Historische Realitäten des Exodus

Laut Deinem eigenen Beitrag #22 hast Du Salibi selbst nicht gelesen und verteidigst ihn dennoch glühend.
 
Besorgen Sie sich diese Zeilen und erst danach sollten Sie einzelne Passagen infrage stellen - alles andere ist unsinnig.

Wenn mir jemand erzählt, dass sich die Donau in Wirklichkeit in Südamerika befindet, es sich dabei allerdings um eine Insel handelt, so hält sich mein Interesse an solcher Lektüre in argen Grenzen.
 
@ Klausi:
Das Problem mit solchen "Theorien" ist, dass sie allenfalls für sich selbst betrachtet Sinn ergeben. Der Urheber stellt ein in sich geschlossenes Gedankengebäude auf, das für sich selbst betrachtet, also wenn man nur die Argumentationen des Urhebers berücksichtigt, auf den ersten Blick mitunter durchaus schlüssig wirkt. Es bricht aber zusammen, wenn man über den vom Urheber vorgegebenen Tellerrand hinausblickt. Ich habe gestern schon darauf hingewiesen, dass es zu Jerusalem auch zeitgenössische außerbiblische Quellen aus der Zeit vor der Zerstörung Jerusalems und des salomonischen Tempels gibt, die keinen Sinn ergeben, wenn Jerusalem in Asir gelegen hätte.
 
Wirklich problematisch wird es ja, wenn Salibi erklären soll, wie Jerusalem dahin geraten ist, wo es heute zweifelsohne zu finden ist, denn das ist ja naheliegenderweise das Hauptproblem seiner Thesen, dass wir die besagten Ortschaften heute kennen.
Auch wenn ich Salibis Originaltext nicht habe und nur Rezension aus dem Internet kenne, scheint er zu behaupten, die Israeliten hätten nach der babylonischen Gefangenschaft keine Lust mehr gehabt, nach Arabien zurückzukehren, sonder hätten sich stattdessen in Palästina angesiedelt und dort alles so benannt, wie sie es aus der alten Heimat kannten.

Besonderes Pech hatten dabei die Moabiter. Sie hätten einst auch in Arabien gelebt, seien aber vor den Israeliten geflohen und hätten sich im Ostjordanland angesiedelt. Und nun siedeln die Israeliten wieder ausgerechnet direkt neben ihnen.

Dumm gelaufen aber auch für die Moabiten!


Andererseits zeigt obiges für mich, dass ich mir schon zu viel Mühe mit diesem Herrn Salibi gemacht habe, es lohnt nicht der Diskussion.
 
@ Klausi:
Wenn Jerusalem und Juda in Asir lagen, dann stellt sich natürlich noch eine andere Frage: Was war dann eigentlich mit Palästina zur Zeit der Assyrer und Babylonier? Wir wissen über diesen Raum nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus außerbiblischen Quellen ganz gut Bescheid - natürlich unter der Voraussetzung, dass Jerusalem dort lag. Wenn die Assyrer und Babylonier in Wahrheit ihre Feldzüge gegen Juda nach Südwestarabien durchführten, was war dann in Palästina? Wurde dieses Land von den Assyrern und Babyloniern bei ihren Feldzügen zur Kontrolle der Mittelmeerküste immer ignoriert? Wieso sollen sie Palästina in Ruhe gelassen haben und stattdessen öfters mal nach Südwestarabien marschiert sein? Wer lebte und herrschte dort in Wahrheit eigentlich?

Interessant ist ja auch die Spiegel-Serie von 1985: Salibi argumentiert genauso wie Seinesgleichen: Was nicht in sein Modell passt, wird als "nicht beweiskräftig" oder "falsch interpretiert" abgetan. Es ist schon erstaunlich, wie leichtfertig Salibi die Schlacht von Karkemisch zwischen Ägyptern und Babyloniern, als die Ägypter den Assyrern zu Hilfe kommen wollten, nach Südwestarabien verlegt. Die Ägypter hatten sich da wohl ein bisschen verlaufen, und die Babylonier mit ihnen ...
 
Interessant ist ja auch die Spiegel-Serie von 1985: Salibi argumentiert genauso wie Seinesgleichen: Was nicht in sein Modell passt, wird als "nicht beweiskräftig" oder "falsch interpretiert" abgetan.

Das machen diese Leute immer gerne. Findest du bei Illig und co genauso. Zuerst bastelst du eine Theorie. Dann schaust du in die Quellen. Dinge, die irgendwie zu passen scheinen, sind dann Beweis für die Richtigkeit deiner Theorie, alle anderen Dinge werden so wie zitiert behandelt.
 
Nach Dr. Kamal Sulaiman Salibi, Professor an der Amerikanischen Universität in Beirut könnte die Heimat der Israeliten im Lande Asir (Südwest-Arabien, zur Grenze des Nord-Jemens - heute Teil von Saudi Arabien) gelegen haben.
(Quelle: "Die Bibel kam aus dem Lande Asir")- Kamal Salibi ? Wikipedia
"Die Ortsnamen in Westarabien sollen auch auf Fauna, Flora, Topographie, Flüsse und Distanzen passen", schrieb seinerzeit die Neue Zürcher Zeitung.

Hebräisch ist allerdings eine nordwestsemitische Sprache, verwandt mit dem Phönizischen, sodass eine Herkunft der Juden aus SW-Arabien nicht möglich ist.
 
Aus wiki:
Dorthin (nach Asir) hätte Moses einst die Hebräer aus der Ägyptischen Knechtschaft geführt und dort habe Salomo den Tempel in al-Šarim (Alt-Jerusalem) errichtet. (Al-Sarim bzw. L-S-R-M sei eine arabisierte Lautverschiebung/Metathese von R-S-L-M bzw. Jerusalem.)

Was mir hier wieder sehr stark aufstößt ist die Sache mit der Lautverschiebung. Gibts jemand mit genügend seriösem Hintergrund, der sagen kann, ob das so in Ordnung ist?

Das Zungenspitzen-/r/ und das /l/ (sowie das hier nicht näher zu betrachtende /n/) werden jeweils durch die Anlage bzw. Vibration der Zunge an die Alveolen (den Zahnkamm) gebildet. Man spricht daher auch von den alveolaren Lauten.
Es ist in der Tat so, dass hier eine Lautverschiebung stattfinden kann. Ein Beispiel dafür mag das portugiesische obrigado sein, 'danke'. Im Prinzip möchte der Portugiese damit sagen, dass er sich obligiert, also 'verpflichtet' fühlt. In einigen Regionen Andalusiens wird der männliche Artikel el zu er und wir alle kennen die Behauptung, Ostasiaten könnten kein /r/ sprechen und lauteten es zu /l/ um: "Hol du die Ladio".
Allerdings hat die These "Al-Sarim bzw. L-S-R-M sei eine arabisierte Lautverschiebung/Metathese von R-S-L-M bzw. Jerusalem" ein deftiges Problem: Das /š/ ist ein Sonnenbuchstabe. Al-Šarim mag zwar so geschrieben werden, gesprochen wird es aber Aš-Šarim, eine Verwechslung des anlautenden /l/ mit dem arabischen Artikel, wie bei Alexandria (> al-Iskanderiyya), der Lombardei (Langobardia - al-Ankubardiyya oder Alicante (Lucentum > al-Laqant) ist daher eher nicht anzunehmen.

Was ich vor fünf Jahren noch nicht wusste, ist, dass der arabische Artikel al-, mit dem der ge-name-and-title-droppte Prof. hier argumentiert vermutlich in dieser Frühzeit noch gar nicht existierte. Wenn das stimmt, ist das ein weiteres Argument gegen die Metathese - denn etwas, was nicht da ist, kann folglich auch nicht metathesieren (das Verb ist sicher falsch gebildet). Überhaupt wurde dem guten Kamal Salibi bereits zu Lebzeiten im Peer Review vorgeworfen, dass er sich nicht um die historischen sondern nur um die modernen Ortsnamen scherte. Also ein Ortsname im Yemen 2009, der irgendwie an einen Ortsnamen im biblischen Palästina anklang, wurde als Beleg dafür genommen, dass die Ereignisse des alttestamentarischen Palästina sich eigentlich im Yemen hätten abgespielt haben sollen.
 
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