- keine Signifikanz gegenüber der tatsächliche Lebenserwartung im Paläolithikum.
Die eigentlich Frage ist hier die nach der Signifikanz, und die mag fraglich sein, ist aber nicht beantwortet. Kann ich abschließend natürlich auch nicht.
Allerdings: Es gab Menschen, die ein so hohes Alter erreichten, das ist mE unfraglich. Für unsere Fragestellung ist nun "nur" noch wichtig, ob das Eintreten der Menopause bei diesen (so weiblich etc...) eine Auswirkung auf das Reproduktionsverhalten hatte, und ob diese stark genug war, einen entsprechenden Trend herbeizuführen. Dazu sind allerdings auch bei anderen Merkmalen schon winzige Unterschiede relevant, also warum nicht auch hier eine Relevanz, obwohl nur eine Minderheit das entsprechende Merkmal überhaupt im Phänotyp ausdrücken kann?
Was mich an der Großmutterhypothese stört sind nicht ihre inneren Widersprüche, die hier- wie du sagst - schon gut herausgearbeitet worden sind, sondern ihre Grundprämisse. Warum sollte ausgerechnet der weibliche Körper so extrem auf eine Rollenverteilung reagieren, die zu keiner uns bekannten Epoche hundertprozentig in Stein gemeißelt war?
Immerhin ist doch die kreative Anpassungsfähigkeit, sowohl in der Umgebung als auch in sozialen Konstellationen, ein geschlechtsübergreifend herausragendes Merkmal des Menschen. Ist das nicht ein Widerspruch?
Die einzige Rollenverteilung, die wir bei der Frage brauchen, ist mE seit sehr vielen längeren Zeiträumen allen sich sexuell fortpflanzenden Lebewesen ins Genom gemeißelt: Frauen tragen die Junge/Kinder aus und gebären sie, Männer nicht. Damit tragen Frauen das Risiko aus Schwangerschaft und Geburt, und das ist beim Menschen wie gesagt extrem hoch, was mit dem Alter der Gebärenden auch noch ansteigt. Es ist mE dieses Risiko, dass die Menopause „rechtfertigt“. Hier liegt kein Widerspruch vor, denn diesen Sachverhalt mit Kreativität & Anpassungsfähigkeit zu ändern hat die Menschheit bis jetzt nicht auf die Reihe gekriegt; aber das 21. Jh. liegt ja noch vor uns.
Wieso gibt es für den alten Mann, der ja nun auch weder jagen & erobern geht noch Kinder gebähren kann, keine Rolle in diesen Konstellationen?
Die Männer "brauchen" keine Menopause, weil die Fortpflanzung für sie weniger riskant ist. Als Kinderbetreuung eignet sich Opa sicher ebenso gut wie Oma. Männer hatten durch eine Änderung ihrer Sexualtität aber keinen Sicherheitsgewinn.
Das macht für mich eher Sinn als der ersnsthafte Versuch zu beweisen, dass durch Sozialverhalten der Körper in so extremer Weise mutiert.
Völlig andere Geschichte, aber: Als irgendwelche Säugetiere anfingen, sich verstärkt in Wassernähe aufzuhalten, und immer mehr Zeit im Wasser verbrachten, bis sie sich zu Walen und Delphinen entwickelt hatten, konnte etwas, was als soziales Verhalten begann (beginnen musste), langfristig größere „Mutationen“ auslösen als bei allen anderen Säugetieren im vergleichbaren Zeitraum. Die Cetacea haben sich vermutlich körperlich stärker verändert als irgend was anderes in den letzten 50 Mio Jahren... und das nur, weil deren Vorfahren gerne baden gingen.
P.S.: Ich rate zu großer Vorsicht, sich bei einem wahrgenommen Konflikt zwischen biologisch-evolutionären Vorstellungen und den Gender studies reflexartig auf eine Seite zu schlagen. Ich kenne das Problem aus Debatten, die sehr viel politischer (und viel tiefer unter der Gürtellinie angesiedelt) waren, und leider verrennen sich hier zwei ehrenwerte Ansätze in Grabenkämpfen, die mE unnötig wären. Die Blickwinkel, die Fragestellungen und (natürlich) die Methoden sind derart unterschiedlich, dass eine große Gefahr besteht, aneinander vorbei zu reden; bzw eher früher als später aneinander vorbei zu schreien, weils einfach selten um lustige Diskussionen um der Diskussion willen geht...
Wer aber von vornherein davon ausgeht, dass jenseits der Geschlechtsreife von Frauen nur die Aufzucht späterer Generationen stehen kann, (...)
Dies ernsthaft zu beweisen wird niemand probieren, zumindest kein Biologe, der noch alle Kerzen im Leuchter hat...
Könnte es sein, dass diese Betrachtungsweise durch Deine Brille geprägt ist? Evolutionsbiologen würden die Frage eher so stellen: „Was ist der Grund, das alle Frauen ab einem bestimmten Alter eine Entwicklung wie Menopause/Klimakterium durchmachen? Welche Gründe könnte es für die Entstehung eines solchen allgemeinen Merkmals geben?“ Nicht ein vermeintliches allgemeines Normieren ist die Intention, sondern das Verständnis der beobachteten „Allgemeinheiten“ auf der Welt in der Annahme, dass sich für solche auch allgemeine Regeln finden ließen.
Nichts für Ungut, Dog Soup.
P.P.S.: Den Artikel hat dis I-Net zwwischenzeitlich ausgespuckt; ist mir zu lang und zu englisch, aber wenns jemand freiwillig für mich zusammenfassen will...
http://homepage.psy.utexas.edu/homepage/group/busslab/pdffiles/kuhle_menopause.pdf