Das Konzept der "race-based-medicine" konkurriert zunächst im wesentlichen in seiner Erklärungskraft, auch in der statistischen, mit einer "gender-based-medicine".
Sofern man sich die einzelnen Seiten zu diesem Thema im Internet ansieht kann man zu dem derzeitigen Schluss kommen, dass es sich im wesentlichen um eine Hypothese handelt, die noch sehr viele Ergebnisse benötigt, um einen fundierten Set an Erkenntnissen zu produzieren.
Sieht man sich z.B. eine Studie an, die hier verlinkt wurde, dann basieren die gesamten dargestellten Konzepte auf Gensequenzanalysen und dem Human Genom Projekt. Und die Verwendung des Begriffs "Race" wird zu einem Synonym für die Ähnlichkeit von Gensequenzen.
Humangenomprojekt ? Wikipedia
Wie in diesem Artikel ja auch die unterschiedlichen Gensequenzen als Ergebnis der Evolution begriffen werden. Somit ist der Begriff "Race" = "Rasse" zunächst ein Begriff aus der Evolutionsbiologie und hat in diesem Kontext durchaus seine Berechtigung.
Categorization of humans in biomedical research: genes, race and disease
Die Kritik von Silesia, so habe ich es verstanden, bezog sich auf eine unkontrollierte Ausweitung des Konzepts der "Race", auch unter dem Gesichtspunkt einer nicht erwünschten Instrumentalisierung.
Eine durchaus nachvollziehbare Kritik, da auch in den wissenschaftlichen Positionen genau diese Kritik geäußert wird und zu einer diskrimierenden Nutzung des Konzepts kommt. Nicht zuletzt da Rasse aufgrund der damit nicht selten zusammenhängenden sozialen Ungleichkeit eine Vielzahl nicht kontrollierbarer intervenierender Variablen besitzt.
Bei der Durchsicht des obigen Artikels ist mir persönlich aufgefallen, das die Darstellung der Test-Designs sehr summarisch vorgenommen wird und eigentlich wenig HInweise auf die einzelnen Studien vorhanden sind. So wird beispielsweise bei der Studie von z.B. Wilson nicht klar wird, was Experimental- und was Kontrollgruppe ist (doch die eine ist Experimental- und die andere Kontrollgruppe, aber das ist unsinnig). Unverständlich, da die Studie geradezu ein Design nahegelegt hätte, das vier Gruppen beinhaltet und für jeden der beiden Gentypen eine Experimental- und eine Kontrollgruppe erforderlich gemacht hätte.
Das wirft bei einer Samplegröße von n = 1200 bzw. n = 800 Probanden die Frage nach dem Signifikanzniveau auf. Für medizinische Studien wird in der Regel mit einem Signifikanzniveau von 99% gerechnet, um zu ermitteln, ob das Konfidenzintervall der Schätzer für die beiden Populationen signifikant voneinander abweicht. Für zwei Gruppen mag die Samplegröße noch gerade ausreichend gewesen sein, was auch durch die Verteilungen in den beiden Populationen beeinflusst wird, aber bei vier Gruppen wäre es sicherlich nicht mehr ausreichend, signifikante Unterschiede auszuweisen.
Insgesamt handelt es sich m.E. bei der "raced-based-medicine", auf der Basis der genetischen Klassifikation, um ein durchaus sinnvolles Forschungskonzept zur Verfeinerung der medizinischen Indikation und sofern es zu nachweislich besseren Medikamenten führt, umso besser. Letzlich ist es der empirisch messbare Erfolg, der über das Konzept und seine Existenzberechtigung entscheidet!
Meine persönliche Meinung ist, dass die "gender-based-medicine" der wesentlich erfolgversprechendere Ansatz für die Entwicklung von Medikamenten ist, da die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen m.E. ausgeprägter sind und schneller in die Pharmaforschung implementiert werden können.
Ansonsten stelle ich mir persönlich die Frage, was ein derartiges Thema eigentlich noch mit einem Geschichtsforum zu tun hat, auch wenn wir allgemien ein sehr breites Themengebiet diskutieren. :S