Ich würde
@thanepower unbedingt darin zustimmen, dass man das, wenn man sich für die Geschichte Preußens interessiert unbedingt mal gelesen haben sollte.
Was ich persönlich an an Clarks Darstellung recht positiv herausheben würde, ist dass er sich in dem Buch wirklich auch daran gemacht hat die Geschichte Preußens abzuarbeiten ohne sich übermäßig auf die "Highlits" (Alter Fritz/Siebenjähriger Krieg, Stein/Hardenberg/Reformära, Bismarck/Reichsgründung, Wilhelm der Letzte/WK I, Reichsansitskartenmaler/Nationalsozialismus, WK II, Vertreibungen) einzuschießen.
Stattdessen wird dann auch die Entstehung vernünftig gewürdigt, neben der kontinuierlichen Entwicklung, ihrer Schwierigkeiten und vor allem ist Clarks Darstellung (mindestens habe ich das so empfunden) auch kein Werk, dass allzu einseitig auf die Gegebenheiten der preußischen Ostprovinzen abstellt, sondern diesen Staat schon im etwas größeren Maßstab beleuchtet.
Positiv ist insofern anzumerken, dass er damit ein sehr solides Überblickswerk liefert, was obendrein mehr oder minder gemeinverständlich dargestellt ist.
Besondere Schwachstellen kann ich bei dem Werk, im Rahmen einer allgemeinen Betrachtung preußischer Geschichte eigentlich nicht ausmachen, jedenfalls dann nicht, wenn man es richtig verwendet, nämlich als eine Art Reiseführer, der einem Zusammenhänge Aufzeigt und Stichworte liefert, die für die Konzeption einer darüber hinausgehenden Detailrecherche jedenfalls ganz gut brauchbar sind.
Man sollte sich allerdings von der umfangreichen Darstellung eben nicht dazu hinreißen lassen Einschätzungen des Autors außerhalb ereignisgeschichtlicher Tatsachen ohne weiteres hinzunehmen und sich darüber hinaus eben auch nicht einbilden alles über Preußen zu wissen, was es zu wissen gibt.
Wenn ich dem Buch Schwächen attestieren müsste, dann wären das aus meiner Sicht das Fehlen einer präziseren sich durch das Werk ziehenden Diskussion über Preußens außenpolitische Situation und ein Vergleich mit anderen umliegenden Territorien (und da ziele ich jetzt vor allem für das 17. und frühe 18. Jahrhundert aus Sachsen ab), um die spezifischen Entwicklungen Preußens noch einmal etwas schärfer heraus zu arbeiten. Ferner wäre sicherlich auch eine detaillierte Beleuchtung der einzelnen Provinzen (mindestens nach 1815) wünschenswert um auch dem zunehmenden inneren Spannungsverhältnis etwas mehr gerecht zu werden.
Insgesamt ist das, wie ich finde allerdings Jammern auf sehr hohem Niveau.
Im Rahmen einer mündlichen Prüfung würde ich dir im Übrigen auch dazu raten die spezifischen Probleme der Geschichtsschreibung in Hinsicht auf Preußen, vor allem auch im Hinblick auf das populäre Preußenbild auf's Tableau zu bringen.
Das Thema Preußen polarisiert ja sowohl im Bezug auf das populäre Geschichtsbild, als auch in der fachwissenschaftlichen Welt nach wie vor wie kaum ein Anderes in der deutschen Geschichte.
Im Bezug auf die öffentliche Erinnerungskultur schwankt es nach wie vor zwischen Verehrung (Alter Fritz, Bismarck, Reichseinigung) und Verdammung (Wilhelm II, Weltkrieg, Militarismus) und im Bezug auf die fachorientierte Historiographie hatten und haben die "Sonderweg-Debatte" und die Konstruktion von determinierten Kontinuitätslinien hin zum Nationalsozialismus, sicher auch ihre Wirkmächtigkeit (gehabt).
Dann ist ferner im Hinblick auf eine wirklich solide Geschichtsschreibung auch eine gewisse Distanz zum Thema zwingend notwendig. Gerade auch vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass die Geschichte Preußens in weiten Teilen auch noch einmal neu wird geschrieben werden müssen, einfach weil die bisherigen Darstellungen häufig von Betrachtern mit einem persönlichen Bezug zur Materie verfasst wurden, von dem sie sich nicht wirklich lösen konnten, das gilt im positiven, wie im Negativen.
Sowohl von Seiten (ich nenne es mal flapsig) der Preußen-Fans, als auch von Seiten der Gegner ist sehr sehr viel auch an sehr detaillierter Erkenntnis zum Thema geliefert worden. Was für meine Begriffe aber immernoch fehlt ist ein Gesamtbild, dass wirklich in der Lage ist beide Strömungen auch öffentlichkeitswirksam zu integrieren.
Was das angeht, halte ich Clarks Werke, sowohl zu Preußen allgemein, als auch zu Wilhelm II. für einen durchaus wichtigen Beitrag (seine Perspektive im Hinblick auf die "Schlafwandler" ist mir etwas zu preußisch um sie vollends übernehmen oder als weitgehend integrierte Sicht betrachten zu können).