Ein Kamel im hohen Norden

Amalaswintha

Aktives Mitglied
Mit Kamelen habe ich eigentlich immer den Süden oder Osten verbunden und da hatte es mich doch etwas überrascht als ich auf den Artikel im Journal of Archaeological Science, Volume 39, Issue 5 aufmerksam wurde. Vielleicht interessiert es die Militaria-Freunde hier ein wenig und hier die Zusammenfassung des Artikels:

"This paper describes the camel bones discovered in two Late Roman contexts from Arlon (Belgium). The morphological and metrical analyses identify the animal as a dromedary. The goal of this paper is also to provide an inventory of all camel finds published for the northern provinces of the Roman Empire. Based on a review of twenty-two archaeological sites with camel bones, it is shown that both the dromedary and Bactrian camel were imported to the northern Roman provinces and that the camels were present throughout the whole Roman period. This study also demonstrates that the camel discoveries cannot be linked exclusively with military contexts, as traditionally postulated. Indeed, several finds derive from civilian settlements (villas and cities). All sites with camel remains are located close to roads and are widespread throughout the Roman road network. It is suggested that the camels imported to the northern provinces might have been originally pack animals linked with both military and civilian traffic. "
 
Klimatisch ist das für Kamele eigentlich kein Problem, vor allem für das baktrische nicht. In Zentralasien gibt es ja noch viele Kamele - und da wird es im Winter oft auch richtig kalt. Das Dromedar stammt zwar ursprünglich von der arabischen Halbinsel, aber es scheint mit den Temperaturen dort kein Problem zu haben. Das baktrische Kamel (Trampeltier) kommt sowieso aus Gegenden, wo es richtig Winter gibt. Und praktisch sind die Tiere ja sowieso.
Aber echt interessant! Wußte ich noch nicht.
 
Kamelknochen wurden auch in Epfach (Abodiacum), dem Kreuzungspunkt
der Via Claudia Augusta und der alten Salzstrasse Salzburg - Augsburg
(neuzeitlich als Via Julia bezeichnet), aufgefunden.
Kamele waren als Transportmittel in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches
anscheinend nicht ungewöhnlich.
MfG
HZL FZ
 
Ich halte es auch für möglich, dass die Kamele für die Tierhetzen verwendet wurden. Die Römer schafften ja dafür sämtliche Exoten, deren sie habhaft werden konnten in jeden Teil des Imperiums.
 
Ich halte es auch für möglich, dass die Kamele für die Tierhetzen verwendet wurden. Die Römer schafften ja dafür sämtliche Exoten, deren sie habhaft werden konnten in jeden Teil des Imperiums.
Kamelkämpfe gibt es in Arabien ja bis heute.

Oder sie haben sie schlicht gegessen. Die Römer standen doch auf exotische Speisen.:devil:
 
Ich halte es auch für möglich, dass die Kamele für die Tierhetzen verwendet wurden. Die Römer schafften ja dafür sämtliche Exoten, deren sie habhaft werden konnten in jeden Teil des Imperiums.

Kamelkämpfe gibt es in Arabien ja bis heute.

Oder sie haben sie schlicht gegessen. Die Römer standen doch auf exotische Speisen.:devil:

Das müsste sich ja sowohl am wo als auch am wie der Knochenfunde verifizieren bzw. falsifizieren lassen.
Verweisen die Tiere (tödliche) Verletzungsspuren auf?
Wurden sie im Knochenverband gefunden? (Das spräche gegen einen Verzehr)
Weisen die Knochen Schnitt- und Schabspuren auf?
Weisen die Knochen Gewichtsbedingte Nutztiermerkmale auf?
Wie alt war das einzelne Tier?
Befindet sich in der Nähe der Knochenfunde eine Arena oder ein Platz der für Zuschauerveranstaltungen geeignet ist?
Befindet sich in der Nähe ein Gutshof/Handelsposten/Straße...?
 
Kamelknochen wurden auch in Epfach (Abodiacum), dem Kreuzungspunkt
der Via Claudia Augusta und der alten Salzstrasse Salzburg - Augsburg
(neuzeitlich als Via Julia bezeichnet), aufgefunden.
Kamele waren als Transportmittel in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches
anscheinend nicht ungewöhnlich.
MfG
HZL FZ


ich habe ein wenig gegoogelt und bin auf den Aufsatz Kamelfunde der frühen römischen Kaiserzeit aus Mauerbach von Alfredo Riedl gestoßen:

http://verlag.nhm-wien.ac.at/pdfs/100A_081092_Riedel.pdf

Bei Ausgrabungen bei einem römischen Gutshof bei Mauerbach (in der Nähe von Wien) ist man auf Kamelknochen gestoßen. Im Artikel werden auch weitere Fundorte von Kamelknochen aus der Römerzeit in Europa genannt.

Klimatisch ist das für Kamele eigentlich kein Problem, vor allem für das baktrische nicht. In Zentralasien gibt es ja noch viele Kamele - und da wird es im Winter oft auch richtig kalt. Das Dromedar stammt zwar ursprünglich von der arabischen Halbinsel, aber es scheint mit den Temperaturen dort kein Problem zu haben. Das baktrische Kamel (Trampeltier) kommt sowieso aus Gegenden, wo es richtig Winter gibt. Und praktisch sind die Tiere ja sowieso.
Aber echt interessant! Wußte ich noch nicht.

Genau, ein baktrisches Kamel (auch Trampeltier [mir bisher nur als Schimpfwort bekannt] genannt) wurde dort gefunden.

Das müsste sich ja sowohl am wo als auch am wie der Knochenfunde verifizieren bzw. falsifizieren lassen.
Verweisen die Tiere (tödliche) Verletzungsspuren auf?
Wurden sie im Knochenverband gefunden? (Das spräche gegen einen Verzehr)
Weisen die Knochen Schnitt- und Schabspuren auf?
Weisen die Knochen Gewichtsbedingte Nutztiermerkmale auf?
Wie alt war das einzelne Tier?
Befindet sich in der Nähe der Knochenfunde eine Arena oder ein Platz der für Zuschauerveranstaltungen geeignet ist?
Befindet sich in der Nähe ein Gutshof/Handelsposten/Straße...?

in dem Falle war es ein Gutshof, Schnitt- und Schabspuren wurden nicht festgestellt. Der Autor des Artikels vertritt die Ansicht, daß es sich dabei möglicherweise um ein Tier zu Repräsentationszwecken handelte. Aber es werden mehrere mögliche Verwendungen dargelegt.
 
Der Autor des Artikels vertritt die Ansicht, daß es sich dabei möglicherweise um ein Tier zu Repräsentationszwecken handelte. Aber es werden mehrere mögliche Verwendungen dargelegt.
Das könnte ich mir recht gut vorstellen, dass der Gutsherr mit einem solch exotischen Tier mächtigen Eindruck schinden konnte. Da Trampeltiere im Territorium des Imperiums nicht vorkamen, dürfte die Beschaffung eines solchen Tieres, z.B. aus Persien ziemlich kostspielig gewesen sein. Dromedare aus Nordafrika waren sicher billiger zu haben.
 
Das könnte ich mir recht gut vorstellen, dass der Gutsherr mit einem solch exotischen Tier mächtigen Eindruck schinden konnte. Da Trampeltiere im Territorium des Imperiums nicht vorkamen, dürfte die Beschaffung eines solchen Tieres, z.B. aus Persien ziemlich kostspielig gewesen sein. Dromedare aus Nordafrika waren sicher billiger zu haben.


Warum bis nach Persien gehen? Laut Riedl (s. o.) gab es diese auch im Römischen Reich:

In der Antike erstreckte sich das Verbreitungsgebiet der Trampeltiere von Zentral- bis Westasien und schloß damit das Restareal der Gobi-Wildkamele (Camelus ferus) in sich ein. Trampeltiere lebten in Anatolien und auf der Krim (MASON 1984). Das Areal der römerzeitlichen Dromedare war der Nahe Osten und Nordafrika (BROGAN 1954).

Was den Repräsentationswert eines Kamels angeht, so ließe sich dieser wahrscheinlich nur von einem Elefanten "toppen". Wäre interessant, ob auch ein solcher Dickhäuter bereits zu Römerzeit in die nördlichen Breiten gekommen ist.

Aber anscheinend war der erste Elefant im Norden derjenige, der Karl der Große von Harun al-Raschid geschenkt wurde. Von den Elefanten, mit denen Hannibal die Alpen überquerte, ist wohl auch keiner falsch abgebogen und im Norden gelandet. :rofl:
 
Kaiser Claudius setzte bei der Eroberung Britanniens Elefanten ein.
(Polyainos behauptete in den "Stratagemata" zwar, dass bereits Caesar in Britannien einen Elefanten eingesetzt habe, doch wird das weder von Caesar selbst noch sonstwo erwähnt, dürfte also ein Missverständnis sein.)
 
Was auch interessant wäre zu Wissen, ist bis wann die Kamele nach Nordafrika gelangt sind. Und nicht nur als Lasttiere sondern auch als Reittiere. Dadurch das die Kamele ja sehr gut an die Wüste angepasst sind sollten sie in Nordafrika zu gebrauchen sein.

Apvar
 
Was auch interessant wäre zu Wissen, ist bis wann die Kamele nach Nordafrika gelangt sind. Und nicht nur als Lasttiere sondern auch als Reittiere. Dadurch das die Kamele ja sehr gut an die Wüste angepasst sind sollten sie in Nordafrika zu gebrauchen sein.

Apvar
Ich hab es nicht mehr genau im Kopf, aber glaube mich zu erinnern, daß das Kamel als Nutztier schon um 1000 v.Chr. in der Sahara bekannt war.
 
Im alten Ägypten gab es wahrscheinlich keine Dromedare denn sie tauchen weder auf Reliefs und in der Malerei auf noch existiert ein Wort für Kamel in der altägyptischen Sprache.
 
Im alten Ägypten gab es wahrscheinlich keine Dromedare denn sie tauchen weder auf Reliefs und in der Malerei auf noch existiert ein Wort für Kamel in der altägyptischen Sprache.

Es ist eine Ewigkeit her, ich meine jedoch in London im British Museum eine Ägyptische Reliefplatte mit Dromedaren gesehen zu haben. Es hiess dabei, dieses wäre die älteste bekannte Darstellung dieser Tiere und die Reiter wären angreifende Araber, mit denen die Tiere nach Nordafrika gekommen wären.

Dafür hätten die Römer nach Südamerika fahren müssen:pfeif:.
Das ist ein Filmzitat aus dem Leben des Brian (und damit Beleg genug).

Für mich eine Tüte Otternasen bitte.
 

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