Seetüchtigkeit von Galeeren

Über die Quarantäne auf Malta findet man in Michael Heberers "Aegyptiaca Servitus": " ...Da kamen fünf malteser Galeeren vom Corso (Kaperfahrt) aus der Levante, glücklich heim, mit stattlicher Beute. Mit aufgerichteten Flaggen, mit Freudenschüssen und Drommetenblasen fuhren sie herein , die eroberten Fahnen schleiften sie hinten nach, sodass ihre Spitzen ins Wasser hingen. Weil sie aber von den orientalischen Inseln kamen, wo gemeiniglich böse Luft regiert, so durfte niemand in die Stadt, damit man vor der Pest sicher sei, sondern sie mussten in einen anderen Hafen fahren und sich auf Felsen lagern ,die Herren unter Gezelte, die anderen wie sie konnten. Dahin brachte man ihnen auch Essen und Trinken. So musste der Freiherr von Sternberg, der unterwegs krank geworden war, auf freiem Feld sein Leben enden."

Jean Marteilhe erwähnt einmal kurz die Notdurftverrichtung der Ruderer: "... sobald man aber den Galeerensklaven befohlen hat, sich niederzulegen, so darf kein einziger von ihnen mehr stehen oder sitzen, noch reden ,noch sich im geringsten zu bewegen. Und wenn doch jemand zum Aposti oder Schiffsbord gehen muss ,um dort seine Notdurft zu verrichten , muss er "a la bande" rufen, so darf er, wenn der Profoss oder Wachhabende ihm die Erlaubnis mit der Antwort "geh" erteilt und ihm einen Wächter mitgegeben hat."
In Ruhezeiten bestand also die Möglichkeit sich außerhalb seines Arbeitsplatzes zu erleichtern, während der Fahrt oder im Gefecht war das allerdings nicht möglich.

Über die Reinigung schrieb Marteilhe: " Die "Bourasque" oder "Veresque" ist die Reinigung der Galeere. Wenn man diese machen muss, so gibt der Aufseher einen Pfiff, der das Zeichen dafür ist. Die beiden Unteraufseher bewaffnen sich mit ihrem Knüttel auf der Coursie (Mittelgang), indem sie von Bank zu Bank laufen , um die Faulen auf Trab zu bringen. Jede Bank wird Stück für Stück auseinandergenommen . Man muss mit einem Schabeisen , davon jede Bank eines hat, alle Stücke der Bank ,mit Banquette, den Fußtritt (Pedagne) und den Gegenfußtritt (Conterpedagne) und die Hölzer und Bretter reinschaben. Nachdem dies geschehen ist, sehen die Aufseher ob alles ganz blank und sauber abgeschabt ist. Während dieser Untersuchung fällt der Knüttel auf die nackten Rücken der Galeerensträflinge, wie Regen herab.
Ist das abschaben zu vorüber, so lässt man sie das Oberdeck mit Eimern von Wasser , das man aus dem Meere schöpft ,abwaschen. Das alles geschieht nach dem Ton der Pfeife und mit gänzlich entblößtem Oberkörper, ist man damit fertig, so stellt man jede Sache wieder an ihren Platz und baut die Bank zusammen. Diese Arbeit dauert gut 3 Stunden."
 
Und wie oft wurde die Galeere so gereinigt? Steht was dazu in den Berichten? Auf den Segelschiffen der RN des 18. Jahrhunderts wurde ja täglich rein Schiff gemacht. Nur mit der Anzahl an Toiletten sah es auch da sehr schlecht aus. War wohl lange ein Problem der Seefahrt und auch der Menschheit die Toilette, ihre Ausführung, Anzahl und auch Reinigung der selben.

Apvar
 
Klasse Thread mit vielen sachkundigen, klugen Beiträgen! ...Und das völlig ohne Spamming, Verschwörungstheorien und Polemik, ganz wie in der guten alten Zeit des GF!



In grauer Vorzeit habe ich einmal eine kulturhistorische Arbeit über Kaffee und Kaffeehauskultur geschrieben. Hochinteressant fand ich, dass die Galeerenflotte der Osmanen häufig in Marseille vor Anker ging in der stürmischen Jahreszeit. An die Besatzungen, vermutlich auch die Ruderer gaben die Türken anscheinend Kaffeebohnen aus, vielleicht als eine Art Dopingmittel, und im Laufe der Zeit entwickelte sich ein schwunghafter Kleinhandel. Französische Limonadenverkäufer tauschten von den Besatzungen Lebensmittel und kleinere Leckerbissen gegen Kaffee und Kaffeebohnen ein.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die Ruderer kaum so etwas wie Landgang oder Urlaub bekommen haben, denkbar ist aber, dass sie als Motivation ein kleines Taschengeld oder Bons bekamen, um sich davon bessere Lebensmittel kaufen zu können. Ähnliche Praktiken herrschten ja auch in frühneuzeitlichen europäischen Gefängnissen, wo man Gefangenen, die noch Geld besaßen, die Möglichkeit bot, sich davon bessere Lebensmittel kaufen zu können.

Denkbar und vermutlich auch plausibler, ist freilich die Vermutung, dass die Aufseher für die Ruderer bestimmte Kaffeebohnen auf eigene Rechnung verkauften.

Im Vergleich mit der "christlichen (Galeeren-Seefahrt) erscheint die der Osmanen fast wie ein Club Mediterranai.
 
@Apvar, tägliche Reinigung war bei Galeeren nicht möglich. Man schütrtete zwar möglichst oft einige Eimer Seewasser in die Bänke aber die große reinigung wurde nicht auf hoher See durchgeführt. Das ging nur im Hafen oder auf Reede. Wogegen überhaupt nicht zu machen war, war das Ungeziefer, welches die Männer quälte. Eine Krankheit, die fast alle Galeerensträflinge befiel ,war die Krätze, die durch die Krätzemilbe, die gänge unter der Haut gräbt hervorgerufen wird.

@ Scorpio, wenn man die Beschreibungen von Michael Heberer liest, war es auf den osmanischen Galeeren auch alles andere als angenehm. Einmal war dem Patron der Zwieback zu teuer und sie wären auf einer Fahrt fast verhungert. Er verlangte, dass der Schiffsführer, der Rais die Sklaven heftiger schlagen sollte . Dieser entschuldigte die Sklaven indem er sagte :" Sie rudern soviel sie können, brauchten aber Brot nötiger als Streiche, von denen sie ohnehin zu viele bekommen." Darauf der Bay: "Schlag nur drauf, sie sind meine Sklaven und wer unter den Wunden nicht fortkann, den wirf ins Meer, sie sind mein Gut, ich habe Macht ,mit ihnen zu verfahren wie ich will.",worauf sich dieser mit den erstaunlichen Worten: " Die armen Sklaven sind Menschen und ich bin auch ein Mensch und will menschlich mit Menschen verfahren und nicht viehisch. Du kannst Dir einen anderen suchen, der dir so dient." Und warf dem Patron den Stock vor die Füße. Dieser drosch daraufhin selbst mit einem Tauende auf die Sklaven ein. Da diese aber vor Hunger kaum noch zu Kraftanstrengungen fähig waren ,brachte das gar nichts.
 
Nur mit der Anzahl an Toiletten sah es auch da sehr schlecht aus. War wohl lange ein Problem der Seefahrt und auch der Menschheit die Toilette, ihre Ausführung, Anzahl und auch Reinigung der selben.r
Latrinen gab es auch auf Galeeren, Vier im Bugbereich, für Matrosen und Soldaten und eine, für die Schiffsführung im Heck. Für die Ruderer aber keine. Die Quellen schweigen sich zu dem Thema ziemlich aus, wie das während der Fahrt gehandhabt wurde. Möglicherweise wurde ein Eimer herumgereicht. Wasserlassen lief wahrscheinlich einfach an Deck ab. Eine voll gerüstete Galeere lag ohnehin so tief in der See, dass das Wasser ,unter den Ruderern ständig über das Deck schwabbte und, durch die Neigung des Decks ablief und teilweise den Unrat mitnahm. Auf diesem Bild, von der "Real", im Museu Naval in Barcelona sieht man zwei der Buglatrinen. SVSM Gallery :: Royal Galley (replica), Maritime Museum, Barcelona, Spain, by Vladimir Yakubov :: IMGP3449
 
Im Vergleich mit der "christlichen (Galeeren-Seefahrt) erscheint die der Osmanen fast wie ein Club Mediterranée.

Auf den Galeeren der Franzosen konnte von einem „ClubMed“-Gefühl im 17. Jahrhundert noch nicht die Rede sein. Für Hugenotten konnte das „Programm“ unerträglich werden. Wer zur sonntäglichen katholischen Messe nicht die Mütze abnahm hatte die schlimmste Strafe auf einer Galeere zu erleiden: Die Bastonnade.

La bastonnade sur les galères — Cliotexte

Der Deliquent wurde, Rücken nach oben, nackt über den Mittelgang gelegt. Die Füße auf der Bank, die Hände auf der anderen Seite. Je zwei Zwangsarbeiter packten zu und ein ebenfalls nackter robuster Türke hatte mit einem groben Seil zuzuschlagen. Tat er das nicht mit aller Kraft riskierte er selbst erhebliche Strafen. Das konnten 50, 80 sogar 100 Schläge sein. Die mußten ohne einen Laut ertragen werden. Nach den Schlägen kümmerten sich der Barbier oder ein geistlicher Bruder um den Bedauernswerten. Der zerissene Rücken wurde mit starkem Essig und Salz eingerieben um wieder Gefühl in den Rücken zu bekommen und Wundbrand zu verhindern.

(Sylvain Rappaport, La Chaîne des forçats): An die horriblen Bedingungen konnten sich die Sträflinge schon im Vorfeld auf dem Transport zu den Häfen gewöhnen. Von Paris nach Brest und Toulon waren jeweils 200 bis 300 zu je 25 aneinandergekettet etwa 20 Tage unterwegs. Die Erniedrigungen begannen schon bei der großen Zermonie im Hof des Bicetre. Öffentlich wurden alle Sträflinge nackt untersucht, zu je 25 in Eisen gelegt und auf den langen Marsch geschickt. Diese entwürdigenden Visitationen wiederholten sich auf dem langen Marsch. Angehörige und „neugierige“ Privilegierte erlebten das Schauspiel. Die Frauen genossen es von den Fenstern aus.

Das ging so bis 1836. Man setzte nun Wagen zum Transport ein. Eingeteilt in 12 Kabinen in denen die Sträflinge an einen durchlöcherten Stuhl genietet wurden. Zusätzlich ein Kissen als Komfort. Strikte Ruhe war angesagt. Bei schlechtem Verhalten gab es Handschellen, das Kissen wurde entzogen und die Rationen von Brot und Wasser gekürzt. Das neue System funktionierte zur vollen Zufriedenheit.
 
So ungefähr sah die Bastonade aus. Hier habe ich es aber den Aufseher selbst durchführen lassen.
 

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Auf den Galeeren der Franzosen konnte von einem „ClubMed“-Gefühl im 17. Jahrhundert noch nicht die Rede sein. Für Hugenotten konnte das „Programm“ unerträglich werden. Wer zur sonntäglichen katholischen Messe nicht die Mütze abnahm hatte die schlimmste Strafe auf einer Galeere zu erleiden: Die Bastonnade.

La bastonnade sur les galères — Cliotexte

Der Deliquent wurde, Rücken nach oben, nackt über den Mittelgang gelegt. Die Füße auf der Bank, die Hände auf der anderen Seite. Je zwei Zwangsarbeiter packten zu und ein ebenfalls nackter robuster Türke hatte mit einem groben Seil zuzuschlagen. Tat er das nicht mit aller Kraft riskierte er selbst erhebliche Strafen. Das konnten 50, 80 sogar 100 Schläge sein. Die mußten ohne einen Laut ertragen werden. Nach den Schlägen kümmerten sich der Barbier oder ein geistlicher Bruder um den Bedauernswerten. Der zerissene Rücken wurde mit starkem Essig und Salz eingerieben um wieder Gefühl in den Rücken zu bekommen und Wundbrand zu verhindern.

(Sylvain Rappaport, La Chaîne des forçats): An die horriblen Bedingungen konnten sich die Sträflinge schon im Vorfeld auf dem Transport zu den Häfen gewöhnen. Von Paris nach Brest und Toulon waren jeweils 200 bis 300 zu je 25 aneinandergekettet etwa 20 Tage unterwegs. Die Erniedrigungen begannen schon bei der großen Zermonie im Hof des Bicetre. Öffentlich wurden alle Sträflinge nackt untersucht, zu je 25 in Eisen gelegt und auf den langen Marsch geschickt. Diese entwürdigenden Visitationen wiederholten sich auf dem langen Marsch. Angehörige und „neugierige“ Privilegierte erlebten das Schauspiel. Die Frauen genossen es von den Fenstern aus.

Das ging so bis 1836. Man setzte nun Wagen zum Transport ein. Eingeteilt in 12 Kabinen in denen die Sträflinge an einen durchlöcherten Stuhl genietet wurden. Zusätzlich ein Kissen als Komfort. Strikte Ruhe war angesagt. Bei schlechtem Verhalten gab es Handschellen, das Kissen wurde entzogen und die Rationen von Brot und Wasser gekürzt. Das neue System funktionierte zur vollen Zufriedenheit.

Ich gestehe, dass es zynisch ist, unter solchen Bedingungen von Club Mediterrané zu sprechen. Auf die Galeeren wurden noch in den 1810er-1820er Gefangene verurteilt. In der Realität aber, war es einfacher, Gefangene zur Galeerenstrafe zu verurteilen, als sie dann tatsächlich in Toulon, Marseille oder anderen Häfen abzuliefern. Der Bandit Mathieu Rouhet, der es in der Armee bis zum Sergeant Major gebracht hatte und daher den Spitznamen Major trug, wurde mehrere Male zu 10- 15 Jahren Galeerendienst verurteilt, doch gelang ihm jedesmal die Flucht, lange bevor er das Ziel erreicht hatte. Von ihm überlieferte sein Mitgefangener Damian Hessel die Sage, dass der Major im Gefängnis ein autobiographisches Theaterstück verfasste, und die Flucht solange aufschob, bis er das Opus vollendet hatte. Ausgekochte Gauner wie Hessel, der Major oder der Elsässer Johann Müller, der mit primitivsten Mittel Schlösser knacken konnte, sprachen abfällig von 10 oder 15 Jahren Galeerendienst von 10 oder 15 Sous.

Im Amtsjargon der französischen Strafjustiz war bis in die 1830er Jahre noch von Galeerenstrafe die Rede, es gab aber immer weniger real existierende Galeeren, auf die man Gefangene schicken konnte. Der fränkische Reichskreis schloss noch im 18. Jahrhundert einen Vertrag mit der Republik Venedig ab, die fränkische Gauner und Banditen als Galeerensträflinge übernahm, so dass man unliebsame Kriminelle loswurde, ohne sie in Gefängnissen ernähren zu müssen. Anscheinend bestand aber die Serenissima auf einer Art Qualitätskontrolle des ihr übergebenen "Menschenmaterials"

Seit den 1820er Jahren bedeutete "Galeerenstrafe" in der Realität immer häufiger Haft im Bagno, also Zwangsarbeit in Sträflingslagern, die aber häufig sich in der Nähe von Häfen befanden. Ein (literarischer)Bagnosträfling war auch Jean Valjean aus Victor Hugos "Les Miserables", der für den Diebstahl eines Brotes und wiederholte Ausbruchsversuche 19 Jahre Zwangsarbeit fasste. Nach verschiedenen Erlässen richtete man seit Anfang der 1840er Jahre Sträflingskolonien in Französisch Guayana ein. îles de Salut (Inseln des Heils) war der euphemistische Name dreier Inseln vor der Küste Französisch Guayanas, wo unter anderen auch Alfred Dreyfus inhaftiert wurde. Henri Charriere genannt Papillon wurde dort wegen Todschlag an einem Zuhälter inhaftiert, beteuerte aber immer seine Unschuld, nach mehreren gescheiterten Fluchtversuchen gelang ihm mit einem Kameraden, der auf der Flucht ums Leben kam, in den 1940ern die Flucht nach Venezuela. Charriere veröffentlichte 1970 den Roman Papillon, in dem er seine Erlebnisse verarbeitete. Papillon wurde auch mit Steve McQueen und Dustin Hofmann in den Hauptrollen verfilmt.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts machte die Strafjustiz häufiger Gebrauch von Verbannung an Stelle der Galeerenstrafe. Gewisse Humanisierungstendenzen im Zeitalter der Aufklärung blieben auch auf die Justiz nicht ohne Einfluss. Es häuften sich Stimmen, die die Galeerenstrafe als unmenschlich kritisierten.

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurden von der englischen Strafjustiz Gefangene als Indentured Servants auf die Zuckerinseln der Karibik verbannt. Im 18. Jahrhundert vor allem während der Jakobitenkriege wurden auch politische Gefangene lebenslänglich oder für einen bestimmten Zeitraum zu Zwangsarbeit in der Karibik verurteilt. 1787/88 gelangten die ersten Sträflingstransporte nach Australien, das s in den Folgejahren die karibischen Inseln als bevorzugte Sträflingskolonie ablöste.

Verschiedene deutsche Fürstentümer erwogen, Gefangene in Sträflingskolonien zu deportieren. Da sie aber keine eigenen Kolonien hatten und die Überführung an die englische oder holländische Ostindienkolonie als zu umständlich, kostenträchtig und inhuman erschien, nahm man davon wieder Abstand.

In Russland wurden Personen, die in Ungnade gefallen waren, schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts in unwirtliche Gegenden verbannt, so auch der jahrelang fast allmächtige Alexander Menschikow, der ans Weiße Meer geschickt wurde. Nertschinsk am Amur galt neben Kamschatka als berüchtigste Sträflingskolonie. Das Leben in den dortigen Bleibergwerken war nicht nur hart, sondern auch kurz. Die dünnbesiedelte Wildnis machte Fluchtversuche zu einem fast hoffnungslosen Unterfangen. Wer es schaffte von dort zu flüchten, wurde meist von den Chinesen wieder eingefangen und zurückgebracht, wobei die Mandschu-Dynastie eine Bestrafung der Flüchtlinge wegen Entweihung ihres Landes forderten. Im Jahre 1802 schloss Minister von der Schulenburg ein Abkommen mit dem Zaren, 1800 Sträflinge aufzunehmen. Dieses Schicksal traf auch den Banditen Adolf Weyers. Ähnlich wie bei der Galeerenstrafe war es schwierig, Gefangenenkonvois vollständig in Sibirien abzuliefern, wenn auch die Sprachbarriere ein Handikap war, gelang es immer wieder Banditen, auf dem Transport zu flüchten, die in Ostpreußen und Litauen prompt neue Banden gründeten. Ein gewisser Borowski war besonders geschickt, und man sagte ihm nach, dass er von estland bis Kasan, die Gegend wie seine Westenmtasche kannte.
 
Latrinen gab es auch auf Galeeren, Vier im Bugbereich, für Matrosen und Soldaten und eine, für die Schiffsführung im Heck. Für die Ruderer aber keine. Die Quellen schweigen sich zu dem Thema ziemlich aus, wie das während der Fahrt gehandhabt wurde. Möglicherweise wurde ein Eimer herumgereicht. Wasserlassen lief wahrscheinlich einfach an Deck ab. Eine voll gerüstete Galeere lag ohnehin so tief in der See, dass das Wasser ,unter den Ruderern ständig über das Deck schwabbte und, durch die Neigung des Decks ablief und teilweise den Unrat mitnahm. Auf diesem Bild, von der "Real", im Museu Naval in Barcelona sieht man zwei der Buglatrinen. SVSM Gallery :: Royal Galley (replica), Maritime Museum, Barcelona, Spain, by Vladimir Yakubov :: IMGP3449


Immerhin gab es sie, auf vielen Briggs, Schonern und anderen kleineren Seglern hattenin der Regel nur die Offiziere und der Schiffsarzt eine Nachttopf, während der Rest der Crew für diese "Geschäfte" auf den Bugspriet klettern musste.

Ähnlich wie Galeeren hatten auch Schoner, Briggs und Brigantinen, die als Sklavenschiffe ausgerüstet wurden, das Problem, mit einer recht kleinen Crew eine Fracht von versklavten Afrikaner in Schach halten zu müssen. Um die menschliche Fracht nicht zu oft losketten zu müssen, ließen manche Kapitäne Sklave Werg in bestimmte Körperöffnungen stecken.
 
@ Scorpio, wenn man die Beschreibungen von Michael Heberer liest, war es auf den osmanischen Galeeren auch alles andere als angenehm. Einmal war dem Patron der Zwieback zu teuer und sie wären auf einer Fahrt fast verhungert. .

Das passt zu den Berichten überlebender Sklaven in den Amistad- Prozessen https://de.wikipedia.org/wiki/Amistad_Prozesse


Auf der Überfahrt von Sierra Leone nach Kuba auf dem Sklavenschiff "Tecorah" hatte die Crew den Lebensmittelbedarf der Sklaven falsch kalkuliert, und der mitgeführte Proviant reichte nicht aus für die menschliche Fracht, woraufhin der weniger widerstandsfähige Teil der Sklaven kurzerhand ins Meer geworfen wurde.
 
Der Bandit Mathieu Rouhet, der es in der Armee bis zum Sergeant Major gebracht hatte und daher den Spitznamen Major trug, wurde mehrere Male zu 10- 15 Jahren Galeerendienst verurteilt, doch gelang ihm jedesmal die Flucht, lange bevor er das Ziel erreicht hatte. Von ihm überlieferte sein Mitgefangener Damian Hessel die Sage, dass der Major im Gefängnis ein autobiographisches Theaterstück verfasste, und die Flucht solange aufschob, bis er das Opus vollendet hatte. Ausgekochte Gauner wie Hessel, der Major oder der Elsässer Johann Müller, der mit primitivsten Mittel Schlösser knacken konnte, sprachen abfällig von 10 oder 15 Jahren Galeerendienst von 10 oder 15 Sous.
Diese Geschichte scheint mir eher eine Hochstapelei der Beiden. Wie sollte ein Verbrecher mehrmals zu langjährigen Galeerenstrafen verurteilt werden. Das zeugt ja davon, dass er mehrmals gefangen genommen wurde. Nach der ersten Flucht wäre er im Gesicht gebrandmarkt worden und hätte sich nirgends mehr offen sehen lassen können. Spätestens nach der zweiten Flucht hätte es wohl keine Galeeren-sondern die Todesstrafe gegeben. In Frankreich wurde man schon wegen geringerer Vergehen gehenkt oder gerädert. Auf geflüchtete Sträflinge waren hohe Belohnungen ausgesetzt, weshalb die Bevölkerung diese auch auslieferte.
Der Transport, der aneinandergeketteten Sträflinge war alles Andere als ein Zuckerschlecken. Die Ketten durchquerten ganz Frankreich zu Fuß , in täglichen Etappen von 25 km. Die Kette von Paris legt 500 km, die bretonische Kette sogar 800 km bis nach Marseille zurück, teilweise ohne Schuhwerk und mit schlechter Verpflegung . Viele hatten schon eine längere Zeit in üblen Kerkern auf den Sammeltransport gewartet und waren schon in schlechtem Gesundheitszustand. Der Anführer der Wachen erhielt 40 Pfund pro lebend angekommenen Gefangenen. Ein Anteil überlebte die Strapazen nicht, andere ,die nicht mehr laufen konnten, wurden ,um zu verhindern ,dass sie nur simulierten, mit dem Ochsenziemer zusammengeschlagen, ehe man sie auf Pferdefuhrwerke verlud. ein Offizier verzeichnete 1709 die Ankunft der Pariser Kette, 237 Mann, zuvor kamen schon 4 Karren mit 52 Kranken und 10 Toten an.
 
Galeeren kamen auch in der Ostsee zum Einsatz.
Ostsee Seeschlachten - der schwedisch-russische Krieg 1788 bis 1790
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Schiffe wochenlang auf See bleiben konnten. Wie sollte das ohne ausreichende Bevorratung auf dem Ozean gehen?
Ein bisschen Inselhüpfen im Mittelmeer ist etwas anderes.


Peter der Große hatte bei seiner Großen Gesandtschaft auf dem Rückweg von England und Holland fest vor, Venedig zu besuchen, da er dort Fachkräfte für den Galeerenbau anwerben wollte. Leider machte ihm die Meldung vom Aufstand der Strelitzen einen Strich durch die Rechnung, und der Zar reiste unverzüglich weiter Richtung Russland. Trotzdem wurden von den Russen Galeeren gebaut, die auch mit Erfolg auf dem Ladogasee gegen die schwedische Flotte eingesetzt wurden. Später ließ Peter mit Galeeren Angriffe auf schwedische Küstenabschnitte durchführen. Es handelte sich um Miniaturausgaben von Galeeren, die sich aber schon auf Grund ihrer zahlenmäßigen Masse bewährten. Galeeren boten durchaus gewisse Vorteile: Man konnte sie aus billigem Kiefernholz bauen und sie mit Marineinfanteristen bemannen. Wegen ihres geringen Tiefgangs waren sie geeignet für flache Küstengewässer und bei Windstille waren sie immer noch verwendbar, um Segelschiffe in Häfen abzuschleppen.
 
Die Franzosen haben zu dem Zweck extra Türken auf ihren Schiffen gehabt?
Diese Türken waren auch Ruderer aber keine Sträflinge sondern gekaufte Moslemsklaven. Diese durften sich ,solange sie in französischen Gefilden waren, relativ frei auf den Galeeren oder im Hafen bewegen, da eine Flucht für sie sinnlos gewesen wäre, da sie überall als Ausländer erkannt wurden. Dadurch erledigten sie auch einige Besorgungen für die Sträflinge in der Stadt oder leisteten für diese Botendienste.
Wurde die Bastonade nicht auf die Fußsohlen verabreicht?
Die Bastonade auf die Füße war eher in orientalischen Ländern üblich. Ein Sträfling konnte mit zerschlagenen Rücken noch rudern, mit verletzten Fußsohlen hätte er sich aber nicht mehr gegen den Riemen stemmen können.
 
Diese Geschichte scheint mir eher eine Hochstapelei der Beiden. Wie sollte ein Verbrecher mehrmals zu langjährigen Galeerenstrafen verurteilt werden. Das zeugt ja davon, dass er mehrmals gefangen genommen wurde. Nach der ersten Flucht wäre er im Gesicht gebrandmarkt worden und hätte sich nirgends mehr offen sehen lassen können. Spätestens nach der zweiten Flucht hätte es wohl keine Galeeren-sondern die Todesstrafe gegeben. In Frankreich wurde man schon wegen geringerer Vergehen gehenkt oder gerädert. Auf geflüchtete Sträflinge waren hohe Belohnungen ausgesetzt, weshalb die Bevölkerung diese auch auslieferte.
Der Transport, der aneinandergeketteten Sträflinge war alles Andere als ein Zuckerschlecken. Die Ketten durchquerten ganz Frankreich zu Fuß , in täglichen Etappen von 25 km. Die Kette von Paris legt 500 km, die bretonische Kette sogar 800 km bis nach Marseille zurück, teilweise ohne Schuhwerk und mit schlechter Verpflegung . Viele hatten schon eine längere Zeit in üblen Kerkern auf den Sammeltransport gewartet und waren schon in schlechtem Gesundheitszustand. Der Anführer der Wachen erhielt 40 Pfund pro lebend angekommenen Gefangenen. Ein Anteil überlebte die Strapazen nicht, andere ,die nicht mehr laufen konnten, wurden ,um zu verhindern ,dass sie nur simulierten, mit dem Ochsenziemer zusammengeschlagen, ehe man sie auf Pferdefuhrwerke verlud. ein Offizier verzeichnete 1709 die Ankunft der Pariser Kette, 237 Mann, zuvor kamen schon 4 Karren mit 52 Kranken und 10 Toten an.


Die Ereignisse spielten sich zwischen 1800 und 1811 ab. Zu dieser Zeit wurden Gefangene in der Regel nicht mehr gebrandmarkt. Bei Rouhet war es wohl so, dass er wegen Desertion in Absentia in Frankreich zur Galeere verurteilt wurde, dann aber sein Unwesen in Schwaben trieb und in Eichstätt wegen Raubes gefangen saß. Die örtlichen Behörden untersuchten zunächst seine Taten, die er in Deutschland begangen hatte. Auslieferungsverhandlungen konnten sich stark in die Länge ziehen, und örtliche Kriminalbehörden hatten oft den Ehrgeiz, bekannte Räuber selbst zu überführen.

Ein gewisser Niklas Harting, genannt Brabanter Claus konnte in Marburg fliehen, wurde dann aber in Ehrenbreitstein inhaftiert, wo er beharrlich seine Existenz leugnete. Es dauerte mehr als 11/2 Jahre bis er wieder nach Marburg überstellt wurde.

Ein anderer Bandit namens Adrian Bosbeck hatte mit seinem Zwillingsbruder Franz eine gefürchtete Bande aufgestellt, mit der die beiden von 1790-1800 Holland unsicher machten. Franz wurde in Den Haag 1800 gehängt, während Adrian fliehen konnte und in Absentia zum Tode verurteilt wurde. Er gründete in Hamburg ein Bordell und lebte dort einige Jahre unbehelligt. Als seine Lebensgefährtin Briefe nach Holland schrieb, flog er auf und sollte in die Niederlande ausgeliefert werden. Zu seinem Glück war einer der Bewacher auf dem Transport ein ehemaliger Bekannter und ließ ihn entwischen. Ob die Story mit dem Theaterstück stimmt, mag fraglich sein, erwiesenermaßen gelang Rouhet aber mindestens fünfmal die Flucht aus verschiedenen Gefängnissen, und auch andere Banditen konnten mehrfach, trotz scharfer Bewachung fliehen.
 
Gibt es irgendwo einen Thread, wo das Thema des Transports der Galeerensträflinge zu den Galeeren im Detail besprochen wird? Ich denke nur, dass ich das hier am Ende nicht mehr wiederfände, wenn ich hier meine Fragen abladen würde.:red:
 
Um 1800 kann ich mir das vorstellen, da wurden ohnehin keine Ruderer mehr gebraucht. Das Galeerenkorps war da längst aufgelöst.
 
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