Facharbeit über Publius Quinctilius Varus

Varusking

Neues Mitglied
Hei Leute,

Ich habe da mal eine Frage und zwar muss ich in knapp 2 1/2 Wochen meine Facharbeit über Varus abgeben in bezug auf die Varusschlacht.
Allerdings komm ich nicht weiter und habe keinen blasen Schimmer wie man anfängt und so etwas aufbaut , eine Lateinische Quelle soll ich auch benutzten und mich drauf bezeihen.
Allgmeine These ist : War Varus ein wahrer Kriegsherr oder Versager ?
Hoffe das ihr mir bisschn helfen köönt hier, wäre ehrlich sau glücklich , da es wiklich wichtig ist.

Mfg
Varusking
 
Die wichtigste lateinische Quelle ist Velleius Paterculus. Knapper (und vor allem historisch unzuverlässig) ist Florus.
Falls es auch griechische Quellen sein dürfen: Cassius Dio und Flavius Iosephus. (Letzterer nicht über seine Tätigkeit in Germanien, sondern über seine Statthalterschaft in Syrien.)
 
"War Varus ein wahrer Kriegsherr oder Versager?"

Hast Du Dir diese Fragestellung selbst ausgesucht oder wurde Dir dieses Thema vorgegeben? Falls Du noch etwas anderes nehmen kannst, dann lass' die Finger von dieser Fragestellung! Da kann man sich sehr leicht die Finger verbrennen. Die Frage, ob eine bestimmte Person ein guter Feldherr war, gehört zu den schwierigsten überhaupt. Oft streiten Generationen von Historikern darüber, ob ein bestimmter Feldherr fähig oder ein Versager war oder einfach nur Glück oder Pech hatte, ob er seine Leistungen seinen eigenen Fähigkeiten oder der Qualität seiner Unterfeldherren und Truppen sowie der Unfähigkeit des Gegners verdankte, ob er persönlich schuld an einer Niederlage war oder ob sie unvermeidlich war.
Aber wenn Du Dich schon auf diese Frage einlassen willst, dann darfst Du natürlich keinesfalls eine ex-post-Betrachtungsweise wählen, also das Verhalten und den Misserfolg nur vom Nachhinein betrachten. Du musst Dich genau mit Varus' Werdegang und Verhalten befassen und jede seiner Entscheidungen daraufhin analysieren, was er zu diesem Zeitpunkt wusste, was er überhaupt wissen konnte und ob er mit der nötigen Sorgfalt handelte oder sie vernachlässigte. Bei der Frage, ob er ein "Versager" war, musst Du auch berücksichtigen, inwieweit er für seinen Posten eigentlich geeignet war.

Wir haben übrigens einen Thread, in dem schon einiges besprochen wurde: http://www.geschichtsforum.de/f33/publius-quinctilius-varus-4954/
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast Du Dir diese Fragestellung selbst ausgesucht oder wurde Dir dieses Thema vorgegeben? Falls Du noch etwas anderes nehmen kannst, dann lass' die Finger von dieser Fragestellung! Da kann man sich sehr leicht die Finger verbrennen. Die Frage, ob eine bestimmte Person ein guter Feldherr war, gehört zu den schwierigsten überhaupt. Oft streiten Generationen von Historikern darüber, ob ein bestimmter Feldherr fähig oder ein Versager war oder einfach nur Glück oder Pech hatte, ob er seine Leistungen seinen eigenen Fähigkeiten oder der Qualität seiner Unterfeldherren und Truppen sowie der Unfähigkeit des Gegners verdankte, ob er persönlich schuld an einer Niederlage war oder ob sie unvermeidlich war.

Gerade deshalb bietet die Frage doch für einen Schüler Material, an dem er sich austoben und sich eine Meinung bilden kann und nicht nur nachkauen muss, was andere schon vor ihm gekaut haben.
 
Da hast Du recht. Allerdings sollte er dann auch einen Lehrer haben, der eine Facharbeit, die ordentlich geschrieben, recherchiert und argumentiert ist, auch dann entsprechend gut bewertet, wenn er selbst komplett anderer Ansicht ist als der Schüler.
 
also..solangsam wirds ernst.. ich muss die arbeit bereits diesen freitag abgegeben haben, allerdings finde ich einfach keine Quelle auf lateinisch/ grichisch mit übersetznug die zum Thema passt, ich würde wirklch sehr erfreut sein wenn mir jmd etwas passendes Posten kann .
Das wäre wirklich wichtig.
Und zu der Diskussion wegen Versager oder nicht, das wurde mir vorgegeben..
Danke für die Hilfe

Varusking
 
Dann wird's aber höchste Eisenbahn. Quellen gibt es in Varus! Varus! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald.
 
Ja das ist auch mein Problem, und deswegen bitte ich darum das mir jemand einen Ausschnitt hier rein schreiben kann damit ich das einbinden kann und nicht noch wxtra bestellen muss oder ähnliches in der lokalen Bibliothek ist es nicht verfügbar. bitte um Post
 
Hmm.
Ich bin so oder so nicht der begabteste In Geschichte bezihungsweise Latein & kan nes nicht sein das jemand bereits hier so ein Buch zuhause hat doer eine Seite weiß wo es solceh Urtexte gibt, es kann doch nicht möglichsein das es zu Varus keine Texte im Netz gibt oder ?
Unbedingt, muss es sich auch nicht auf die Schlacht beziehen.
 
Varusking, teilweise findest Du die benötigten Texte auch online.

Velleius Paterculus findest Du auf Latein und Englisch hier: LacusCurtius ? Velleius Paterculus' History of Rome
Varus wird im 2. Buch ab Kap. 117 erwähnt. (In Kap. 71 geht es um seinen Vater.)

Florus findest Du auf Latein hier: Florus und auf Englisch hier: LacusCurtius ? Florus ? Epitome
Ich betone aber noch einmal, dass er nur mit höchster Vorsicht zu genießen ist!
Zu Varus siehe das 30. Kapitel des 2. Buches.

Cassius Dio findest Du auf Englisch hier: LacusCurtius ? Cassius Dio's Roman History und auf Deutsch hier: Römische Geschichte - Google Bücher
Zu Varus siehe das 56. Buch.

Flavius Iosephus' Werk über den Jüdischen Krieg findest Du in Wikisource: Juedischer Krieg ? Wikisource Varus wird im 31. und 32. Kapitel des 1. Buches erwähnt und in den ersten fünf Kapiteln des 2. Buches.
Flavius Iosephus' Werk "Jüdische Altertümer" findest Du auf Englisch hier: The Works of Flavius Josephus Varus wird im 17. Buch mehrmals erwähnt.
 
alles klar viele dank für die schnellen atworten,

ich werde mir die Quellen morgen genauer angucken, könnt ihr mir villeicht noch weiter guten Hilfen geben ?

Ich habe jetzt 3 Oberthemen bekommen

I. Historischer Hintergrund der Römer und germanen/ der Schlacht

II. Charakter des Varus

III. Wirken des Varus in der Schlacht gegen Arminius

Wisst ihr vielleicht ein paar gute Unterthemen?

Ich kann ja mal poisten was ich bis jetzt zu Thema 1 habe, ist nur 'roh' geschrieben.

Zeit vor Varus
Der Zug des Varus gehörte zu einem umfangreichen Vorhaben der Römer ihr Reich östlich des Rheins und nördlich der Alpen zu vergrößern. Dieser Feldzug wurde bereits 15 v. Chr. mit den vom Römischen Stiefsöhnen des Herrschers Augustus' Drusus und Tiberius eingeleitet indem Sie den römischen Feldzug gegen die Räter und Vindelinker hielten.
Nach diesen erfolgreichen Gefechten übernahm Drusus die Legionen am Rhein um 12 v. Chr. drei Jahre lang bis er starb.
Dabei erkundete er den Drusus Kanal, die 'fossa Drusiana' . Dieser Kanal mündete mit dem Rhein in die Nordsee wo die römischen Flotten die Operationen untersützen konnten. // Wikipedia

Ziele
Die großen vier Lagerplätze der Römer befanden sich bei(m) Rhein (Rhenus), Lahn (Laugona), Lippe (Lippia), Ems (Amisia) wodurch sie versuchten , die germanischen Stämme zwischen Rhein und Elbe unter römische Herrschaft zu bekommen. Dies versuchten sie durch gewinnung Verbündeter in den einzelnen Stämmen, wodurch sie Vertrauen sammelten.
Die Züge des Drusus bildeten die ersten Phasen von kontinuirlicher und militäriuscher Durchdringungskraft die ihren Abschluss mit dem Triumph des Tibererius vom 1 Januar 7 v. Chr fand

Tiberius nach Drusus
Während sein Bruder Drusus 3 Jahre die Legionen in Germanien geleitet hat, hat Tiberius Pannonien , den heutigen westlichen Teil Ungarns, erfolgreich eingenommen und unter Römische Herrschaft gestellt, was ihn dann als Nachfolger für den Posten in Germanien nach seines Bruders Tod machte.
Die größte Gefahr für die Legionen Roms waren Markomannen , die vom germanischem abstamendem Marbot angeführt wurde. Im Jahre nach CHristus hatte Tiberius seine erste Erfolge indem er kleinere germanische Stämme wie die Cananefaten, Chattuarier sowie Brukterer besiegte. Zwei Jahre später sollte dann der große Angriff auf den Hauptstamm und Angstgegner von Marbot kommen , wo der Römische Konsul Gaius Sentius Saturninus und Tiberius 12 Legionen in den Kampf schicken wolltn. Allerdings konnte dieser Angriff nicht ausgeführt werden da im von Tiberius erobertem Pannonien ( & Dalmatien ) ein Aufstand herrschte der taktish von Marbot eingeleitet wurde ,sodass dieser Großangriff auf seinen Stamm nicht erfolgen konnte.
 
Der Link in Beitrag 9 führt direkt zu den Texten bzgl. der Varusschlacht Lateinisch/Griechisch-Deutsch.
 
Allgmeine These ist : War Varus ein wahrer Kriegsherr oder Versager ?
Die Römer hatten eine Reihe von überragenden Feldherren. Crassus und Varus gehören sicher nicht dazu. Varus war kein kampferprobter und schlachten-erfahrener Militär, sondern ein angeheirateter Günstling von Augustus und als Statthalter ein Verwaltungsfachmann. Heute würde man sagen ein Bürokrat am Schreibtisch. Auch wenn ihn Arminius hintergangen hat, hat er bei der Varusschlacht gegen den Rat seiner Unterführer entscheidende Fehler gemacht. Das er nicht kämpfend gestorben, sondern wie sein Vater Selbstmord gemacht hat, spricht auch nicht gerade für ihn.
 
Varus war kein kampferprobter und schlachten-erfahrener Militär,
Nun, Varus war bereits beim Alpenfeldzug dabei, in Syrien hat er Aufstände niedergeschlagen. Man sollte Velleius‘ Negativdarstellung nicht einfach so zu übernehmen. Die Negativdarstellung Varus‘ setzt mit Velleius Paterculus ein, davor sind die Quellen relativ neutral ihm gegenüber. Es wird uns sogar berichtet, dass Augustus seinen von Marbod übersandten Kopf ehrenvoll bestatten ließ. Mit der negativen Presse, mit der Velleius Varus überzieht, soll wohl auch das Scheitern Tiberius‘ in Germanien kaschiert werden. Es lag eben nicht an der kaiserlichen Politik, sondern an dem unfähigen Feldherren, hatte doch Tiberius noch in einem (angeblich) „immensum bellum“ die Germanen besiegt.

sondern ein angeheirateter Günstling von Augustus
Augustus‘ Heiratspolitik war - zumindest vom Ergebnis her - nicht unbedingt immer ganz glücklich. Aber Augustus hat sich dabei etwas gedacht. Angeheirateter Günstling ist daher wohl eher nicht zutreffend: also rein faktisch wird es stimmen, doch ist der Begriff Günstling im allgemeinen Sprachgebrauch so negativ besetzt, dass er Varus nicht gerecht wird.

Auch wenn ihn Arminius hintergangen hat, hat er bei der Varusschlacht gegen den Rat seiner Unterführer entscheidende Fehler gemacht.
Davon wissen die Quellen nichts. Wovon die Quellen etwas wissen, ist, dass Segestes Varus vor Arminius gewarnt haben will. Quelle? Segestes selbst. Zeugen? Illa nox (jene Nacht). Komischerweise fanden die Römer bei Segestes Beute aus der Varusschlacht. Passt irgendwie nicht zu der Erzählung die Segestes ihnen auftischte. Deshalb auch die leichte Ironie bei Tacitus, wenn er schreibt „testis illa nox“ oder bei Strabon, wenn dieser schreibt, dass Segestes auf der Ehrentribüne der Präsentation seiner geliebten Verwandten im Triumphzug (sein Sohn, seine Tochter und sein Enkel wurden vorgeführt) beiwohnte (wohl beiwohnen musste).

Dass er nicht kämpfend gestorben, sondern wie sein Vater Selbstmord gemacht hat, spricht auch nicht gerade für ihn.
Selbstmord war bei den Römern nicht ehrenrührig.
 
@El Quijote

Ich bin anderer Ansicht. Varus war ein erfahrener Statthalter ( Africa und Syrien) und Verwaltungsfachmann, aber kein kampferfahrener Feldherr. Er hat gleich mehrere militärische Fehler gemacht und die Niederlage selber verschuldet. Es gab ja- wenn auch wenige- überlebende Tatzeugen. .Entkommene und Freigekaufte. Noch 40 Jahre später.

Erstens hat er trotz eindringlicher Warnung jegliche Vorsicht vermissen lassen und Arminius blind und naiv vertraut. Zweitens hat er sich trotz Warnung mit seinem schwerfälligen Heer vom offenen Weg in die dichten und sumpfigen Wälder locken lassen, statt Kundschafter voraus schicken und die Lage erkunden. Drittens hat er trotz Anraten seiner Stellvertreter versäumt, rechtzeitig um zu kehren, als es noch möglich war. Viertens hat er gegen die Warnung seines Stabes seinen Tross mit allen Lebensmitel und Waffen ( Artellerie-Katapulte ) vernichten lassen, statt in einem Lager aus zu harren, bis Hilfe kam. Und fünftens hat er - wie damals der völlig unfähige Crassus -den Kopf verloren und Selbstmord begangen, statt mit seinen Leuten durch zubrechen.

Dem fähigen Longinus, Crassus Stellvertreter, gelang bei Carrhae ja auch der Duchbruch. Ventidius hat die Parther sogar später zwei mal besiegt. Bei den Spartaner kam man mit oder tot auf dem Schild nach Hause. Spartacus ging in ausichtloser Lage mit dem Schwert in der Hand heldenhaft, zigfach verwundet und knieend kämpfend in den Tod. Nachdem er zuvor gegen zwei Dutzend Legionäre gewonnen hat. Die Wikinger gingen kämpfend in den Tod und nach Wallhall. Aufgabe oder Selbstmord galt als ehrenrührig.

Nur wenige Jahre später hat Arminius die Römer wieder eingekesselt, aber der fähige Stellvetreter von Germanicus, Caecena, war kein Varus, sondern hat sich den Weg unter grossen Verlusten frei gekämpft. Nur Augustus hielt an der Theorie fest, Wetter und Verrat wären schuld gewesen . Weil er den Ruf der Armee schützen wollte, ihn ernannt und mit ihm verwandt war. Dabei war er bei jeder Schlachtmit Migräne jammernd im Bett. Gut, dass er einen Agrippa hatte. Der für ihn die Schlachten gewonnen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin anderer Ansicht. Varus war ein erfahrener Statthalter ( Africa und Syrien) und Verwaltungsfachmann, aber kein kampferfahrener Feldherr.
Das ist Varus‘ Problem, er wird immer von seiner Niederlage aus gesehen, der clades Variana. (Der Bruder des Marcus Caelius ließ noch bello variano schreiben. Dass er aber da schon auf etliche Jahrzehnte Karriere zurückschauen konnte, wird leicht übersehen, zumal Velleius ihn ja so negativ charakterisiert.
Der cursus honorum hatte in der Kaiserzeit das Militärtribunat als Bestandteil.
Was Varus‘ Karriere anbelangt wissen wir, dass er oft Ämter parallel mit Tiberius innehatte:
(Tiberius hatte das Militärtribunat 25 v. Chr. inne, kantabrischer Krieg)
Quästur mit Tiberius 21/20
Legionslegat 15 v. Chr. (unter Tiberius‘ Kommando)
Konsulat mit Tiberius (13 v. Chr.)
In Africa befehligte Varus vermutlich die dritte Legion.
In Syrien befehligte Varus vier Legionen, mit zweien davon fiel er Judäa ein. Syrien (wie Germanien) war eine kaiserliche Provinz, d.h. eine, die als nicht vollständig befriedet galt oder militärischen Schutz benötigte.
In Germanien (7-9) befehligte er fünf Legionen.

Er hat gleich mehrere militärische Fehler gemacht und die Niederlage selber verschuldet. Es gab ja- wenn auch wenige- überlebende Tatzeugen. .Entkommene und Freigekaufte. Noch 40 Jahre später.
Von den Augenzeugen der Varusschlacht wird folgendes berichtet: Sie zeigten Germanicus den Weg zum Schlachtfeld, wo die Adlerträger, wo die Legaten fielen und wo Varus sich ins Schwert stürzte. Tac. ann. I, 61, 4. hier wird von Fehlern des Varus nicht berichtet. Die 40 Jahre später durch Truppen des P. Pomponius befreiten Kriegsgefangenen werden auch nicht weiter erwähnt, lediglich der Fakt ihrer Befreiung wird übermittelt. Bei Tacitus finden wir die negative Varus-Darstellung, wie wir sie von Velleius Paterculus und Florus kennen, nicht.

Erstens hat er trotz eindringlicher Warnung jegliche Vorsicht vermissen lassen
Wie gesagt, die Warnung hat schon Tacitus Segestes nicht abgenommen, der berichtet, dass nur jene Nacht Zeuge war (testis illa nox - wer hätte also der Darstellung Segestes‘ widersprechen sollen? - Nun, Tacitus berichtet auch, dass man bei Segestes spolia Varianae cladis (Beute der Varusniederlage) fand.

hat er sich trotz Warnung mit seinem schwerfälligen Heer vom offenen Weg in die dichten und sumpfigen Wälder locken lassen, statt Kundschafter voraus schicken und die Lage erkunden.
Da die angebliche Warnung wohl eher die innercheruskischen Verhältnisse des Jahres 15 als tatsächliche Ereignisse des Jahres 9 (testis illa nox; spolia Varianae cladis) widerspiegelt: Diese Aufgaben dürften tatsächlich die Truppen von Arminius übernommen haben, also die Verschwörer.

Drittens hat er trotz Anraten seiner Stellvertreter versäumt, rechtzeitig um zu kehren, als es noch möglich war.
Dafür hätte ich jetzt tatsächlich gerne eine Quelle. Bei Velleius Paterculus, Tacitus, Frontinus, Sueton, Florus und nicht einmal bei Cassius Dio lese ich davon nichts.

Viertens hat er gegen die Warnung seines Stabes seinen Tross mit allen Lebensmitel und Waffen ( Artellerie-Katapulte ) vernichten lassen, statt in einem Lager aus zu harren, bis Hilfe kam.
Dass er einen Teil der Wagen vernichten ließ, ist Sondergut von Cassius Dio (200 Jahre nach der Schlacht). Dass Varus Waffen vernichten ließ, davon steht in keiner Quelle etwas. Ebensowenig, dass sein Stab ihm da widersprochen hätte. Cassius Dio, der die Wagen einige Sätze zuvor eher als Problem beschreibt (Hist. Rom. LXVI, 20, 2: ἦγον δὲ καὶ ἁμάξας πολλὰς καὶ νωτοφόρα πολλὰὡς ἐν εἰρήνῃ: παῖδές τε οὐκ ὀλίγοι καὶ γυναῖκες ἥ τεἄλλη θεραπεία συχνὴ αὐτοῖς συνείπετο, ὥστε καὶ κατὰτοῦτ᾽ ἐσκεδασμένῃ τῇ ὁδοιπορίᾳ), sagt sogar, dass es nach dem Zurücklassen des Trosses die Marschordnung insgesamt besser gewesen sein (Hist. Rom. LXVI, 21, 1: αὐτοῦ τε οὖν ἐστρατοπεδεύσαντο, χωρίου τινὸςἐπιτηδείου, ὥς γε ἐν ὄρει ὑλώδει ἐνεδέχετο, λαβόμενοι, καὶ μετὰ τοῦτο τάς τε πλείους ἁμάξας καὶτἆλλα τὰ μὴ πάνυ σφίσιν ἀναγκαῖα τὰ μὲνκατακαύσαντες τὰ δὲ καὶ καταλιπόντες, συντεταγμένοιμέν πῃ μᾶλλον τῇ ὑστεραίᾳ ἐπορεύθησαν, ὥστε καὶ ἐςψιλόν τι χωρίον προχωρῆσαι,)

Aufgabe oder Selbstmord galt als ehrenrührig.
Hans Ulrich Nuber: P. Quinctilius Varus siegte... als legatus Augusti in Süddeutschland, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. I (Imperium), S. 106 - 113:

Der Selbstmord eines 55-jährigem in einer ausweglosen Situation, römischem Ehrenkodex folgend die Norm, ist als solcher kein erinnerungswertes Ereignis...
Gottfried Schiemann: Suizid. In: DNP:

Der Ruhm des stoischen Selbstmörders und Caesar-Gegners M. Porcius [I 7] Cato war so groß, daß er sogar in das prinzipiell entschieden selbstmordfeindliche ma. Christentum hinüberstrahlte, so in Dantes Purgatorium. Ein nicht weniger prominenter röm. Selbstmörder, Seneca [2] (1. Jh. n. Chr.), befaßte sich als Philosoph der jüngeren Stoa intensiv mit dem S. und fragte z. B. nüchtern, ob man nicht die Seele aus einem Körper hinausführen dürfe, der untauglich geworden sei für seine Dienste (Sen. epist. 58,32-36).

Diese positiven Einstellungen zum S. fanden verm. Widerhall in der Differenzierung des röm. Juristen Neratius [5] um 100 n. Chr. (Dig. 3,2,11,3): Während der S. aus Lebensüberdruß (taedium vitae) und - wie wohl hinzugedacht werden muß - in ehrenhafter Ausführung rechtlich und gesellschaftlich akzeptiert ist, gilt der Selbstmörder aus schlechtem Gewissen (mala conscientia) und derjenige, der sich erhängt hat, als ehrlos. An dieser infamia eines Selbstmörders hat seine Witwe teil. Er selbst erhält kein ehrenhaftes Begräbnis (Totenkult). Als “ehrenhaft” galt v. a. der S. durch das Schwert.
[…]​


Nur wenige Jahre später hat Arminius die Römer wieder eingekesselt, aber der fähige Stellvetreter von Germanicus, Caecena, war kein Varus, sondern hat sich den Weg unter grossen Verlusten frei gekämpft. Nur Augustus hielt an der Theorie fest, Wetter und Verrat wären schuld gewesen . Weil er den Ruf der Armee schützen wollte, ihn ernannt und mit ihm verwandt war. Dabei war er bei jeder Schlachtmit Migräne jammernd im Bett. Gut, dass er einen Agrippa hatte. Der für ihn die Schlachten gewonnen hat.
Als Germanicus und Caecina (14-16) gegen Arminius ins Feld zogen, war Augustus bereits verstorben. Erst nach Augustus‘ Tod erreichte Germanicus die Rheinlegionen und musste diese mit Geldgeschenken besänftigen und Feldzügen ins Innere Germaniens beschäftigen und disziplinieren, erst 15 entsetzte er den belagerten Segestes, der ihm die Geschichte von der Warnung vor Arminius‘ Verrat auftischte. Dass das Wetter bei der Schlacht eine spielte, lesen wir erstmals 200 Jahre nach der Schlacht bei Cassius Dio. Sueton, der Augustus‘ angeblichen nächtlichen Ruf legiones redde populär machte, weiß nichts vom Wetter.
 
Der Selbstmord eines 55-jährigem in einer ausweglosen Situation, römischem Ehrenkodex folgend die Norm, ist als solcher kein erinnerungswertes Ereignis...
Gottfried Schiemann: Suizid. In: DNP:

Der Ruhm des stoischen Selbstmörders und Caesar-Gegners M. Porcius [I 7] Cato war so groß, daß er sogar in das prinzipiell entschieden selbstmordfeindliche ma. Christentum hinüberstrahlte, so in Dantes Purgatorium. Ein nicht weniger prominenter röm. Selbstmörder, Seneca [2] (1. Jh. n. Chr.), befaßte sich als Philosoph der jüngeren Stoa intensiv mit dem S. und fragte z. B. nüchtern, ob man nicht die Seele aus einem Körper hinausführen dürfe, der untauglich geworden sei für seine Dienste (Sen. epist. 58,32-36).

Diese positiven Einstellungen zum S. fanden verm. Widerhall in der Differenzierung des röm. Juristen Neratius [5] um 100 n. Chr. (Dig. 3,2,11,3): Während der S. aus Lebensüberdruß (taedium vitae) und - wie wohl hinzugedacht werden muß - in ehrenhafter Ausführung rechtlich und gesellschaftlich akzeptiert ist, gilt der Selbstmörder aus schlechtem Gewissen (mala conscientia) und derjenige, der sich erhängt hat, als ehrlos. An dieser infamia eines Selbstmörders hat seine Witwe teil. Er selbst erhält kein ehrenhaftes Begräbnis (Totenkult). Als “ehrenhaft” galt v. a. der S. durch das Schwert.
[…]​
.

Suizid galt keineswegs als ehrenrührig. In der Stadt Masilia, dem heutigen Marseille, konnten die Einwohner, die ihren Wunsch zu sterben, ausreichend begründeten vom Stadtrat Gift bekommen. Die Stoiker, Kyniker und Epikureer rechtfertigten im Gegensatz zu Platon Suizid.
Im Falle von Alter, Krankheit, drohender Schande oder Versklavung galt Suizid als legitim. Eratosthenes soll wegen drohender Erblindung Suizid verübt haben. Ein kyrenischer Philosoph namens Hegesias bekam den Beinamen Peisithanatos "Der zum Suizid Ratende". Anscheinend hatten dessen Vorlesungen eine ähnliche Wirkung wie im 20. Jahrhundert der ungarische Selbstmörder-Song Szomoru Vasernap (gloomy sunday), des Pianisten und Komponisten Reszo Seress. Das Lied wurde in den 1930er Jahren populär und vielerorts verboten, weil gar zu viele Leute sich anschließend den "Hals lifteten" oder das Hirn wegbliesen.

Hegesias Vorlesungen wurden daher in Ägypten verboten.

Tacitus überliefert minutiös in seinen Annalen den Suizid eines Stoikers, nämlich Seneca und eines Epikureers, nämlich Titus Petronius.

Seneca hat sich anscheinend vom Tod Sokrates inspirieren lassen. Er nahm den Schierlingsbecher, nachdem das nicht den gewünschten Effekt hatte, ließ er sich die Venen öffnen. Als das auch noch nicht half, ließ er sich im Dampfbad die Arterien öffnen und starb.

Seneca hat die Frage des Suizids anscheinend stark beschäftigt.

Ganz anders Titus Petronius. Wie Seneca war er in die Pisonische Verschwörung verstrickt. Dem Todesurteil kam er zuvor.
Anders als Seneca inszenierte Petronius den Suizid wie ein Kunstwerk. Er feierte eine Party, und auf dem Höhepunkt ließ er sich die Venen öffnen und unterhielt sich mit seinen Freunden. Er hinterließ Nero eine Schmähschrift, und der ältere Plinius berichtete, dass Petronius eine unschätzbar wertvolle Schöpfkelle zerbrach, damit es nicht Nero in die Hände fiel.

Tacitus, Annales XIV., 42 (Seneca).
Tacitus, Annales XVI., 18-19 (Petronius).
 
Urteile über Varus als Militär:

Hans Ulrich Nuber: P. Quinctilius Varus siegte... als legatus Augusti in Süddeutschland, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. I (Imperium), S. 106 - 113:

Keines dieser Kommandos hat Varus ohne Zustimmung des Augustus erhalten, d.h. er muss in den Augen des princeps als ein absolut vertrauenswürdiger und als fähig eingestufter Mann abgesehen worden sein. Diese Erkenntnis hatte bei Augustus lange reifen können, denn Varus hat den ersten Teil seiner Karriere, insbesondere die militärischen Kommandos, soweit erkennbar, immer unter den Augen des Augustus ausgeführt. Einzig seine erste mögliche Militärstelle, als tribunus laticlavius kennen wir (noch) nicht.
[…]
Seine Karriere war indessen keinesfalls einzigartig, vergleicht man sie nur mit derjenigen des Sentius Saturninus seines mehrfachen Amtsvorgängers, dem Varus auf allen wichtigen Posten wie in Afrika, Syrien oder Germanien gefolgt war. Wenn für die Katastrophe im Teutoburger Wald überhaupt eine monokausale Erklärung gesucht werden kann, mit einer schlechten militärischen Ausbildung und fehlender Erfahrung lässt sich die Niederlage des P. Quinctilius Varus jedenfalls nicht erklären.
Achim Lichtenberger: Varus in Syrien. Die Provinz Syria und das Klientelkönigreich Judäa, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. I (Imperium), S. 160 - 166:

Von 7-4 v. Chr. war P. Quinctilius Varus Statthalter der römischen Provinz Syria. […] Als unter Augustus 27 v. Chr. Provinzen in kaiserliche und senatorische eingeteilt wurden, machte man Syria zu einer kaiserlichen Provinz mit einem legatus Augusti pro praetore, und die Provinz erhielt vier Legionen. Die Statthalter gehörten als ehemalige Konsuln zu den höchstrangigen und erfahrensten Militär- und Verwaltungsfachmännern der römischen Aristokratie. Die strategische Bedeutung der Provinz Syria lag nicht nur darin, die Landbrücke von Ägypten nach Kleinasien zu bilden und wichtige Überlandrouten zu kontrollieren, sondern sie bestand aus Sicht Roms auch in der unmittelbaren Grenzlage zum Partherreich, dem gefährlichsten Gegner Roms im Osten.

Heidrun Derks: Die Varusschlacht, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. II (Konflikt), S. 37 - 55:

Aus seinen Aufenthalten als Statthalter im der Provinz Africa sowie in Syrien und Palästina war er [Varus] mit Krisensituationen mehr als vertraut und hatte vielfach unter Beweis gestellt, dass er nicht nur ein hervorragender Diplomat und Stratege war, sondern notfalls auch hart und unerbittlich durchgreifen konnte. Das Bild, das die antiken Autoren später von ihm zeichnen sollten, lässt sch mit diesem Werdegang nur schwer in Einklang bringen. Durchsetzungsschwach, militärisch unerfahren und behäbig […] dürfte der Mann kaum gewesen sein. Und zweifelhaft erscheint auch, dass Augustus einem unfähigen Günstling die Rheinarmee anvertraut haben soll, lässt dich das militärische Aufgebot erahnen, dass man keinen rein formalen Verwaltungsakt erwartete, auch wenn man das tatsächliche Risiko wohl unterschätzte.​



 
Zurück
Oben