Geschichte des Nawruz / Nowruz Festes

lynxxx

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Aus aktuellem Anlass, vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.

Nawruz/Nowruz/Newroz/Nevroz geht wohl auf achämenidische persische zoroastrische Zeiten zurück (Es soll sogar lt. Tradition durch Zarathustra selbst eingeführt worden sein), und ist nicht nur ein Fest des astronomischen Frühlingsanfanges (welches natürlich von vielen Kulturen gefeiert wird), sondern hat auch theologische Implikationen und Rituale. Es wurde von vielen Kulturen (mit lokalen Variationen) übernommen, die unter persischen Kultureinfluss standen, z.B. kurdische, auch türkische z.B. in Zentralasien, oder in Ägypten.
Dabei zeigen sich auch andere Einflüsse aus der vorislamischen Zeit, z.b. römische Festivitäten.
Mit Aufkommen des Islam wurde dieses Fest dann islamisiert übernommen und gerechtfertigt. Insgesamt blieb es synkretistisch und wurde von dem orthodoxen Islam nicht immer gutgeheissen.
Kein Wunder, gab es doch z.T. karnevaleske Umzüge, Weingelage, Wasserspritzereien auf der Kleidung von Männern und Frauen auf der Strasse, bis die Kleidung durchsichtig wurde, usw. Auch Eierwerfen gehörte manchmal dazu, in Ostfriesland als Eier-Trüllen bekannt.

Insgesamt zeigt sich mir ein sehr vielfältiges und damit verworrenes Ritual-Bild.

Meine Frage in die Runde ist, weiß jemand oder kann jemand nachschauen, wann bei den Kurden dieses Fest als erstes schriftlich belegt ist?
Besonders bei den in der Türkei lebenden Kurden.
Heute wird es ja als starkes identitätsstiftendes Fest genutzt, und ich möchte mal wissen, ob wir es hier mit einem Fall der "Erfundenen Traditionen" zu tun haben, im Zuge des noch nicht abgeschlossenen "Nationbuilding" , oder nicht.

Ich persönlich denke, dass es kaum sein kann, dass die Kurden in SO-Anatolien nicht dieses Fest seit Jahrhunderten wie ihre iranischen (und z.T. türkischen) Nachbarn feierten. Die Frage ist die Belegbarkeit - schwierig besonders in einer eher schriftarmen Kultur, und in welcher Form, mit welchen Ritualen, also auch z.B. mit den 7 "S"-Dingen.

Ansonsten, hier mal seriöse grundlegende Infos über Nawruz:

"NAWRUZ
Nawruz, literally “new day,” is the Iranian holiday that
celebrates the beginning of spring. Nawruz was observed in
Zoroastrian Persia and has long been celebrated in areas
influenced by Persian culture. Nawruz begins at the vernal
equinox on the first day of Farvardin, the first month of the
Iranian solar calendar, and lasts thirteen days.
Renewal of
home and of social ties are evident in the housecleaning that
precedes Nawruz and in the visits paid to relatives and
friends, in order of seniority, throughout the holiday. People
wear new clothes at Nawruz, and children receive presents
of money.
Central to the Nawruz celebration in Iran is the sofreh-e
haft sin, or “cloth of the seven s’s”
—a decorative arrangement
of seven objects whose names in Persian begin with the letter
s. These are usually sumac (somaq), hyacinth (sonbol), garlic
(sir), vinegar (serkeh), apple (sib), sorb tree berry (senjed), and
sprouted wheat or other greens (sabzi), all of which are
displayed together with a mirror, candles, colored eggs, a
goldfish in a bowl, and the holy book of the family that is
celebrating the holiday.
Nawruz is a national Iranian holiday, celebrated by members
of all religious groups, and a marker of ethnic identity
among groups associated with Persian culture outside Iran.
Nawruz ends with a picnic (sizdah beh dar—“thirteenth outside”),
at which each family’s sabzi is tossed away, preferably
into running water, to take with it any lingering unhappiness
of the past year.

See also 'Ibadat; Ritual; Vernacular Islam.

BIBLIOGRAPHY
- Attar, Ali. “Nawruz in Tajikistan: Ritual or Politics?” In Post-Soviet Central Asia. Edited by Touraj Atabaki and John O’Kane. London: Tauris Academic Studies, 1998.
- Boyce, Mary. “Iranian Festivals.” In Cambridge History of Iran. Edited by Ehsan Yarshater. Cambridge: Cambridge University Press, 1983.

Anne H. Betteridge"

aus:
Martin, Richard C. (Hrsg.): Encyclopedia of Islam and the Muslim world. Macmillan Reference USA: 2004. S. 506.

Kurze sinngemäße ad hoc Übersetzung:

"Nawruz, wörtlich "Neuer Tag", ist der iranische Festtag, welches den Beginn des Frühlings feiert. Nawruz reicht zurück bis ins zoroastrische Persien und wurde seit langem in von der persischen Kultur beeinflussten Regionen gefeiert. Es beginnt mit der astronomischen Tagundnachtgleiche, am ersten Tag des Farvardin, dem ersten Monat des iranischen Sonnenkalenders, und dauert 13 Tage. Wichtig ist, dass vor den Festtagen das Haus gesäubert wird, ebenso wie die sozialen Bindungen erneuert werden - durch Besuche von Verwandten und Freunden in der Reihenfolge des Alters während der Festtagen. Es wird neue Kleidung getragen und Kinder erhalten Geldgeschenke.
Im Mittelpunkt der Nawruz-Feier im Iran ist die "sofreh-e Haft Sin" oder "Stoff der sieben S's" Ein dekoratives Arrangement von sieben Objekten, deren Namen in Persisch mit dem Buchstaben "s" beginnen. Diese sind in der Regel Sumach (Plfanze) (somaq), Hyazinthen (sonbol), Knoblauch (Sir), Essig (serkeh), Apfel (sib), Speierling Beeren (senjed), und gekeimter Weizen oder Gemüse (sabzi), die alle zusammen präsentiert werden, zusammen mit einem Spiegel, Kerzen, farbige Eier, ein Goldfisch in einer Schüssel, und dem Heiligen Buch der Familie, welche das Fest feiern.
Nawruz ist ein Nationalfeiertag im Iran, der von allen religiösen Gruppen gefeiert wird, und ausserhalb Irans ein Zeichen der ethnischen Identität von Gruppen ist die von der persischen Kultur beeinflusst wurden. Das Fest wird mit einem Picknick beendet, wobei das Gemüse weggeworfen wird, vorzugsweise in ein fliessendes Gewässer, damit das Unglück des letzten Jahres weggespült wird."


Mehr Infos, vorislamische und islamische Zeit, siehe hier:

Traditional Festivals: A ... - Google Buchsuche

(deutsch):
Das islamische Jahr: Zeiten und feste - Google Buchsuche

E.J. Brill's First Encyclopaedia of ... - Google Buchsuche

Medieval Islamic Civilization: An ... - Google Buchsuche

The Cambridge history of Iran - Google Buchsuche

History of civilizations of Central Asia - Google Buchsuche


Ansonsten, wer es noch ausführlicher haben möchte, kann sich in der Iranica kundig machen:
Encyclopaedia Iranica

Encyclopaedia Iranica

sowie von der türkischen Regierung, wobei zu beachten ist, dass selbst heute im 21. Jahrhundert explizit nichts zu den Kurden gesagt wird:

(deutsch)
..:: DER REPUBLIK TÜRKEI KULTUR UND TOURISMUS MINISTERIUM ::..

..:: DER REPUBLIK TÜRKEI KULTUR UND TOURISMUS MINISTERIUM ::..
 
Kein Wunder, gab es doch z.T. karnevaleske Umzüge, Weingelage, Wasserspritzereien auf der Kleidung von Männern und Frauen auf der Strasse, bis die Kleidung durchsichtig wurde, usw. Auch Eierwerfen gehörte manchmal dazu, in Ostfriesland als Eier-Trüllen bekannt.

Wie sympathisch! Das zeigt doch einmal einen anderen Islam! :D

... und wurde von dem orthodoxen Islam nicht immer gutgeheissen.

... und schon findet`s der orthodoxe Islam nicht gut! :weinen:
 
Tja, die Menschheit hört nach einiger Zeit anscheinend nie auf seine Propheten und macht ihr eigenes Ding, immer muss man sie erinnern, wie Moses es schon tun musste... ;)
 
Es erstaunt mich immer wieder, welches Standing wir im Googleranking haben, kaum ist der Thread online, schon sind wir an 4. Position bei "Nawruz". So schnell kann dieser doch gar nicht verlinkt worden sein um alle zu überholen?
 
Und Google ordnet seit einigen Monaten auch sprachorientiert. Wenn Du eine IP in D hast, werden deutschsprachige Seiten bevorzugt gezeigt. Das ist manchmal richtig nervig, wenn man fremdsprachig googelt!
 
Mit der Zeit wurde aus dem Yima der Avesta der große König (pers. Schāh) Dschamschid der persischen Legenden und Mythologien.
In der Schāhnāme von Ferdousī ist Dschamschid der vierte König der Welt aus dem Geschlecht der Kayaniden. Er gebot über alle Bestien, Dämonen und Engeln der Welt. Er war König und gleichzeitig oberster Priester des Ormozd (mittelpersisch für Ahura Mazda). Als mächtiger König ersann er allerlei Erfindungen, die das Leben der Menschen vereinfachten. So erfand er das Weben und Färben von Stoff, Wolle und Seide. Er baute Rüstungen und Waffen. Er legte Minen an und baute Häuser aus Ziegeln. Er ersann das Parfüm, den Wein und die Navigation auf See. Seit den Tagen des ersten Königs Gayomarth, wo die Menschen noch unzivilisiert waren, lebten die Menschen nicht besser als zu Zeit Dschamschids.


König Dschamschid teilte die Menschen in vier Klassen ein:
  1. Priester
  2. Krieger
  3. Bauer
  4. Handwerker
Dschamschid hatte als mächtigster Herrscher einen königlichen Schein, der durch göttliche Gunst über seinen Haupt schien. Eines Tages erhoben ihn seine Diener samt Thron in den Himmel und Dschamschid flog durch die Luft. Seine Untertanen preisten und lobten ihn. An diesem Tag, der der erste Tag im Monat Farvardin war, wurde zum ersten Mal das Fest Nouroz gefeiert. Bei den Parsen in Indien heißt dieser Tag immer noch Jamshēd-i Nawrōz.
Es wird gesagt, dass Dschamschid einen Kelch hatte aus dem er das Elixier der Unsterblichkeit trank (Dschām-e Dscham ).

Das wäre was mir zu Newroz einfallen würde
Es handelt sich dabei um den Semimythischen König Jamshid, nachdem auch die stadt Tacht-e Jamshid (Persepolis) benannt ist.

LG...ashera
 
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