Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa

florian17160

unvergessen
Ich war gestern in Magdeburg im Kulturhistorischem Museum. Da gibt es eine Sonderausstellung.

Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800-1800

Krönungen und Kniefälle, Prozessionen und Sitzordnungen, Küsse und Handschläge – Rituale und symbolische Handlungen sind selbstverständliche Ereignisse in unserem politischen und gesellschaftlichen Leben. Ob heute ein Staatspräsident vereidigt, ein Papst gewählt oder ein Frieden geschlossen wird – Rituale der Macht sind allgegenwärtig und über die Medien täglich präsent. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution hatten sie eine noch ungleich größere Bedeutung für die Gesellschaft als heute. Spectacula waren sie, weil sie wie auf einer Bühne vor Zuschauern aufgeführt wurden und aus dem alltäglichen Handeln feierlich herausgehoben waren. Sie machten jemanden zum König, zum Bischof, zum Bürgermeister oder Doktor; sie stifteten ein Bündnis, eine Ehe, einen Frieden; sie nahmen den einen in eine Gruppe auf und schlossen den anderen aus. Indem Rituale den Status einzelner Individuen veränderten, bekräftigten sie umgekehrt zugleich die Ordnung als ganze.
Gemälde, druckgraphische Erzeugnisse sowie kunsthandwerkliche Artefakte werden ihrem künstlerischen und historischen Stellenwert entsprechend präsentiert. Die Ausstellung regt dazu an, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ritualen im Alten Europa und in der Moderne nachzudenken. Es gilt das Bewusstsein dafür zu wecken, dass Rituale für die Ordnung einer Gesellschaft etwas Fundamentales leisten und dass politische Macht ohne „Spektakel“ gar nicht auskommt.
Aus http://www.khm-magdeburg.de/javawechselnde.html

Was fällt euch zu diesem Thema ein?
Ich musste da spontan an einen angedeuteten Handkuss, den mein Grossvater immer gemacht hat denken.
Oder es war eine Ehre dabei zu sein, wenn Ludwig XIIII auf dem Nachttopf sass.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Flo
sicher ein sehr umfangreiches und äuserst interessantes Thema,was mich gleich zu meiner Frage kommen läßt
der Rote Teppich
ich habe mal gehört,dass der rote Teppich eine Erinnerung an die roten Umhänge der Herrscher,Anführer sei und das diese sich früher nach dem Verlust einer Schlacht sich auf diesen gekniet und das Schwert dem Sieger übergeben hätten.So das der Rote Teppich eigentlich eineGeste der Unterwerfung sei.ich hab schon mehrmals versucht Hinweise zufinden was mir nicht gelang aber ich hoffe das ich hier einige Antworten bekomme
 
Dies behandelt einen sehr großen Zeitraum, somit kann die Ausstellung meiner Meinung nach nicht besonders gut sein, jedenfalls nicht so, dass ich hinfahren würde.
Stichwörte würden mir genung einfallen dazu...
 
Dies behandelt einen sehr großen Zeitraum, somit kann die Ausstellung meiner Meinung nach nicht besonders gut sein, jedenfalls nicht so, dass ich hinfahren würde.
Stichwörte würden mir genung einfallen dazu...

Ich will ja nicht über die Ausstellung reden. Das war nur als Anregung für ein Thema hier gedacht.
 
Also mir fällt spontan zu diesen Thema ein, dass ein Büßer das Recht auf Vergebung hatte, wenn er die streng formalisierten Bußhandlungsregeln einhielt.
Menschen wie Heinrich IV., Heinrich (Bruder von Otto I.) und Liudolf. (Sohn von Otto I.) erlangten daraufhin ihren Platz in der Gesellschaft zurück.
Aber Besonders im Mittelalter gab es ja eine vielzahl an Ritualen.
 
Helmut Kohl beim Besuch Gorbatschows in dessen Datscha:
Weg mit dem staatsmännischen Sakko und hinein in die private Strickjacke.
Inszenierung von Nähe und Freundschaft.
 

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Mir fallen dazu die vielen vorgeschriebenen Handlungen ein wie der Deutsche König/Kaiser den Papst zu begrüßen hatte.
Vor allem, so bald er eineneue Handlung der Demut gegenüber dem Papst machte wurde die sogleich in die Vorschriften mit einbezogen, so dass alle Nachfolger diese eben zu tun hatten.
Solche Dinge waren zB:
Dem Papst mehrere Meilen vor dem Ankunftsort entegen gehen.
Ihm zu Fuß das Pferd führen.
Beim Auftseigen den Steigbügel halten.
etc
 
Ihm zu Fuß das Pferd führen.
Beim Auftseigen den Steigbügel halten.
etc

Gerade dieser Dienst scheint aber kein üblicher Dienst bei Begegnungen zwischen Kaiser und Papst gewesen zu sein. So ist dieser Dienst sehr oft dann überliefert, wenn es eine zwiespältige Papstwahl gegeben hat und man dadurch dann zu erkennen gegeben hat, dass man genau diesen und nicht den anderen als rechtmäßigen Papst anerkannte.

  • 1093 erkannte Konrad, Sohn Heinrichs IV. Urban II. anstatt des ks. Papstes Clemes durch Stratordienst an.
  • Lothar III. erkannte 1131 Innozenz II. durch Stratordienst an.
  • 1160 erkennt Barbarossa Viktor IV. durch Stratordienst an.
  • 1177 erkennt Barbarossa Alexander durch Stratordienst an.
Der Stratordienst wurde also nicht grundsätzlich und üblicherweise geleistet, sondern bei besonderen Gelegenheiten und um etwas besonderes auszudrücken (die Anerkennung eines umstrittenen Papstes z.B.)

Problematisch war allerdings, dass der Dienst offenbar auch lehnsrechtlich interpretiert werden konnte, durch den Dienst also ein Abhängigkeitsverhältnis symbolisch ausgedrückt werden konnte. Dies könnte der Grund dafür gewesen sein, dass Barbarossa beim Treffen mit Hadrian IV. in Sutri vor seiner Kaiserkrönung den Dienst zunächst verweigerte und erst zur Leistung bereit war als sichergestellt war, dass eine derartige Interpretation nicht gegeben war.
 
@El Quijote Danke!

@Lukrezia, weil die meisten Ausstellungen bei solchen Zeitspannen viel auslassen und ungenau werden. Auch ändern sich die Sitten in den Zeitraum ungemein, man siehe nur was dazwischen alles passierte...

 
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