Der Orden genießt staatliche Anerkennung in Kroatien, Österreich, Ungarn und Südafrika. Es besteht des Weiteren eine hohe Anerkennung der Russischen Föderation für das Wirken des Ordens in Russland. Papst Johannes Paul der II. hat eine sehr hohe Wertschätzung des OSLJ. Zahlreiche kirchliche Würdenträger der römisch-katholischen Kirche gehören auch dem OSLJ an. Der OSLJ genießt eine hohe Reputation, aber verfügt derzeit nicht über eine offizielle Anerkennung des Vatikans. (van Duren, Orders of knighthood and of merit, Gerrads Cross U.K., 1995, Chapter X, S. 495ff)
Welcher Orden?
Nach der Bulle
Nos igitur vom 28.03.1489 verfügte Innozenz VIII. die Inkorporation des Lazarusordens mit den Kanonikern vom Heiligen Grab und den Hospitalitern. Die Anwendung blieb auf das Deutsche Reich beschränkt, wo alle Besitztümer an die Hospitaliter fielen. Während der Reformation wurden schließlich alle Häuser aufgehoben.
In Frankreich wurde die Anwendung der Verfügung durch König Franz I. und Papst Leo X. verhindert, sodaß weiterhin das Lazariterhaus in Boigny existierte.
Aufgrund der Intervention Kaiser Karls V. restituierte Leo X. den sizilianischen Zweig des Ordens, exakter das Priorat von Capua, welches sich in Folge vom französischen Zweig in Boigny spaltete.
Pius IV. ging sogar soweit, mit der Bulle
Inter assiduas vom 09.02.1562, eine Restauration aller Privilegien nur und ausschließlich für den italienischen Lazarusorden auszustellen, die aber 1564 von Pius V. wieder außer Kraft gesetzt wurde. Gregor XIII. ordnete schließlich 1572 die endgültige Inkorporation des Lazarusordens mit dem Orden des Heiligen Mauritius an.
In Frankreich hatte der Zweig von Boigny ebenfalls keinen langen Bestand. 1607 vereinte König Heinrich IV. die letzten Reste mit dem Ordre de Nôtre-Dame du Mont-Carmel. Das endgültige Aus kam mit der Säkularisierung durch die französische Revolution.
Ergo gibt es - als geistlicher Ritterorden - keinen Lazarusorden mehr.
Übrigens hat Johannes Paul II., ergänzend zu Deinen Ausführungen, auch eine Fraktion der "Templer" empfangen und diese geehrt, aber es kam auch in diesem Fall nicht zu einer Restauration dieses Ordens seitens der röm.-kath. Kirche.
Die einzig aktuell anerkannten ritterlichen Orden sind der Souveräne Ritter- und Hospitalorden St. Johannes zu Jerusalem, Rhodos und Malta, der Orden vom Hospital St. Mariens der Deutschen zu Jerusalem, sowie der
Orden der Ritter vom
Heiligen Grab zu Jerusalem.
Alle anderen sind sog. Hausorden, oder Vereinigungen, die lediglich im Selbstbild "Orden" sind.
Und eine päpstliche Anerkennung besaß er nie, da seine Wurzeln in der orientalischen Kirche liegen und deshalb der Orden traditionell der Ökomene verpflichtet ist. Das er dennoch ein hohes päpstliches Ansehen von Alters her genoß, macht ihn damit fast einzigartig und eben jenes ist das Besondere anderen Orden gegenüber.
Wenn man die Quellen, die unter anderem bei Jankrift ausführlich benannt werden, bewußt ausblendet, ist Deine Argumentation verständlich.
Daß der Lazarusorden "traditionell der Ökumene" (ich gehe davon aus, Du bezeichnest damit den interkonfessionellen Austausch) verpflichtet gewesen wäre, ist schlichtweg - ohne Dir zu nahe treten zu wollen - Blödsinn. Ritterorden des Mittelalters konnten per definitionem nicht ökumenisch ausgerichtet sein, da sich ihr Kampf gegen die Feinde des Glaubens und (sic!) der Kirche richtete.
Ob der Lazarusorden tatsächlich einer armenischen Gründung, wie Du es behauptest, entstammt, ist zweifelhaft.
Selbst die griechische Stiftung des der Stephanskirche angegliederten Aussätzigenhospitals existierte Ende des 11. Jh. nicht mehr. Zudem wurde das an derselben Stelle gegründete Orratorium bereits am 21.04.1158 dem Kloster S. Maria Latina durch Hadrian IV. im Besitz bestätigt und 1187 zerstört. (
RÖHRICHT, Reinhold: "
Regesta regni Hierosolymitani 1097 - 1291."; Innsbruck 1893, Nr. 331)
Der früheste Nachweis beläuft sich derzeit auf eine undatierte Urkunde des Turiner Kartularfragments (
ders.: ebenda, Nr. 136), deren Aussteller der lateinische Patriarch von Jerusalem, Wilhelm, ist, also auf den Zeitraum zwischen 1130 und 1145 bestimmt werden kann. In Verbindung mit einer folgenden Urkunde aus dem Jahr 1142 (
ders.: ebenda, Nr. 210) geht der aktuelle Stand der Forschung allgemein davon aus, daß die Gründung des Ordens 1.) eine lateinische Neugründung war, die 2.) erst in das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts fällt.
Btw. fand ich eine weitere interessante Stelle, hinsichtlich Deiner Feststellung, der Orden sei nie päpstlich anerkannt gewesen: 1318 oder 1319 enthob Johannes XXII. erneut die Lazariter der Jurisdiktionsgewalt der Bischöfe und untestellte sie unmittelbar dem Heiligen Stuhl. (s.:
DE SIBERT, Gautier: "
Histoire des Ordres royaux hospitaliers-militaires de Notre-Dame du Mont-Carmel et de St.-Lazaire de Jérusalem."; Paris 1772, Neudruck 1983)
Im Übrigen nutzen auch irgendwelche Interpretationen von Büchern an der Sachlage nichts. Der Orden selbst steht zu der päpstlichen Nichtanerkennung und weiß um seine Traditionen. Nähere Informationen dazu kannst Du gern in der Großballei Deutschland erfragen.
Aha, "irgendwelche Interpretationen von Büchern" ändern an der "Sachlage" nichts? Interessante und aufschlußreiche Aussage.
Trotzdem vielen Dank für die Diskussion.