Grundlage der modernen Welt

cursus humorum

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Hello!

Wie würdet Ihr Euren Eltern in Kürze erklären, inwiefern die (Spät-)Antike die Grundlagen für die moderne Welt legte?

Danke,
Dr. c.h.
 
Dazu müsste man ja erst mal akzeptieren, dass die Behauptung stimmte. Man könnte das politisch sicher mit den germanischen Völkerwanderungskönigreichen tun, müsste dazu aber auch vieles, was dem widerspräche ignorieren. Und kulturell? Wenn man das Christentum als Erbe der Spätantike akzeptieren wollte. Mal abgesehen davon, dass ich mit meinen Eltern eher über die Stichhaltigkeit einer solchen Hypothese debattieren würde, als sie ihnen (zu) erklären (zu müssen), würde ich diese These eher gar nicht aufstellen.
 
Genannt werden gemeinhin:

Geistig/Ideell:
- Christentum (inkl. jüdische Tradition) prägt wesentlich Ideengeschichte der westlichen Welt und (zumindest bis vor einigen Jahrzehnten) maßgeblich den Glauben

Staatlich:
- Römische Staats- und Verwaltungsstrukturen und Rechtsdenken durch Romanisierung übernommen

Sprachlich:
- Da ist´s mit den vielen Lehnswörtern ja einfach zu erklären...

Es gäbe noch mehr zu nennen. Fraglich nur wie das zu erklären ist. Da tu ich mich schwer.
 
Dazu müsste man, wie gesagt, das Christentum als Erbe der Spätantike akzeptieren. Was den Lehnwortschatz angeht, da muss man unterscheiden, der ist nämlich nicht unbedingt Spätantik, z.T. erst aus der Renaissance und dem Barock (das gilt aber mehr für den Fremdwortschatz, Worte wie Ziegel (tegula), Butter (butyrum) oder kaufen (caupo, 'Schankwirt') sind bereits antike Entlehnungen).
 
1) Christentum:
OK, meinst du, es wäre ein Erbe der Antike (statt Spätantike)?
Das versteh ich natürlich, wenngleich wesentlich für den Westen der spätantike Arianier - Athanasier - Streit war...

2) Spätantike als Fundament moderner Welt wäre wohl besser zu sehen im Zusammenhang der sich damals herausbildenden kulturellen Neuformierung: Ethnogenesen und Identitätsbildungen (inkl. z.B. Entstehung der romanischen Sprachen) / Durcheinandermischung der verschiedenen Kulturen
 
Ich würde der These zwar grundsätzlich eher zustimmen als El Quijote, aber auch mit einigen Vorbehalten. Grundsätzlich wird man in fast jeder vergangenen Epoche etwas finden, was direkt oder indirekt bis heute nachwirkt. Insofern hat die moderne Welt viele Grundlagen, nicht nur die (Spät-)Antike. Berücksichtigen muss man außerdem, dass es zwischen der Spätantike und der Moderne nicht immer eine Kontinuität gibt, sondern manches erst später wiederbelebt wurde. Zu nennen wäre z. B. das von Dir angesprochene römische Recht, das sich erst im Hochmittelalter wieder verbreitete - und zwar auch in Gebiete (wie das rechtsrheinische Deutschland), in denen es in der Antike noch keine Rolle gespielt hatte.

Bei den römischen Staats- und Verwaltungsstrukturen kann ich kaum Gemeinsamkeiten entdecken. Moderne europäische Staaten funktionieren grundlegend anders als das Römische Reich. (Bei der Verwaltung überlebte interessanterweise die spätantike staatliche römische Diözesen-/Provinzeinteilung danach teilweise noch lange Zeit in Form der kirchlichen Verwaltungsgebietseinteilung, wurde aber mittlerweile vielfach an heutige politische Grenzen angepasst.)

Das versteh ich natürlich, wenngleich wesentlich für den Westen der spätantike Arianier - Athanasier - Streit war...
Inwiefern? Der hatte sich doch im 7. Jhdt., als auch die Langobarden katholisch wurden, erledigt? Auswirkungen auf die heutige Welt kann ich nicht entdecken.
 
Mir fallen auf die schnelle.

Nur Christentum und die romanischen Sprachen aus (die heute auch in Lateinamerika gesprochen werden und in immer größeren Maße im Süden der USA). Latein ist noch immer in einigen akademischen Kreisen wichtig.
 
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