Der Königstitel lautete bekanntermaßen offiziell "König der Römer". Wenn jemand "Kaiser der Römer" war, und den römischen Königstitel als Voraussetzung für eben erreichtes Kaisertum betrachtet, entbehrt es nicht einer gewissen Logik, dass dieser Königstitel weitergereicht werden kann. Ab Maximilian I. verblieb das deutsche Königstitel allerdings ein fester Bestandteil der Titulatur des regierenden Kaisers, während der "römische Königstitel" schon dem Nachwuchs zufallen konnte.
Da beides miteinander verwoben war, macht es keinen entscheidenen Unterschied, ob die Oberhoheit einem römischen Kaiser, oder einem deutschen König mit der Authorität eines römischen Kaisers zukommt. Wäre das Kaisertum ein Wanderpokal geblieben, wie es Ravenik richtig eingeräumt hat, dann wäre der deutsche König auch nur einer unter vielen gewesen.
Ich halte fest: es gibt vielfach belegte Zitate von höchsten Authoritäten der damaligen Zeit, die sich selbst bzw. eine unbestimmte Gruppe, der sie sich selbst zurechnen, als Deutsche klassifizieren, um sich gegen andere Gruppen von Menschen abzuspalten, und damit politisch argumentieren. Ich kann mir schwer vorstellen, was man sonst noch anführen könnte, um ein nationales Bewusstsein zu belegen.
Der Zusammenhang, in dem die Zitate auftauchen, mag natürlich den Inhalt der Botschaft beeinflussen, nicht aber die Erkenntnis, dass man sich (unter vielen anderen Identitäten) auch als Deutsche sah.
Schwer zu sagen, wie es der einfache Bauer sah, denn da liegen ja nun nicht viele Zeugnisse vor. Vielleicht kann Simplicius noch ein paar Belege finden...
Möglicherweise kann man hier Lieder als Referenz anführen. Ich vermute, sie waren eher an breitere Massen gerichtet, als es irgendwelche lateinischen Schriften waren. Wenn man zB. das Annolied hört oder Lieder Walthers von der Vogelweide, wird mit einer Selbstverständlichkeit von "deutschen Landen" und "deutschen Leuten" gesprochen, dass man annehmen muss, dass es eine übliche Selbstadressierung war. Das Wort "deutsch" bedeutet in seiner althochdeutschen Variante ja so viel wie "aus dem gemeinen Volk". Also war man selbst immer "deutsch" und Fremde immer "welsch".
Wer sagt denn, dass Nationalbewusstsein direkt in Xenophobie ausarten muss? In meinem Bekanntenkreis leben auch sehr viele im Ausland zum Studieren oder wegen der Jobchancen...
Und nach dem Verständnis der Zeit war er eben Deutscher