IAber um ihn als einen "Wegbereiter" bezeichnen zu können, muss es ja zur Weimarer Republik gewisse Anknüpfungspunkte geben.
Gab es ja und zwar sehr massive. Vgl. zur Soziologie und Entwicklung der deutschnationeln Rechten im Kaiserreich und in Weimar.
http://www.geschichtsforum.de/thema/die-radikalisierung-der-rechten-in-der-weimarer-republik.52652/
In diesem Sinne war das preußisch-kleindeutsche Kaiserreich eine wichtige Voraussetzung für den NS-Staat. Ausführlich diskutiert in der "Sonderwegdebatte" (vgl. als Kritik Blackbourn etc.)
Vor diesem Hintergrund ist KW II. nicht als Person verantwortlich, wie es Mommsen (War der Kaiser an allem schuld?) fragt, sondern der Kaiser ist der Repräsentant eines autoritären semi-absolutistischen Staates gewesen, der durch eine spezifische Form des preußischen Militarismus geprägt war (vgl. Beitrag Scorpio #3).
Sofern man sich lediglich um den "Militarismus" kümmern will, wären die Arbeiten von Bröckling, Förster, Mommsen und Wette eine sinnvolle Beschränkung. Das ließe sich unter dem Gesichtspunkt des Militärs durch Craig, Deist und Kitchen ergänzen, um die spezifische Bedingungen zu erklären, unter denen sich das Militär und somit der "Reserveoffizier" im Kaiserreich sozialisiert wurde. Und welchen massiven Einfluss es auf die zivile Gesellschaft hatte.
Vor diesem Hintergrund sind zwei Fragen zu stellen:
- Welche Ideologien waren relevant für die Kaiserzeit und wie prägten diese die politische Kultur der Weimarer Republik.
- Welche zentralen gesellschaftlichen Gruppen gab es, die als "Agenten" die Träger dieser Ideologien waren und im Zuge ihres Handelns "Geschichte" mit geschrieben haben.
Es sind eine Vielzahl von Aspekten, die das viel zu ambitionierte Thema für eine Abiturprüfung behandeln müßte. Stichworte. Deutsche Rechte wie Vaterlandspartei bzw. Deutschnationale, Sozialdarwinismus, Preußischer Militarismus und "persönliches Regiment" . Das eingebettet in die historische Entwicklung des kleindeutschen Nationalstaats von ca. 1871 bis 1933.
Dazu kommen noch komparative Aspekte, auf die "andreassolar", hinweist und Mussolini ins Spiel bringt. Ähnlich wichtig wäre es, wie Bönker es macht, den deutschen Militarismus mit dem amerikanischen zu vergleichen. Und es wurde in der Literatur die Frage aufgeworfen, ob es "zwei Wege" in die Moderne sind, die im Prinzip beide legitim waren.
Insgesamt jedoch, als Thema für das Abitur: "Kaum zu leisten"
Eine Literaturliste, die ansatzweise das Thema versucht abzudecken wäre:
Blackbourn, David; Eley, Geoff (1980): Mythen deutscher Geschichtsschreibung. Die gescheiterte bürgerliche Revolution von 1848. Frankfurt/M, Berlin: Ullstein
Breuer, Stefan (2010): Die radikale Rechte in Deutschland 1871-1945. Eine politische Ideengeschichte. Ditzingen: Reclam, Philipp (Reclam Sachbuch, 18776).
Bröckling, Ulrich (1997): Disziplin. Soziologie und Geschichte militärischer Gehorsamsproduktion. 1996. München: Wilhelm Fink Verlag.
Craig, Gordon Alexander (1955): The politics of the Prussian Army 1640-1945. Oxford: Clarendon Press.
Deist, Wilhelm (1991): Militär, Staat und Gesellschaft. Studien zur preussisch-deutschen Militärgeschichte. München: R. Oldenbourg
Eley, Geoff (1980): Reshaping the German Right. Radical Nationalism and Political Change After Bismarck. New Haven, London: Yale University Press (Ann Arbor Paperbacks).
Fischer, Fritz (1979): Bündnis der Eliten. Zur Kontinuität der Machtstrukturen in Deutschland 1871 - 1945. Düsseldorf: Droste Verl.
Förster, Stig (1985): Der doppelte Militarismus. Die deutsche Heeresrüstungspolitik zwischen Status-quo-Sicherung und Aggression 1890-1913. Stuttgart: Franz Steiner Verlag Wiesbaden
Kitchen, Martin (1968): The German officer corps 1890 - 1914. Oxford: Clarendon Press.
McDonough, Frank (2012): Hitler and the Rise of the Nazi Party. Harlow, England: Taylor and Francis
Mombauer, Annika; Deist, Wilhelm (Hg.) (2003): The Kaiser. New research on Wilhelm II's role in imperial Germany. Cambridge, UK, New York: Cambridge University Press.
Mommsen, Wolfgang J. (1990): Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung Gesellschaft und Kultur des deutschen Kaiserreiches. Orig.-Ausg. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. (Fischer-Taschenbücher, 10525 : Geschichte).
Mommsen, Wolfgang J. (2002): War der Kaiser an allem schuld? Wilhelm II. und die preußisch-deutschen Machteliten. München: Propyläen.
Röhl, John C. G. (2007): Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik. . München: Beck
Wehler, Hans-Ulrich (2008): Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Von der "Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849-1914. 5 Bände. München: C.H. Beck
Wette, Wolfram (2008): Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Frankfurt/M: Primus Verlag.