Zahnschmerzen im Mittelalter?

Und warum bekommt man dann nicht so schnell Karies? :grübel:

Vielleicht hat Bartek eine gesichertere Erklärung, aber ich würde spontan meinen, dass Schwarzbrot die Zähne nicht so stark angreift, weil es nicht so stark gemahlen ist und ergo nicht so viel Abrieb von den Mühlsteinen enthalten war, der die Zähne abschleifet und somit angreifbarer machet.
 
Weil Schwarzbrot einfach gesünder ist :winke:
Gruß....

Das mag ja allgemein im Vergleich zum Weißbrot stimmen, aber ob das auch für die Zähne besser ist?

In dieser "Steinzeit-Serie" im letzten Jahr wurde doch bei den Untersuchungen danach festgestellt, das die "Dorfbewohner" einen höheren Kariesbefall hatten als vorher. Und die haben sich von Getreidebrei ernährt und nicht von Brot. Ausnahme war wohl ein Junge der sich die Zähne mit einem zerfaserten Stöckchen säuberte.
 
Da das grobe Mehl früher noch ziemlich viel Mühlsteinabrieb enthielt, war es für die Zähne auch nicht so optimal.

EDIT: Erst lesen, dann posten. @Luki könnte durchaus richtig liegen.
 
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… aber ich würde spontan meinen, dass Schwarzbrot die Zähne nicht so stark angreift, weil es nicht so stark gemahlen ist und ergo nicht so viel Abrieb von den Mühlsteinen enthalten war, der die Zähne abschleifet und somit angreifbarer machet.

Da das grobe Mehl früher noch ziemlich viel Mühlsteinabrieb enthielt, war es für die Zähne auch nicht so optimal.

Danke, das klingt plausibel.
 
Da das grobe Mehl früher noch ziemlich viel Mühlsteinabrieb enthielt, war es für die Zähne auch nicht so optimal.

Wurde ja oben schon geschrieben. Aber der Mühlsteinabrieb verschwand ja zum Teil durch das Sieben? (Das kommt natürlich auch auf die Art des Mühlsteins an.) Müßte dann nicht das feinere, mehfachgesiebte Mehl weniger Abrieb enthalten und damit die Zähne weniger angegriffen haben?

Und auch dann müssen ja noch folgende Faktoren stimmen um eine Karies zu bekommen:

Zahnkaries ? Wikipedia

Und da kommen wir wieder zum Zucker und zur Zahnpflege.

Was mich aber mehr interessiert ist die Frage des Zahnersatzes bei den reichen Leuten. Verschiedenen Formen wurden ja schon aufgeführt und dürften damit mehr oder weniger bekannt gewesen sein.
Warum haben trotztem viele auf Porträts den Mund geschlossen?

OT: Meine Uroma hatte sich als junges Mädchem um die Jahrhundertwende bei einem Sturz einen Schneidezahn ausgeschlagen. Um ihre Chancen auf dem "Heiratsmarkt" nicht zu schmälern wurde er ihr von einem Zahnartzt "eingesetzt". 1979 als ich sie das letzte mal sah, war das ihr letzter Zahn der sie zudem extrem störte. Beim Röntgen hat man dann festgestellt, das er fest in den Oberkiefer eingeschraubt war und nur durch Rausschrauben entfernt werden konnte.
 
Warum haben trotztem viele auf Porträts den Mund geschlossen?

Stichworte sind Körperlichkeit, Körperöffnungen und der Umgang damit. Ein prominentes Beispiel, das meine These unterstreicht ist das Jüngste Gericht am Portal des Bamberger Doms. Bin gerade sehr beschäftigt und komme wahrscheinlich erst in ein oder zwei Stunden dazu, meine Gedanken hier zu posten, aber vielleicht kommt ihr von selbst drauf, auf was ich hinaus will:

http://upload.wikimedia.org/wikiped...l,_Tympanum_(jüngstes_Gericht)_2006-04-07.JPG
 
Was mich aber mehr interessiert ist die Frage des Zahnersatzes bei den reichen Leuten. Verschiedenen Formen wurden ja schon aufgeführt und dürften damit mehr oder weniger bekannt gewesen sein.
Warum haben trotztem viele auf Porträts den Mund geschlossen?


Die Antwort auf diese Frage wurde hier im Forum schon oft gegeben: Ein geschlossener Mund ist bei entspannter Kiefermuskulatur möglich, ein Lächeln nicht. Wer wäre schon im Stande, stundenlang ein Dauergrinsen für den Maler zu tragen? Selbst Porträts mit LÄCHELNDEN Menschen zeigen eher ein leichtes Anheben der Mundwinkel, ein wirkliches Lächeln ist es nicht.

Was die Weißbrot/Schwarzbrot Frage angeht. Wäre es evtl möglich, dass Weißbrot auch säuerlicher war als Schwarzbrot? Es ist doch auch heute so, dass Menschen, die sich nur von Toastbrot u. Weizenbrot ernähren anfälliger für Zahnerkrankungen sind. Das könnte durchaus auch am Säuregehalt des Teiges liegen (vllt. wird durch das feinere Mehl und das Wasser im Teig eine höhere Gärung verursacht, als bei gröberem Mehl?) - aber auch das ist nur eine Theorie. Denn Mühlsteinabrieb würde meiner Meinung nach kein Karies verursachen, sondern ggf. schnellere Abnutzung der Zähne. Der Karies an sich muss andere Ursachen haben, denke ich.
 
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Die Antwort auf diese Frage wurde hier im Forum schon oft gegeben: Bei alten Fotos war die Belichtungszeit noch recht hoch, ein Dauergrinsen wird da mit der zeit anstrengend. Ein geschlossener Mund ist bei entspannter Kiefermuskulatur möglich, ein Lächeln nicht. Selbiges gilt auch für Gemälde, kaum jemand ist im Stande, zwei und mehr Stunden grinsend in Positur zu stehen.

Es geht hier nicht um die Zeit ab dem 15. Jahrhundert, wo Portraits tatsächlich persönliche Züge trugen, sondern um das Mittelalter.:winke:

Denn Mühlsteinabrieb würde meiner Meinung nach kein Karies verursachen, sondern ggf. schnellere Abnutzung der Zähne. Der Karies an sich muss andere Ursachen haben, denke ich.

Klar müssen noch andere Faktoren hinzu kommen, wie etwa der gelegentliche Genuß von zuckerhaltigen Lebensmitteln. Dennoch würde es mir als Nicht-Dentistin einleuchten, dass in Mitleidenschaft gezogener Zahnschmelz die Entstehung von Karies begünstigt.
 
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Hmm... ein Schönheitsideal vielleicht?

In Japan gabs zur Kaiserzeit eine Phase, wo sich alle die Zähne schwarz angemalt haben, weil sie sie in Weiß eklig fanden... :D

Oder ein verqueres Gefühl von Sitte und Anstand? die Abbildungen aus dem Mittelalter zeigen doch meistens Adlige und ehrenwerte Mönche. Vielleicht erwartete man von ihnen ein "würdevolleres Auftreten" und ein breites, Zähnezeigendes Lachen wäre dem abträglich?
 
Ein Beispiel für Zahnersatz aus einem slawischen Gräberfeld. Die Frau wies sonst keine besonderen Grabbeigaben auf.
 

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Hmm... ein Schönheitsideal vielleicht?

In Japan gabs zur Kaiserzeit eine Phase, wo sich alle die Zähne schwarz angemalt haben, weil sie sie in Weiß eklig fanden... :D

Oder ein verqueres Gefühl von Sitte und Anstand? die Abbildungen aus dem Mittelalter zeigen doch meistens Adlige und ehrenwerte Mönche. Vielleicht erwartete man von ihnen ein "würdevolleres Auftreten" und ein breites, Zähnezeigendes Lachen wäre dem abträglich?

Bei der ersten Einschätzung meiner Hypothese liegst Du genau im Gegenteil, zweitere Vermutung kommt ihr schon näher. Ich häng momentan gedankenmäßig bei einer anderen Arbeit, aber wie gesagt, ich hoffe, dass ich die in den nächsten beiden Stunden fertig bekomme und dann schreibe ich mehr dazu und kann dann auch Quellen raussuchen, um sie zu stützen.
 
Die Antwort auf diese Frage wurde hier im Forum schon oft gegeben: Ein geschlossener Mund ist bei entspannter Kiefermuskulatur möglich, ein Lächeln nicht. Wer wäre schon im Stande, stundenlang ein Dauergrinsen für den Maler zu tragen? Selbst Porträts mit LÄCHELNDEN Menschen zeigen eher ein leichtes Anheben der Mundwinkel, ein wirkliches Lächeln ist es nicht.

Bei den Fotos lasse ich das noch gelten. Aber bei Porträts habe ich so meine Zweifel ob dies nur auf das Verkrampfen zurückzuführen sei.
Immerhin gibt es ja auch Gemälde wo Menschen mit offenem Mund dargestellt sind. Wenn man dann noch bedenkt, das bei Porträts bestimmt noch geschönt wurde, also das Bild besser aussah als das Original, dann hätte man auch ein Lächeln reinmalen können.

Mal sehen was @Lukrezia Borgia noch für eine Erklärung hat.
 
Zähnezeigen als aggressive Geste? Seht euch mal alte Familienfotos an, auch da sitzen die Urgroßeltern stocksteif mit ernsten Gesichtern beim Fotografen. Das heute verbreitete "Keep-smiling" ist wohl eine ziemlich neuzeitliche Erscheinung.
 
Seht euch mal alte Familienfotos an, auch da sitzen die Urgroßeltern stocksteif mit ernsten Gesichtern beim Fotografen. Das heute verbreitete "Keep-smiling" ist wohl eine ziemlich neuzeitliche Erscheinung.

Familienfotos waren damals noch eine seltene und teuere Sache. Man wollte seriös wirken.
 
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@Artor: Familienfotos waren damals noch eine seltene und teuere Sache. Man wollte seriös wirken.
Eben. Um so mehr galt dies zuvor für gemalte Porträts. Ein fröhlich lächelnder Monarch oder Papst? Unmöglich, was sollten die Leute denken.

Bei sich selbst machte man als Maler wohl eher mal eine Ausnahme, so wie hier:
 

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An dieses Bild habe ich auch gedacht.
Wein, Weib und Gesang - da kommt bei geschlossenem Mund die Fröhlichkeit schlecht rüber.
 
Vielleicht sollten wir erst einmal Zeit und Raum eingrenzen? Ich dachte, es geht um das abendländische Mittelalter. :detektiv:

Du hast natürlich recht. Es geht hier um das Mittelalter. Von da her passt dieses Bild natürlich nicht.
Aber auch in späteren Jahrhunderten fallen mir keine Porträts mit offenem Mund ein. Vieleicht habe ich auch noch nicht so viele gesehen.
 
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