Warum wird Alexander der Große der "Große" genannt?

was haben Psychopathen (war AdGr einer?) und Spiegelneuronen (wer hantiert mit diesen bewußt?) mit einer Diskussion über das bewerten von historischen Ereignissen und den daran beteiligten historischen Persönlichkeiten zu tun???
 
Was Mord und Totschlag angeht schon. Sonst müsste ein Prokop nichts über Skrupel schreiben oder ein Gregor von Tours nicht irgendwelche Morde apologetisieren.
aus schnöder Sachlichkeit: Prokop berichtet davon, dass Theoderich Skrupel nachgesagt wurden, Gregor von Tours erzählt seine Version der Taten Chlodwigs - wir wissen nicht, ob Theoderich und Chlodwig Skrupel hatten; was man über die Mentalität dieser Zeit und Leute eruiert hat (Scheibelreiter), das spricht gegen solche moralischen Bedenken bei den damals aktiv handelnden gotischen und fränkischern Herrschern.
 
Ich habe nicht behauptet, dass Alexander ein Psychopath war. Aber wenn du behauptest, dass Alexander die moralischen Maßstäbe fehlten und er deshalb nicht beurteilt werden dürfe, dann wäre es nur konsequent dieselben Maßstäbe auch auf Psychopathen anzuwenden, die mangels Empathieempfinden keine moralischen Maßstäbe entwickeln können.
Niemand kann Spiegelneuronen steuern (allenfalls von außen, das Hollywoodkino funktioniert in großen Teilen so). Das ist es ja gerade, dass sie unbewusst funktionieren. Spiegelneuronen sind z.B. für Mitleidsempfinden verantwortlich.
 
Ich habe nicht behauptet, dass Alexander ein Psychopath war. Aber wenn du behauptest, dass Alexander die moralischen Maßstäbe fehlten und er deshalb nicht beurteilt werden dürfe, dann wäre es nur konsequent dieselben Maßstäbe auch auf Psychopathen anzuwenden, die mangels Empathieempfinden keine moralischen Maßstäbe entwickeln können.
was hältst du davon, den Menschen AdGr erst dann zu bewerten, wenn genügend stichhaltiges zu seinem Charakter (etc etc etc) zutage gefördert ist? Bloße Wahrscheinlichkeiten (damals fühlte man dies und das so wie wir) genügen da nicht ganz.
Nebenbei habe ich nicht behauptet, dass AdGr diese oder jene Maßstäbe fehlten, sondern dass er andere als wir hatte - und ob wir seine Maßstäbe schon komplett rekonstruiert oder sonstwie herausgefunden haben, ist momentan wohl noch eher ungewiß. Insofern ist ein spekulieren darüber, dass er Gewissenbisse hätte haben müssen, eher belletristisch ;)
 
was hältst du davon, den Menschen AdGr erst dann zu bewerten, wenn genügend stichhaltiges zu seinem Charakter (etc etc etc) zutage gefördert ist? Bloße Wahrscheinlichkeiten (damals fühlte man dies und das so wie wir) genügen da nicht ganz.

Ich bewerte doch nicht den Charakter, sondern Ereignisse wie die Massaker von Tyros oder Gaza.

Nebenbei habe ich nicht behauptet, dass AdGr diese oder jene Maßstäbe fehlten, sondern dass er andere als wir hatte - und ob wir seine Maßstäbe schon komplett rekonstruiert oder sonstwie herausgefunden haben, ist momentan wohl noch eher ungewiß. Insofern ist ein spekulieren darüber, dass er Gewissenbisse hätte haben müssen, eher belletristisch ;)

Wir spekulieren nicht, sondern wir wissen, dass Alexanders Lehrer Aristoteles war, der wiederum Schüler von Platon gewesen ist, dessen Version der goldenen Regel ich nun schon mehrfach in diesem Thread zitiert habe. Des Weiteren dürfen wir positiv unterstellen, dass Alexander sehr wohl wusste, was Leid ist und er es selber nicht erleiden wollte (dasselbe gilt selbstverständlich auch für seine Untergebenen) und ebenso, dass die Spiegelneuronen ihre Wirkung taten. Denn die Spiegelneuronen gehören nun mal zum Inventar mindestens des Homo Sapiens Sapiens.
 
da wiederhole ich meine zuvor schon gestellte Frage: wann haben diese Moralregeln je ein Massaker nachweislich verhindert?

Die Herstellung dieses Zusammenhanges halte ich für zweifelhaft.

Auf die Wirkung einer "Absolut-Negativen Generalprävention" der Moralregeln kommt es nicht an. Das wird deutlich, wenn man von der Moral- auf die Rechtsebene wechselt, der man eine höhere Verbindlichkeitsstruktur und einen Nachweis der Akzeptanz beimessen kann, sich dieses also einmal als Beispiel anschaut.

Übersetzt: wann hat je eine Strafregel/ein Strafgesetz einen Mord verhindert?

Negative Generalprävention (->Feuerbachs Theorie vom psychologischen Zwang) Verständnis schreibt den Strafdrohungen der Strafgesetze und des Staates Abschreckungswirkung zu. Eine solche Betrachtung verlangt einen zur Rationalwahl zwischen Kosten und Nutzen der Straftatbegehung fähigen Täter. Auf dem Gedankengut der Ökonomischen Analyse des Rechts beruhende Strafkonzeptionen setzen dementsprechend auf eine Erhöhung der „Kostenseite“ der Straftat, die sich z.B. in der Anhebung der Strafdrohungen ausdrücken kann. Positiver Generalprävention liegt ein anderes Menschenbild als der negativen Spielart zugrunde. Nicht Angst vor der zu erwartenden Strafe, sondern die Überzeugung der berechtigten Geltung der Norm bildet das Motiv, das Verhaltensgebot der Norm zu beachten. Das Strafrecht bewirkt im Hinblick darauf eine Stärkung des Normvertrauens der (rechtstreuen) Gemeinschaft.

Generalprävention als Theorie leidet an einer unzureichenden empirischen Grundlegung. Denoch hat die empirische Forschung zur negativen Generalprävention einige Ergebnisse erbracht, die mittlerweile als gesichert gelten können: (1.) Für die Tathäufigkeit kommt weder der Schwere der Strafdrohung des jeweiligen Delikts noch der vom Täter subjektiv erwarteten strafrechtlichen Sanktion wesentliche Bedeutung zu. Das gilt für nationale wie für internationale Untersuchungen. (2.) Im Bereich der Bagatellkriminalität haben sich dagegen Zusammenhänge zwischen der Höhe des vom Täter subjektiv eingeschätzten Entdeckungsrisikos und der Häufigkeit der Begehung von Straften nachweisen lassen. Darum geht es hier aber nicht.
Quelle: Münchner Komm. zum StGB, Tz. 33 zu §§38ff.

1. die Prämisse, eine Präventivwirkung für rechtsmoralische Kategorien zu fordern, würde den Schluss ergeben, Strafgesetze wegen mangelnder Präventivwirkung als verzichtbar anzusehen und abzuschaffen.

2. rechtsmoralische Kategorien bzw. moralische Maßstäbe sind auch dann anwendbar, wenn ihnen keine Präventivwirkung nachzuweisen ist, sie also im engen Verständnis keine Rechtsgüter schützen.

Das wird auch deutlich, wenn man ElQs Beispiel der mangelnden Empathie anschaut.
 
(...)
Das wird auch deutlich, wenn man ElQs Beispiel der mangelnden Empathie anschaut.
das erklärt uns aber nicht das widersprüchliche reale historische Nebeneinander von hie goldener Regel (vir bonus Ideal usw.) und da "macchiavellistischem" Kriegsherrn (Massaker befehlend ohne mit der Wimper zu zucken) *)

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*) sah man je einen Sieger heulend auf den Trümmern der Besiegten? oder eher jubelnd?...
 
*) sah man je einen Sieger heulend auf den Trümmern der Besiegten? oder eher jubelnd?...

Das hat doch nie jemand behauptet. Und es ging nicht um die Erklärung - die ist militär- bzw. herrschaftssoziologisch gegeben worden - sondern um die Frage, ob man á la historistischer Ideologie sich eines Urteils darüber enthält, weil ja jede Epoche unmittelbar zu Gott sei, oder ob man sehr wohl darüber urteilt. Und wie ich meine anhand der goldenen Regel, der Spiegelneuronen etc, gezeigt zu haben, wäre es sogar, wenn man sich dem Historismus als Ideologie unterwürfe, möglich, ein Urteil zu fällen, da selbst wenn jede Epoche unmittelbar vor Gott wäre, diese Epoche die goldene Regel eben schon kannte.
 
Und wie ich meine anhand der goldenen Regel, der Spiegelneuronen etc, gezeigt zu haben, wäre es sogar, wenn man sich dem Historismus als Ideologie unterwürfe, möglich, ein Urteil zu fällen, da selbst wenn jede Epoche unmittelbar vor Gott wäre, diese Epoche die goldene Regel eben schon kannte.
(händeringend) bitte zeig mir doch einen Merowinger, einen Goten, einen Wikinger, der nachweislich die goldene Regel kannte und über sie nachgrübelte...
AdGr konnte infolge seiner Erziehung/Ausbildung (bzw. was wir halt davon wissen) sehr wohl allerlei wissen - in welchem Maße das für den Kriegsherrn und Machtpolitiker AdGr dann allerdings noch bindend war, wissen wir nicht. Freilich können wir jetzt sagen "ätschi, AdGr, hier und da hast du böse gehandelt, weswegen wir dich nun weniger mögen", allerdings spielt das für AdGr selber keine Rolle (ok, ein slapstick-"Argument") jedoch gravierender: wir wissen nicht, ob unser solches Urteil auch für die damaligen Umstände/Gepflogenheiten gerechtfertigt ist (!) d.h. wir wissen nicht, ob die Mehrheit der Zeitgenossen von AdGr unser Urteil (unsere Bewertung) geteilt hätte.
Und daran ändern weder Blutdruck (den es damals auch schon gab) noch Spiegelneuronen irgendwas.
 
das erklärt uns aber nicht das widersprüchliche reale historische Nebeneinander von hie goldener Regel (vir bonus Ideal usw.) und da "macchiavellistischem" Kriegsherrn (Massaker befehlend ohne mit der Wimper zu zucken) *)

Das reale historische Nebeneinander von Regel (Moral oder Gesetz) und ihrer Verletzung sollte uns damit auch nicht erklärt, sondern nur erst konstatiert werden.

Wenn man das nun als Widerspruch ansehen mag, wäre zu erklären, mit welcher Begründung das erfolgt.

Jedenfalls ist der Denkfehler oben keine Begründung, oder würdest Du die Abschaffung von Strafgesetzen mangels wirksamer Prävention von Kapitalverbrechen oder nun auch Unkenntnis der Strafe oder der Regel fordern ?


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*was man außerhalb von Kapitalverbrechen durchaus durchdenken könnte, da die (Rechts-)Regeldurchsetzung zB unter Schutzgedanken im Öffentlichen Recht Ausprägung der Gleichheit und Gerechtigkeit darstellen kann. Ist diese nicht gewährleistet, werden Rechtsregeln auch schon mal für für unanwendbar erklärt. Hier ging es aber um einen anderen Bereich.
 
(händeringend) bitte zeig mir doch einen Merowinger, einen Goten, einen Wikinger, der nachweislich die goldene Regel kannte und über sie nachgrübelte...

Das entzieht sich leider unserer Kenntnis, aber wie gesagt, auch diesen darfst du so viel Grips unterstellen, dass sie wussten, dass sie kein Leid erfahren wollten. Von dem zur goldenen Regel - die nun wirklich kein kompliziertes philosophisches Konstrukt ist, ist es nicht wirklich weit. Und zumindest ihre Zeitgenossen haben sich ja offensichtlich schon Gedanken darüber gemacht. Du selbst erwähntest die Apologisierung bei Gregor von Tours, die Erwähnung von Skrupeln bei Agathias und Prokop.
 
Das reale historische Nebeneinander von Regel (Moral oder Gesetz) und ihrer Verletzung sollte uns damit auch nicht erklärt, sondern nur erst konstatiert werden.
(inhaltlich) nach wie vor wissen wir nicht (!) ob der antike Befehlshaber eines Massakers (welches gerne rationalem abwägen der Kriegschancen entsprungen sein mag) seinen Befehl als Verletzung der Regel empfunden hat.

Wenn wir das nebeneinander von Moralregel (zu Friedenszeiten, daheim, aufm ästhetisch-philosophischen Teetisch usw.) und deren Irrelevanz (zu Kriegszeiten - wie alt ist das Sprichwort, dass in Krieg und Liebe alles erlaubt sei?) konstatieren, dann erklären wir damit nicht, wie die damals aktiv Beteiligten das empfunden/wahrgenommen haben.
(was sollte daran falsch oder widersprüchlich sein???)

Wenn wir die Wahrnehmung/Perspektive der damals Beteiligten nicht kennen, können wir über deren psychologische Lage und über deren individuelle Urteile (trotz Spiegelneuronen*), goldener Regeln, Bergpredigten, habeas corpus Akten, Menschenrechten und Lichterketten) eigentlich so ziemlich nichts sagen.

...eine Verlagerung der übrigens interessanten und wie ich finde ergiebigen Diskussion in den heutigen bundesdeutschen Gerichtssaal (mit allerlei modernen juristischen Spitzfindigkeiten) halte ich hingegen nicht für zielführend: die "Straftäter" sind nicht greifbar, ihre Taten ziemlich verjährt, und etwa im Fall Odovakar ist mir kein Nebenkläger bekannt, der einen Prozeß anstrebt ;):D


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*) die man neurologisch besser nicht als gottgegebene Humanitätsimplantate betrachten sollte :D:D
 
(1) Das entzieht sich leider unserer Kenntnis,
(2) aber wie gesagt, auch diesen darfst du so viel Grips unterstellen, dass sie wussten, dass sie kein Leid erfahren wollten.
(3) Von dem zur goldenen Regel - die nun wirklich kein kompliziertes philosophisches Konstrukt ist, ist es nicht wirklich weit.
(4) Und zumindest ihre Zeitgenossen haben sich ja offensichtlich schon Gedanken darüber gemacht. Du selbst erwähntest die Apologisierung bei Gregor von Tours, die Erwähnung von Skrupeln bei Agathias und Prokop.
(1) meine Rede :winke:
(2) oder so viel Grips, dass sie erkannten, in ihrer Position nicht den Regeln für andere unterworfen zu sein
(3) die man nicht beherzigen muss, denn sonst sähe die Geschichte wie ein liebliches Kinderbuch aus :D
(4) hatte ich nicht erwähnt, welche Mühe Gregor beim christlich verbrämten schönreden hatte oder dass Prokop & Agathias die erwähnten Skrupel nur als Gerüchte/hörensagen erwähnen?
 
Gerade dass ist doch gerade der Punkt, dass Gregor die Taten Chlodwigs schönreden musste. Dieses Problem hätte er nicht gehabt, wenn er sie nicht als moralisches Problem wahrgenommen oder als normal empfunden hätte.
 
Gerade dass ist doch gerade der Punkt, dass Gregor die Taten Chlodwigs schönreden musste. Dieses Problem hätte er nicht gehabt, wenn er sie nicht als moralisches Problem wahrgenommen oder als normal empfunden hätte.
tja, er - Gregor - befasste sich mit schönreden (aus seiner bischöflichen Perspektive musste er das) --- wer sagt uns, wie Chlodwig und seine engsten Berater das sahen?
 
tja, er - Gregor - befasste sich mit schönreden (aus seiner bischöflichen Perspektive musste er das) --- wer sagt uns, wie Chlodwig und seine engsten Berater das sahen?

Es geht v.a. darum, ob solche Konzepte bekannt waren. Offensichtlich waren sie es, sonst hätte Gregor die Probleme des Schönredens nicht gehabt.
BTW: War es nicht so, dass die Bischöfe u.a. Chlodwigs Berater waren?
 
BTW: War es nicht so, dass die Bischöfe u.a. Chlodwigs Berater waren?
BTW: War es nicht so, dass der Chlodwig sich beruflich und in seinem Verhalten so ganz und gar nicht wie ein Bischof aufführte? :winke::)

der Gregor hatte große Mühe, das ihm völlig fremdartige Verhalten des Warlords in seine (Gregors) Darstellung der fränkischen Geschichte hineinzubringen ohne den juhu-er-lässt-sich-und-die-seinen-taufen-Chlodwig dabei als barbarischen Mafioso zu beschreiben - wobei wir aus Gregors Deskription ooch nich wissen, was der Chlodwig gedacht und gewertet hat :D (nachzulesen beim mehrmals erwähnten Scheibelreiter)
 
AdG war das Produkt seiner Zeit und der damit zusammenhängenden Sozialisation.

Für die Bewertung seiner Vorstellungen waren vermutlich teils auch widersprüchliche Einflüsse relevant. Die wichtigsten Einflussgrößen waren dabei vermutlich:

1. die damals vorhandenen religiösen und mythologischen Sichtweisen
2. die geschriebenen und ungeschriebenen Normen und Traditionen am makedonischen Hof, teils auch verkörpert durch den "Adel"
3. die spezfischen Werte, die sich auf Nachfolge und die Vorstellung von Legalität und Legitimität von Herrschaft beziehen
4. die Alltagswertswerte, die durch die "kriegerische Gesellschaft" definiert sind
5. kulturelle Werte, die via Ausbildung an AdG herangetragen wurden und auch klassische Philosophie umfasst haben könnte
6. das spezifische jugendliche, aufbrausende Temperament, das temporär Normen und Werte seinen Emtotionen unterordnet.

Folgt man den Vorstellung beispielsweise von Kohlberg/Piaget zur Entwicklung der Stufen von Moral, dann basieren die reflektierten Stufen der Moral auf relativ hohen gesellschaftlichen Voraussetzungen. Allerdings wird man dem makedonischen Hof ein eher geringes Niveau aufgrund der historischen Umstände zuschreiben dürfen. Soweit mir das - zügellose - Verhalten der Akteure zugänglich ist.

zu 1. Die damaligen mythsichen Vorstellungen waren vermutlich durch einen nicht unerheblichen sozialdarwinistischen Zug gekennzeichnet. Zwist, Hinterhältigkeit, Rache, Strafen,Töten und das hemmungslose Verfolgen von sehr egoistischen Zielen waren eine Botschaft der griechischen Götter. Ob es die wichtigste war, sei dahingestellt.

zu 2. Es wird einen Kodex zur legalen und zur legitimen Königsnachfolge gegeben haben. Dieser wird jedoch noch relativ stark durch die Anforderungen der kriegerischen Gesellschaft und ihrer Expansion definiert worden sein und somit eine gewissen situativen ausgehandelten Charakter aufweisen.

zu 3. Es gab keine eindeutige Form der "Linie" eines Herrscherhauses und AdG war bedroht aus dieser Nachfolge ausgeschlossen zu werden. Diese Erfahrung konstituiert bei einem jungen Menschen sicherlich das Empfinden der "Rechtlosigkeit" und der Willkür und verstärkt bei einem starken Cjarakter den Selbstbehauptungswillen, "To be or not to be" waren seine Alternativen.

zu 4. In Anlehnung an Keegan hatte ich bereits argumentiert, dass AdG in starkem Maße die - kriegerischen - Werte der jungen Krieger (Gefährten) verkörpert hat. Sein Charisma ist die Grundlage für seinen Führungsanspruch und auch ein wichtiger Aspekt der Legitimität seiner Herrschaft. In diesem Sinne mußte er die Werte der Krieger-Gesellschaft leben und im Zweifel gegen andere Werte abwegen.

Nur vor diesem Hintergrund einer absoluten Hingabe an das "Kriegertum" wird man die kriegerische Leistung von AdG und seiner Armee erklären können. Und nur diese Verabsolutierung kann m.E. erklären, warum man AdG bis nach Indien gefolgt ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, Luziv, ich wehre mich gegen die Ideologie, dass man nur aus der Zeit heraus beurteilen dürfe, weil die Menschen früherer Epochen moralisch weniger reif gewesen wären als wir heute. Das ist schlicht nicht der Fall. Sie kannten im Grunde dieselben moralischen Grundsätze wie wir und müssen daher für die Missachtung moralischer Grundsätze genau so beurteilt werden, wie wir unsere Zeitgenossen beurteilen würden.

Für Herrscher von der Antike bis zum Mittelalter galten andere Spielregeln und vielfach auch andere moralische und ethische Grundsätze. Der Maßstab des antiken Menschen maß sich nicht an der Bibel und auch nicht am Talmud. Es brauchte noch Jahrhunderte, bis viele der heute selbstverständlichen ethischen Grundsätze allgemeine Anerkennung fanden.

Schonung des Gegners und Schonung von Frauen und Kindern zählten im allgemeinen nicht dazu. Das wurde von antiken Feldherren und Fürsten als "Kollateralschaden" abgebucht oder zur Abschreckung des Gegners sogar ausdrücklich in Szene gesetzt.

Herrschertugenden wie Milde und Gerechtigkeit waren den Römern und sicher auch den Griechen bekannt. In der Praxis jedoch stand jede Dynastie auf wackligen Füßen und der Herrscher musste alles tun, um seine Machtstellung zu erhalten. In diesem Zusammenhang wurde alles, was gefährlich schien oder sich zu einer Gefährdung entwickeln konnte beseitigt. So kam es im Vorfeld von Thronwechseln zu den durchaus üblichen Morden zwischen Verwandten oder anderen Thronanwärtern. Wer zu solchen Mitteln nicht bereit war, konnte sich nicht durchsetzen und seine Anwartschaft vergessen.

Wir dürfen also unsere Vorstellungen von Recht und Moral nicht einfach auf antike Könige übertragen. Es handelt sich um militärisch geprägte Gesellschaften und der Tod des Gegners war eine allseits akzeptierte Tatsache, sei es in der Schlacht oder als Hinrichtung.

Die Größe eines Herrschers bemaß sich an Ländern, die er erobert hatte, an Heeren, die er besiegt hatte und an Völkern, die sich unterworfen hatten - das meist blutig und gewaltsam. So waren die antiken Herrscher von Jugend an sozialisiert und deshalb ist es richtig, ihr Wirken und ihr Verhalten aus ihrer Zeit heraus zu bewerten. Dass einiges davon nicht unseren heutigen moralischen und ethischen Wertmaßstäben entspricht, dürfte jedem Grundschüler klar sein.
 
zu 4. In Anlehnung an Keegan hatte ich bereits argumentiert, dass AdG in starkem Maße die - kriegerischen - Werte der jungen Krieger (Gefährten) verkörpert hat. Sein Charisma ist die Grundlage für seinen Führungsanspruch und auch ein wichtiger Aspekt der Legitimität seiner Herrschaft. In diesem Sinne mußte er die Werte der Krieger-Gesellschaft leben und im Zweifel gegen andere Werte abwegen.

Nur vor diesem Hintergrund einer absoluten Hingabe an das "Kriegertum" wird man die kriegerische Leistung von AdG und seiner Armee erklären können. Und nur diese Verabsolutierung kann m.E. erklären, warum man AdG bis nach Indien gefolgt ist.
was z.B. bei Scheibelreiter als agonale Haltung bezeichnet wird - und die Wertvorstellungen solcher Kriegergesellschaften sind per se nicht die humansten :)
 
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