Wann ging die griechische Religion unter?

Am Beispiel christlicher Nachweise für das spätantike Gallien über den Holzschnitt von Atlanten hinausgehend:

Carver, The cross goes north : processes of conversion in northern Europe, AD 300–1300, 2003
Harries, Christianity and the city in Late Roman Gaul, in: Rich, The city in late antiquity, 1992
Mullen, The expansion of Christianity : a gazetteer of its first three centuries, 2004
 
Bei Mythras wissen wir doch garnicht ob er außerhalb der Soldaten populär war. Es gibt ja die These das Frauen nicht mitmachen durften.

Doch, wir wissen schon, ob Mithras außerhalb des Militärs populär war. Auch die Frage, ob Frauen zu den Anhängern gehörten, lässt sich nicht nur als "These" abhandeln.

Manfred Clauss (Cultores Mithrae - Die Anhängerschaft des Mithras-Kultes, Stuttgart 1992) hat sich intensiv mit dem inschriftlichen Material auseinandergesetzt.
Es sind über tausend Personen, die inschriftlich als Mithras-Anhänger belegt sind. Darunter keine einzige Frau!
Soldaten scheinen zwar bei der Verbreitung des Mithras-Kults eine gewisse Rolle gespielt zu haben, aber sie stellten ausweislich der Inschriften (außer in Britannien) nicht die Mehrheit der Anhänger. Vielmehr sind zahlreiche Zivilisten nachweisbar, Sklaven, Freigelassene und einfache Bürger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich mich recht entsinne, sind Mithräen aber besonders dicht im Bereich des Donau- und Rheinlimes sowie am Hadrianswall zu finden.
 
Wahrscheinlich hast Du die Karte mit der Verteilung in Clauss‘ Buch in Sinn.

Massive methodische Kritik an diesem „empirischen“ Ansatz (über Inschriften und Ikonografie, von Cumont bis Clauss: „old ways“) äussert Roger Beck, The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire.
 
Massive methodische Kritik an diesem „empirischen“ Ansatz (über Inschriften und Ikonografie, von Cumont bis Clauss: „old ways“) äussert Roger Beck, The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire.

Das von mir genannte Buch "Cultores Mithrae" erwähnt Beck in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Es wird auch keine Kritik an der Auswertung der Inschriften in soziologischer Hinsicht geübt. Die "old ways" beziehen sich ausdrücklich auf die Rekonstruktion der Mithras-Lehre aus der Ikonographie.

Wenn ich mich recht entsinne, sind Mithräen aber besonders dicht im Bereich des Donau- und Rheinlimes sowie am Hadrianswall zu finden.

Genau deswegen zieht Clauss ja auch die Schlussfolgerung, der Mithras-Kult sei "in starkem Maße von Soldaten in sein Verbreitungsgebiet transportiert worden".
 
Ich hab mal i-wo aufgeschnappt, dass der englische Begriff für "Heide/Nicht-Christ", "pagan", daher stammt, dass die nicht-christliche Bevölkerung im 4. oder 5. Jh eher auf dem Land, Christen eher in den Städten zu finden waren.

Das habe ich ebenfalls mehrfach so gelesen. Möglicherweuse war die Landbevölkerung konservativer und hing heidnischen Kulten treuer an, als die Menschen in den großen Städten.

Erstaunlich finde ich auch, dass die Bevölkerung im Nahen Osten, Ägypten und Nordafrika besonders früh und zahlreich zum Christentum konvertierte.

Lag das daran, dass Palästina der Auzsgangspunkt der neuen Religion war?
 
Erstaunlich finde ich auch, dass die Bevölkerung im Nahen Osten, Ägypten und Nordafrika besonders früh und zahlreich zum Christentum konvertierte.

... und das Christentum in verhältnismäßig kurzer Zeit keine kleine Sekte mehr war. :)

Zu Beginn war das Christentum noch eine jüdische Sekte; die Ausbreitung erfolgte zunächst in den Orten, wo es jüdische Diasporagemeinden gab. Besonders erfolgreich dürfte sich das Christentum in den hellenistisch geprägten Gemeinden und darüber hinaus bei griechischsprechenden Nichtjuden verbreitet haben. Die christlichen Gemeinden zur Zeit der Trennung zwischen Christentum und Judentum waren praktisch alle griechischsprachig, die Konzentration im griechischsprachigen Osten des Römischen Reichs verhältnismäßig groß. Auch die christlichen Gemeinden in den großen Städten des Westens, Rom eingeschlossen, dürften im 2. Jahrhundert noch griechischsprachig gewesen sein. Die führenden Bischöfe und Theologen waren nicht selten östlicher Herkunft, so stammte Irenäus von Lyon aus Smyrna (oder hatte zumindest in jungen Jahren dort gelebt). Irenäus erwähnt im späten 2. Jahrhundert erstmals Gemeinden in Iberien (neben denen in den gallischen und germanischen Provinzen).
Der erste lateinisch schreibende Theologe von Rang war Tertullian, der Mitte des 2. Jahrhunderts in Karthago geboren wurde. Karthago gehörte zu den wichtigsten Zentren der lateinischen Kirche.
 
Das von mir genannte Buch "Cultores Mithrae" erwähnt Beck in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Es wird auch keine Kritik an der Auswertung der Inschriften in soziologischer Hinsicht geübt. Die "old ways" beziehen sich ausdrücklich auf die Rekonstruktion der Mithras-Lehre aus der Ikonographie.

Da hast Du recht und insofern war mein Hinweis oben auf die soziologischen Konsequenzen überdehnt.

Inhaltlich beschränkt sich Beck auf die Rekonstruktion der Lehre aus der Ikonographie, wie klargestellt.

Der daran ansetzende Zweifel, ob aus/nach einer fraglichen Rekonstruktion der Lehre soziologische Schlüsse gezogen werden können (etwa für regionale Verbreitung der Lehre), war meine Interpretation von Beck.
 
Ich habe mich hier Mal sehr grob durch alle Beiträge gelesen, also tut es mir schon mal leid, falls das was ich hier gleich erwähne, schon erwähnt wurde.

Aber ich wollte Mal zur Ursprungsfrage zurückkehren und demnach kann man nach Aussagen aus "De Administrando Imperio" davon ausgehen, dass noch um 878 n.Chr. praktizierende hellenistische Heiden um Monemvasia herum innerhalb des byzantinischen Reiches existierten.

Nach "A Chronicle of the Last Pagan" von Pierre Chuvin wurde zudem die letzte platonische Schule in Harran nach der Eroberung der Levenate durch die Seldschuken im 11. Jahrhundert geschlossen, was aber nicht direkt was mit dem hellenischen Heidentum zu tun hat.
 
Die Heidenverfolgungen im Römischen Reich sind eine Tatsache. Es ist traurig, dass die Christen, die selbst Jahrhunderte unter Intoleranz zu leiden hatten, sich gegenüber heidnischen Religionen nun ebenso intolerant verhielten. Bei Wiki las ich u.a. dazu:

"Ebenso kam es zu Plünderungen von heidnischen Tempeln und dem Verbot privater Haruspizien bzw. Magieverbote. Während Kaiser Constans 342 Schutzvorschriften für heidnische Tempel erließ (Cod. Theod. 16,10,3), betrieb sein Bruder Constantius II., wie Constans ein Christ, eine anti-heidnische Religionspolitik und ging auf dem gesetzlichen Weg gegen die Heiden vor, wie das Verbot heidnischer Kulte zeigt (354). .... Unter Theodosius I. wurde 380 und 391/392 das Christentum zur alleinigen Staatsreligion erklärt und die heidnische Religionsausübung unter Todesstrafe gestellt. ...“
Wenn Kaiser Constans, selbst ein Christ, 342 Schutzvorschriften für heidnische Tempel erließ, dann musste es schon zu diesem frühen Zeitpunkt Übergriffe auf Andersgläubige gegeben haben. Einige sind ja auch gut dokumentiert. So verhinderte z.B. der Mailänder Bischof Ambrosius die von Kaiser Theodosius I. verfügte Bestrafung eines Bischofs, der eine Menge in Kallinikon am Euphrat zu einem Pogrom und zum Niederbrennen der dortigen Synagoge aufgehetzt hatte.

Jedenfalls ist die hier verschiedentlich vertretene These, Christen würden erst ab Mittelalter gewalttätig gegen Andersgläubige vorgehen, nicht zu halten.
 
Es gab in der Spätantike bis zum Sieg des Christentums eine spannende Zeit mit einer Vielfalt von Kulten - einschließlich Christentum, aber eben nicht nur.

Die Paganen waren dann die, die zum Gehöft (Pagus) flohen, oder als Heiden in die Heiden und Wälder.
 
Die heidnische Ideologieproduktion basierte schon auf dem Neuplatonismus und dem Symmachus-Kreis.

Wichtige Kritiker der Christen waren Kelsos, Porphyrios, Hierokles und natürlich Julian selbst.

Auch Rhetoriker wie Libanios waren wichtig, wie seine Rede "Pro Templis" zeigt.
 
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