Korinthisches Kapitell vs. Kompositkapitell

Korbi

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,
ich komme immer durcheinander mit den beiden genannten Kapitellformen. Ihre Ursprünge/Entwicklungen sind mir klar, aber ich kann sie kaum auseinander halten.
An welchen Merkmalen kann ich sie denn unterscheiden? Vor allem, woran kann ich sicher erkennen, welche der beiden Formen vorliegt, auch wenn ich keinen direkten Vergleich habe?
Das einzige, was mir da auffällt, ist beim Kompositkapitell der dickere Abakus und die Voluten, die in den Abakus hineinragen. Aber ohne direkten Vergleich tu ich mir da schwer.
Grüße, Korbi
 
Die Kompositordnung enthält das Wort Komposit, also etwas Zusammengesetztes.
Dide Kompositordnung setzt die Ionischen Voluten zusammen mit den Akanthus-Blättern der Korinthischen Ordnung. Sprich: Wenn Voluten, dann Komposit, wenn keine Voluten, dan Korinthisch.
 
Aber die abstehenden Voluten gibt es doch beim Korinthischen auch? Oder nennt man die Rollen in dieser kleinen Variante nicht Voluten?
 
Hm... du hast Recht. Ich habe immer gedacht, dass die einfachen korinthischen diese Voluten nicht hatten.
 
Naja, genau genommen stimmt das vermutlich, sie heißen wohl nicht Voluten, aber sie sehen schon sehr ähnlich. Ohne Größenvergleich mit "echten" Voluten ist das schwierig.
 
Vielleicht melden sich @aquilifer oder @tela zu Wort, die beiden sind ausgewiesene Klassische Archäologen bzw. Althistoriker, nicht so Feld-Wald-und-Wiesen-Historiker wie ich.
 
Dass sowohl das korinthische Normalkapitell als auch das Kompositkapitell Voluten hat, stimmt natürlich grundsätzlich, aber der Aufbau ist ein anderer. Zunächst mal: Welches Element aus der ionischen Ordnung an diesen beiden Kapitellen – einmal Caracallathermen, einmal aus Ostia (mittleres 2. Jh. n. Chr.) – hat am korinthischen Normalkapitell nichts zu suchen?
 

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Korrekt! Wenn man sich das jetzt noch mal auf einer schematischen Zeichnung vergegenwärtigt, sieht man, dass sich im Falle des korinthischen Normalkapitells die Voluten zusammen mit den Helices aus dem Caulisstamm entwickeln. Beim Kompositkapitell hingegen entwickelt sich nichts von unten nach oben, hier gibt es eine Zweiteilung: unten der Kalathos des Normalkapitells, oben das ionische Kapitell mit gewissermaßer 'plattgedrückter' Kanalis und zu den Ecken gebogenen Voluten.

Voilà :)
 

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Ahh ja, jetzt hab ich es kapiert^^ Ich hab mich auch die ganze Zeit gefragt, was da am Kompositkapitell bitte ionisch sein soll...
Dankeschön :)
 
Die beiden sehr ausführlichen Grafiken sind toll, so ausführlich steht das gar nicht im Hölscher. Wo findet man die denn?
 
Na, es kann ja auch nicht alles im Hölscher stehen, das ist vor allem ein Ausgangspunkt zum Weiterlesen und -arbeiten. Für die Begrifflichkeiten z. B. A. Schmidt-Colinet – G. Plattner, Antike Architektur und Bauornamentik: Grundformen und Grundbegriffe (2004).
 
Zumindest die rechte der beiden Grafiken müßte aus Freyberger, Stadtrömische Kapitelle ... (1990) stammen. Man müßte allerdings zu @Divico noch etwas anmerken: Das Fehlen des ionischen Kymas im Abakus des korinthischen Normalkapitells ist eine stadtrömische Eigenheit - im Osten dagegen ist es die Norm, daß der Abakus geschmückt ist.
 
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