was hat, wenn es so wäre, eine dem Hl. Michael geweihte Kapelle des 11. Jhs. mit einem (sehr spekulativen) Herkulesheiligtum des frühen 1. Jhs. zu tun? ...da liegen über 1000 Jahre dazwischen...
Bedenke, dass das Christentum im 11. Jh. in dieser Gegend noch nicht sehr verfestigt und die alten Vorstellungen teils noch sehr lebendig waren.
Hier ein relevanter Auszug aus der Wikipedia zum Stichwort
Odin:
"Auf einer Synode im Jahr 813 ließ der Frankenkönig Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, den Michaelstag in die Woche des Festes für Wodan legen. Die zahlreichen Michaelskapellen in Norddeutschland weisen auf vermutete vorherige Wodansheiligtümer oder andere Kultplätze hin.
Des Weiteren deuten Funde von Weihesteinen auf den Bezug zwischen Wodan und St. Michael hin. So wurden auf dem „Michelsberg“, der ein Vorberg des Heiligenbergs bei Heidelberg ist, Weihesteine gefunden, welche die Inschrift „Mercurius Cimbrianus“ und „Mercurius Cimbrius“ tragen, und somit auf alte Wodanskultstätten hinweisen, die zu christlichen Zwecken umgewandelt wurden. In der Regel wurde auch durch die Errichtung von Kapellen vor Ort die christliche Inanspruchnahme ausgedrückt.
Im selben Zeitraum setzte eine deutliche Dämonisierung seitens der christlichen Missionare ein, wie beispielsweise im Wortlaut des sächsischen Taufgelöbnisses nachzuvollziehen ist. Dies war im Falle Wodans insofern naheliegend, als der schamanistische Grundzug des Gottes in der religiösen Praxis der Germanen alltäglich gegenwärtig war. Zusätzlich wurde dem aus christlicher Sicht machtlosen Wodan der Heerführer Christus oder der heldenhafte Erzengel Michael, der den Drachen besiegt, gegenübergestellt."
dass ein cheruskisches heidnisches Heiligtum im 11. Jh. gezähmt werden musste, ist gar zu unwahrscheinlich
Wir wissen nicht, ob es eventuell einen älteren (hölzernen?) Vorgängerbau gab. Aber auch im 11. Jh. war die hier erst seit zweihundert Jahren stattfindende Christianisierung sicher noch nicht abgeschlossen.
[Edit] Unweit von unserer Kapellenruine auf der anderen Weserseite bei Höxter-
Ovenhausen gibt es ebenfalls einen Heiligenberg. Hier errichteten Corveyer Mönche im Jahre 1078 eine Kapelle, die dem Heiligen Michael geweiht war.