Selbst heutzutage wagen sich manch mutige Theater noch an Opern von Grétry und zwar an szenische (!) Aufführungen. Allerdings ist das nur möglich, wenn man sich einer kompletten Umarbeitung des Librettos entschließt. So sah ich vor laaanger Zeit "Zémire und Azor" in Bielefeld, eine damals überregional hoch gelobte Inszenierung, die die Oper wie ein Musical ablaufen ließ.
In Versailles sieht man das offenbar anders. Siehe "L'amant jaloux" (2010)! Die Helikon Oper hat auch im Falle von "Pierre le Grand" nur behutsam modernisiert, wobei es in dem Fall eher nach einer Lösung aufgrund finanzieller Zwänge aussah.
Die Themen (Liebe, Hass, Eifersucht, Probleme zwischen Pflicht und Neigung) sind ja zeitlos.
Ich kenne eigentlich nur eine konzertante Aufführung und das ist "Céphale et Procris" unter Leitung von Guy van der Waas. Die müsste auch auf DVD erschienen sein.
Die Inszenierung in Schwetzingen und anderswo von "Andromaque" (Dir. Hervé Niquet) war zwar modernisiert, ging aber nicht das Wagnis ein (was sonst die Heidelberger eher tun), das Libretto anzugreifen. Kann auch sein, dass Racine ein zu achtungsgebietender Name, selbst für deutsche Dramaturgen, ist. :grübel:
Die meisten CD-Einspielungen der letzten Jahre sind Livemitschnitte von aktuellen Inszenierungen. Vielleicht ist gerade das der Grund, dass man dem Libretto etc. in den Inszenierungen treu bleibt, weil ja sonst kein Musikliebhaber die CDs kaufen würde (ich auch nicht).
Letztes Jahr ist übrigens "Le Magnifique" erschienen. Von Ryan Brown sind wohl noch mehr ähnliche Aufnahmen zu erwarten, da sich die Opera Lafayette scheinbar gezielt der Oper der 2. Hälfte des 18.Jh. verschrieben hat.
Deutsche Einspielungen von Opern Grétrys kenne ich keine. Vielleicht geht man die Gefahr nicht ein, weil dazu ja eine hervorragende Beherrschung der französischen Sprache gehört, weil bei den Franzosen das Libretto so wichtig war/ist - siehe die Beiträge von
Soleil Royale!
Von Opern von Grétry kenne ich bis jetzt nur "L'amant jaloux" als eine halbwegs HIP gehaltene Inszenierung. Und auch da ging man freilich nicht soweit wie bei der stärker in der Hinsicht ausgeprägten Inszenierung von "Hippolyte et Aricie" (Dir. E. Haïm) von 2009:anbetung:. (In Dtl. hat Franz. Oper oder vielleicht Oper allgemein wahrscheinlich einfach - ausgenommen einmal "Radamisto" in Karlsruhe - nicht den Stellenwert, dass man so aufwändige Inszenierungen wagt. Mir sind jedenfalls keine bekannt.)
Bis jetzt gingen eigentlich alle Versuche von Deutschen franz. Oper der Zeit aufzuführen, wenn ich dabei war, mangels Erfahrung mit der Musiksprache in die Hose. Kann aber auch nur mein Eindruck sein. :scheinheilig:
Zurück zur französischen Oper in Deutschland im 18.Jh.!
Kann es sein, dass der überwiegende Teil der Werke eingedeutscht wurde? Ich entsinne mich daran, dass auch mal im "Journal des Luxus und der Moden" kritisiert wurde, dass durch die Übersetzung der Opern ins Deutsche generell viel vom Reiz der Sprache verloren ginge. Heute kann man sich das ja nicht mehr vorstellen. Ich zumindest kenne keine modernen (also aus dem 21. Jh.) Versuche, französische Opern auf Deutsch einzuspielen.