Hilfe Für Hausarbeitsthema zum "Alten Reich"

Pesco19

Neues Mitglied
Hallo,
das ist mein erster Beitrag, ich hoffe ich bin im richtigen Thema gelandet.
Ich sitze zur Zeit an einer Hausarbeit die ich im Rahmen einens Seminars zum Thema "Das Alte Reich in der frühen Neuzeit" verfassen muss.

Ich interessiere mich für die Entstehung der Disziplinarmacht wie Foucault sie in "Überwachen und Strafen" beschreibt, also einer überwachenden, allgegenwärtigen Machtstruktur. Daherhabe mir gedacht dies an einem Beispiel zu exemplifizieren. Mein Professor ist mit der Themenwahl auch einverstanden, nur finde ich bisher keinen passenden Anknüpfungspunkt. Meine erste Idee war, das "Panopticon" am Beispiel von Festregelungen und Hygieneverordnungen nachzuweisen, bisher habe ich aber keine guten Beispiele dazu gefunden.

Falls jemand einen Tip für mich hat wäre ich sehr dankbar!

Viele Grüße,

:winke:
 
Klaro. Es gibt eine neue Reihe zu Polizeiordnungen in Süddeutschland. Ist sicher was für Dich dabei. Wenn Du Zeit hast, kann ich auch mal nachschlagen.

Z.B.:
"Die 'gute' Policey im Reichskreis, Bd.2: Der Fränkische Reichskreis" Hrsg. von Wolfgang Wüst, Oldenbourg Akademieverlag, 2003
:fs:
 
Ja Super, danke da werde ich mal reinschauen, habe es gerade bestellt, sollte morgen in der Bibliothek ankommen :)
Kannst du mir vielleicht etwas zu Forschungsstand in dem Bereich sagen ?
Sorry wegen der blöden Fragen nur ist das meine erste Hausarbeit an der Uni, deswegen bin ich noch ziemlich ratlos..
 
Hm, ich mache das nur hobbymäßig und bin daher nicht so tief drin, bzw. lese kaum Literatur über Quellen, sondern werte eher meine Archivrecherchen aus.

Wenn ich mich recht entsinne, sind Polizeiordnungen gerade bei Juristen ein recht beliebtes Thema. In wie fern es dezidiert um Hygiene geht, kann ich mich nicht entsinnen. Immerhin war in dem Band zum Schwäbischen Kreis auch eine detaillierte Verordnung für einen Bader drin.

Naturgemäß werden Polizeiordnungen gern im Kontext einer frühneuzeitlichen Verfassung herangezogen, weil sich eben auch der Wandel in den Verordnungen - bspw. den Umgang mit Juden betreffend - schön untersuchen lässt. Das Schwierige ist bei einigen Staaten die schiere Flut an Vorschriften, selbst wenn es sich teilweise nur um Bekräftigungen bestehender Verordnungen handelt.

Viel Erfolg und Ausdauer!
 
Hausarbeit die ich im Rahmen einens Seminars zum Thema "Das Alte Reich in der frühen Neuzeit" verfassen muss.

Ich interessiere mich für die Entstehung der Disziplinarmacht wie Foucault sie in "Überwachen und Strafen" beschreibt, also einer überwachenden, allgegenwärtigen Machtstruktur.

Die zentrale Frage ist, warum entwickelt sich in der Neuzeit eine "Disziplinarmacht", mit dem der / ein Staat seine Herrschaft durchsetzten wollte oder mußte.

Der Hintergrund für diese Entwicklung - im langen neunzehnten Jahrhundert - kann an zwei Punkten deutlich gemacht werden und teilweise hat sich Foucault auch an dieser Periode orientiert.

1. Es ist zum einen die Auflösung der Ständegesellschaft durch die einsetzende Industrialisierung und der damit zusammenhängenden zunehmenden Migration bzw. dem Zuzug in die Städte. Die ursprüngliche sozialisierende und kontrollierende Funktion des Quartiers und der damit zusammenhängenden Vergesellschaftung durch die Zünfte verliert an Bedeutung.

Garrioch hat ein lesenswertes Buch zu Paris geschrieben und diesen Prozess dargestellt.

https://books.google.de/books?id=vTR5C6Qmd2MC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

2. Durch die zunehmende Konzentration der Industriearbeiter / Proletariat in den neuen industriellen Zentren, wie beispielsweise Manchester, wird das Problem der sozialen Integration von Gesellschaften noch deutlicher. Und in diesem Kontext ist auch die zunehmende Bedeutung repressiver staatlicher Funktionen zu deuten, wie sie Foucault beschreibt.

Eine sehr gute Beschreibung der sozialen Situation findest Du bei Thompson, The making of the english working class.

Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass der soziale Wandel die Gesellchaften vor neue Herausforderungen der sozialen Integration gestellt haben, die sie zunehmend "technokratisch" gelöst haben, da die "Bürokratie" in dieser Periode parallel deutlich anwuchs.

3. Abschließend noch der Hinweis auf eine Einordnung von Foucault in die Philosophiegeschicht, wenn Dich das interessieren sollte. Bei Habermas, Der philosophische Diskurs der Moderne, S. 279 findest Du den Versuch einer Einordnung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die zentrale Frage ist, warum entwickelt sich in der Neuzeit eine "Disziplinarmacht", mit dem der / ein Staat seine Herrschaft durchsetzten wollte oder mußte.

Der Hintergrund für diese Entwicklung - im langen neunzehnten Jahrhundert - kann an zwei Punkten deutlich gemacht werden und teilweise hat sich Foucault auch an dieser Periode orientiert.

1. Es ist zum einen die Auflösung der Ständegesellschaft durch die einsetzende Industrialisierung und der damit zusammenhängenden zunehmenden Migration bzw. dem Zuzug in die Städte. Die ursprüngliche sozialisierende und kontrollierende Funktion des Quartiers und der damit zusammenhängenden Vergesellschaftung durch die Zünfte verliert an Bedeutung.
Ich dachte es geht um die FNZ und das HRR. Was willst Du denn jetzt mit 19.Jh. und Industrialisierung?:grübel:
 
Ok vielen Dank erstmal für die vielen und ausführlichen Antworten!
Das es sich um ein historisches Seminar handelt, kann ich leider nur die theoretische Grundlage von Foucault(Panoptismus etc.) verwenden. Im Vodergrund der Arbeit muss die Auseinandersetzung mit einer historischen Quelle des Alten Reichs aus der Frühen Neuzeit stehen.

Ich würde die These der sozialdisziplinierenden Wirkung von Policeymaßnahmen(vgl. Oestreich) gerne am Beispiel einer Quelle auf Mirkroebene wie z.B. einer Dorfordnung o.ä. versuchen zu beweisen/ widerlegen. Es gibt dazu haufenweise Material, jedoch bräuchte ich für eine Einschätzung der Wirksamkeit auch Quellen die dies belegen oder widerlegen(z.B. Reaktionen von Bewohnern auf die Gesetzestexte oder Statistiken die den Rückgang von Kriminalität beweisen o.ä.). Hat jemand spontan eine Idee dazu ?
 
Ich würde die These der sozialdisziplinierenden Wirkung von Policeymaßnahmen(vgl. Oestreich) gerne am Beispiel einer Quelle auf Mirkroebene wie z.B. einer Dorfordnung o.ä. versuchen zu beweisen/ widerlegen. Es gibt dazu haufenweise Material, jedoch bräuchte ich für eine Einschätzung der Wirksamkeit auch Quellen die dies belegen oder widerlegen(z.B. Reaktionen von Bewohnern auf die Gesetzestexte oder Statistiken die den Rückgang von Kriminalität beweisen o.ä.). Hat jemand spontan eine Idee dazu ?
Ich habe mich schon intensiv mit Dorfordnungen beschäftigt. Das Problem dabei ist, dass die Vergehen gegen die Dorfordnungen oftmals in die dörfliche Gerichtsbarkeit, also in die Entscheidung der Vorsteher der Gemeinde, zumeist der ein oder zwei Dorfhautmänner/Schultheißen o. ä. fallen und da sind wir bei einem Knackpunkt: dem Mangel an Schrifttum in dieser Gesellschaftsschicht. Die Schultheißen waren zwar im Hällischen (Territorium der Reichsstadt Hall in Schwaben) dazu angehalten in besonderen Behältnissen die Verordnungen zu verwahren, die zu beherzigen und vorzutragen ihnen von der Obrigkeit vorgeschrieben wurde; aber sie mussten scheinbar nicht die Strafen festhalten, die sie verhängten. Die Einnahmen aus den zumeist ganz geringen Strafgeldern flossen allerdings in die Gemeindekasse, die im hällischen Fall vom sogenannten Dorfmeister verwaltet wurde und deren Ein- und Ausgaben dem Amtmann oder Amtsvogt an gewissen Rechnungstagen vorzulegen waren. Mir selber sind solche Verzeichnisse der Gemeinden noch nie begegnet.

Ein Problem dürfte auch sein, dass die Polizei damals noch nicht statistisch die Dunkelziffer, also die nicht geahndeten Verbrechen, verzeichnete. Von daher ist es gewiss sehr schwierig zu verifizieren, was die Auswirkungen der Polizey-Ordnungen war. Ich habe mich mal damit beschäftigt, ob die Polizeiordnungen im Falle der Hochzeitspraktiken eher die Dorfordnungen überlagerten oder nicht. Die Polizeiordnungen galten ja zumeist für jedermann - spezielle Artikel so Gesindeordnung o. ä. ausgenommen. Die einzige Möglichkeit dabei auf einen grünen Zweig zu kommen, ist bestimmte Ahndungen von Verstößen zu untersuchen und wie - so denn bekannt - die Begründung der Strafmaße war. Ein einfaches Beispiel ist, wenn gerügt und bestraft wurde, weil eine klar definierte "Sperrstunde" überschritten wurde: d.h. es durfte bspw. bis um eine gewisse Uhrzeit getanzt werden, dies wurde aber ignoriert.

Falls Du dazu Interesse hast, kannst Du mir mal eine PN schreiben und ich kann Dir meinen Aufsatz dazu zuschicken.:winke:
 
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