Was versprach sich der byzantinische Kaiser von den Kreuzzügen?

... eigentlich war der Papst die Person, die den Kreuzzug angezettelt hat, um seinen Machtbereich auszudehnen. Er wickelte die katholischen Grafen, Fürsten, ... mit seienr bekannten flammenden Rede gegen die Türken um seinen Finger, welche sie sich begeistert anhörten und sofort Truppen sammelten. Der Byzantinische Kaiser wollte nur eine einfache Hilfe in Form von Hilfstruppen.

Das ist zu stark vereinfacht dargestellt und z.T. sogar falsch; ich empfehle dazu - weil ich mich diesbezüglich nicht mehrfach wiederholen möchte - die Lektüre folgender Threads bzw. Beiträge:
http://www.geschichtsforum.de/106519-post3.html
http://www.geschichtsforum.de/f117/kreuzz-ge-sollen-rehabilitiert-werden-10357/
http://www.geschichtsforum.de/f48/das-europ-ische-christentum-im-hochmittelalter-10506/
http://www.geschichtsforum.de/179899-post20.html

Zur Entwicklung der Lehre vom gerechten Krieg siehe Strafen im Mittelalter - Beitrag #36



Und wenn es auch eine Arabeske war, die nicht direkt mit dem Threadthema zu tun hat:
1203 und 1204 griffen die Kreuzfahrer Konstantinopel an, weil sie sich bei den Venizianer für den Bau der Flotte hoch verschuldet hatten. Entweder war das Teil eines Abkommes zur Erweiterung der Venizianischen Machtsphäre oder man versprach sich die Schulden durch Plünderung herrein zu bekommen...
Daß Venedig eigene - v.a. ökonomische - Interessen verfolgte, spielte keineswegs eine so entscheidende Rolle.
Die Kreuzfahrer wurden 1203/04 von Alexios Angelos zu Hilfe gerufen, um zu seinen und seines Vaters Isaak II. Gunsten den gerade herrschenden Thronstreit zu entscheiden. Daß die Kreuzfahrer Konstantinopel aufs Widerwärtigste plünderten, nachdem die beiden ihre vorher gemachten Zusagen nicht einhalten konnten, ist eine andere Sache...
Außerdem gilt auch, daß Papst Innozenz III. die Abweichung von den eigentlichen Zielen Jerusalem und Ägypten mißbilligte, ja sogar verurteilte (und über die gegen Christen ziehenden Kreuzfahrer den Bann verhängte) und sich gemeinsam mit den Ritterorden ein großer Teil des Kreuzfahrerheeres schon vorher abspaltete und gen Heiliges Land weiterzog.

Ansonsten ungeachtet dessen weiter im Thema... :fs:
 
z.B.:Gebietsgewinne, Reichtum (durch Plünderungen), "Befreiung" der Christen im nahen Osten usw.
Ich glaube jedoch, dass das bereits ausführlich an anderer Stelle diskutiert wurde.:S
 
was brachte so ein kreuzzug?

Hier wäre die zusätzliche Frage bzgl. "Für wen?" nicht ganz unwichtig: Für lateinische Christen, östliche Christen, orientalische Christen, Muslime...? Für Adel, Klerus, gemeines Volk... ?

z.B.:Gebietsgewinne, Reichtum (durch Plünderungen), "Befreiung" der Christen im nahen Osten usw.

Diesbezüglich sind in erster Linie der Gewinn des Heiligen Landes bzw. der Heiligen Stätten für die Christen sowie ein allgemeiner Sündenerlaß zu nennen (Stichwort: Verteidigung des Glaubens und damit verbunden Kampf gegen den Unglauben(=Kampf gegen Ungläubige)).
Die Aussicht, im Orient Grund und/oder Auskommen wie auch Reichtum zu erwerben, ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, steht diesen Dingen aber nach: Seelenheil war den Menschen des (Hoch-)Mittelalters gewöhnlich mindestens genauso wichtig wie irdische Güter (man beachte dazu den Einfluß des Christentums auf Weltbild, Alltag etc. zur damaligen Zeit) - auch wenn dabei sicher von Einzelfall zu Einzelfall wie auch von Kreuzzug zu Kreuzzug zu differenzieren ist.
Dennoch sind die (Orient-)Kreuzzüge grundsätzlich nur im Kontext des mittelalterlichen Pilgerwesens zu verstehen.

Ich glaube jedoch, dass das bereits ausführlich an anderer Stelle diskutiert wurde.:S

Das ist freilich richtig; ich hatte einige Threads und Beiträge dazu zuletzt bspw. hier verlinkt...
 
Ich dachte immer, der Papst hat den Bann dann wieder ganz schnell zurückgenommen als man ihm dafür einen Teil der Beute gab.
(laut unserem früheren Geschichtslehrer)
 
Eigentlich war es in diesem Thread ja ein Nebenschauplatz, aber sei's drum...

Ich dachte immer, der Papst hat den Bann dann wieder ganz schnell zurückgenommen als man ihm dafür einen Teil der Beute gab.
(laut unserem früheren Geschichtslehrer)

Hat er das wirklich so gesagt?
Dann sind da einige Dinge nämlich in einem Satz verallgemeinert, die so nicht stimmen.

Innozenz III. nahm die Exkommunikation über die Kreuzfahrer (aber nicht über die Venezianer!) zurück, als er erfuhr, daß die Umlenkung des Zuges auf Betreiben der Venezianer erfolgt war.
Anm.: Der Papst machte sich für kurze Zeit überdies noch Hoffnung, infolge des zu Gunsten von Alexios IV. Angelos entschiedenen Thronstreits die Einigung zwischen lateinischer und griechischer Kirche herbeiführen zu können, erkannte aber bald, daß dies durch die folgenden Ereignisse mehr denn je in weite Ferne gerückt worden war.
Im Nachhinein hat Innozenz III. die Ereignisse um die Eroberung Konstantinopels nochmals aufs Schärfste gegeißelt und verurteilt.

Die Aufteilung von Beute und byzantinischem Gebiet für den Fall des Sieges geschah gemäß der Partitio Terrarum Imperii Romaniae: danach erhielten die Venezianer drei Viertel, die Kreuzfahrer ein Viertel - bis zur Tilgung der aufgelaufenen Schulden Letztgenannter. Der Papst u.a. am Zug Nichtbeteiligte waren darin nicht berücksichtigt!

Nach Ralph-Johannes Lilie "Byzanz und die Kreuzzüge" - HistSem My 3945 - Stuttgart, 2004

Abgesehen davon halte ich es natürlich für sehr wahrscheinlich (ich habe dazu nichts Konkretes gefunden), daß man auch in Rom etwas davon hatte, daß Reliquien u.ä. aus Konstantinopel über das gesamte Abendland verbreitet wurden - so wie bspw. auch die Ritterorden zu neuen Niederlassungen auf vormals byzantinischem Gebiet bzw. Grund und Boden kamen, obwohl auch sie sich an jenem unseligen Zug nicht beteiligt hatten, da sie entschiedene Christen waren, die per definitionem nicht gegen Christen kämpften (sie waren dabei so konsequent, daß sie einige Jahre später aus ebenjenem Grund ihre Teilnahme am Kreuzzug gegen die Katharer verweigerten - dies als zusätzliche Anmerkung meinerseits).



Nochmals bitte ich, ungeachtet dieser Arabeske im eigentlichen Thema weiterzumachen... :fs:
 
Als der Kaiser den Papst um hilfe bittet, warum hilft der Papst überhaupt? Denn die beiden waren ja nicht besonders gut aufeinandern zu sprechen!?
Also welche Gründe hatte der Papst dort einzugreifen?

mfg, Dammerous
 
Als der Kaiser den Papst um hilfe bittet, warum hilft der Papst überhaupt? Denn die beiden waren ja nicht besonders gut aufeinandern zu sprechen!?
Also welche Gründe hatte der Papst dort einzugreifen?

Ich erlaube mir dazu eine Gegenfrage: Hast Du die in Beitrag #21 verlinkten Beiträge und Threads schon gelesen?
 
Ich habe sie nicht komplett gelesen, aber teilweise, da ich nicht ein 10 Seitigen thread durchlesen will. Wenn du mir aber sagst, in welchem der vier Links ich die Antwort finde, les ich ihn mir gerne nochmal durch. Aber ich glaube, dass ich nicht die genaue Antwort auf meine Frage finde, aber vielleicht hab ichs auch überlesen oder noch nicht entdeckt.

Dammerous
 
Hmmm... der byzantinische Kaiser hat um Hilfe gebeten das weiss ich und Urban II hat zum Kreuzzug aufgerufen aber soweit ich informiert bin - ich hoffe ich werde korrigiert - blieben die Stadttore bei der Ankunft der Kreuzritter verschlossen weil er so eine große Hilfe nicht erwartet hatte - stimmt das oder liege ich falsch?
 
... der byzantinische Kaiser hat um Hilfe gebeten das weiss ich und Urban II hat zum Kreuzzug aufgerufen aber soweit ich informiert bin - ich hoffe ich werde korrigiert - blieben die Stadttore bei der Ankunft der Kreuzritter verschlossen weil er so eine große Hilfe nicht erwartet hatte - stimmt das oder liege ich falsch?

Richtig ist, daß der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos angenommen hatte, ihm würden kleinere kontrollierbare Söldnertruppen geschickt und eben nicht ganze Ritterheere.
Zumindest die Anführer der einzelnen Heeresverbände ließ er jedoch in die Stadt, wo er ihnen einen Lehnseid abverlangte, nach dem alles Land, was sie erobern würden, dem Kaiser - also ihm selbst - bzw. Byzanz zu unterstellen sei. Dieser Eid war übrigens auch weit wichtiger als die Frage, ob er fremde Ritter in die Stadt lassen sollte oder nicht, denn mit Boemund/Bohemund hatte er ja z.B. einige Jahre zuvor sich selbst noch im Krieg befunden.
 
Erst einmal war es Pabst Urban der II der zu der Schlacht aufruf.
Der Byzantiniche Kaiser versprach Landanteile der eroberten Gebite.
Da hat der Pabst nicht nein gesagt.:yes::yes::yes:
 
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