Lynxx, über den EI2-Artikel hatten wir doch schon diskutiert. ;-)
Die Quellen geben aber eben auch nicht viel her über Ibn Firnas und er selber scheint wissenschaftlich nichts verfaßt zu haben. Deswegen bin ich der Meinung, daß man seine Wirkung nicht so überschätzen darf. Ich weiß auch nicht, ob er unbedingt eine latinisierte Namensform haben muß. Hatten das nicht eher Gelehrte, deren Werke im christlichen Europa rezipiert wurden? Für Ibn Firnas kann ich mir das nicht vorstellen.
Also erfahrungsgemäß wurden die Namen in Spanien im 12./13. Jahrhundert nach dem Muster latinisiert, dass aus Ibn ein Ave(n) wurde (wobei im spanischen das <v> wie ein /b/ ausgesprochen wird):
Ibn Rušd - Averroes
Ibn Sīnā - Avicenna
Ibn Gabirol - Avicebrón
Ibn Aflah - Aven Afflah
Ibn Baǧǧah - Avempace (Angleichung des alveolaren Nasal /n/ an den bilabialen Plosiv /p/ macht aus dem alveolaren nasal einen bilabialen Nasal, also m)
Ibn Zuhr - Avenzoar
Ibn Firnās als Armen Firmen wäre also schon irgendwie seltsam. Was sich aber durchaus vertreten ließe wäre ein Lese- und Kopierfehler, wonach der Kopist das <r> als <v> gelesen hätte. Wobei das eigentlich bei den gotischen oder französischen* Schriften des 12./13. Jahrhunderts nicht passieren sollte.
*Was wir als gotische Schrift bezeichnen, hat ja mit dem germanischen Volk der Goten nur in soweit etwas zu tun, dass später das Mittelalter als barbarisch abqualifiziert wurde, daher die Assoziation der gesamten Gotik mit den Goten. In Spanien nennt man die Schrift, die wir im Deutschen als "gotisch" bezeichnen, "französische Schrift".