Das Schwierige ist, dass Jeckerle12 die Frage zeitlich nicht besonders eingegrenzt hat - ich würde natürlich die Zeit der Industrialisierung in den damaligen deutschen Fürstentümern und Königreichen ab 1830 und verstärkt ab 1850 ansetzen - soweit ich mich erinnere, es ist "etwas lange" zeitlich her, dass ich mich mit dem 19. Jahrhundert intensiver beschäftigt habe, - gab es ein steiles Wachstum der Industrie, und mindestens eine Wirtschaftskrise (nachgeschaut, die große Depression 1873 -1896, oder im deutschen Reich moderate Wirkung, daher nur Gründerkrise genannt).
Noch lange bis ins 19.Jahrhundert war die Landwirtschaft der determinierende Faktor für die Ökonomie, der größte Teil der Beschäftigten war immer noch in der Land -und Forstwirtschaft und den verarbeitenden Betrieben (Brauereien, Textil, Zuckerraffinerien, Holzverarbeitung usw.) angestellt.
Die Landwirtschaft war vor der Mechanisierung und dem Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutz sehr arbeitsintensiv, noch 1900 waren im deutschen Reich 38 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt (1800 waren es noch 80 %). Am Anfang der Industrialisierung gab es im Ruhrgebiet noch viele Saisonarbeiter, die im Sommer in der Landwirtschaft, im Winter im Kohlebergbau gearbeitet haben. Erst mit dem Wachstum des Welthandels und der Industrie wuchs nicht nur die Arbeitsmigration im deutschen Reich in Schlesien und Polen wurden zusätzliche Arbeitskräfte für das Ruhrgebiet angeworben und die Städte wuchsen enorm. Das würde ich aber in die 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts datieren. Aus all dem kann man ersehen, dass der Adel nicht nur im Militär, im Obrigkeitsstaat, sondern auch in der Wirtschaft noch lange führend war. Traditionell stellt der Adel die größten Grundbesitzer, landwirtschaftlich und in der Forstwirtschaft, allerdings, auch wenn dies auch heute noch so ist, prozentual lässt sich dies mit dem 19.Jahrhundert nicht vergleichen. Die fünf größten Waldbesitzer (die Thurn und Taxis, Fürstenbergs, Hohenzollern, Riedesels und Sayn-Wittgensteins) bewirtschaften gerade einmal zusammen 1 Prozent der Forstfläche, 34 % sind in öffentlicher Hand.