Maximilian. Das Spiel von Macht und Liebe

Wie waren zeitgemäß waren die Kostüme und Rüstungen?

Das kann ich leider nicht beurteilen. Ich habe mir zwar die Serie inzwischen angesehen, aber was Kostüme und Rüstungen betrifft, bin ich leider keine Spezialistin. Solange sie es dabei nicht zu verrückt treiben, können mir Filmproduzenten da sehr viel zumuten, ohne dass ich es merke oder es mich stört.

Im Abspann hieß es "nach der Vorlage von Peter Prange". Das, was Du da alles schreibst und kritisierst, fand ich im Film allerdings zum Großteil nicht. Insofern hat man sich eventuell nicht sonderlich an die Vorlage gehalten.

Abgesehen von einigen Figuren und ihrer Funktion in der Filmhandlung (z. B. Wolfgang von Polheim als Vertrauter von Maximilian oder Johanna von Halewyn als Marias Hofdame, die beide das zweite Liebespaar bilden) haben sie offensichtlich fast nichts von Prange übernommen. Einige Details finden sich zwar auch bei Prange (Rosina von Kraig als Geliebte, das Eheprojekt zwischen Matthias Corvinus und Maximilians Schwester, könnten dem Produktionsteam und dem Drehbuchautor aber auch selbst eingefallen sein. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Figuren, die bei Prange nicht vorkommen, so Rudolf Leodolter und Johannas Ehemann (im Buch ist Johanna unverheiratet und Wolfgang und sie werden problemlos ein Ehepaar, wobei sich Prange aber nicht wirklich die Zeit nimmt, ihre Beziehung auszuarbeiten). Ludwigs Ehefrau Charlotte und die jüngere Tochter Jeanne (Johanna) sowie ein Sohn von ihm und Charlotte, der während der Handlung stirbt, kommen im Roman ebenfalls nicht vor, ebenso der Graf von Egmond.

Insgesamt scheinen sie sich am Buch nicht wirklich orientiert zu haben, was für sich auf die Serie eher positiv auswirkt.

Positiv überrascht war ich auch, dass einige in den Zeitungen angekündigte Informationen, die mich eigentlich bereits im Vorfeld abgeschreckt hatten, in der Serie selbst gar nicht zu finden waren.

... Natürlich war nicht alles historisch korrekt, aber es hätte deutlich schlimmer kommen können. Zuschauer ohne historische Vorkenntnisse könnten allerdings mitunter etwas verwirrt gewesen sein, da manches erst später (z. B. worum es sich bei der "Schwarzen Armee" handelte) oder gar nicht erklärt wurde.

Nun, sie haben sehr viel vereinfacht und einiges geändert, aber das hätte schlimmer sein können. Wobei es auf mich schon merkwürdig gewirkt hat, dass zwar die "Schwarze Armee" des Matthias Corvinus ihr Unwesen treibt, aber Hofdame Johanna trotz solcher Umstände problemlos nach Wiener Neustadt reisen kann.

Ob die meisten Zuseherinnen und Zuseher verstanden haben, warum die Filmemacher wohl Haug von Werdenberg und Rudolf Leodolter für die Schlacht bei Guinegate Söldner aus Tirol aufgetrieben haben, würde mich sehr interessieren.

Die Idee, die "Stellvertreter"-Hochzeit, die immerhin noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts durchaus bei Heiraten innerhalb des Adels üblich gewesen sein dürfte, wieder einmal als den unbekannten "Supercoup" zu präsentieren, dürfte offensichtlich zur Zeit Mode sein. Ebenfalls eher ein Zugeständnis an den Zeitgeschmack war, dass Maria alleine herrschen will. Ebenso, dass Maximilian etwas dagegen hat, dass seine Schwester mit 14 schon verheiratet werden soll.

Recht interessant fand ich übrigens die "Gender"-Gliederung. Maximilian kommt aus einem männlich dominierten Umfeld, wo Frauen brav sind und nichts zu sagen habe. Ihm sind mit Wolfgang von Polheim und Rudolf Leodolter zwar ("richtige") Mannsbilder an die Seite gestellt.

Maria hat dagegen mit ihrer Stiefmutter und ihrer Hofdame zwei weibliche Helferinnen zur Seite.

In Frankreich dagegen ist Ludwig zwar der dominante König, aber ihm umgeben gleich mit der Ehefrau und den beiden Töchtern drei Frauen, die keineswegs so brav sind wie eben die Maximilian-Schwester.
Irgendwie fand ich es ganz lustig, wenn sich Anna (die spätere Anne de Beaujeau) von ihrem Vater erklären lässt, dass Burgund ein Mannslehen ist und offensichtlich bereits ihre eigenen Pläne entwickelt, wie sie später einmal herrschen kann.

Etwas unausgewogen wirkte auf mich die Gestaltung der Handlungsteile. Vieles war (mein Eindruck) zu stark ausgewalzt, anderes wiederum wurde dafür zu rasch abgehandelt. So war mir die Verwandlung von Maximilian in den verantwortungsvollen Herrscher in Teil 3 etwas zu rasch.

Was den Schluss betrifft, ich fand es schon gut, dass sie Marias Reitunfall nicht sozusagen als Nachtrag brachten und es daher im Film selbst ein Happyend gab, aber andererseits war er mit der Handlung selbst nur lose verbunden, und es kam mir ein wenig so vor, als ob es darum ging, das müssen wir auch noch unterbringen. Wahrscheinlich wäre es hier notwendig gewesen, den Ausgang bereits früher vorzubereiten oder mit Marias Tod zu beginnen und die Handlung sozusagen als Rückblende zu zeigen.

In einer Kritik habe ich gelesen, dass es vielleicht für den Film selbst besser gewesen wäre, nicht Maria und Maximilian, sondern Wolfgang und Johanna die Hauptrollen zugeben und die Geschichte aus der Sicht der beiden Vertrauten zu erzählen. Offensichtlich fand diese Kritikerin die beiden Vertrauten als Figuren überzeugender als die Hauptfiguren. Ihre Lieblingsfigur war eindeutig der fiktive Rudolf Leodolter.

Nicht ganz zufrieden war ich, wie Kaiser Friedrich III. gezeigt wurde. Er entsprach dem, was man primär mit ihm verbindet, blieb aber zugleich darauf reduziert, wirkte im Ergebnis auf mich also etwas eindimensional.

Es gab Momente, die ich gut gefunden habe, wie die Szene z. B. mit den Obststücken, aber offensichtlich konnten sie sich bei Kaiser Friedrich III. (mein Eindruck) nicht auf eine schlüssige Darstellung einigen. Wirklich schade, dass Friedrich III., offensichtlich, da er doch bettelarm gewesen sein soll, immer auch schlecht gekleidet sein muss.

Abgesehen davon, dass die Aussagen der Zeitgenossen und seine bildnerischen Darstellungen sowie die Rechnungsbücher in Bezug auf seine Kleidungsgewohnheiten da ein ganz anderes Bild zeigen, wenn ich mir dazu noch Gebrauchsgegenstände, die von ihm erhalten sind, ansehe, muss ich zugeben mit Blick auf meine eigenen Lage, dass ich mir wünsche, dass ich auch so bettelarm wäre.

Tobias Moretti hat wohl das Beste aus der Figur gemacht, was vom Drehbuch her möglich war, wenigstens war die Darstellung letztlich nicht peinlich, aber allzu viel konnte er da auch nicht retten. Außerdem war es wohl auch nicht seine Rolle, hier wäre wahrscheinlich ein Schauspieler besser gewesen, der imstande ist, mit seiner Mimik und Gestik einer Figur zusätzliche Dimensionen zu geben.

Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es König Ludwig XI. da auch nicht besser ging. Auch hier war der Schauspieler sehr prominent, und vor vielen Jahren hat er in der "Bartholomäusnacht" in einer schwierigen Rolle gezeigt, dass er einiges kann. Gemessen daran fand ich Ludwig XI. ebenfalls recht farblos, manchmal hatte ich den Eindruck, dass er und der Kaiser hätten ausgetauscht werden können. Die beiden historischen Herren dürften zwar beide dem "Herrschertypus Spinne" entsprochen haben, aber ein wenig mehr Differenzierung hätte ihnen gut getan.

Ludwig ist offensichtlich, wie er in der Szene mit der Tochter Johanna zeigen darf, der bessere, liebevollere Vater, und Friedrich ist zwar ein Rabenvater, hat aber offensichtlich die besseren Kinder. Da ist die Stiefmutter, die Maria hat, ein richtiger Lichtblick.

Als Niederösterreicher hatte ich den Nachteil, zwei der Burgen, die als Schauplätze verwendet wurden, nämlich die Rosenburg und die Burg Kreuzenstein (die obendrein großteils ein Fantasiebau aus dem späten 19. Jhdt. ist), die in Wahrheit beide in Niederösterreich stehen, zu erkennen.

Dass mit den Burgen, die ich auch schon in Natura besucht habe, hat mich nicht wirklich gestört, obwohl es mich schon gefreut hätte, wenn sie wenigstens die erhaltenen Stadttürme von Wiener Neustadt und die dortige Stadtmauer verwendet hätten, und vielleicht auch einen Blick auf den Dom hätten vorkommen lassen (und gegen ein paar Maueransichten mit dem AEIOV hätte ich auch nichts einwenden gehabt.

Aber sei es darum, was mich an den Kulissen gestört hat, war, dass der Hof Friedrichs und Ludwigs nicht wirklich von einander sehr gut abgehoben waren. Da hätte ein wenig Eigenleben gut getan.

Und wie jemand bemängelt hat, den Schauwerten etwas mehr Sendezeit einzuräumen, das wäre wohl auch kein Nachteil für die Serie gewesen.

Ein bisschen enttäuscht war ich auch von den Schauwerten, da wurde in der Werbung deutlich mehr suggeriert.

Die Ausblendung der Schlacht, der Blick in die Kirche und die Wende zum Leichenfeld haben mir gut gefallen. Ich bin aber auch kein Actionfan.

Wenn allerdings mit dem Versprechen auf gute Schlachtszenen geworben wurde, kann ich sehr gut verstehen, dass das Ergebnis enttäuschend war.

Insgesamt war die Produktion nicht so übel, allerdings hat sich mich auch nicht wirklich überwältigt.
 
Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe
D/Ö 2017


Ich habe jetzt gestern auch das Vergnügen gehabt auch den 3. Teil der Reihe zu sehen.

Was mir gut gefallen hat, war dass im Grunde der zeitliche Rahmen des überwiegenden Teils der Handlung mit den Eckdaten - Tod Karls des Kühnen 1477 und Schlacht bei Guinegate 1479 - recht eng gesteckt wurde. Da man den französischer Part der Beziehungen ohnedies wohl als zu langweilig empfunden hat, wurden einige französische Ereignisse mit hinein gemengt. Vielleicht wollte man ja auch Jean-Hugues Anglade (als Louis XI) mehr Raum zum brillieren verschaffen(?). So lässt man ja Louis XI schon vor der Schlacht bei Guinegate sterben und Polheim, der später in der Rivalität Maximilians mit Charles VIII um die Hand von Anne de Bretagne eine Rolle spielte, tritt als Vertreter Maximilians bei der Hochzeit per procurationem mit Maria von Burgund statt mit Anne de Bretagne auf. Somit vermischen sich wie in einer Sage geschichtliche Fakten verschiedener Ereignisse miteinander. Die verschiedenen Heiratsoptionen Marias von Burgund werden doch eher zusammengeschmolzen auf den Herzog von Geldern und die habsburgischen und französischen Rivalen. Eher ermüdend finde ich die laufende Betonung der fiesen Seite von Louis XI, der seine Herrschaft offenbar primär auf Intrigen und Morden aufbaut. Freilich mag Louis XI für seine Grausamkeit bekannt und gefürchtet gewesen zu sein, aber diese Einseitigkeit fand ich auf die Dauer langweilig. Der ein wenig naiv anmutende Maximilian schlingert ja nur mehr schlecht als recht in den Hafen der Ehe. Dass Burgund (bisweilen als Königsreich Arelat) seit jeher ein Teil des Heiligen Römischen Reiches gewesen war und nun eben Teile dem Kaiser und Teile dem König von Frankreich lehenspflichtig waren, wird unterschlagen und führt zu dem seltsamen Eindruck, Maria von Burgund sei einzig Louis XI gegenüber verpflichtet gewesen. Der Brautzug Maximilians nach Burgund und der Kampf um die Erbfolge sind für eine Verfilmung ergiebig, da tatsächlich die Hindernisse des armen Habsburgers und der bedrängten Herzogin bemerkenswert genug sind um verfilmt zu werden. Für mein Gefühl hätte man den Dreiteiler auch mit der Schlacht bei Guinegate enden lassen können. Wenn man den Tod Marias schon thematisierte, dann wäre es sinnig gewesen zu zeigen wie sie an ihrem Ende ihre Ritter und überhaupt Burgund auf die Regentschaft Maximilians für ihren Sohn Philipp einschwörte, denn dies hätte den Charakter der Verbindung der beiden noch besser widergespiegelt.

Was mir gut gefallen hat, waren die Schauspieler. Allen voran die der Maria von Burgund (Christa Théret), die vom hellen Antlitz und ihrem schmalen Körper schön den Idealen der Zeit entsprach und sie soll ja damals tatsächlich als sehr schön gegolten haben. Dem Kind Charles VIII wird bereits in seinen Kindertagen sein Charakter beigelegt, seine Unerschrockenheit und ritterliche Einstellung. Auch hier fand ich den Darsteller überzeugend. Sylvie Testud ist nicht umsonst eine gefeierte Schauspielerin in Frankreich. Dass man den französischen Hof überwiegend mit französischen Stars besetzte war wohl naheliegend, hatte aber auch etwas.

Ich fand es schade, dass man bei all dem Aufwand doch daran scheiterte, den großen Wurf zu wagen. Dafür war die Regie und das Drehbuch (Andreas Prochaska/Martin Ambrosch) zu extrem den heutigen naheliegenden Vorlagen verpflichtet. Man sieht natürlich am augenscheinlichsten Anleihen aus Game of Thrones, aber auch im Fall der Schlacht bei Guinegate aus "Henry V." (Kenneth Branagh, 1989), was bis in konkrete nachgespielte Szenen und Kameraeinstellungen geht. Auch das Kostümbild versucht sich an GoT zu orientieren. Z.B. Ned Stark an dem sich der mit offenen Haaren und stets treu hinterher reitende Feldherr Maximilians orientiert. Dabei ist das ganz unnötig. Man kann ja offenbar ohne viel Aufwand auch ne Schlacht filmen, wo einfach nur die 40-50 Statisten ins Bild genommen werden. Wie das dann abläuft ist allerdings enttäuschend. Eine Reihe Pikeniere soll die heranstürmende franz. Ritterschaft aufhalten? Nicht wirklich!
Und wie sagte nicht meine gute Frau: Die hatten wohl keinen Mumm den Männern gescheite Schambergen zu verpassen. Ja, bei den Rüstungen (die Helden natürlich in Fantasyfilm-Manier allesamt ohne Helme in der Schlacht) und der Kleidung wurde eben zusehr das Fantasypublikum bedient oder die Erwartung vom grauen oder braunen Mittelalter...

Natürlich ist das Ergebnis bei aller weitgehender Freiheit mit der historischen Vorlage für eine deutsch-österreichische Produktion beachtlich. Ich würde immernoch 6 von 10 nicht gezeigten Piken vergeben.
 
Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe
D/Ö 2017


Dass Burgund (bisweilen als Königsreich Arelat) seit jeher ein Teil des Heiligen Römischen Reiches gewesen war und nun eben Teile dem Kaiser und Teile dem König von Frankreich lehenspflichtig waren, wird unterschlagen und führt zu dem seltsamen Eindruck, Maria von Burgund sei einzig Louis XI gegenüber verpflichtet gewesen.

Das wird aber schon richtig dargestellt. Mit Burgund ist das Herzogtum Burgund gemeint und dieses war schon immer ausschliesslich ein Lehen von Frankreich (es gehörte seit 918 zum Westfränkischen Reich). Im Spätmittelalter bildete das Herzogtum die Stammlande des Hauses Valois-Burgund (deren letzten Mitglieder Karl der Kühne resp. Maria waren).

Die Grafschaft Burgund - auch als Freigrafschaft Burgund (Franche Comté) oder Pfalzgrafschaft Burgund bezeichnet - war ebenfalls ein Teil des Herrschaftsgebietes der Valois-Burgund, gehörte aber zum HRR. Die Grafschaft war über die Grafen von Flandern zu den Valois-Burgund gekommen. Für diesen Teil der "burgundischen Herrschaft" waren die Herzöge von Burgund dem Reich lehnspflichtig. Ursprünglich war die Grafschaft Burgund ein Teil des Königreichs Hochburgund.

Das Königreich Arelat entspricht dem Königreich Niederburgund und war tatsächlich ein Teil des HRR. Das Kerngebiet von Niederburgund ist die Provence, und die wurde nie von den Herzögen von Burgund beherrscht.

Um die Sache komplizierter zu machen:
Im Frühmittelalter existierte das zeitweise von den Welfen beherrschte Königreich Burgund, welches in die Teilreiche Hoch- und Niederburgund geteilt war.
Niederburgund umfasste die Provence, die Region von Lyon und die Dauphiné.
Hochburgund umfasste die spätere Grafschaft Burgund (Region von Besançon), die Westschweiz, Savoyen sowie das Aostatal.
Das ganze Königreich Burgund - also Nieder- und Hochburgund - war Bestandteil des HRR.
Daneben existierte bereits damals das Herzogtum Burgund, welches Bestandteil von Frankreich war.

Die verschiedenen "burgundischen" Regionen sind zugegebenermassen etwas verwirrend (ähnlich wie bei "Sachsen") und stammen aus dem Frühmittelalter. Die Karte in Wikipedia hierzu ist nicht schlecht und dürfte etwas Klarheit schaffen:

Königreich Burgund – Wikipedia
 
Das wird aber schon richtig dargestellt. Mit Burgund ist das Herzogtum Burgund gemeint und dieses war schon immer ausschliesslich ein Lehen von Frankreich (es gehörte seit 918 zum Westfränkischen Reich). Im Spätmittelalter bildete das Herzogtum die Stammlande des Hauses Valois-Burgund (deren letzten Mitglieder Karl der Kühne resp. Maria waren).
Ist ja alles richtig, in dem Dreiteiler klingt es aber nur so, als ob alle Gebiete Burgunds in Frankreich lagen. Letztlich konnte ein Herrscher Burgunds, wenn er nicht reich und einflussreich genug zu einer eigenständigen Politik war, doch sicher in einen Gewissenskonflikt geraten. Wenn einer seiner Lehensherren ihn zum Gehorsam und zur Teilnahme am Kriegszug gegen den anderen aufforderte.

Was ich mich immer wieder fragte war, ob Polheim bei dem fiktiven Konflikt mit dem Gatten von Marias Kammerzofe nicht hätte auf einen Zweikampf bestehen können - von Hallewyn hatte ja scheinbar nur Verdächtigungen aufzubieten, ein klassischer Fall also. Noch Mitte des 16.Jh. war es in Dtl, üblich, dass man sich per gerichtlichen Zweikampf miteinander maß. Aber das hätte wohlmöglich nicht ins Bild gepasst, das an der Stelle Maximilian als fortschrittlichen Richter darstellen sollte. Er war es ja, der sich später besonders energisch für den Landfrieden einsetzen sollte, welcher das Fehdewesen als rechtmäßiges juristisches Mittel verwarf.
 
Ich habe den Eindruck, sie wollten mit der Serie ein breites Publikum erreichen und daher wurde haben sie eine ganze Menge vereinfacht, weggelassen und stellenweise so auch ein wenig verfälscht, damit es nicht zu kompliziert für die Zuseherschaft wird, vor allem nicht für, denen es an historischen Vorwissen fehlt.

Also haben sie in der Serie den Konflikt auf drei Reiche eingegrenzt: ein Königreich Frankreich,ein Herzogtum Burgund und ein Kaiserreich (die Unterscheidung zwischen HRR und Herrschaftsgebiet der Erzherzöge von Österreich wurde weggelassen) + einen Ungarnkönig, der aber nur als Bedrohung für dieses Kaiserreich auftaucht. Den Umstand, dass es sich dabei um Landerblöcke handelt und die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse zu dieser Zeit, die allerdings kompliziert sind, wurden weggelassen.

Das Ganze wurde auf eine Märchenkonstellation reduziert:

Die Heldin:
Maria von Burgund nach dem Tod ihres Vaters als "Damsell in Distress"

1.)
Böser König von Frankreich will ihr unter Missbrauch des Lehensrechtes ihr Land rauben, er will ihr nicht erlauben, selbst zu herrschen und er will sie zur Ehe mit seinem kleinen Sohn zwingen, der aufgrund seines Alters und seiner geistigen Mängel für sie eine Zumutung (und keine Entschädigung) ist.

2.)
Mittelloser Kaiser von "Österreich-Deutschland" ist in Nöten und will sich mit ihrem Geld sanieren. Daher will er sie zur Ehe mit seinem Sohn zwingen, wozu er sich auf den Umstand beruft, dass diese Ehe seit ihrer Kindheit zwischen ihm und ihren Vater beschlossen war.

Die politischen Verhältnisse wurden zwar mit Blick auf die tatsächlichen historischen Fakten sehr vereinfacht, aber jede/r, auch wenn er/sie von dieser Geschichte noch nie etwas gehört hat, dürfte sich da wenigstens mitkommen.
-------------------

Was den Hallewyn - Polheim betrifft, wäre ein Zweikampf, zumindest mit Blick auf die damaligen Verhältnisse wahrscheinlich glaubwürdiger gewesen. (Zudem ich es nicht sehr überzeugend gefunden habe, dass es ausreicht, dass Wolfgang sozusagen die Alleinschuld auf sich nimmt und Johanna also ungeschoren davonkommt und lediglich zu ihrem Ehemann zurück muss.)

Noch glaubwürdiger wäre vermutlich eine Entlastung durch einen Reinigungseid gewesen, aber das hätte ein schiefes Licht auf Wolfgang und Johanna geworfen.

Allerdings, dramaturgisch betrachtet, funktioniert dieser Handlungsstrang für sich eigentlich recht gut:
Das Ganze ist letztlich nur eine Intrige, mit der Maximilian erpresst werden soll. Johanna wird zwar beschuldigt, doch wollen die, welche Johanna beschuldigen, damit nur erreichen, dass Maximilian Jan nicht hinrichten lässt, sie deuten auch an, dass sie verhandeln und dass sie die Anklage fallen lassen würden, wenn ...

Ergebnisse für die Weiterführung der Geschichte:

1.)
Wolfgang und Johanna lieben sich. Wolfgang ist nicht bereit, Johanna im Stich zu lassen und nimmt, um sie zu retten, alle Verantwortung auf sich. Damit wird Wolfgangs positiver Charakter nochmals besonders hervorgehoben (und wir hoffen, dass alles für ihn gut endet, zudem die Positionen Wolfgang - Johanna - Hallewyn eindeutig klar sind. Wolfgang und Johanna sind gut, Hallewyn ist böse. Dadurch, dass er nicht nur böse ist, sondern ein Handlanger der Schurken, wird er zusätzlich abgewertet.)

2.)
Maximilian gerät so in einen Konflikt zwischen seinen Pflichten als Herrscher und seiner Loyalität seinem treuen Freund gegenüber. Ein positiv besetzter Herrscher darf das Recht nicht brechen und er darf sich nicht erpressen lassen. (Im Film ist diese Intrige zudem geplant, um Maximilian zu einem Fehlverhalten zu verleiten und ihn so als Herrscher auszuschalten.)
Indem Maximilian sich nicht erpressen lässt, handelt er einerseits als Herrscher richtig, muss aber als Mensch seinen Freund Wolfgang opfern. Eine durchaus tragische Situation für ihn, noch dazu, nach allem, was er diesem Freund zu verdanken hat.
Maximilian kann uns so zeigen, dass er ein vorbildlicher und pflichtbewusster Herrscher ist.

2.)
Das Ganze ist außerdem eine Bewährungsprobe für die Freundschaft zwischen Maximilian und Wolfgang. Es zeigt sich, spätestens in der Szene im Kerker, dass ihre Freundschaft dem standhält. Maximilian hat getan, was er als pflichtbewusster Herrscher tun musste, und Wolfgang trägt es ihm nicht nach, er versteht völlig, dass Maximilian nicht anders handeln kann, und ist weiterhin sein Freund. Doch auch Maximilian darf bei der Schlacht später noch einmal zeigen, dass Wolfgang sein Freund ist.

3.)
Es gibt zwar keinen Zweikampf, aber ein Gottesurteil. Hallewyn fällt in der Schlacht, Wolfgang dagegen überlebt und sieht einer gemeinsamen Zukunft mit Johanna und ihrem gemeinsamen Kind.
-----------------

Was die Historizität betrifft, muss ich allerdings den Produzententeam eines zugutehalten. Die Serie wurde keineswegs mit der Behauptung vermarktet, dass sie die (einzige) wahre Geschichte erzählen, wie dies heute offensichtlich üblich ist. (Auch wenn es für die meisten historischen Romane und Filme gar nicht stimmt.)
 
1.
Also haben sie in der Serie den Konflikt auf drei Reiche eingegrenzt: ein Königreich Frankreich,ein Herzogtum Burgund und ein Kaiserreich (die Unterscheidung zwischen HRR und Herrschaftsgebiet der Erzherzöge von Österreich wurde weggelassen) + einen Ungarnkönig, der aber nur als Bedrohung für dieses Kaiserreich auftaucht. Den Umstand, dass es sich dabei um Landerblöcke handelt und die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse zu dieser Zeit, die allerdings kompliziert sind, wurden weggelassen.


2.
Was den Hallewyn - Polheim betrifft, wäre ein Zweikampf, zumindest mit Blick auf die damaligen Verhältnisse wahrscheinlich glaubwürdiger gewesen. (Zudem ich es nicht sehr überzeugend gefunden habe, dass es ausreicht, dass Wolfgang sozusagen die Alleinschuld auf sich nimmt und Johanna also ungeschoren davonkommt und lediglich zu ihrem Ehemann zurück muss.)

Noch glaubwürdiger wäre vermutlich eine Entlastung durch einen Reinigungseid gewesen, aber das hätte ein schiefes Licht auf Wolfgang und Johanna geworfen.
1.
Die Kurfürsten werden ja immerhin mal erwähnt, auch die Problematik, dass sie angeblich laut Maximilian seinen Vater gewählt haben, weil er so schwach sei.
Wir sehen ja Friedrich III. in dem Dreiteiler meistenteils durch die Brille Maximilians, der auch gegenüber Maria nicht wirklich ein gutes Haar an ihm lässt. Wenn ich es recht verstehe, ist das allerdings auch das Bild, das Maximilians Historiographen über Friedrich verbreiten sollten.
Man bekommt ja ein bisschen den Eindruck, Friedrich hätte schon immer sozusagen unter Belagerungszustand gestanden. Natürlich ist das primär für seine letzten Jahrzehnte richtig.

2.
Immerhin wird Johanna vom Hof verband. Ich glaube mich zu entsinnen, dass in den Fällen von Notzucht zumindest eine Grundschuld zumeist der Frau zugewiesen wurde - im Zuge kriegerischer Handlungen mag das anders sein. Eine Verweisung vom Hof geht wohl in die Richtung der damals üblichen Landesverweisung. Später hätte es wahrscheinlich noch eine Geldstrafe als Sühne nebenbei gegeben (bei verheirateten Frauen taucht dies auch als alleinige Strafe im 17./18.Jh. auf, mit einer Landesverweisung war ja weder Gattem noch Kindern geholfen).
Die öffentliche Zurschaustellung war wohl eine Art der Strafe, welche sich im 15./16. Jh. in den Urteilen noch sehr häufig findet. Da sind mir große Unterschiede in den Territorien aufgefallen. Während in Bayern scheinbar noch weit ins 18.Jh. Schandgeige, Fegen der Straßen in publico bei Fällen von Unzucht gern verhängt wurde, verschwand das bspw. in Schwäbisch Hall fast gänzlich. Vielleicht sah dort der Staat ein, dass Geldstrafen dem Staatssäckel mehr nutzen...
 
Gestern Abend lief auf 3Sat der 3-teligen Film „Maximilian. Das Spiel von Macht und Liebe“. Ich fand ihn aufwändig und gut gemacht, in der Optik mit deutlichen Anlehnungen an „Games of Thrones“. Historisch gab es natürlich Abweichungen, schließlich ist dieser Film eine Fiction und keine Dokumentation.

Alle 3 Teile sind noch bis zum 4.4.2021 in der 3Sat Mediathek zu sehen: https://www.3sat.de/film/fernsehfilm/maximilian-das-spiel-von-macht-und-liebe-1-100.html
 
Zurück
Oben