hjwien
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Wieso soll es nicht auch in der Antike schlechte Herrscher gegeben haben, die viele Verbrechen begingen oder zumindest einen miesen Charakter hatten?
Ich glaube nicht, daß es darum geht, alle Kaiser reinzuwaschen. Jeder von denen hatte Blut an den Fingern, viele übrigens weniger Blut als Augustus selbst. Aber es wird versucht, ein wenig differenzierter zu schauen und Widersprüche aufzudecken. Ich habe noch in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts des vergangenen Jahrtausends (also vor kurzem:O) Vorlesungen gehört, die ein halbes Semester Augustus behandelten, dann in einer Sitzung Tiberius-pervers, Caligula-wahnsinnig, Claudius-ein Trottel, Nero-verrückt darstellten, um sich dann das andere halbe Semester mit allen Germanenstämmen und jedem winzigen Detail zu befassen (weil ich da immer eingeschlafen bin, kann ich leider beim Kalkriesethread nicht richtig mitreden :schlafen, es war, als hätte Mommsen selbst gelesen.
Also insofern ist es ganz erfrischend, mal alles auf den Prüfstand zu stellen, was man so zu wissen glaubt, das sollte man eh alle paar Jahrzehnte machen.
Also, um nicht mißverstanden zu werden: ich glaube nicht, daß Tiberius ein guter Mensch war, vielmehr meine ich, man kann es schlichtweg nicht einschätzen. Und ob sich das auf seine Kaiserqualitäten ausgewirkt hat, ist auch fraglich.
Und was die Tyrannei einiger Kaiser angeht, auch da muß man differenzieren. Leute wie Caligula haben ihre Umgebung und die Senatsaristokratie schikaniert, den meisten Leuten im Reich erschienen auch sie als Wohltäter. Das römische Reich prosperierte, Nero war beliebt bei den meisten Menschen, auch später hat ein Tyrann wie Domitian dem reich nicht geschadet.