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Halte ich für ausgeschlossen. Selbstverstümmelung ist gewöhnlich eine
schwere Sünde und nur gestattet zur Rettung des Lebens. "Kastration ist schwer sündhaft, gleich ob sie geschieht zur Verringerung der Versuchungen oder zur Bewahrung der Kinderstimme", steht im Kleinen Jone (S. 170).
Das ist allerdings nicht immer so gewesen - Origines z. B., einer der größten Kirchenlehrer der Frühen Kirche, hat sich selbst entmannt (Morus: Eine Weltgeschichte der Sexualität, S. 92; Ronner: Die Kirche und der Keuschheitswahn, S. 124), und "die ersten Metropoliten von Kiew, die man aus Griechenland holte, Iwan und Jephrem, waren solche Kastraten" (Ronner, ebd.). Luther hielt nichts davon, sondern meinte, "die Kastraten "hätten größer Lust und Brunst denn andere, denn die Lust und Begierde vergehet nicht, sondern das Vermögen" (ebd.) - das können einige unter uns sicher bestätigen.
Smith (Unser Körper - Wunder und Wirklichkeit des menschlichen Lebens, 1971, S. 72) berichtet, man habe später bei Päpsten sogar das Vorhandensein der Genitalien gefordert und sie in Augenschein genommen: auf einem besonderen Sessel (ein Exemplar davon soll noch im Louvre stehen) mit einem hufeisenförmigen Sitz; die Kardinäle defilierten, überzeugten sich und verkündeten: "Testiculos habet et bene pendentes". Ich kann zur Korrektheit dieser Information nichts sagen, jedenfalls wird sie oft zitiert (z. B.
Testiculos habet et bene pendentes - Wikipedia, vgl. auch
Kastration im Mittelalter: Susan Tuchel: Amazon.de: Bücher).
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Super, das waren genau die Infos, die ich gesucht habe. Tuchel und Smith habe ich mir schon besorgt, um das nachlesen zu können. Auch der "Kleine Jone" und was darin zu dem Thema steht, würde mich noch genauer interessieren. Allerdings habe ich keine Ahnung, was das ist - ein Standardwerk? Wäre super, wenn ich da noch Titel und Autor haben könnte. Danke!!