtet trifft Brather genau die Punkte, welche die Schwächen, Inkonsistenzen dieser Theorie aufzeigen.
 
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Muss man davon ausgehen, dass Träger der indoeurupäischen Sprache als Invasoren nach Europa gekommen sind und sich dort als Eliten etablierten ...

Es ist vermutlich davon auszugehen, dass die Indoeuropäer mehrheitlich als Invasoren erschienen, bzw. eine starke Dominanz ausübten. Anders ist es kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, dass sich in allen von Indoeuropäern überschichteten alteuropäischen Völkern indoeuropäische Sprachen sowie der zugehörige Götterhimmel durchsetzten. In Europa konnten nur ganz wenige Alteuropäer wie die Basken ihre Sprache und Identität bewahren.

In Griechenland findet sich um 2000 v. Chr. ein ausgedehnter Brandhorizont mit vielfältigen Zerstörungen von Siedlungen der alten mittelmeerischen Bevölkerung. Dies wird allgemein mit der Einwanderung indoeuropäischer Protogriechen in Verbindung gebracht, wofür archäologische Zeugnisse sprechen. Das griechische Volk entstand aus einem Verschmelzungsprozess beider Völker, der um 1600 v. Chr. abgeschlossen war. In diesem Fall gab es also eine gewaltsame Invasion.

In Kleinasien hingegen geht man von einer überwiegend friedlichen Einwanderung der Hethiter in mehreren Wellen ab etwa 2000 v. Chr. aus, die die in Anatolien siedelnden Hattier lediglich verdrängten, zahlreiche hattische Götter und Bräuche jedoch übernahmen.

Wie die Einwanderung der Indoarier um 1500 v. Chr. nach Nordindien verlief, ist unbekannt und Gegenstand von Spekulationen. Immerhin gibt es die Hypothese, dass der Untergang der Induskultur nach 1700 v. Chr. durch indoarische Scharen verursacht sein könnte.

Es scheint also so zu sein, dass das Eindringen der Indoeuropäer durchaus unterschiedlich verlief. Eine militärische Dominanz ist anzunehmen, da sich überall die indoeuropäische Sprache und Religion durchsetzten, auch das feudale patriarchalische System, das ein typisches Kennzeichen ist.

Anzumerken ist, dass sich nahezu überall Reste vorindoeuropäischer Gottesvorstellungen, Begriffe oder Fluss- und Landschaftsbezeichnungen erhalten haben. So gelten z.B. Dionysos und Artemis als vorderasiatische Gottheiten und auch Demeter sagt man als Fruchtbarkeitsgöttin vorderasiatische Wurzeln nach.
 
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Warum, zum Teufel, assozieren auch die Facharbeiten (Links in Beitrag 32) immer die Kurgan-Hypothese mit Pferdenomaden? Weil man Steppe automatisch mit berittenen Horden in Verbindung bringt? Kein Volk der Welt hat in dem betrachteten Zeitraum (3000 v. Chr.) auf Pferderücken gesessen!!! Pferde wurden damals bestenfalls angespannt.
 
Wer als Archäologe ernst genommen werden will, sieht mit Sicherheit Gimbutas Thesen als widerlegt an.

Hier wäre eine ausgewogene Betrachtung der Kurgan-Hypothese von Marija Gimbutas angebracht, die so aussehen könnte:

Kurgankultur ist ein Begriff, den die Archäologin Marija Gimbutas 1956 prägte, um archäologische Kulturen des späten Neolithikums und der frühen Bronzezeit in Russland bzw. in der Ukraine und in Moldawien aufgrund der Merkmale ihrer Bestattungen zusammenzufassen (Ockergrabkultur, Grubengrabkultur).

Marija Gimbutas war die erste Wissenschaftlerin in den USA, die ein Gesamtbild der vorindoeuropäischen Zivilisation ausformulierte. Ihre Ausführungen sind in Europa umstritten, was jedoch auch auf alle anderen Hypothesen zutrifft, die sich mit der Herkunft eines spekulativen indoeuropäischen "Urvolks" befassen. Außerdem nahm Marija Gimbutas mit ihrer Kurgan-Hypothese, in welcher sie ihre archäologischen Arbeiten mit der Sprachforschung verband, Position in der Diskussion um eine vermutete proto-indoeuropäische Ursprungskultur bzw. eine proto-indogermanische Bevölkerung ein.

Im übrigen genießt Marija Gimbutas einen exzellenten internationalen wissenschaftlichen Ruf, ganz im Gegensatz zum provinziellen Dr. Sebastian Brather.

1950 wurde Marija Gimwegen ihrer umfangreichen Kenntnisse europäischer Sprachen an die Harvard-Universität berufen. Gimbutas konnte Texte in 13 Sprachen lesen. Sie arbeitete 13 Jahre als Archäologie-Dozentin in Harvard und wurde zusätzlich Mitglied des Fachbereichs für Anthropologie. 1955 wurde ihr der Titel "Fellow of Harvard's Peabody Museum" verliehen.

Gimbutas war Leiterin von fünf großen Ausgrabungsprojekten im ehemaligen Jugoslawien, Griechenland und Italien. Diese Arbeit trug maßgeblich zu dem Verständnis des Neolithikums in einigen teilen Europas und der kulturellen Entwicklung vor der indogermanischen Einwanderung bei. In Veröffentlichungen zwischen 1946 und 1971 führte sie den Begriff "Altes Europa" ein. Außerdem prägte sie den zusammenfassenden Begriff "Kurgankultur" für mehrere Kulturen der beginnenden Bronzezeit im südrussischen Steppenraum. Die Archäologin stellte 1956 ihre Kurgan-Hypothese bei einer internationalen Konferenz in Philadelphia vor. Mit dieser Theorie war sie die erste Gelehrte, die linguistisches und archäologisches Wissen zur zum Ursprung der Proto-Indogermanisch sprechenden Völker in Zusammenhang brachte. Dies hatte Auswirkungen auf die indogermanische Forschung. In Europa ist ihre Kurgan-Hypothese stark umstritten. Hier spielen Gimbutas Thesen in der archäologischen Fachdiskussion keine Rolle.

Marija Gimbutas wurde in den USA zu Lebzeiten mit vielen prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet, darunter The Outstanding New American Award, (1960), der Humanities Endowment Award (1967), der Los Angeles Woman of the Year Award (1968), Fulbright und American Academy of Sciences fellowships, sowie Auszeichnungen des Smithsonian Instituts, der National Science Foundation und anderer erstrangiger Institutionen, die ihre Arbeit unterstützten.

1963 wurde Gimbutas als Professorin für Archäologie an die University of California, Los Angeles berufen, wo sie bis zu ihrem Ruhestand 1989 lehrte. Im Juni 1993 bekam Marija Gimbutas den Ehrendoktor der "Vytautas-Magnus-Universität" in Kaunas, Litauen, verliehen. Die außerordentliche Wertschätzung, die ihr der litauische Präsident, Studenten und Wissenschaftler entgegenbrachten, zeigte sich noch einmal bei ihrem Begräbnis, an dem Tausende teilnahmen. Gimbutas hat 20 Bücher und über 300 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht.
 
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Im übrigen genießt Marija Gimbutas einen exzellenten internationalen wissenschaftlichen Ruf, ganz im Gegensatz zum provinziellen Dr. Sebastian Brather.
An dieser Aussage sieht man deutlich das der Forschungsstand auf den du dich beziehst, schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Schau dir mal an wann Marija Gimbutas ihre Arbeiten veröffentlich hatt.
Die Thesen (Kurgankultur) die sie aufgestellt hat stammen aus dem Jahr 1956. Heute ist 2008 in der Zwischenzeit haben sich die Blickwinkel unter denen archäologische Kulturen betrachtet werden grundlegend geändert.
Deine Ignoranz gegenüber neuen und durchaus in der Fachwelt verbreiteten Ansichten für die nun mal auch S. Brather steht ist schade und bedauerlich.
Der Mann ist immerhin Prof. für Frühgeschichte an der Uni Freiburg und im Bereich der Frühmittel/Mittelalterarchäologie ein europaweit bekannter Wissenschaftler.
 
Deine Ignoranz gegenüber neuen und durchaus in der Fachwelt verbreiteten Ansichten für die nun mal auch S. Brather steht ist schade und bedauerlich.
Der Mann ist immerhin Prof. für Frühgeschichte an der Uni Freiburg und im Bereich der Frühmittel/Mittelalterarchäologie ein europaweit bekannter Wissenschaftler.

Seine Reputation zieht niemand in Zweifel. Deswegen muss er trotzdem nicht die Wahrheit gepachtet haben. Nur weil M. Gimbutas Grundlegendes schon vor 50 Jahren publizierte, bedeutet das nicht automatisch, dass das alles Quatsch ist.
 
Schau dir mal an wann Marija Gimbutas ihre Arbeiten veröffentlich hatt.
Die Thesen (Kurgankultur) die sie aufgestellt hat stammen aus dem Jahr 1956.

Diese Hypothese wurde von Gimbutas im Lauf der Jahrzehnte ausgebaut und verfeinert.

Im übrigen ist bekannt, dass in den letzten Jahrzehnten nichts wesentliches mehr über die Indoeuropäer publiziert wurde, da die überwiegende Zahl der Wissenschaftler der Ansicht ist, dass das Thema "Urheimat" und ähnliches angesichts unveränderter archäologischer Gegebenheiten nichts mehr hergibt. Lediglich Renfrew und Cavalli-Sforza haben noch einiges dazu bemerkt, das natürlich ebenfalls stark umstritten ist. Die meisten haben eher Furcht, sich bei dieser Thematik der Lächerlichkeit auszusetzen.

Hör also auf mit dem Erscheinungsjahr von Publikationen zu argumentieren, denn in der Indogermanistik wird lediglich Hypothese auf Hypothese gehäuft, ohne dass sich die Fundsituation entscheidend verändert hätte.
 
@Dieter: In Kleinasien hingegen geht man von einer überwiegend friedlichen Einwanderung der Hethiter in mehreren Wellen ab etwa 2000 v. Chr. aus, die die in Anatolien siedelnden Hattier lediglich verdrängten, zahlreiche hattische Götter und Bräuche jedoch übernahmen

Hat es diese Götterintegration nicht auch bei den mitteleuropäischen Indogermanen gegeben?
Asen / Wanen oder auch in der keltisch / irischen Mythologie gibt es eine Verarbeitung von Konflikten zwischen alten und neuen Göttern, wobei diese von Einwanderern / Invasoren mitgebracht wurden.
 
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