Hans forscht
Aktives Mitglied
@Dieter: Meine Frage, auf die Du Dich beziehst, war nicht, ob es derartige Theorien zu den Indoeuropäern gibt. Daß es solche Konstrukte gibt, war vielmehr die Voraussetzung meiner Frage. Die Frage ist, hat es solche Entwicklungen bei anderen Sprachen nachweislich gegeben? Ich halte die Vorstellung nämlich für einigermaßen absurd und finde nicht, daß die Häufigkeit des Vortrages die Glaubwürdigkeit erhöht.
@Haerangil: Danke für die Blumen! Ich meine nicht, daß eine Sprache zwingend nur einen Vorläufer haben muß. Ich meine aber, daß wenn eine Sprache zum Vorläufer mehrerer gleichzeitig existierender Sprachen werden will, sie sich zunächst konstituieren muß. Natürlich kann eine Sprache kreolisch entstanden sein. Ich fände es sehr ungewöhnlich, wenn eine Sprache seit der Zeit, da unsere Vorfahren vom Grunzen zum Sprechen übergegangen sind, kein einziges Mal kreolisiert worden wäre. Es liegt doch auf der Hand, daß sich immer wieder Menschengruppen vermischt und auch immer wieder Menschengruppen getrennt haben, ohne wieder aufeinander zu treffen. Der erste Fall führt zur Kreolisierung (wobei die beteiligten Sprachen oder Dialekte sich unterschiedlich stark durchsetzen werden), der zweite zur Auseinanderentwicklung hin zu Dialekten und letztlich Sprachen.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß Menschen an verschiedenen Orten in etwa im gleichen Zeithorizont unabhängig voneinander mit dem Sprechen begonnen haben. Das meine ich, weil ich die Entwicklung der Sprache absehbare Zeit nach der entstehung der physiologischen Möglichkeit dazu für nahezu unausweichlich halten würde. Der Vorteil ist einfach zu groß, um diese Möglichkeit links liegen zu lassen. Falls sich alle heutigen Menschensprachen auf eine einzige Ursprache zurückführen ließen (mithin ganz weit vor dem vermuteten Protoindoeuropäischen), würde ich daraus zunächst nichts weiter folgern, als daß die Entwicklung der Sprache an sich schon entsprechend lange her ist und die Nachfolgesprachen aller anderen Ursprachen schon ausgestorben waren, als die Menschen begannen, sich über Afrika hinaus zu verbreiten.
Zum Thema Prähistorie kontra Altertum und danach möchte ich noch einen Gedanken anmerken: So wie heute die elektronischen Massenmedien in Windeseile die Sprache glatt und flach bügeln und wohl keine zwei Generationen brauchen, um den Rest an Dialektfärbung zu vernichten, hat die Schriftlichkeit Grammatik und Vokabular bereits erheblich normiert und der bewußten Einflußnahme der Herrschenden wesentlich zugänglicher gemacht. Im Gegensatz dazu wird in prähistorischer (also vorschriftlicher) Zeit der Zusammenfluß von Sprachen wesentlich unbeeinflußter durch dritte Sprecher in den einzelnen Personen im Konzert ihrer Familien stattgefunden haben. Anders gesagt, die Leute sprachen halt so, wie ihnen der Schnabel gewachsen war.
Evolutionistisch wäre m.E. allenfalls die Annahme, daß die Spracheigenheiten der Erfolgreichen stärker auf die anderen Mitglieder der Gruppe abfärben. Ist das womöglich auch so? Wie funktioniert Jugendsprache? Von wem habt ihr denn selbst coole Wörter übernommen, als ihr begonnen habt, Euch von Euren Eltern abzugrenzen? Waren das nicht die jenigen, die in der Schule oder in der Clique den Ton angaben? Andererseits sind die, die als Jugendliche alpha-verdächtig waren, meist später eher gescheitert; ebenso mögen die angesagtesten jungen Krieger auch mit höherer Wahrscheinlichkeit jung gestorben sein und damit den Genpool verschlankt haben.
Zu "Stamm", "Klan", "Sippe", "Bündnis", "Reich" kontra "Ethnie", "Staat" oder "Nation"...: Also letztlich doch. oder? Wissenschaft ist kein Wunschkonzert. Wir können uns die Fakten und Folgerungen schließlich nicht einfach nach unserer Weltanschauung aussuchen und sollten mal hinnehmen, wie die Dinge tatsächlich so sind.
@Haerangil: Danke für die Blumen! Ich meine nicht, daß eine Sprache zwingend nur einen Vorläufer haben muß. Ich meine aber, daß wenn eine Sprache zum Vorläufer mehrerer gleichzeitig existierender Sprachen werden will, sie sich zunächst konstituieren muß. Natürlich kann eine Sprache kreolisch entstanden sein. Ich fände es sehr ungewöhnlich, wenn eine Sprache seit der Zeit, da unsere Vorfahren vom Grunzen zum Sprechen übergegangen sind, kein einziges Mal kreolisiert worden wäre. Es liegt doch auf der Hand, daß sich immer wieder Menschengruppen vermischt und auch immer wieder Menschengruppen getrennt haben, ohne wieder aufeinander zu treffen. Der erste Fall führt zur Kreolisierung (wobei die beteiligten Sprachen oder Dialekte sich unterschiedlich stark durchsetzen werden), der zweite zur Auseinanderentwicklung hin zu Dialekten und letztlich Sprachen.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß Menschen an verschiedenen Orten in etwa im gleichen Zeithorizont unabhängig voneinander mit dem Sprechen begonnen haben. Das meine ich, weil ich die Entwicklung der Sprache absehbare Zeit nach der entstehung der physiologischen Möglichkeit dazu für nahezu unausweichlich halten würde. Der Vorteil ist einfach zu groß, um diese Möglichkeit links liegen zu lassen. Falls sich alle heutigen Menschensprachen auf eine einzige Ursprache zurückführen ließen (mithin ganz weit vor dem vermuteten Protoindoeuropäischen), würde ich daraus zunächst nichts weiter folgern, als daß die Entwicklung der Sprache an sich schon entsprechend lange her ist und die Nachfolgesprachen aller anderen Ursprachen schon ausgestorben waren, als die Menschen begannen, sich über Afrika hinaus zu verbreiten.
Zum Thema Prähistorie kontra Altertum und danach möchte ich noch einen Gedanken anmerken: So wie heute die elektronischen Massenmedien in Windeseile die Sprache glatt und flach bügeln und wohl keine zwei Generationen brauchen, um den Rest an Dialektfärbung zu vernichten, hat die Schriftlichkeit Grammatik und Vokabular bereits erheblich normiert und der bewußten Einflußnahme der Herrschenden wesentlich zugänglicher gemacht. Im Gegensatz dazu wird in prähistorischer (also vorschriftlicher) Zeit der Zusammenfluß von Sprachen wesentlich unbeeinflußter durch dritte Sprecher in den einzelnen Personen im Konzert ihrer Familien stattgefunden haben. Anders gesagt, die Leute sprachen halt so, wie ihnen der Schnabel gewachsen war.
Evolutionistisch wäre m.E. allenfalls die Annahme, daß die Spracheigenheiten der Erfolgreichen stärker auf die anderen Mitglieder der Gruppe abfärben. Ist das womöglich auch so? Wie funktioniert Jugendsprache? Von wem habt ihr denn selbst coole Wörter übernommen, als ihr begonnen habt, Euch von Euren Eltern abzugrenzen? Waren das nicht die jenigen, die in der Schule oder in der Clique den Ton angaben? Andererseits sind die, die als Jugendliche alpha-verdächtig waren, meist später eher gescheitert; ebenso mögen die angesagtesten jungen Krieger auch mit höherer Wahrscheinlichkeit jung gestorben sein und damit den Genpool verschlankt haben.
Zu "Stamm", "Klan", "Sippe", "Bündnis", "Reich" kontra "Ethnie", "Staat" oder "Nation"...: Also letztlich doch. oder? Wissenschaft ist kein Wunschkonzert. Wir können uns die Fakten und Folgerungen schließlich nicht einfach nach unserer Weltanschauung aussuchen und sollten mal hinnehmen, wie die Dinge tatsächlich so sind.