Ich gehe davon aus, dass die Geschichte mit Heinrich im Büßergewand vor der Burgmauer, barfuß im Schnee, eher eine Erfindung der päpstlichen Kanzlei war, um das Königtum zu schwächen (Lampert von Hersfeld, auf den diese Geschichte zurück geht, war ein Anhänger der päpstlichen Seite).
Vgl. dazu Johannes Fried, Canossa - Entlarvung einer Legende (2012).
Heinrich erzielte kurz- und mittelfristig Erfolge: Lösung vom Bann, Durchsetzung seiner Herrschaft im Reich (gegen den Gegenkönig Rudolf) und - dadurch ermöglicht- schließlich, "Besetzung" Roms, Einsetzung eines Papstes und Kaiserkrönung.
Langfristig nahm der sakrale Charakter des Königtums Schaden (u.U. genau durch solche päpstliche "Propaganda" wie "barfuß im Schnee" (evtl. auch ganz objektiv, da der König ggf. einen Bußritus vollzog, der für einen reinen Laien vorgesehen war und damit dem von der Königsseite immer wieder - auf der Königssalbung basierend - sakralen Charakter des Königtums widersprach (rex non laicus)).
Einige Historiker gehen sogar davon aus, dass dieses "barfuß im Schnee" eher durch den Kulturkampf Bismarcks so groß in den Mittelpunkt gerückt wurde, um gegen die kath. Kirche Stimmung zu machen und zu zeigen, wie sie Könige demütigen würde, wenn sie wieder mehr Einfluss hätte.