Vieleicht ist doch eher wahrscheinlicher, daß die ganze Bestattung ein eher symbolischer Akt war. Auf dem Hauptschlachtfeld (und nur dort) hat man die Knochen gesammelt und in einem tumulus bestattet.
Schließlich ist auch nur davon beim Tacitus die Rede.
Natürlich ist dies nur eine Vermutung...:scheinheilig:
Mehr als Vermutungen anzustellen, bleibt uns allen nicht übrig. Aber manche Vermutungen lassen sich ja nicht nur durch archäologische Funde sondern auch durch ein bisschen Lebenserfahrung untermauern. Versuchen wir das mal :fs::
Fest steht, dass Germanicus nicht acht Legionen plus Hilfstruppen gesammelt hat, um sie in einer Trauerprozession anzuführen. Was er wirklich wollte, zeigt schon sein erster Marsch ins Marsergebiet. Das war, laut Tacitus, eher Völkermord als Krieg. Im Einsatzgebiet hat er seine militärischen Ziele so weitgehend erreicht, dass Tacitus ihn nicht als Verlierer brandmarken sondern als Retter der römischen Ehre rühmen und zum Konkurrenten um die Kaiserwürde aufbauen wollte. Dann, erst dann, hat der Held Germanicus - natürlich nicht geplant, sondern aus plötzlicher Leidenschaft heraus - den unstillbaren Wunsch verspürt, die armen Gefallenen endlich, nach so langer Zeit, würdig zu bestatten. Welch Großmut! So führte also diese Personifizierung römischer Tugenden seine Vestalinnen, schuldichung, ich meine natürlich Legionäre, auf das Schlachtfeld, und dortselbst brachen die Vestalinnen, schuldichung, ich meine natürlich Legionäre, in Tränen aus über das Leid ihrer abgelebten Mitvestalinnen, schuldichung... (Rest spare ich mir).
Diese Legionäre waren hartgesottene Berufssoldaten. Ohne Zweifel ist denen vor Ort befohlen worden, die Knochen der Gefallenen zu bestatten. Trotz all meiner angeborenen Skepsis hinsichtlich der Reinheit menschlicher Motive bin ich überzeugt, dass die römischen Geschichtsschreiber die Wahrheit sagen, wenn sie von einer Bestattungsmission berichten. Und ich war auch nie römischer Legionär und ich war nie im Krieg. Aber ich war beim "Barras". Und deshalb weiß ich, wie Soldaten auf Aufträge dieser Art reagieren: Sie führen sie aus. So, dass der Vorgesetzte nicht mit ihnen schimpfen kann. Oder jedenfalls nicht zu heftig. Mehr kann man von Soldaten nicht erwarten. TTV, sage ich nur. Und das will ich jetzt nicht anreichern mit Anekdoten über Schanz-Übungen auf ehemaligen Friedhöfen. Könnte ich, aber das wäre unappetitlich.
Wir reden hier über eisenharte Berufsmörder! Wer glaubt, dass die "pietätvoll" irgendwelche Knochen gesammelt und zur letzten Ruhe gebettet hätten, der ist ... eine Vestalin! Die Legionäre haben VOR dieser Bestattung und NACH dieser Bestattung einen unbarmherzigen Krieg gegen einen Gegner führen müssen, vor dem sie Angst hatten. Wenn man solche Leute zum Knochensammeln schickt, dann sammeln sie Knochen - solange der Centurio hinschaut. Schaut er weg, kicken sie den Knochen beiseite und machen ein unschuldiges Gesicht.
Die Vorstellung, dass Leute, die seit 15 Jahren vom Töten leben, sich irgendwas aus einem Verstorbenen machen, ist ... naiv :red:. Kalkriese ist meiner Ansicht nach der Ort, an dem der erste Tag der Varus-Schlacht geschlagen wurde. Als Germanicus mit seinen Truppen an diesen Ort kam und seinen Truppen befahl, die Knochen unter die Erde zu bringen, da haben die Legionäre genau das gemacht. Schnell und kompromisslos. Für Pietät hatten die keine Zeit. Die wollten lieber überleben.
MfG
P.S.: Fast vergessen. Ich Depp. Ich antworte DIR nicht weil ich Dir was vorwerfe oder Dich für einen Deppen halte, sondern weil Du mir als Gesprächspartner recht lieb bist.