Alte Handschrift entziffern

2. Versuch 1. Text:

"Peter Korbache Ist ein Heußlein / ubergeben von Burchardt [alt für Burkart = irischer Mönch/Heiliger] Regenbogen
Am freitage nach Kantate [4. Sonntag nach Ostern] Im xxxvii Jhare, hat Bur= / chardt Regenborgen vor gehegtem preishte [für festgelegten Preis] uffgegeben und / verlassen ume [an] Korbache dem Baltiere [?] ein hauss zwischen Magd [wohl: Markt] und Leehartn weysen [Wiesen] Im Elster[wohl der Fluss Elster]uhienell [?] ge= / legen, welche gedachter Korbache alle begattet, Erblichen / nach treuem nuz und fernnen von wenniglich / ungehinder Zeuge bemühen, Durch ernstl [für ernstlich ?] recht ge= / woehnliche weyhe bekreeftigt [also durch eine Weihe - heißt wohl Eid - bekräftigt], In des buch aber gezeichnedt / dinstag nach vocem Jorus direz [ gemeint ist: Vocum jocuditas - 5. Sonntag nach Ostern] Im xxxvii Ihare."

Der Inhalt ist also folgender:
1. Es gab einen Kauf des Grundstückes vom Burkart Regenbogen an einen gewissen Peter Korbache.
2. Der Kauf fand am Freitag nach Kantate statt.
3. Korbache hatte dafür den festgelegten Preis bezahlt.
4. Das Haus liegt zwischen dem Markt und einer bestimmten Wiese in einem Bereich, könnte ein Gewannname sein.
5. Ohne weitere Zeugen, da könnte ich aber auch was missverstehen, wurde der Kauf durch Eid zwischen beiden Parteien abgemacht.
6. Korbache kann das Haus auch vererben.
7. Das war nur der mündlich abgemachte Kauf, der nun mit dem vorliegenden Schriftstück an Vocum jocuditas aufgezeichnet wurde.:fs:
 
2. Versuch 1. Text:

"Peter Korbache Ist ein Heußlein /
Zu dem Nachnamen will ich mich nicht äußern, aber ich lese immer noch - auch wenn das am Inhaltlichen nichts ändert - "Heuselein".
2. Der Kauf fand am Freitag nach Kantate statt.

Hätte man nun das Jahr der Verschriftlichung, könnte man das also sogar datieren.


3. Korbache hatte dafür den festgelegten Preis bezahlt.

Ist das -e nicht als Flexionsendung zu verstehen? Das hat man früher zum Teil so gemacht, auch Eigennamen flektiert. Ich würde also annehmen, der Mann heißt, sofern die Lesung korrekt ist, Korbach.

[ gemeint ist: Vocum jocuditas - 5. Sonntag nach Ostern] [...]
7. Das war nur der mündlich abgemachte Kauf, der nun mit dem vorliegenden Schriftstück an Vocum jocuditas aufgezeichnet wurde.:fs:
Deiner Transkription nach müsste das aber nicht an Vocem jocunditas/jocunditatis sondern am darauf folgenden Dienstag passiert sein.
 
Ich kann die Lesung des Nachnamens Korbach wohl von der Schriftführung her nachvollziehen, allerdings würde ich immer noch ein P an dieser Stelle bevorzugt lesen wollen. Es gibt ja leider keine anderen Ps oder Ks anhand derer man vergleichen könnte.
 
1.
Zu dem Nachnamen will ich mich nicht äußern, aber ich lese immer noch - auch wenn das am Inhaltlichen nichts ändert - "Heuselein".

2.
Hätte man nun das Jahr der Verschriftlichung, könnte man das also sogar datieren.



3.
Ist das -e nicht als Flexionsendung zu verstehen? Das hat man früher zum Teil so gemacht, auch Eigennamen flektiert. Ich würde also annehmen, der Mann heißt, sofern die Lesung korrekt ist, Korbach.

4.
Deiner Transkription nach müsste das aber nicht an Vocem jocunditas/jocunditatis sondern am darauf folgenden Dienstag passiert sein.
1.
Ich gehe von einem "ß" aus. Das "ß" schrieb man in Französischer Schrift des 17./18.Jh. ähnlich wie hier bei dem Beispiel. Da "Hauss" auch mit zwei "s" geschrieben wurde, fand ich in der halblateinisierten Überschrift das "ß" plausibel.

2.
Richtig. Der Schlüssel scheint mir die Jahresangabe unten, die sicherlich irgendeinen Bezug zu einer damaligen zeitlichen Einordnung hatte. Mir schien bis jetzt bloß die Datierung über ein Regierungsjahr plausibel. Leider trifft das zumindest für das ernestinische und dann albertinische Kursachsen rund um Wittenberg um das Jahr 1550 nicht zu.

3.
Mich verwunderte, dass das "Eer" oder "Er" vor dem Namen fehlte, das man im zweiten Text findet. Mit Namen ging man ohnehin sehr frei um. Es kann genauso gut sein, dass es ursprünglich so war, wie Du es beschreibst, sich das "e" dann aber, als man den Ursprung des "Anhängsels" nicht mehr kannt, "selbstständig" dran gehangen hat. In einem Jahrhundert habe ich schon einige Schreibweise von ein und demselben Namen in Dokumenten wie eigenen Zeugnissen gefunden. Es ist gewissermaßen auch müßig.

Was hälst Du denn von dem "Paull Freynwalde", den ich meine im 2. Text gelesen zu haben? Der Name ist mir noch nicht untergekommen, könnte sich aber auf die bereits im 16.Jh. existierende Stadt in Kurbrandenburg beziehen. (Also sowas wie Sarah Wiener.)

4.
Flüchtigkeitsfehler. :rotwerd:

Danke für die Mitarbeit! :winke:
Auch wenn ich mich nebenbei primär mit Schriftstücken aus dem 17. bis frühen 19.Jh. beschäftige, ist doch auch so eine Schrift eine ganz spannende Übung.

Wäre nett, wenn auch ein anderer mal seine Transkription und Deutung anbieten würde. :)
 
Ich kann die Lesung des Nachnamens Korbach wohl von der Schriftführung her nachvollziehen, allerdings würde ich immer noch ein P an dieser Stelle bevorzugt lesen wollen. Es gibt ja leider keine anderen Ps oder Ks anhand derer man vergleichen könnte.
Doch, es gibt doch das "Peter". Das "K" ist recht unzweifelhaft. Solche "K" sind mir aus Amtsdokumenten des 18.Jh. geläufig. "P"s sahen ganz anders aus.
 
1.
3.
Mich verwunderte, dass das "Eer" oder "Er" vor dem Namen fehlte, das man im zweiten Text findet. Mit Namen ging man ohnehin sehr frei um. Es kann genauso gut sein, dass es ursprünglich so war, wie Du es beschreibst, sich das "e" dann aber, als man den Ursprung des "Anhängsels" nicht mehr kannt, "selbstständig" dran gehangen hat. In einem Jahrhundert habe ich schon einige Schreibweise von ein und demselben Namen in Dokumenten wie eigenen Zeugnissen gefunden. Es ist gewissermaßen auch müßig.

Ich glaube, wir missverstehen und in diesem Punkt. Dass unterschiedliche Schreibweisen eines Namens in einem Dokument vorkommen scheint mir schon beinahe der Normalfall zu sein, insbesondere bei ungeübten Gelegenheitsschreibern. Wir geht es wirklich um die Flexionsendung. Die hat man zum Teil noch bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verwendet. "Hast du niemals Goethen gelesen?" wäre ein Beispiel.



Was hälst Du denn von dem "Paull Freynwalde", den ich meine im 2. Text gelesen zu haben? Der Name ist mir noch nicht untergekommen, könnte sich aber auf die bereits im 16.Jh. existierende Stadt in Kurbrandenburg beziehen. (Also sowas wie Sarah Wiener.)

Ja, plausibel. Ortsnamen als Eigennamen sind nichts ungewöhnliches und gehören zur Hauptgruppe der Nachnamenbildung.
 
Ich glaube, wir missverstehen und in diesem Punkt. Dass unterschiedliche Schreibweisen eines Namens in einem Dokument vorkommen scheint mir schon beinahe der Normalfall zu sein, insbesondere bei ungeübten Gelegenheitsschreibern. Wir geht es wirklich um die Flexionsendung. Die hat man zum Teil noch bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verwendet. "Hast du niemals Goethen gelesen?" wäre ein Beispiel.
Klar.

"Goethens" ist ein ganz typisches Beispiel. Heute schreibt man "Goethes".

Also ich will Deine Argumente in der Hinsicht auch nicht von der Hand weisen.:)
 
"Peter Korbache Ist ein Heußlein / ubergeben von Burchardt [alt für Burkart = irischer Mönch/Heiliger] Regenbogen
Am freitage nach Kantate [4. Sonntag nach Ostern] Im xxxvii Jhare, hat Bur= / chardt Regenborgen vor gehegtem preishte [für festgelegten Preis] uffgegeben und / verlassen ume [an] Korbache dem Baltiere [?] ein hauss zwischen Magd [wohl: Markt] und Leehartn weysen [Wiesen] Im Elster[wohl der Fluss Elster]uhienell [?] ge= / legen, welche gedachter Korbache alle begattet, Erblichen / nach treuem nuz und fernnen von wenniglich / ungehinder Zeuge bemühen, Durch ernstl [für ernstlich ?] recht ge= / woehnliche weyhe bekreeftigt [also durch eine Weihe - heißt wohl Eid - bekräftigt], In des buch aber gezeichnedt / dinstag nach vocem Jorus direz [ gemeint ist: Vocum jocuditas - 5. Sonntag nach Ostern] Im xxxvii Ihare."

So, jetzt habe ich endlich auch mal wenig die Muße.

1. statt "preishte" würde ich "gerichte" lesen. Zu beachten, dass das Wort davor bereits dieses sehr ungewöhnliche "g" hat. Das "gehegtem" habe ich auch so gelesen, muss aber sagen, dass es semantisch noch keinen Sinn für mich ergibt.

2. statt "verlassen" eher "vorlassen". Es sieht doch dem anderen "vor" sehr ähnlich.

3. Mit dem "Baltiere" bin ich auch noch nicht durchgestiegen. Vielleicht heißt es auch Baltien, auf jeden Fall ein seltenes Wort, dass nicht mal im Grimmschen Wörterbuch auftaucht (oder wir liegen total daneben).

4. Bei "magd" lese ich nur "mgd". Ist vielleicht eine Abkürzung, aber auch eine ungewöhnliche. Dahinter fehlt noch das Wort "fachen" (als Eigenname):

5. Statt "Leehartn" lese ich "Leonhartn". "Weysen" würde ich für den Nachnamen halten.

6. "Elstervhierttel" würde ich lesen. Ein solches gibt es tatsächlich.

7. statt "begattet" eher "bezalett".

8. statt "fernnen" würde ich eher "frommen" lesen.

9. "wenniglich" auf "wenniglichen" erweitern.

10. nach "zeug" würde ich nicht "bemühen" lesen, da ist noch ein "k" und ein "u". Sowas wie Zeugkeusch.

11. "recht" dachte ich auch lange, es heißt aber wohl eher "vest". Davor sehe ich ein ähnliches Wort mit "v" beginnend, wo ich auch nicht wirklich einen Sinn sehe.

12. statt "gewönliche" eher "gewerliche"

13. statt "weihe" eher "weiße".

14. statt "bekreeftigt" eher "bekrefftigt".

15. Datumsangabe: lese ich eher "Jocunditas", wie du ja auch richtig aufgelöst hast.

Also meine Gesamtvariante des ersten Textes:

"Peter Korbache Ist ein Heußlein / ubergeben von Burchardt [alt für Burkart = irischer Mönch/Heiliger] Regenbogen
Am freitage nach Kantate [4. Sonntag nach Ostern] Im xxxvii Jhare, hat Bur= / chardt Regenborgen vor gehegtem gerichte uffgegeben und / verlassen ume [an] Korbache dem Baltiere [?] ein hauss zwischen Mgd fachen und Leonhartn weysen Im Elstervhierttel ge= / legen, welche gedachter Korbache alle bezalet, Erblichen / nach treuem nuz und frommen von wenniglich / ungehindert Zeuge???, Durch ??? umd vest ge= / werliche weyße bekrefftigt, In des buch aber gezeichnedt / dinstag nach vocem Jocunditas Im xxxvii Ihare."
 
So sollte es richtig sein:

Peter Korbache Ist ein Heußlein / vbergebenn von Burchardt Regenbogen /
Am Freitage nach Cantate Im xxxvij ten Jhare, hat Bur= / chardt Regenbogen vor gehegtem gerichte vff gegeben vnnd / verlassen Peter Korbache dem Balbire ein Hauss zcwischenn / Mgd Fachen vnd Leonharden Weysen Im Elstervhiertell ge= / legen, welchs gedachter Korbach alle betzalett, Erblichen / nach seinem besten nutz vnd fernner von menniglichen / vngehindert zcu gebrauchen, Durch urteyll vnd recht ge=/ wenlicher weyse bekreftigt, in dis buch aber getzeichendt / dinstag nach vocem Jocunditatis Im xxxvij Jhare.
 
Und jetzt auch mit dem zweiten Text. Ich habe in letzter Zeit viele solche Gerichtshandelsbücher eingesehen.

Peter Korbache Ist ein Heußlein / vbergebenn von Burchardt Regenbogen /
Am Freitage nach Cantate Im xxxvij ten Jhare, hat Bur= / chardt Regenbogen vor gehegtem gerichte vff gegeben vnnd / verlassen Peter Korbache dem Balbire ein Hauss zcwischenn / Mgd Fachen vnd Leonharden Weysen Im Elstervhiertell ge= / legen, welchs gedachter Korbach alle betzalett, Erblichen / nach seinem besten nutz vnd frommen von menniglichen / vngehindert zcu gebrauchen, Durch urteyll vnd recht ge=/ wenlicher weyse bekreftigt, in dis buch aber getzeichendt / dinstag nach vocem Jocunditatis Im xxxvij Jhare.


Paull Freywalde ist ein Hauss vbergeben /
Am freitage nach Cantate Im xxxvij ten Jhare, ist Err Con= / rad Stockel als Anwalde vnnd befelhaber Paull Stachlitz / vnnd Hedwig seines weybs hat vor gehegtem gerichte verlassen / vnd uffgegeben. Paull Freywalde Ein Hauss zwischenn / Marcus hartman vnd Michel Steyerin gelegen, welche ehr / volkemlichen betzalett Erblichen nach seinen besten nutz /vnnd frommen zcu gebrauchen, vor menniglichen vngehindert/ Diesse vffgabe ist durch urteyll vnd recht vor krefftigk / erkandt und ausgesprochenn, In dis buch aber getzeichendt / dinstags nach Exaudi Im xxxvij ten Jhare.
 
Ich kann die Lesung des Nachnamens Korbach wohl von der Schriftführung her nachvollziehen, allerdings würde ich immer noch ein P an dieser Stelle bevorzugt lesen wollen. Es gibt ja leider keine anderen Ps oder Ks anhand derer man vergleichen könnte.

Doch, es gibt doch das "Peter". Das "K" ist recht unzweifelhaft. Solche "K" sind mir aus Amtsdokumenten des 18.Jh. geläufig. "P"s sahen ganz anders aus.

Das mit dem "K" sehe ich genauso. Aus rückblickender Sicht, ist es einer der für uns fremdesten Buchstaben, daher für uns ungewohnt.

Ihr habt Recht, auch wenn ich nicht das initiale P des ersten Texts als Beleg würde heranziehen wollen, sondern eher den Paull aus dem zweiten Text.
 
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