Zunächst mal traue ich den Gen-Untersuchungen nicht. Erstens beziehen sich die genannten Untersuchungen nicht auf den gesamten Gen-Pool des Menschen, sondern nur auf die mtDNA.
Es ist auch die Y-DNA untersucht worden - bei der indigenen Bevölkerung gibt es 3 Y-Stämme, von denen 2 auch in Asien vorkommen, die dritte nicht nur in Asien. Schau mal hier:
File:Haplogroup Q (Y-DNA).PNG - Wikipedia, the free encyclopedia
File:Haplogroup R (Y-DNA).PNG - Wikipedia, the free encyclopedia
File:Haplogrupo C3 (ADN-Y).PNG - Wikipedia, the free encyclopedia
Soweit ich mich da bis jetzt durchgebissen habe, sind da aber nochmals Untergruppen zu berücksichtigen.
Bei der mt-DNA hat man 5 HG festgestellt, A, B, C, D und X, wobei diese jeweils "unique" sind und nicht in Europa und Asien vorkommen.
Dann muss man noch feststellen, dass es inzwischen eine ganze Reihe von Funden gibt, die mit der "Clovis-First-Theorie" nicht erklärbar sind oder die ihr sogar krass widersprechen. Siehe z.B. hier:
Soweit richtig.
Wir landen letztlich immer wieder an einem Punkt: Die "Clovis-First-Theorie" wird nur deshalb so leidenschaftlich verteidigt, weil wir uns schlicht nicht vorstellen können, dass "Steinzeitmenschen" fähig gewesen sein könnten, Seefahrt zu betreiben.
Das würde ich so auch nicht sagen - jedenfalls landest du gerne bei diesem Punkt, daß wir angeblich den Altvorderen keine Bootsfahrt zutrauen. Wobei allerdings küstennahe Seefahrt und Seefahrt in bzw knapp außer Sicht etwas anderes ist als 5.000-km-Trips über den Atlantik ohne dazwischenliegendes Land.
Ein "Gegenargument", das in unserer Diskussion mehrfach vorgetragen wurde, lautet: Zwischen Clovis und Solutreen klafft eine Lücke von mehreren tausend Jahren. Stimmt das denn überhaupt? In "beiden Amerikas" sind doch inzwischen diverse Dinge gefunden worden, die mehrere tausend Jahre älter sind als es nach der "Clovis-First-Theorie" möglich wäre.
Die Lücke klafft und ist deutlich. Die Clovis-Kultur wird ja gerade anhand der gefundenen Artefakte datiert und da hast du eben die ältesten, die mehrere tausend Jahre *nach* dem Solutréen liegen.
Die von Stanford/Bradley aufgestellte Hypothese lautete ja: es gibt angeblich Ähnlichkeiten zwischen Solutréen- und Clovis-Spitzen, also müssen da mal Solutréen-Leute mit dem Bötchen rüber sein (daß man hüben wie drüben auf gleiche Lösungen kommen kann, hätten sie dabei schon mal als ersten Punkt vom Tisch gewedelt).
Zudem waren sie bis dato die einzigen, die solche Ähnlichkeiten entdecken mochten und ihnen pfiff da sehr heftiger Orkan aus der wissenschaftlichen Gemeinde entgegen, die die Unterschiede zwischen beiden Spitzen für zahlreicher und bedeutender hielten als ein paar gemeinsame Charakteristika.
Zusätzlich wiesen andere Wissenschaftler auf den nicht ganz unbedeutenden Umstand hin, daß nach allem, was bisher über die Solutréen-Kultur bekannt ist, diese keine maritime Ausprägung hatte. Zu gut deutsch: die haben keine Robben etc gejagt. Ein weiterer erheblicher Unterschied ist: die haben auf jeden Fall bereits Kunst angefertigt (siehe zb Lascaux) - und die Menschen der Clovis-Kultur nach allen bisher bekannten Funden nicht. Stanford/Bradley haben dann seinerzeit nachgelegt, es könne doch ein Teil der Solutréen-Leute doch maritim und ohne Kunst ... und dann sind eben nur die rüber ..., aber das ist gaaaanz bröckeliger Spekulatius. Aus dem Grunde blieb die Hypothese bis dato ja auch ohne peer-reviewte Veröffentlichung :hüstel:.
Die jetzt von der WELT hochgejodelten "Funde" sollen dann nun aber wirklich echte Solutréen-Artefakte sein, die in Amerika ausgebuddelt wurden. Und da wird - siehe oben - die Faktenlage offenbar noch dünner --- siehe den einen Fund am Fuß eines Schornsteins (kein Fundzusammenhang - schon mal ganz schlecht...).