Möglichkeit einer Verschwörung in der Roten Armee? - Stalins "Großer Terror"

Insgesamt ist diese nachfolgende Bewertung des politischen Kontextes m.E. lesenswert. Und es stellt sich aus der Distanz die Frage, ob es bei dieser inner-russischen Diskussion ausschließlich um die Neubewertung historischer Fakten oder die politische Deutungshoheit des Stalinismus geht.

Average Joe: The Return of Stalin Apologists | World Affairs Journal

Ein Journal, das wiederum nicht ganz ideologiefrei ist als Publikationsorgang folgender Organisation:
http://en.wikipedia.org/wiki/American_Peace_Society

Eine interessante Meinung / Beitrag zur inner-russischen Dikussion. Die ich zumindest in Bezug auf das Buch von Getty, der von dem Verfasser des Beitrags als apologetischer Stalinist eingeschätzt wird, und Oleg Naumov nicht ganz nachvollziehen kann.

Wie nachfolgend ansatzweise ersichtlich:
Stalinismus vor dem Zweiten Weltkrieg: neue Wege der Forschung - Manfred Hildermeier, Elisabeth Müller-Lückner - Google Bücher
(sofern der Link nicht funktioniert, auf Inhaltsverzeichnis gehen, den Beitrag von Getty auf S. 169 anwählen und das sollte klappen)

Origins of the great purges: the Soviet Communist Party reconsidered, 1933-1938 - John Arch Getty, John Archibald Getty - Google Bücher

Stalinist terror: new perspectives - John Arch Getty, Roberta Thompson Manning - Google Bücher

Yezhov: the rise of Stalin's "iron fist" - John Arch Getty, Oleg V. Naumov - Google Bücher


Und auch deswegen nicht, weil beispielsweise David Priestland, ein Rußland-Experte mit deutlicher Distanz zu Stalin, in seinen Arbeiten auch auf Getty und Naumov als Referenz verweist.

The red flag: a history of communism - David Priestland - Google Bücher

Stalinism and the politics of mobilization: ideas, power, and terror in ... - David Priestland - Google Bücher

Stalinism and the politics of terror: ideas and power in inter-war Russia - David Priestland - Google Bücher

Interessant ist auch der Hinweis auf die verwandschaftlichen Verhältnisse der Naumovs, was immer das aussagen mag. Ansonsten ist Leonid Naumov ein noch relativ wenig beschriebenes Blatt in bezug auf "sichtbare" Publikationen. Anders wie z.B. Subin, der ein seriöser Historiker zu sein scheint.

Vademekum DDR-Forschung: ein Leitfaden zu Archiven, Forschungsinstituten ... - Ulrich Mählert - Google Bücher

Mitteilungen der Gemeinsamen Kommission fur die Erforschung der jüngeren ... - Horst Möller, Aleksandr Cubar'jan - Google Bücher


Unterm Strich, sofern man "Road to Terror" gelesen hat, in dem die Verantwortung bei Stalin verortet wird und nicht auf Yezhov abgeschoben wird, erscheint mir persönlich die Einschätzung von Getty und O. Naumov eine differenzierte und fachlich fundierte Beurteilung, auch des Falles Tukhachevski`s.

Und verortet die Armee-Säuberungen von 37 in einem allgemeinen politischen Kontext wie Melchior in #20 es andeutet. Zumal den hohen Armeegeneralen sehr schnell tausende weitere Offiziere in den Tod oder in die Lager folgen sollten. Wie in diesem Link die Position nochmal sehr prägnant und anschaulich zusammengefaßt wird:

http://books.google.de/books?id=l5N...0CFIQ6AEwBQ#v=onepage&q=getty, naumov&f=false
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachtrag: In ihrer Einleitung (S. 6) beschreibt sie das Verhältnis der beiden Lager, die sie - m.E. vereinfachend - als "Totalitaristen vs Revisionisten" kennzeichnet.

Und Getty wird zum Lager der Revisionisten gerechnet, wie auch beispielsweise Wheatcroft, und die Totalitaristen werfen ihnen eine Unterschätzung des stalinistischen Systems vor.

Die Revisionisten werfen im Gegenzug den Totalitaristen vor, dass sie in ihrer Darstelllung der stalinistsichen Periode in der Gedankenwelt des "Kalten Krieges" stecken geblieben sind.

Stalinism: New Directions: A Reader (Rewriting Histories): S. Fitzpatrick, Sheila Fitzpatrick: 9780415152341: Bücher

Nach dieser Definition bin ich dann wohl ein Revisionist. Und nach der Logik der Totalitaristen wohl ein verkappter stalinistischer Apologet. :weinen::grübel::rofl:
 
@Kindzadza
Nur mal so aus ferner quellenkritischer Sicht, hätte es die "Säuberungen" auch ohne den vermuteten Anstoß durch den SD bzw. das Amt Ausland/Abwehr gegeben?

Ich meine ja, da sie ja nicht nur die RA betrafen, sondern einer innenpolitischen "Eigendynamik" folgten. Hätte Stalin nach 1945 (Zugriff auf die Unterlagen) bzw. der NKWD es unterlassen, die Führung der RA damit zu konfrontieren?

Ich schließe mich Ihrer Sicht der innenpolitischer "Eigendynamik", an. Die Frage ist nur, ob diese "Eigendynamik" gänzlich auf dem “paranoidalen“ Vorstellungen von Stalin beruht, oder eine Reaktion auf die Signale, aus dem Armee Milieu und der sowjet. Agentur, war.



Wie Sie angedeutet haben, liefen auch nachdem 2WK Prozessen gegen führende Militärs, der s.g. „Trophäen Prozess“. Im Vergleich zu den Prozessen 1937, war die "Eigendynamik" hier aber ziemlich “verweichlicht“, in dem Sinne, dass keiner der Generäle unter der Anklage des Hochverrats stand . Man bedenke, dass “nur “ 3 von 12 Angeklagten die Todesstrafe abbekamen.

Hätte Chruschtschow in seiner Rede vs. des Stalinismus in 1956 es unterlassen, auf eine vermutete Verbindung der RA zum SD oder Amt Ausland/Abwehr hinzuweisen, denn damit wäre Stalin noch stärker diskreditiert gewesen -

In der Rede am XX Parteitag, spricht Chruschtschow nicht von einer Verbindung RA-SD. In den offiziellen sowjet. Dokumenten Taucht die These der SD Desinformation, erst in dem Bericht der Untersuchungskommission des Präsidiums der ZK von 1964. Wobei die Kommission davon spricht, dass es in dt. Archiven keine Spuren von der SD-Desinformation, finden.

daß es Kontakte zwischen der UdSSR und des DR auf Geheimdienstebene gab, das wissen wir und ist auch dokumentiert - weißt Du aber.

Eigentlich nicht. Wo kann man sich darüber schlau werden? :heul:

Jetzt bis Du in der "Pflicht":winke:, die "SD-These" nachzuweisen.

:S Komisch, jetzt bin ich plötzlich “verpflichtet“ etwas nachzuweisen, wovon ich ausgehe, dass es niemals existiert hat.
 
Und es stellt sich aus der Distanz die Frage, ob es bei dieser inner-russischen Diskussion ausschließlich um die Neubewertung historischer Fakten oder die politische Deutungshoheit des Stalinismus geht.

Ja, in vielen Hinsichten laufen die Debatten um den Stalinismus, im Kontext der aktuellen Politik und kollektiven Identität. Profihistoriker sind in diesen Prozess eingeschlossen, aber die "erste Geige" spielen Journalisten, Schriftsteller, Regisseuere und andere Leute, die kaum etwas mit der Geschichtswissenschaft zu tun haben. Da die Russische Gesellschaft sehr historiofiziert ist, wird somit Stalin auch zu einer stärksten Bezugspersonen, oder wie einige sagen: "Genosse Stalin, ist lebendiger als alle Lebenden."

http://www.worldaffairsjournal.org/article/average-joe-return-stalin-apologists
Eine interessante Meinung / Beitrag zur inner-russischen Dikussion. Die ich zumindest in Bezug auf das Buch von Getty, der von dem Verfasser des Beitrags als apologetischer Stalinist eingeschätzt wird, und Oleg Naumov nicht ganz nachvollziehen kann.

Oft verbreitete Methode, wenn man nicht mit der Position des Opponenten auseinandersetzen will, dann klebt man ihm am besten ein politisches Etikett auf. Seitens der „Totalitaristen“ ist es ohnehin ein Akt der Agonie, da diese, schon seit längerer Zeit kaum neue Forschungsergebnisse Und Perspektiven liefern können.



Interessant ist auch der Hinweis auf die verwandschaftlichen Verhältnisse der Naumovs, was immer das aussagen mag. Ansonsten ist Leonid Naumov ein noch relativ wenig beschriebenes Blatt in bezug auf "sichtbare" Publikationen. Anders wie z.B. Subin, der ein seriöser Historiker zu sein scheint.


http://books.google.de/books?id=Qmy...FIQ6AEwBw#v=onepage&q=Aleksandr Šubin&f=false
Denke nicht, dass die Verwandt sind. Wahrscheinlich haben die Beiden nur den gleichen Name. Also laut russischer wiki, ist L. Naumov garnichtmal so unbeschrieben. Er hat den Grad des Kandidat der Wissenschaften und 5 Bücher Publikationen.

Unterm Strich, sofern man "Road to Terror" gelesen hat, in dem die Verantwortung bei Stalin verortet wird und nicht auf Yezhov abgeschoben wird, erscheint mir persönlich die Einschätzung von Getty und O. Naumov eine differenzierte und fachlich fundierte Beurteilung, auch des Falles Tukhachevski`s.

Und verortet die Armee-Säuberungen von 37 in einem allgemeinen politischen Kontext wie Melchior in #20 es andeutet. Zumal den hohen Armeegeneralen sehr schnell tausende weitere Offiziere in den Tod oder in die Lager folgen sollten. Wie in diesem Link die Position nochmal sehr prägnant und anschaulich zusammengefaßt wird:

Die Verantwortung muss sich aber auf irgendwelchen Motiven begründen. Und wenn man sich die ständigen Intrigen im VK für Verteidigung und die Agenturberichte, so scheint es das Stalin mehr als genug Motive dafür besaß, die Tuchatschevskij & co. auf das Schafott zu schicken. Politische Illoyalität in solchem System bedeutet letztendlich, im Falle einer situativen Zuspitzung (wie den Krieg), eine Gefahr für das Bestehen des Systems. Hitler hat seine illoyalen Generäle nicht auf “die Golgota“ geschickt und hat dafür die Bombe unter den Tisch abbekommen.


Die Revisionisten werfen im Gegenzug den Totalitaristen vor, dass sie in ihrer Darstelllung der stalinistsichen Periode in der Gedankenwelt des "Kalten Krieges" stecken geblieben sind.

Der Vorwurf ist durchaus berechtigt. Manche von denen haben sich auch an dem „Kalten Krieg“ aktiv beteiligt, wie Richard Pipes, welcher mit der CIA zusammenarbeitete.


Nach dieser Definition bin ich dann wohl ein Revisionist. Und nach der Logik der Totalitaristen wohl ein verkappter stalinistischer Apologet. :weinen::grübel::rofl:



Dann sind wir es schon zu zweit. =)
 
Ich schließe mich Ihrer Sicht der innenpolitischer "Eigendynamik", an. Die Frage ist nur, ob diese "Eigendynamik" gänzlich auf dem “paranoidalen“ Vorstellungen von Stalin beruht, oder eine Reaktion auf die Signale, aus dem Armee Milieu und der sowjet. Agentur, war.
Wie Sie angedeutet haben, liefen auch nachdem 2WK Prozessen gegen führende Militärs, der s.g. „Trophäen Prozess“. Im Vergleich zu den Prozessen 1937, war die "Eigendynamik" hier aber ziemlich “verweichlicht“, in dem Sinne, dass keiner der Generäle unter der Anklage des Hochverrats stand . Man bedenke, dass “nur “ 3 von 12 Angeklagten die Todesstrafe abbekamen.

In der Rede am XX Parteitag, spricht Chruschtschow nicht von einer Verbindung RA-SD. In den offiziellen sowjet. Dokumenten Taucht die These der SD Desinformation, erst in dem Bericht der Untersuchungskommission des Präsidiums der ZK von 1964. Wobei die Kommission davon spricht, dass es in dt. Archiven keine Spuren von der SD-Desinformation, finden.

Eigentlich nicht. Wo kann man sich darüber schlau werden? :heul:

:S Komisch, jetzt bin ich plötzlich “verpflichtet“ etwas nachzuweisen, wovon ich ausgehe, dass es niemals existiert hat.

@Kindzadza

Eines vorab, eigentlich ist hier im Forum das "Du" üblich, aber wenn Sie lieber das "Sie" bevorzugen, möchte ich mich gerne daran halten.

Zu der "SD-These", entweder wir haben uns grandios mißverstanden, dann sorry meinerseits.

"...In den offiziellen sowjet. Dokumenten Taucht die These der SD Desinformation, erst in dem Bericht der Untersuchungskommission des Präsidiums der ZK von 1964. Wobei die Kommission davon spricht, dass es in dt. Archiven keine Spuren von der SD-Desinformation, finden. ..."

Ersteinmal würde ich aus quellenkritischer Sicht einen Untersuchungsbericht des Präsidiums des ZK der KPdSU aus 1964 sehr vorsichtig bewerten wollen.

Da er aber das bestätigt, wovon offenbar wir Beide ausgehen, dann ist das wunderbar und es besteht kein kein Dissens.

Danke, daß Sie sich meiner Sicht hinsichtlich der "Eigendynamik" anschließen, wieder kein Dissens.

"...Eigentlich nicht. Wo kann man sich darüber schlau werden?..."

Hierzu erlaube ich mir, Ihnen valide Literatur und Quellen nachzuliefern.

Bis dahin.

M.
 
@Kindzadza

Eines vorab, eigentlich ist hier im Forum das "Du" üblich, aber wenn Sie lieber das "Sie" bevorzugen, möchte ich mich gerne daran halten.

Zu der "SD-These", entweder wir haben uns grandios mißverstanden, dann sorry meinerseits.

"...In den offiziellen sowjet. Dokumenten Taucht die These der SD Desinformation, erst in dem Bericht der Untersuchungskommission des Präsidiums der ZK von 1964. Wobei die Kommission davon spricht, dass es in dt. Archiven keine Spuren von der SD-Desinformation, finden. ..."

Ersteinmal würde ich aus quellenkritischer Sicht einen Untersuchungsbericht des Präsidiums des ZK der KPdSU aus 1964 sehr vorsichtig bewerten wollen.

Da er aber das bestätigt, wovon offenbar wir Beide ausgehen, dann ist das wunderbar und es besteht kein kein Dissens.

Danke, daß Sie sich meiner Sicht hinsichtlich der "Eigendynamik" anschließen, wieder kein Dissens.

"...Eigentlich nicht. Wo kann man sich darüber schlau werden?..."

Hierzu erlaube ich mir, Ihnen valide Literatur und Quellen nachzuliefern.

Bis dahin.

M.

- Keine Frage, dann werde ich auf „Du“ umsteigen.
- Ja, war wohl ein Missverständnis. Gut, dass die Sache nun geklärt ist.
- Natürlich muss der Kommissionsbericht kritisch behandelt werden.
- Danke im Voraus für Literatur Tipps :winke:
 
Dank an Thanepower und Melchior für die weiterführenden Verweise.

Nach der Themeneröffnung und nach Zuwarten ist leider der Theorie in #1 nichts Substantielles nachgefolgt. Es wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, verschiedene Aspekte des Stalinistischen Terrors vor dem Weltkrieg zu erörtern. Die ohne direkte Hinweise vorgetragenen Literaturliste und Protokolle führen da jedenfalls nicht weiter, ebenso wenig wie die schwammigen Hinweise auf die diversen aktuellen Ansätze in Russland mit der Zielsetzung, den Stalinschen Terror mit pseudo-geschichtswissenschaftlichen Anstrich weichzuspülen.
Glücklicherweise sind solche Gebiete der Geschichtswissenschaft inzwischen internationalisiert, so dass man auch in Ruhe die Expertenmeinungen außerhalb der publizistischen Auseinandersetzungen in einem Land abwarten kann, was sich davon als haltbar erweist.

Eingangs der Thematik wurde die SD-Verstrickung angesprochen: Hier hätte ich erwartet, dass mindestens auf die Historie dieser Anschuldigungen eingegangen wird (was zB in den links von Thanepower erfolgt), und die zeitliche Reihenfolge klargestellt wird. Das in den Zeugenschilderungen aufgegriffene "Heydrich-Material" taugt jedenfalls nicht als Katalysator der Liquidierung der Führung der RA, da es dafür zu spät über die CSR nach Moskau gelangte. Bereits zuvor (Feb1937, also vor dem Mai1937) war dazu die Marschroute von Stalin öffentlich vorgegeben worden (die Hinweise auf Verschwörungen auch in der RA), 1936 zudem intern vom NKVD (die "SD"/"Gestapo-"/"Oberkommando des Heeres-These" geisterte jedenfalls vor 1937 durch die internen Berichte). Die RA-Säuberungen stehen außerdem im Kontext der vorauslaufenden internen NKVD-Säuberungen (quasi der 1. Schritt und Ausgangsbasis des Terrors 1937/38).

Heydrichs Falsifikate von Akten der (fünf) Besuche Tu. taugen nicht als Initialzündung, und widerlegen außerdem (durch die Fälschung als solche!) den Konspirationsvorwurf. In Melchiors Hinweis auf die Zeidler-Publikation ist außerdem die wichtige frühe Aussage von v.Blomberg enthalten (MGFA-Akten), nach der keinerlei Konspiration auch nach der engen Phase der Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und RA erfolgte. Der Konspirationvorwurf gegen die RA-Spitze ist außerdem schon (macht)logisch zu hinterfragen, wenn die "Konspiration" derartige Ausmaße in der RA-Führung erreicht haben sollte, der "Widerstand" der RA gegen die Liquidation aber wenig mehr als Ergeben in das Schicksal ausmachte.

Stalins Terror ist weiterhin und unbedingt außenpolitisch zu kontextualisieren. 1937 erreichte aufgrund der internationalen Krisen die Wagenburg-Mentalität in Moskau einen Höhepunkt, und die bezog sich ua. auf folgende Ängste
- der "deutsch-japanisch-polnisch-trotzkistischen Aggression"
- der Einkreisung auch durch alle anderen Länder wie Finnland, Baltikum, Rumänien mit den "Strippenziehern" GB/FRA im Hintergrund
- dem Comintern
- Außenministerium
- der Industrie
usw. usw.

Der Terror der Anschuldigungen nach innen (!) erreichte dabei - und das ist für die Einschätzung von Verschwörungen wichtig - "hysterical dimensions", denen jede Faktenbasis fehlte. Diese Feststellung steht in gewisser Weise konträr, aber nicht logisch brüchig zu dem Umstand, dass ein Teil der Säuberungen auch einer zeitlichen, räumlichen, personellen Struktur folgte (so zB betr. der RA unterhalb der Führungsspitze).

Wenn also neuerdings aus bekannten Schlüsseldokumenten auch neue Interpretationen folgen, sollte man tatsächlich abwarten, was davon auch breite Akzeptanz findet. Diffuse Hinweise auf nicht kritisch geprüfte Publikationen tragen da wenig zum Erkenntnisfortschritt bei. Speziell der Terror gegen die RA steht im Kontext einer außenpolitischen Invasionsangst und sieht die RA als letzten innenpolitisch ggf. für Stalin gefährlichen Machtfaktor neben dem 1936 massiv "gesäuberten" NKVD (bei dem die Liquidierungen ähnliche Schemata folgte wie nachfolgend bei der RA).
 
Zuletzt bearbeitet:
Japan erwies sich 1936/37, zuvor auch über die intensivierte Rüstung und in der Mandschurei seit 1931, für Stalin als steigende Bedrohung. Isoliert betrachtet wäre das für die SU der 1930er vermutlich kein großes strategisches Problem, aber diese fernöstliche Bedrohung kombinierte sich mit dem aufrüstenden Deutschland (von Stalin befürchtet in Kombination mit polnischen Ambitionen) zum Schrecken eines möglichen Zweifrontenkrieges. Dazu wurde den übrigen angrenzenden Ländern unterstellt, Erfüllungsgehilfen einer britisch-französischen Aggression zu werden (Finnland, Balitkum, Rumänien, Türkei). Nach den Krisen der 1920er war die massive Industrialisierung der SU, als Basis für eine erhebliche Aufrüstung, die Antwort. In den 1930ern verstärkte sich die Befürchtung der (systematischen!) Einkreisung, für die evt. die eigene Aufrüstung "zu spät kommen würde", bis zur Hysterie. Äußere Anlässe wie italienische imperialistische Ambitionen (Beispiel Äthiopien) und der Spanische Bürgerkrieg stellten dazu den Kontext.

Die Hysterie fand u.a. zwei praktische Ventile:

- die Überzeugung Stalins, dass der russisch-polnische Krieg auch durch Verrat aus Kreisen der Armee verloren wurde, der zT das "Wunder an der Weichsel" erklären sollte. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass eine Wiederholung der Schwächung unmöglich gemacht werden muss
- durch Durchdringung und feste Kontrolle ausländischer kommunistischer Organisationen, die als Bestandteil der Verteidigungsstrategie für den Fall der Fälle gesehen wurde. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass Comintern zu säubern sei, um die "Auslandsorganisationen" als 5. Kolonne fest im Griff zu haben und die Aggressoren zu dstabilisieren.

Hier liegt eine wichtige "Logik" der Liquidationen, Deportationen, des Terrors und der "Säuberungen".

Die russisch-deutschen Militärkontakte befanden sich 1933/35 (schon auf Anweisung Hitlers) im Auslaufen, und waren nicht mit den ehemaligen Beziehungen der Reichswehr mehr vergleichbar (Übungsgelände für Panzer, Flugzeuge, Heer in der SU). So trafen zB im Januar 1936 zwei Dutzend hochrangige Kommandeure bei Köstring zum "Filmabend" ein, militärisch-politische Themen wurden aber nicht erörtert. Vielmehr gab es (zT auf Anweisung der beiderseitigen Führungsspitzen) eine Vielzahl von Kontakten, um das Klima zu verbessern und insbesondere die wirtschaftlichen Beziehungen trotz der heftigen ideologischen Auseinandersetzungen weiterzuführen. Interessanterweise "brauchten" sich beide Diktatoren bei der Aufrüstung und in der industriellen Entwicklung gegenseitig. Nach der Abkühlung unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme waren 1935/36 zahlreiche deutsche Vertreter über die "neue Freundlichkeit" hinter verschlossenen Türen überrascht. Offiziell bekriegte man sich indes in der Presse. Die sowjetische Seite versuchte dabei eine "Trennungsstrategie": Hitler solle die Kommunisten im eigenen Land "bis aufs Messer bekämpfen", man solle aber in den Länderbeziehungen durchaus pragmatisch miteinander umgehen.

Die Stimmungen wechselten monatlich: trotz beiderseitiger Tastversuche wurde Tucha. zB bei seinem Berlin-Besuch auf Anweisung Hitlers von Blomberg nicht empfangen, ein Affront. Hintergrund war der kommende russ.-franz. Beistandspakt, der zwar geringen praktischen Wert hatte, aber Hitler zum Schäumen brachte. Hitler begann, FRA/GB Interessengebiete vorzuschlagen: Japan solle nicht als feindlich betrachtet werden, Russland (ein gigantischer Bazillenherd der Todeskrankheit für die Menschheitskultur") "beginne in Asien". Erstaunlicherweise verbreiteten die sojwetischen Auslandsvertreter zB in Berlin trotz dieser kriegerischen Töne Optimismus nach Moskau, mit Deutschland zu besseren Beziehungen zu kommen. Auch die Versuche in Richtung eine Anti-Kominternpaktes störten dabei nicht nachhaltig. Bestrebungen des Dritten Reiches wurden ieL so interpretiert, dass es sich um "die Schaffung einer gepanzerten Faust im Westen" handele. Ganz pragmatisch schloss man 1936 für beide Seiten wichtige Abkommen im Waren- und Zahlungsverkehr sowie über deutsche Kredite. Das war für Außenstehende ein kaum glaublicher Vorgang, erklärbar allerdings durch die beiderseitigen militärökonomischen "Bedürfnisse".

Der heiße Pressekrieg zwischen beiden Ländern verdichtete sich trotzdem im Sommer 1936. Bereits die ersten "Säuberungsprozesse" (Zinoviev, Kamenev und andere) bildeten den Topos von der "deutsch-japanisch-trotzkistischen" Geheimdienstpionage und Unterwanderung der SU heraus. Während die Presseschlacht nach außen Begleitmusik der Prozesse darstellte, verstärkten die Prozesse gleichzeitig den Bedarf nach "außenpolitischer Ruhe" trotz des laufenden Spanischen Bürgerkrieges und der zunehmenden japanischen Aggression im Fernen Osten. Umgekehrt dürften die außenpolitischen Eskalationen Stalins Absichten für die innenpolitischen Säuberungen verstärkt haben, erklärte doch Hitler auf dem Nürnberger Parteitag 1936: "Wenn wir über die unermeßlichen Reichtümer und Rohstoffschätze des Urals und über die endlosen, fruchtbaren Getreideflächen der Ukraine verfügten, um sie unter nationalsozialistischer Führung auszubeuten, würden wir produzieren, und unser deutsches Volk würde in Überfluß schwimmen" (Daily Telegraph).

Die sowjetische Analyse bestärkte Stalin vermutlich in der Überzeugung, nicht mehr viel Zeit zu haben, auch wenn man (vordergründig) außenpolitisch gelassen reagierte und dieses als "Adresse" an das deutsche Volk vor dem Hintergrund diverser Versorgungs- und Wirtschaftsprobleme interpretierte. Andere Analysen aus Berlin folgerten hin, Hitlers innere Probleme müssten noch größer sein als vermutet. Jedenfalls erwog man auch Einstellungen der Rohstofflieferungen an Detuschland, was aber unterlassen wurde., und verhandelte statt dessen weiter über zeckmäßige Handelsabkommen. Die wesentliche Reaktion fand ihren Ausdruck in der Verschärfung des inneren Terrors in der SU und in den kommunistischen Auslandsorganisationen sowie in der Hysterie, deutsche Geheimdienste, SD, Gestapo (sic!) würden in der SU die Industrie, Rote Armee, Außenministerium, NKVD, usw. unterwandern. Es fehlte in der angeheizten Lage nun nur noch an den Akteuren, die Terrorpolitik weiter zu eskalieren und landesweit umzusetzen.

Mit den realen Aktivitäten hatten die diletantischen Versuche von Heydrich und Co., den Destabilisierungsversuchen der inneren Struktur der SU wie bereits im Dezember 1935 mit gefälschten Papieren, wenig zu tun, ebenso wenig wie "japanisch-polnische Agenten", die mit Trotzkisten "gemeinsame Sache machen" würden. Entscheidend war mehr, was der innere Zirkel um Stalin aus dieser Phobie machte.

Quelle ua. Scott McMurry, Deutschland und die Sowjetunion 1933-1936,
William J. Chase: Enemies within the Gates?: The Comintern and the Stalinist Repression, 1934-1939.

Es mutet befremdlich an, wenn vor diesem realen Hintergrund Umsturzversuche der Roten Armee in Kollaberation mit einer ausländischen "5. Kolonne" vermutet werden, um die Stoßrichtung der Stalinistischen Säuberungen durch befürchtete Verschwörung zu erklären. Im Gegenteil: man "beseitigte" mit Tukhachevsky und Co. diejenigen Akteure, die die nächste Bedrohung Österreichs und der CSR mutmassten und vor dem deutschen Angriffskrieg warnten (so Tu. noch im Januar 1936 und nach seinem Deutschlandbesuch (!), mit der Forderung zu weiterer strammer Aufrüstung und Wachsamkeit. Nichtsahnend half zB Beneš beim Sturz des Generalissimus mit, der bekundet hatte, die CSR müsse als Wellenbrecher gegen die Hitlerschen Aggressionen auf Äußerste auch durch die SU verteidigt werden. Als der Fall eintrat, war die Rote Armee gerade ihrer Führungsspitze enthauptet worden, ...von Stalin.
 
Ich maches es mir einfach und verlinke Dich auf google-book:

Das nationalsozialistische Deutschland und die Sowjetunion, 1939-1941: Akten ... - Germany. Auswärtiges Amt, United States. Dept. of State - Google Bücher

Dort: Insbesondere "sowjetische Militärmission".

Manfred Zeidler, Reichswehr und Rote Armee 1920 bis 1933: Wege und Stationen einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit. Beiträge zur Militärgeschichte. Bd. 36, Verlag Oldenbourg, München, 1993.

M.

[FONT=&quot]Thanks, aber Kontakte auf der Geheimdienstebene heißt eher Kontakte zwischen GPU/NKVD/ GRU mit SD/ Abwehr. In den Büchern geht’s mehr um die geheimen Militärkontakte. Zeidler kenn ich schon. An das andere kom ich nicht ran. Trotzdem danke.[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:

[FONT=&quot]Interessant ist, dass Brackman die Verschwörung für real hält: “Toward the end of 1936 the country faced bizzarte situation in which two files were in mortal combat for survival. (…) These ttwo files were at the center of two conspiracies that depend on whether Stalin orTukhachevsky would strike first.” S.230-231[/FONT]
[FONT=&quot]Der geht wohl der Version von Orlov nach, der die Geschichte mit dem Ochranka Dossier veröffentlichte.
[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]An manchen Stellen wirkt das Buch tendenziös: S.229“Tukhachevsky did not know that Stalin had initiated a secret policy of forming an allianca with Hitler…“ [/FONT][FONT=&quot]Und das soll schon 1935. Völliger quatsch
[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Kleine Selbstkorrektur. Hab am Anfang geschrieben; dass Putna dem Genossen Stalin die Ohren abschneiden wollte. Ist ‘ne Verwechselung. Das war Schmidt. Die Geschichte wird auch bei Brackman wiedergegeben. [/FONT]

[FONT=&quot]Igor Lukas kann auch keine beweiskräftigen Argumente bringen. Er vertritt zwar eine interessante der NKVD Provokation- Aber worauf stützt sie sich? Es soll angeblich in Prag ein Kommunikationskanal gegeben haben, dass nicht über die sowjet. Botschaft lief. Hübsche Annahme –kein Beweis.
[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Auch, dass Daladier auf die NKVD Desinfo. reinfiel. - Woraus resultiert denn das plötzlich? Die Quelle soll die russ. Emigration gewesen sein. Und Lukas resultiert daraus, dass das der Doppelagent Skoblin sei. Wieso eigentlich? Abgesehen von Skoblin hatte die ROVS auch andere Informanten. Außerdem gibt Lukas auch zu, dass auf dieses Dossier ( in den Quellen wo es eigentlich sein müsste. Prozessmaterialien etc.) jegliche Spuren fehlen.[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot](Hier ist Lukas nochmal auf Deutsch )
[/FONT]
 
Nach der Themeneröffnung und nach Zuwarten ist leider der Theorie in #1 nichts Substantielles nachgefolgt.[/QUOTE]


Wozu sollte man hier ständig etwas neues Substantielles aufführen, wenn auf die Argumente der These 1 reagiert wird?



mit der Zielsetzung, den Stalinschen Terror mit pseudo-geschichtswissenschaftlichen Anstrich weichzuspülen.



Mach dich nicht lächerlich. Die Verschwörungsthese in RKKA zu vertreten heißt nicht denn Stalinismus weichzuspülen. :S Oder heißt das etwa, wenn man sagt, dass die deutschen Generäle haben sich gegen Hitler verschworen, dann spült man Hitler weich? Quatsch! Es ist nicht Pseudowissenschaft. Es ist eine andere wissenschaftliche Position. Und ich habe bisher, weder negative, noch eine positive Bewertung der Verschwörung abgegeben.




Glücklicherweise sind solche Gebiete der Geschichtswissenschaft inzwischen internationalisiert, so dass man auch in Ruhe die Expertenmeinungen außerhalb der publizistischen Auseinandersetzungen in einem Land abwarten kann, was sich davon als haltbar erweist.

“Super Argument!“ :autsch:Sobald etwas dir persönlich unbekannt ist oder nicht in westl. hist. Literatur auftaucht, dann ist es sofort Publizistik. Und ganz ehrlich, Publizistik an sich bedeutet nicht gleichzeitig, dass es qualitativ schlecht ist. Hab schon Publizistik gelesen, die eine Doktorarbeit sein könnte und wiederum Doktorarbeiten der übelsten publizistischen Art.



Eingangs der Thematik wurde die SD-Verstrickung angesprochen: Hier hätte ich erwartet, dass mindestens auf die Historie dieser Anschuldigungen eingegangen wird (was zB in den links von Thanepower erfolgt), und die zeitliche Reihenfolge klargestellt wird. Das in den Zeugenschilderungen aufgegriffene "Heydrich-Material" taugt jedenfalls nicht als Katalysator der Liquidierung der Führung der RA, da es dafür zu spät über die CSR nach Moskau gelangte. Bereits zuvor (Feb1937, also vor dem Mai1937) war dazu die Marschroute von Stalin öffentlich vorgegeben worden (die Hinweise auf Verschwörungen auch in der RA), 1936 zudem intern vom NKVD (die "SD"/"Gestapo-"/"Oberkommando des Heeres-These" geisterte jedenfalls vor 1937 durch die internen Berichte). Die RA-Säuberungen stehen außerdem im Kontext der vorauslaufenden internen NKVD-Säuberungen (quasi der 1. Schritt und Ausgangsbasis des Terrors 1937/38).



Du ignorierst die Quellen. dass Berichte über die Verschwörung, noch in den frühen 30 er Anfangen.
Berichte von Zajončkovskaja März, 2 Mai, 9 Dezember 1934
Berichte von Adolf Chajrowskij 1932
Bericht von A-256 „Avgusta“ Juli 1934
Berichte von „Venera“ Dezember 1934
Bericht von Vincenty Ilinič von November 1932 und 1934


Dies passt nicht in die „Marschroute“ von Februar 1937. Außerdem gab es ja auch die bereits erwähnte Operation Vesna 1931.



Der Terror der Anschuldigungen nach innen (!) erreichte dabei - und das ist für die Einschätzung von Verschwörungen wichtig - "hysterical dimensions", denen jede Faktenbasis fehlte.



Wenn das alles bloß Hysterie ist und aufm Nichts basiert. Wie erklären sich die Abläufe in VK für Verteidigung in den 30er? Das Verhalten von Tuchačevskij, Jakir, Uborevič, Gamarnik u.a. Die Versuche Vorošilov abzusetzen. Die Sache mit Blücher? Die Agenturberichte ?


die Überzeugung Stalins, dass der russisch-polnische Krieg auch durch Verrat aus Kreisen der Armee verloren wurde, der zT das "Wunder an der Weichsel" erklären sollte. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass eine Wiederholung der Schwächung unmöglich gemacht werden muss

Nachfrage. Worauf begründest du deine Annahme, dass Stalin den möglichen russ.-poln. Krieg mit einem Verrat verband?

Offiziell bekriegte man sich indes in der Presse.

- Man bekriegte sich auch in der Realität. Spanien


Es mutet befremdlich an, wenn vor diesem realen Hintergrund Umsturzversuche der Roten Armee in Kollaberation mit einer ausländischen "5. Kolonne" vermutet werden, um die Stoßrichtung der Stalinistischen Säuberungen durch befürchtete Verschwörung zu erklären.



:autsch:Ich bin es schon müde zu wiederholen, dass bei der vermuteten Verschwörung in RKKA, es sich nicht um eine Spionage handelt.



Im Gegenteil: man "beseitigte" mit Tukhachevsky und Co. diejenigen Akteure, die die nächste Bedrohung Österreichs und der CSR mutmassten und vor dem deutschen Angriffskrieg warnten (so Tu. noch im Januar 1936 und nach seinem Deutschlandbesuch (!)mit der Forderung zu weiterer strammer Aufrüstung und Wachsamkeit.

Unwahrscheinlich. Die „Deutsche Befürchtung“ war nicht nur durch Tuchačevskij vertreten. Das Tuchatčevskij alle von den Deutschen warnte, damit hat er damals nicht „das Amerika entdeckt. “ Das war auch den meisten klar, inklusive Stalin. Der strikte antideutsche Kurs der sowjet. Außenpolitik, nach dem Tod von Tuchatčevskij hat sich bis 1939 nicht geändert. Zudem erklärt diese Annahme nicht, warum dann auch Uborevič und Jakir verurteilt wurden. Die waren ja schließlich die Vertreter der „fernöstlichen Variante.“ Die Aufrüstung und Wachsamkeit hat sich auch nicht nach dem Tode T. irgendwie zum schlechterem verändert.




Nichtsahnend half zB Beneš beim Sturz des Generalissimus mit, der bekundet hatte, die CSR müsse als Wellenbrecher gegen die Hitlerschen Aggressionen auf Äußerste auch durch die SU verteidigt werden. Als der Fall eintrat, war die Rote Armee gerade ihrer Führungsspitze enthauptet worden, ...von Stalin.



Bisher war das klar, dass die Repressionen auf „Eigendynamik“ basierten. Und jetzt kommst du wieder mit dem Beneš. Das die RKKA durch die Repressionen „enthauptet“ war, ist völliger Quatsch. Der „Kaderhunger“ geht auf den massiven Wachstum der Armee, von 1,5 Millionen auf 4,2 Millionen. Die Ausbildungsstätten der RKKA konnten einfach nicht so viel liefern.
 
Igor Lukas kann auch keine beweiskräftigen Argumente bringen. Er vertritt zwar eine interessante der NKVD Provokation- Aber worauf stützt sie sich? Es soll angeblich in Prag ein Kommunikationskanal gegeben haben, dass nicht über die sowjet. Botschaft lief. Hübsche Annahme –kein Beweis.

Das ist nicht von Lukas, sondern von Erickson (abgeschrieben), siehe dort: The Soviet High Command, S. 436, und eine Mutmaßung. Siehe Pfaff, VfZ 1/1987, S. 102.

Pfaff beschreibt das Dreick Berlin, Prag, Moskau, und die Kanäle, auf denen der Austausch von Informationen lief. Die Rote Armee ist dabei außen vor. Wie Pfaff richtig schreibt, bedurfte es in der Blutorgie nicht der Belastung Tu. über das Ausland, um auf das rücklaufende PingPong zu warten. Das ist angesichts des Ausmaßes der Säuberungen geradezu absurd.

Interessant ist, dass Brackman die Verschwörung für real hält: “Toward the end of 1936 the country faced bizzarte situation in which two files were in mortal combat for survival. (…) These ttwo files were at the center of two conspiracies that depend on whether Stalin orTukhachevsky would strike first.” S.230-231
Das ist eine Vermutung von Brackman, ausgehend von Orlov, die nicht belegt wird. Angeblich diente demnach die Liquidierung der Führungsspitzen der Beseitigung von Zeugen der Okhrana-Akte, die Stalin als zaristischen Spion auswies. Erstaunlich, dass Stalin darauf erst Ende 1936 gekommen sein soll. Das basiert auf den Thesen von Orlov, dem ehemaligen NKVD-General, soll auch Grundlage der Entstalinisierung gewesen sein, und ist außer der Phantasie von Orlov bislang nicht belegt.

Auch, dass Daladier auf die NKVD Desinfo. reinfiel.
Ist auch ein alter Hut.
Die Darstellung von Daladiers "Verhalten" basiert auf den Memoiren voin Coulondre, und ist völlig unplausibel, neben weiteren Fehlern und Irrtümern in dessen Biographie. Siehe Pfaff.
 
@Kindzadza:

Der Einstieg über #1 wirkte wenig kompetent. In Deiner Argumentation machst Du viele Baustellen auf, nebenher beispielsweise die Entwicklung der PU 36 und die Einschätzung von Tukha als Architekt der modernen RKKA und als Kristallisatiosnpunkt einer vielschichtigen Theoriebildung in der RKKA (auf Triandafilow u.a. wurde bereits verwiesen)

http://books.google.de/books?id=SEFVHj2k0kQC&printsec=frontcover&dq=the+nature+of+the+operations+of+modern+armies&hl=de&sa=X&ei=4EAwT-GtMYzNswbVhoiUDQ&ved=0CDAQ6AEwAA#v=onepage&q=the%20nature%20of%20the%20operations%20of%20modern%20armies&f=false

Russische Autoren werden angerißen, ohne dass sie in ihren jeweiligen Kernthesen dargestellt werden. Zusätzlich erfolgt keine Systematisierung der vorgelegten Literatur in Deinen Beiträgen in Bezug auf die pro oder contar-Positionen einzelner Autoren. Das wäre ein Mehrwert gewesen. Stattdessen verweise auf "Berichte" ohne Angabe einer Fundstelle.

Was soll man mit dieser Form des Verweises anfangen.

Im wesentlichen arbeitest Du Dich an der Darstellung der anderen Teilnehmer des Forums ab, ohne jedoch eine eigenständige Position zu bestimmen, obwohl Du für Dich reklamierst, die aktuellste - und implizit - auch die richtige Sichtweise zu vertreten. Diesen Nachweis bist Du bisher auf ganzer Linie schuldig geblieben.

Wie passt das zusammen, sich als "Überflieger" zu präsentieren und dennoch keine Position beziehen zu können oder zu wollen.

Dass diese Sichtweise russsicher Autoren auch durch den "Filter" der internationalen Bewertung gehen sollte, um den Status einer vorläufigen anerkannten Beschreibung bzw. Revision der damaligen Ereignisse zu erhalten, darauf wies Silesia bereits hin, ist eigentlich selbstverständlich.

Und Tukha befand sich in einem teils sachlich teils machpolitisch begründeten Konflikt zu den Epigonen der 1. Kav. Armee und im diesem Konflikt ging es um eine frühe Form einer Doktrin mechanisierter Kriegsführung (Stichwort Kiew 1935 mit einer "Air-Land-Battle-Ausrichtung" fiel bereits) vs eines retro- kavallerieorientierten Bürgerkriegs-Dogma (Stichwort. bewegliche Kriegsführung im Bürgerkrieg). Das hatte wenig mit einem verdeckten Militärputsch zu tun, der von Dir implizit unterstellt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich antworte mal stilgemäß, mit smalltalk:

“Super Argument!“ :autsch:Sobald etwas dir persönlich unbekannt ist oder nicht in westl. hist. Literatur auftaucht, dann ist es sofort Publizistik. Und ganz ehrlich, Publizistik an sich bedeutet nicht gleichzeitig, dass es qualitativ schlecht ist. Hab schon Publizistik gelesen, die eine Doktorarbeit sein könnte und wiederum Doktorarbeiten der übelsten publizistischen Art.
Das hast Du wohl den Hinweis nicht verstanden. Vielleicht solltest Du ihn nochmal in Ruhe durchlesen, dann ist eigentlich glasklar, was gemeint ist.
Du ignorierst die Quellen. dass Berichte über die Verschwörung, noch in den frühen 30 er Anfangen.
Berichte von Zajončkovskaja März, 2 Mai, 9 Dezember 1934
Berichte von Adolf Chajrowskij 1932
Bericht von A-256 „Avgusta“ Juli 1934
Berichte von „Venera“ Dezember 1934
Bericht von Vincenty Ilinič von November 1932 und 1934
Und was sagt uns das bzgl. der kursierenden Verschwörungsmeldungen in Stalins Diktatur, quellenkritisch betrachtet?
Dies passt nicht in die „Marschroute“ von Februar 1937. Außerdem gab es ja auch die bereits erwähnte Operation Vesna 1931.
Warum sollte das nicht passen? Was soll der Vergleich mit 1931?

Wenn das alles bloß Hysterie ist und aufm Nichts basiert. Wie erklären sich die Abläufe in VK für Verteidigung in den 30er? Das Verhalten von Tuchačevskij, Jakir, Uborevič, Gamarnik u.a. Die Versuche Vorošilov abzusetzen. Die Sache mit Blücher? Die Agenturberichte ?
Was wäre denn eine passable Erklärung für diese Konflikte? Da gäbe es sicher einiges in Ansehung des Umfeldes des Regimes.

Nachfrage. Worauf begründest du deine Annahme, dass Stalin den möglichen russ.-poln. Krieg mit einem Verrat verband?
Vielleicht begründe ich es mit Angaben in der Literatur?

- Man bekriegte sich auch in der Realität. Spanien
Sicher, aber nicht offiziell, sondern mit versehentlichen Bombenabwürfen.
Ist aber für das Thema nicht ergiebig.

:autsch:Ich bin es schon müde zu wiederholen, dass bei der vermuteten Verschwörung in RKKA, es sich nicht um eine Spionage handelt.
Dann war das eine suboptimale Themeneröffnung von Dir, mit der entsprechenden Anspielung auf die Spionage-SD-Gestapo-sonstwieVerschwörungen.

Der Eindruck lag nach dem ersten Absatz nahe, Dir liegt etwas an diesem Verschwörungsgedöns mit Heydrich. Da sind sind dann offenbar alle darauf reingefallen, die hier geantwortet haben.:winke:


Unwahrscheinlich. Die „Deutsche Befürchtung“ war nicht nur durch Tuchačevskij vertreten. Das Tuchatčevskij alle von den Deutschen warnte, damit hat er damals nicht „das Amerika entdeckt. “ Das war auch den meisten klar, inklusive Stalin.
Sagt wer? Bitte kläre mich mal auf, wie die diffizile sowjetische Haltung zu werten ist.

Der strikte antideutsche Kurs der sowjet. Außenpolitik, nach dem Tod von Tuchatčevskij hat sich bis 1939 nicht geändert.
Das ist wohl ein Witz. Genosse Stalin hat sich erst die antideutsche Haltung und den Sinn von Abkommen im Mai 1939 anders überlegt, und dann im August 1939 paktiert.

Immerhin gibt es da andere Wertungen, zur Interventionsfähigkeit der SU nach Enthauptung der Führungsspitze der Roten Armee vor der Sudetenkrise.

Zudem erklärt diese Annahme nicht, warum dann auch Uborevič und Jakir verurteilt wurden. Die waren ja schließlich die Vertreter der „fernöstlichen Variante.“ Die Aufrüstung und Wachsamkeit hat sich auch nicht nach dem Tode T. irgendwie zum schlechterem verändert.
Die Aufmerksamkeit nicht, aber die Potenziale des Agierens.
Es gibt auch keine "fernöstliche Variante", sondern stets die Drohung des Zweifrontenkrieges. Richtig ist allerdings, dass die Fernostarmee in der Säuberung erst in zweiter Reihe "dran war", was nach der Liquidierung der Führung in den westlichen Militärbezirken eine gewisse Priorität offenlegt.

Bisher war das klar, dass die Repressionen auf „Eigendynamik“ basierten. Und jetzt kommst du wieder mit dem Beneš. Das die RKKA durch die Repressionen „enthauptet“ war, ist völliger Quatsch. Der „Kaderhunger“ geht auf den massiven Wachstum der Armee, von 1,5 Millionen auf 4,2 Millionen. Die Ausbildungsstätten der RKKA konnten einfach nicht so viel liefern.
Wieso komme ich "wieder mit dem Beneš". Den hatte ich bislang überhaupt nicht erwähnt. Was soll der Kaderhunger, was das Wachstum, was die Ausbildungsstätten bzgl. Liquidierungen? Plätze freischaufeln?:scheinheilig:


_____

Wenn Du die Antworten liest, merkst Du vielleicht die Kopie Deines Stiles, siehe eingangsbemerkung. So kommt man nicht recht weiter, wenn Du diskutieren möchtest, wäre eine gewisse Disziplin in den Antworten produktiv. Du kannst davon ausgehen, dass wir hier im Thema mit der Entwicklung und den Potenzialen der RA literaturseitig gut vertraut sind. Das sollte aus den bisherigen Antworten eigentlich leicht ablesbar sein.
 
@Kindzadza:

Der Einstieg über #1 wirkte wenig kompetent. In Deiner Argumentation machst Du viele Baustellen auf, nebenher beispielsweise die Entwicklung der PU 36 und die Einschätzung von Tukha als Architekt der modernen RKKA und als Kristallisatiosnpunkt einer vielschichtigen Theoriebildung in der RKKA (auf Triandafilow u.a. wurde bereits verwiesen)

Ich habe auch vorgeschlagen, das Thema des Militärtheoretiker & Architekt Tuchačevskij separat zu behandeln. Du kannst dafür ein extra Thema öffnen und dann wird es sich schon klären, wer eigentlich mehr Recht hatte Svečin oder Tuchačevskij.




Russische Autoren werden angerißen, ohne dass sie in ihren jeweiligen Kernthesen dargestellt werden. Zusätzlich erfolgt keine Systematisierung der vorgelegten Literatur in Deinen Beiträgen in Bezug auf die pro oder contar-Positionen einzelner Autoren. Das wäre ein Mehrwert gewesen. Stattdessen verweise auf "Berichte" ohne Angabe einer Fundstelle.
Was soll man mit dieser Form des Verweises anfangen.



Ok, Versuche mich zu bessern und schreibe später etwas zu den einzelnen Positionen.



Im wesentlichen arbeitest Du Dich an der Darstellung der anderen Teilnehmer des Forums ab, ohne jedoch eine eigenständige Position zu bestimmen, obwohl Du für Dich reklamierst, die aktuellste - und implizit - auch die richtige Sichtweise zu vertreten. Diesen Nachweis bist Du bisher auf ganzer Linie schuldig geblieben.



Ich reklamiere nicht meine Sichtweise als richtig oder das aktuellste ist. Ich sage überhaupt nicht über die 100% der Verschwörung. Ich sage auch nicht, dass sie antistalinistisch war. Es geht eigentlich, darum, dass es Tendenzen in RA gab, die für eine Verschwörung sprechen.




Dass diese Sichtweise russsicher Autoren auch durch den "Filter" der internationalen Bewertung gehen sollte, um den Status einer vorläufigen anerkannten Beschreibung bzw. Revision der damaligen Ereignisse zu erhalten, darauf wies Silesia bereits hin, ist eigentlich selbstverständlich.

Interessant wäre zu wissen, wie eigentlich diese angebliche internationale Bewertung abläuft. Wer, wann und wie das bestimmt? Das ist ‘ne wissenschaftliche Utopie die du da skizzierst. Sofern ich einige deutsche und russische Historiker kenne, orientiert sich diese Anerkennung, meistens nach persönlichen und ideologischen Vorlieben.

Und Tukha befand sich in einem teils sachlich teils machpolitisch begründeten Konflikt zu den Epigonen der 1. Kav. Armee und im diesem Konflikt ging es um eine frühe Form einer Doktrin mechanisierter Kriegsführung (Stichwort Kiew 1935 mit einer "Air-Land-Battle-Ausrichtung" fiel bereits) vs eines retro- kavallerieorientierten Bürgerkriegs-Dogma (Stichwort. bewegliche Kriegsführung im Bürgerkrieg). Das hatte wenig mit einem verdeckten Militärputsch zu tun, der von Dir implizit unterstellt wird.



Ach ja, die „Kavalleristen“ vs. die „Motoristen“. Und als die „Motoristen“ in der Säuberung untergingen, was ist dannzw. 1937-1941 passiert? Die Zahl der Kavallerie Division ist gesunken. Die Anzahl der Panzer, inklusive der neuen T-34 und KV, gestiegen. Und das alles wird durch die „Retro- Kavalleristen“ unterstützt. ;)
 
Das ist nicht von Lukas, sondern von Erickson (abgeschrieben), siehe dort: The Soviet High Command, S. 436, und eine Mutmaßung. Siehe Pfaff, VfZ 1/1987, S. 102.
Pfaff beschreibt das Dreick Berlin, Prag, Moskau, und die Kanäle, auf denen der Austausch von Informationen lief. Die Rote Armee ist dabei außen vor. Wie Pfaff richtig schreibt, bedurfte es in der Blutorgie nicht der Belastung Tu. über das Ausland, um auf das rücklaufende PingPong zu warten. Das ist angesichts des Ausmaßes der Säuberungen geradezu absurd.

Auf wenn genau diese Mutmaßung zurückgeht ist hierbei von geringen Bedeutung. Wichtig ist ausdrücklich zu fixieren, dass die Dossier Geschichte unbeweisbar ist, da das eigentliche Dossier fehlt.

Das ist eine Vermutung von Brackman, ausgehend von Orlov, die nicht belegt wird. Angeblich diente demnach die Liquidierung der Führungsspitzen der Beseitigung von Zeugen der Okhrana-Akte, die Stalin als zaristischen Spion auswies. Erstaunlich, dass Stalin darauf erst Ende 1936 gekommen sein soll. Das basiert auf den Thesen von Orlov, dem ehemaligen NKVD-General, soll auch Grundlage der Entstalinisierung gewesen sein, und ist außer der Phantasie von Orlov bislang nicht belegt.



Gebe ich dir Recht, die Orlov Memoiren sind an vielen Stellen zweifelhaft. Das Ochranka Dossier war in jedem Falle eine Fälschung.
PS. Orlov war ein Major. Den Rang des Generals hat er sich selbst verliehen.



Ich antworte mal stilgemäß, mit smalltalk:Das hast Du wohl den Hinweis nicht verstanden. Vielleicht solltest Du ihn nochmal in Ruhe durchlesen, dann ist eigentlich glasklar, was gemeint ist.



-Pardon, falls ich Dich ins smalltalk dränge, aber wie soll man sonst auf die idiotischen Vorwürfe des Reinwaschens vom Stalinismus reagieren?
- Pardon, falls ich etwas missverstanden habe. Da kannst Du lange drauf warten. Die Übersetzungen umfassen nur einen geringen Ausschnitt der Expertenmeinungen. Man sollte nicht zwingend erwarten, dass die Experten irgendwann zu einem einheitlichen Konsensus kommen.



Und was sagt uns das bzgl. der kursierenden Verschwörungsmeldungen in Stalins Diktatur, quellenkritisch betrachtet? Warum sollte das nicht passen? Was soll der Vergleich mit 1931? Was wäre denn eine passable Erklärung für diese Konflikte? Da gäbe es sicher einiges in Ansehung des Umfeldes des Regimes.



Das ist insofern wichtig, dass der Genosse Stalin nicht das Jahr 1937 abwarten musste, um die Armee zu “enthaupten“. Das sagt auch, dass es sich hierbei nicht um die inneren Signale der Verschwörungen handelt, sondern um die äußeren. Das sagt auch etwas dazu, dass Genosse Stalin von 1930 bis 1937 gar nicht auf die Signale reagierte. Von allen Seiten kommen die Signale: „Verschwörung! Verschwörung! Verschwörung!“ Aber Stalin lässt sich davon nicht beeindrucken. Wenn er Tuchačevskij unbedingt vernichten wollte, dazu hatte man eine gute Gelegenheit während der Operation Vesna. Passt irgendwie nicht in das Schema des Paranoikers. Darauf beginnt diese komische Fronde in dem VK für Verteidigung und die Situation ändert sich rapide. Dieser dagegen Versucht ständig Vorošilov abzusetzen, um sich somit die Kontrolle über die Armee unter die Finger zu reißen. Die „Marschroute“ ist somit, kein Knopfdruck, sondern ein Prozess, welcher sich tief in die 30er(in manchen Punkten auch in die 20er) zurückzieht.
PS. Die ersten Signale über Tuchačevskij als Verschwörer, die stammen noch aus dem Jahre 1923 und haben mit Stalin eigentlich nichts zu tun.





Vielleicht begründe ich es mit Angaben in der Literatur?

Genauer bitte. Buch, Seite…Sarkasmus bei Seite. Der Gedanke interessiert mich einfach.

Dann war das eine suboptimale Themeneröffnung von Dir, mit der entsprechenden Anspielung auf die Spionage-SD-Gestapo-sonstwieVerschwörungen.

Der Eindruck lag nach dem ersten Absatz nahe, Dir liegt etwas an diesem Verschwörungsgedöns mit Heydrich. Da sind sind dann offenbar alle darauf reingefallen, die hier geantwortet haben.:winke:

„Das hast Du wohl den Hinweis nicht verstanden. Vielleicht solltest Du ihn nochmal in Ruhe durchlesen, dann ist eigentlich glasklar, was gemeint ist.“
[FONT=&quot]„Es existieren zwei weitere Positionen. 1. Es war eine Desinformation des deutschen SD, die mit Hilfe des Doppelagenten der ROWS Nikolaj Skoblin und dem tschechoslowak. Präsidenten Beneš nach Moskau kam.
2. Es war ein gezieltes Kompromat Spiel des NKVD. Man schickt ein „Kompromat -Bumerang“ ins Ausland und irgendwann kommt der „Bumerang“, als Auslandsbericht, nach Moskau zurück.
Beides erscheint als unwahrscheinlich, da sich weder in Verhörprotokollen, noch in den russ. Archiven, jegliche Spuren und Erwähnungen solcher Materialien fehlen. Denn wozu so viel Aufwand für diese „Bumerangaktion“, um schließlich Kompromat zu erhalten, welches man nicht zu verwenden beabsichtigt?“[/FONT]


[FONT=&quot][/FONT]

Das ist wohl ein Witz. Genosse Stalin hat sich erst die antideutsche Haltung und den Sinn von Abkommen im Mai 1939 anders überlegt, und dann im August 1939 paktiert.

Du weist doch, dass die Verhandlungen über den sowjet.-brit.-franz. Militärabkommen noch im August 1939 abliefen? Die Verschiffung der sowjet. Spezialisten nach Spanien & die Unterzeichnung des sowjet.- franz. Beistandspaktes hat wohl auch nicht Tuchačevskij in den Gang gesetzt. Das Stalin sich die Lage adäquat einschätzte; zeigt das Interview mit R. Howard (1März 1936): „ Meiner Meinung nach gibt es zwei Herde der Kriegsgefahr. Der erste Herd befindet sich im fernen Osten, in der Zone Japans. (…) Der zweite Herd, in der Zone Deutschlands. Es ist schwierig zu sagen, welcher der beiden Herde von größerer Bedrohung ist, aber beide existieren und handeln. “

Immerhin gibt es da andere Wertungen, zur Interventionsfähigkeit der SU nach Enthauptung der Führungsspitze der Roten Armee vor der Sudetenkrise.



Trotz der angeblichen “Enthauptung“ war die SU bereit militärisch in die Sudetenkrise zu intervenieren. Davon zeugt die Mobilisierung der RKKA und die Verlegung der Truppen an die Grenze.
Die Aufmerksamkeit nicht, aber die Potenziale des Agierens.
Es gibt auch keine "fernöstliche Variante", sondern stets die Drohung des Zweifrontenkrieges. Richtig ist allerdings, dass die Fernostarmee in der Säuberung erst in zweiter Reihe "dran war", was nach der Liquidierung der Führung in den westlichen Militärbezirken eine gewisse Priorität offenlegt.

In der Drohung des Zweifrontenkrieges gab es Überlegungen, wer der Gegner Nr. 1 sein sollte. Jakir & Uborevič tendierten dazu Japan als Priorität-Gegner zu betrachten. Blücher scheint erst nach den Ereignissen beim Hasan See ins Schussfeld geraten zu sein.
Wieso komme ich "wieder mit dem Beneš". Den hatte ich bislang überhaupt nicht erwähnt. Was soll der Kaderhunger, was das Wachstum, was die Ausbildungsstätten bzgl. Liquidierungen? Plätze freischaufeln?
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Du hast gut angefangen die inneren & äußeren Bedingungen für die Säuberungen darzustellen. Und am Ende bist bei Beneš gelandet, dessen Rolle bei den Repressionen nicht dokumentarisch nachweißbar ist.
Kaderhunger meint, dass die s.g. “Enthauptung“ daraus, resultierte, dass die RKKA steilartig wuchs und die Ausbildungsstätten der Kommandeure nicht mit dem Wachstum schritthalten konnten. In dem Sinne, waren die Repressionen in RKKA nicht die “Enthauptung“, da der Armee bereits Köpfe vor den Repressionen fehlten.

Wenn Du die Antworten liest, merkst Du vielleicht die Kopie Deines Stiles, siehe eingangsbemerkung. So kommt man nicht recht weiter, wenn Du diskutieren möchtest, wäre eine gewisse Disziplin in den Antworten produktiv.

Vergiss das bitte nicht, wenn du nächstes Mal mit Vorwürfen im Stalinismus oder in Verschwörungstheorien ankommst. :pfeif:



Du kannst davon ausgehen, dass wir hier im Thema mit der Entwicklung und den Potenzialen der RA literaturseitig gut vertraut sind. Das sollte aus den bisherigen Antworten eigentlich leicht ablesbar sein.



Komisch, wenn ihr so mit der Thematik vertraut seid, wieso habt ihr nichts von der These der Verschwörung in der RKKA gehört? :winke:


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1. Trotz der angeblichen “Enthauptung“ war die SU bereit militärisch in die Sudetenkrise zu intervenieren. Davon zeugt die Mobilisierung der RKKA und die Verlegung der Truppen an die Grenze.

2. In der Drohung des Zweifrontenkrieges gab es Überlegungen, wer der Gegner Nr. 1 sein sollte. Jakir & Uborevič tendierten dazu Japan als Priorität-Gegner zu betrachten. Blücher scheint erst nach den Ereignissen beim Hasan See ins Schussfeld geraten zu sein.

3. Komisch, wenn ihr so mit der Thematik vertraut seid, wieso habt ihr nichts von der These der Verschwörung in der RKKA gehört? :winke:

zu 1. Der objektive Zustand und die subjektive Wahrnehmung einer Armee geht auseinander. Stalin glaubte auch, die Finnen schnell besiegen zu können. Und Du kennst sicherlich die Kommandeutstagung in 1940, auf der er seinen Kommandeuren den Kopf hinterher zu Recht setzt und auch die geheimen Konferenzen, an denen Stalin teilnahm, um bis auf taktischer Ebene die Defizite abzuarbeiten. Vom Übergabeprotokoll gar nicht zu reden, das eine verheerende Bestandsaufnahme der Kompetenz von Woroschilow und Co. vornimmt.

Ansonsten war diese Bereitschaft einer Unterstützung der letzte Reflex einer Außenpolitik der kollektiven Sicherheit Litwinows. Deren praktische Relevanz jedoch schwer einzuschätzen ist.

zu 2. Es gab keine statische Beurteilung des Konflikts. Wie bei Haslam ausführlich dargestellt.

The Soviet Union and the threat from the East, 1933-41: Moscow, Tokyo, and ... - Jonathan Haslam - Google Bücher

Und es verschob sich die Balance kontinuierlich seit dem Mukden Incident zugunsten der UdSSR. In 1931 appeaste die UDSSR die Japaner und nach 1939 appeasten die Japaner die UdSSR.

Mukden Incident - Wikipedia, the free encyclopedia

Und wie zweitklassig die japanische Armee, gemessen an europäischen Armeen war, im Rahmen kontinentaler Begegnungsgefechte, zeigen die zwei Grenzkonflikte zwischen Japan und der UdSSR. Und das Ding heist nicht Hasan sondern Khasan.

Battle of Lake Khasan - Wikipedia, the free encyclopedia

http://en.wikipedia.org/wiki/Battles_of_Khalkhin_Gol

zu 3. Warum sollte man sich mit einer Verschwörungstheorie beschäftigen, für die es nach wie vor keine Fundierung gibt??????, außer dass man festhalten kann, dass die Armee grundsätzlich immer ein rivalisierendes Machtzentrum ist und immer das Potential für einen Coup d`Etat hat.

Bisher haben wir uns weniger mit einer "esoterisch spekulativen" Seite der Historiographie beschäftigt.

Und wieso hast Du bisher keine eindeutigen Hinweise für eine angebliche "Verschwörung" vorgelegt????? Deine Antwort wäre: Weil es keine Dokumente für Verschwörungen gibt, um im gleichen Atemzug ein gefälschtes Dossier als nicht existent abzulehnen, lediglich weil es nicht mehr aufzufinden ist.

Vielleicht sollte man sich darauf einigen, dass Behauptungen ohne Beweise lediglich als blanke Vermutungen und Spekulationen anzusehen sind, bestenfalls mit einer unterschiedlichen Evidenz durch Testimonials einzelner Zeitzeugen ausgestattet.

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OT 1: Und generell und grundsätzlich, Pavlow war auch ein "Panzermann, dennoch hatte er völlig unterschiedliche Vorstellungen, und deutlich abweichende von PU 36. Und auch die Franzosen hatten a. gleichviele Panzer wie die Deutschen und sogar die technisch deutlich besseren Typen, aber in beiden Fällen, sowohl in der UdSSR als auch in Frankreich, gab es keine passende Militärdoktrin für ihren Einsatz.

Wie formulierte es Frieser so zutreffend: Die Franzosen hatten 1000 Panzereinheiten a 3 Panzer und die Deutschen hatten 3 Panzereinheiten a 1000 Panzer. An diesem trivialen Beispiel masgt Du erkennen, wie sinnlos der Hinweis auf die Anzahl von Panzern ist.

Ein Phänomen, das sich ideengeschichtlich in permanent wechselnden Konjunkturen der "Tanktheorie" in der UdSSR ebenfalls deutlich auf theoretischer wie organisatorischer Ebene nachvollziehen läßt.


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OT 2: Tukha vs. Svechin: Und solltest Du über diese beiden als militärische Theoretiker und ihre Bedeutung in den 20er und 30er Jahren diskutieren wollen. Gerne! Du weist ja wie man Thread eröffnet und ich bin schon gespannt, auf welche Literatur sich Deine Ausführungen beziehen.

Zumindest für mein Teil diskutiere ich durchaus gerne Deine persönliche Meinung, würde es aber noch lieber tun, wenn ich wüßte, auf welche Quellen sich das zurückführen läßt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der spekulativen Ebene, ein Versuch.

Wenn es eine Verschwörung innerhalb der Führung der RA gegeben hätte, natürlich, die Beteiligten hätten sich gehütet, zuviel Papier "zu beschmutzen". Gäbe es etwas darüber in russischen Archiven wäre das längst veröffentlicht, und zwar als Quellenedition.

Welches Ziel hätte eine solche Verschwörung haben können?

Zurück vor Februar 1917, eigentlich undenkbar, zurück vor Oktober 1917, faktisch auch undenkbar.

Die "Enthauptung" der KPDSU (B) und des NKWD? Wozu? Zum Schutz der eigenen Person und der Familie? Wäre ein plausibler Grund, widerspricht aber der absoluten systemkonformität der sowjetischen Generalität bzw. des Offizierskorps, die haben ja still zugesehen, wie ihre tw. sehr verehrten Oberkommandierenden der "Schauprozeß" gemacht wurde und sie mit Genickschuß oder im GULAG endeten.

Die Politik der sozialistischen Industriealisierung, darüber bestand auch kein Dissens zwischen politischer und militärischer Führung. Zurück zur NEP? Hätte eine Schwächung der Ressourcenbereitstellung für die RA bedeutet.

Militärische bedrohliche Abenteuer, mit drohender Niederlage, auch keine.

Also weit und breit kein Grund für eine militärische Verschwörung und keine Gelegenheit.

Zu den ausländischen Geheimdiensten. Der SD dürfte alleine schon aufgrund seiner relativ neuen Existenz im Uz, kaum in der Lage gewesen sein, "Einflußagenten" in der RA zu haben. Amt Ausland/Abwehr schon eher, Findbücher weiter oben verlinkt, aber offensichtlich gibt es da auch nichts.

Die Quellenlage läuft gegen "0", die Literaturlage ist so spekulativ, wie dieses Posting.

M.








Welcher Militärbezirk hätte mitgemacht?
 
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