Was ursi dir versucht klarzumachen, und du scheinbar beleidigt abwehrst ist wie man als Historiker "wissenschaftlich" arbeitet, ohne den Anschein zu erwecken ein rotes schreiendes Kindergesicht verberge sich hinter jeder Zeile.
Wissen Sie, die ganze heutige Geschichtsschreibung ist vom Zeitgeist durchtränkt. Einerseits werden Sie keinen einzigen Historiker finden, der abstreitet, dass Goethe ein Deutscher war. Dieselben Historiker können sich aber nicht dazu durchringen, Mozart als Deutschen zu bezeichnen, ohne an die Behauptung fünfhundert Einschränkungen zu kleben. Und das Beispiel mit den Sudetendeutschen war auch nicht so dumm, wie Sie vielleicht glauben. Was macht denn aus denen Deutsche, während die Luxemburger keine sind? Obwohl Luxemburg genauso zum Alten Reich und zum Deutschen Bund gehörte wie Böhmen. Obwohl Luxemburg auch erst unter den Nazis für kurze Zeit zum Deutschen Reich gehörte. Warum sind die Sudetendeutsche Deutsche, die Luxemburger aber nicht? Das ist alles Politik, sonst gar nichts, denn mit historischer Objektivität, Logik und Wahrheit hat das nichts zu tun.
Und genauso verhält es sich auch mit allen anderen Aspekten der deutschen Geschichte. Was Historiker (durchaus seriöse) jahrhundertelang behaupteten, wird plötzlich als völlig falsch und unsinnig bezeichnet. Das mag der Staatscharakter des Alten Reiches sein, das Nationalbewusstsein vor der Französischen Revolution oder eben die Zugehörigkeit bestimmter Gebiete zu einer wie auch immer definierten deutschen Nation. Jahrhundertelang lagen alle Historiker falsch, aber jetzt plötzlich ist die einzig wahre Wahrheit über uns gekommen. Das stinkt doch zum Himmel.
Ja, früher mag man vom Zeitgeist beeinflusst gewesen sein, aber das ist man heute keinen Deut weniger. Die Geschichte wird durch die zeitgeistkonforme, politisch korrekte Brille betrachtet und entsprechend interpretiert. Und so wird aus Goethe zweifelsfrei ein Deutscher, weil er rein zufällig in einem Gebiet gewirkt hat, das zur heutigen Bundesrepublik gehört, während sich an Mozart die Geister schneiden, weil er auf einem Gebiet gewirkt hat, das heute nicht zur Bundesrepublik gehört. Obwohl Zeit ihres Lebens beide Männer sich als Deutsche und Deutschland als ihr Vaterland bezeichneten. Aber bei dem einen wird das akzeptiert und bei dem anderen nicht. Da wird versucht, das "kritisch zu untersuchen", d.h., schlicht und ergreifend wegzuleugnen, nach dem Motto: Ja, der hat ja was gaaanz anderes gemeint als der Goethe.
Und genauso ist es auch hier jetzt. Da gibt es Schweizer (und Luxemburger, Österreicher und andere), die sich als Deutsche bezeichneten und die auch ganz klar und unmissverständlich ausdrückten, was sie darunter verstanden: die Zugehörigkeit zu dem gleichen Volk, zu dem auch Bayern, Österreicher, Preußen usw. gehörten. Ja, was werden diese Personen wohl damit gemeint haben, wenn sie sich als Deutsche bezeichneten? Richtig: dass sie Italiener waren... Dann kommen nämlich unsere Historiker daher und sagen: 'Ja, die mögen das gesagt haben, aber eigentlich ist das ja unsinnig, denn die Schweiz gehörte seit 1499 faktisch nicht mehr zum Reich, und mit den Deutschen haben die Schweizer ja eigentlich gar nichts zu tun.' Ja, das mögen ja alles schöne Argumente sein (ob richtig oder falsch), aber sie ändern verflucht noch mal nichts daran, dass die betreffenden Personen sich offenbar einen Dreck darum gekümmert haben. Diese Personen haben sich offenbar als Deutsche gesehen, ob ihre Heimat nun zum Reich gehörte oder nicht.