Bist Du sicher, daß da von angelsächsisch - und bspw. nicht etwa von (alt-)sächsisch - die Rede ist?
Ja, es handelt sich tatsächlich um einen Bericht aus England. Tatsächlich sind aber die Unterschiede zwischen Altsächsisch und Altenglisch geringfügig und vernachlässigbar. Die Unterschiede zwischen Altniederdeutsch und Althochdeutsch sind größer. Tatsächlich bildete aber das Niederdeutsche und das Altenglischen im 8. Jahrhundert ein Dialektkontinuum.
Der päpstliche Nuntius Georg von Ostia berichtete Papst Hadrian über zwei Synoden in Eingland. Die Beschlüsse wurden auf der Synode sowohl in latein als auch in "deutsch" verlesen.
"
tam latine quam theodisce, quo omnes intelleger possunt"
Eine Überlieferung einer Sprachbezeichnung "Deutsch" findet sich also zuerst in England. Dass es sich um die Sprache der Angelsachsen handelt, ergibt sich aus dem Kontext.
Einen Bezug zum Reich oder dem heutigen Deutschland gibt es nicht. Das passt aber wunderbar mit der Benutzung des Wortes "
theodisca" als reine Sprachbezeichnung im Karolingerreich des 9. Jahrhunderts zusammen.
Hier noch die deutschen Worte des Annoliedes (ca 1100 n. Chr.) in Originalschreibweise:
diutsche sprechin;
diutsche man; diutsche
luidi;
diutsche land;
in diutschemi lande;
zi duitschimo lande
Kaiserchronik um 1150 n. Chr.:
in Diutisk lant
Wer hier nicht das Wort Deutschland erkennt, ist auf beiden Augen blind.
Zum Deuschen Reich:
Erstmals taucht der Begriff völlig isoliert zu Zeiten des Wechsel der konradinischen und ottonischen Dynastie.
Und zwar bezieht sich es auf die Erhebung
Arnulfs des "Bösen" im Jare 920.
Die Salzburger Annalen:
Baiuarii sponte se reddiderunt Arnolfo duci et regnare ei fecerunt in regno teutonicorum
Arnulf wird zum
dux in einem
regnum teutonicum. Ob Arnulf aber zum Herzog von Bayern oder zum König des Deutschen Reiches ausgerufen wurde ist umstritten. Das Problem ist wie so oft die Unklar der lateinischen Begriffe. Auch ein Herzogtum kann "regnum" werden, genauso gut kann "dux" auch schlicht wörtlich Führer heißen.
Ich selbst schließe mich der neueren Forschung, die behauptet Arnulf sei 920 aus den "undeutschen" slawisch besiedelten Teilen des Bayrischen Herzogtumes zurückkehrt und habe sich im deutschsprachigen Teil des Herzogtumes zum Herzog ausrufen lassen. Hier ist anzumerken, dass Teile Kärnten zu jener Zeit in mittellateinische Sprache
Pannonia genannt werden.
Zu t, d und th:
Zurecht bemerkten einige von euch, dass es sich um unterschiedliche Buchstaben handelt.
Ein Zusammenhang der Begriffe Teutonen und Deutsche/Teutsche besteht durchaus.
Dass die antiken Teutonen eine germanische Sprache sprachen, ist durchaus umstritten. Einige meinen es handele sich um die keltisierte Form eines germanischen Stammesnamen der auf das gemeingermanische *
theudo (Volk)zurückgehen solle. Das gleiche Element ist ja im gallischen Götternamen Teutates ethalten. Andere wiederum sehen den Stammesnamen Teutonen als rein keltisch, gehen aber davon aus das keltische
teuto und das germanische
theudo würden auf eine gemeinsame, indogermanische Wurzel zurückgehen.
In althochdeutscher Zeit wurde aus dem Reibelaut
th ein
d. Die Verschiebung ging aber in Teilen des deutschen Sprachraum noch weiter. Im nieder- und mitteldeutschen Raum blieb es beim
d, im hochdeutschen Raum (hochalemannisch, südbbairisch) wurde das
d schließlich noch zum
t verschoben.
So wurden aus
theodiscus zwei regionale Formen
diutiscus und
tiutiscus, später deutsch und teutsch.
Gewitze wie gebildete Menschen muss die Ähnlichkeit des volkssprachlichen
teutsch mit dem antiken
teutonicus ins Auge gefallen sein. Deutsch/teutsch wurde antikisiert zu teutonisch.
Zu den drei Teilreichen:
MacX hat richtigerweise auch die drei Reichsteile und die zugehörigen Kanzlein verwiesen. Das Römische Reich bestand aus den Königreichen Burgund, Italien und eben einem Deutschen Königreich. Auf Latein wurden sie in Anlehnung an das antike Römische Imperium Gallia, Italia und Germania genannt. Sehr schon sieht man, dass bei den Erzkanzlern des Römischen Reiches. Jedem der drei rheinische Erzbischöfe war als Kanzler ein Teilreich zugeordnet.
Es gab also ein schon ein Deutschen Reichs, dieses war aber mit dem Römoschen Reich nur teilidentisch. Die Ausdehnung der Teilreiche entsprach allerdings nicht in Gänze den Sprachgrenzen. Allerdings war Reichsitalien doch mehrheitlich von italienischen Sprechern bewohnt, in Bugurd gab es auch Sprecher des Französischen. Dass im deutschen Teilreich ebenfalls eine Gemengelage unterschiedlicher Sprachgebiete gab, ist nicht verwunderlich.
Tatsächlich gab es aber schon im hohen Mittelalter eine Art von deutschem Nationalismus. Die Deutschen wurden als das Reichsvolk angesehen.
Interessant ist hier vor allem der Sachsenspiegel.
Eike von Repkow sagt zwar, dass der König von Böhmen als Kurfürst bei der Wahl des Königs dabei sein soll, aber er spricht ihm das Wahlrecht ab, weil der Böhme kein Deutscher ist! Das Reich war zwar schon ein Vielvölkerstaat, Deutsche und Slawen wurden aber nicht als gleichwertig betrachtet, auch wenn das heutzutage keinem gefällt.
Dies spiegelt natürlich nur die Wunschvorstellungen Eikes und seiner Auftraggeber nicht die Wirklichkeit der Königswahl oder gar eine gesetzliche Regelung, die es erst hundert Jahre später in Form der Goldenen Bulle gab.
So findet sich überall ihr Name und Titel - und sie verwendete ausschließlich die Bezeichnung "AUGUSTA" ohne Bezeichnung einer Nationalität.
Auch sonst sind die Spuren der Kaiser noch überall präsent - in ganz Wien findet man ROM IMP AUG aber nur ein einziges Mal GERMAN(orum) und zwar am Schweizertor der Hofburg das an König (später Kaiser) Ferdinand I. erinnert, den Bruder und Nachfolger Karls V.
Das ist natürlich richtig. Der Kaiser war kein deutscher Kaiser sondern Universalmonarch. Er stand gewissermaßen über den Dingen, abgehoben in christliche und antike Ideale. Im Grunde geht es um einen Anspruch der Weltherrschaft oder wenigstens einer Sonderstellung des Kaisers oberhalb der anderen christlichen Könige.
Dies wurmte Personen wie Ulrich von Hutten und protestantisch und nationalistischen Gesinnungsgenossen natürlich. Nicht zu vergessen ist hier, dass Karl V. ein spanischer Habsburger war, von Spanien aus das Reich regierte und nach spanischen Zeremoniell Hof hielt.
Er selbst sah sich als Spanier auf dem Thron einer Universalmonarchie, der ein Reich regierte in dem die Sonne niemals unterging. Die deutschen Protestanten sahen darin einen Spanier, der über Deutschland herrscht.