Dürkheim, Türkheim

zaphodB.

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so wie Mannheim das Heim des Manno und Weinheim das Heim des Wino ist und nicht das Heim des Weines.

da wäre ich vorsichtig- diese Namensdeutungen kommen aus einer Zeit in der man jeden Ortsnamen ,der auf -heim endete mit einem mehr oder weniger plausiblen "fränkischen Vornamen verknüpfte, ob es dazu Quellen gab oder auch nicht und was auch nicht unbedingt der Realität entsprechen muss . In Woinem und Umgebung gibt es tatsächlich seit Ewigkeiten Wein ebenso wie in Weinsheim und die ganzen Friesenheim-Orte am Rhein stammen m.E. eher von den Friesen,die als Händlervolk im Frühen Mittelalter aktiv waren als vom legendären "Franken Frieso" ,der ansonsten dauernd umgezogen sein musste.
Der Mäuseturm bei Bingen kommt entgegen der Sage allerdings tatsächlich nicht von den Mäuschen die dort ein-und ausgegangen sein sollten um Bischof Hatto anzuknabbern sondern von dem allen Bajuwaren heiligen Begriff "Maut"
zu den Tiernamen fallen mir noch Mainz-Ebersheim, Eberstadt am Neckar, Hirschhorn, Ochsenhausen und Ochsenfurth ein

Zu Entenhausen: Es gibt tatsächlich in Deutschland zwei Orte namens Ente
-Frielingsdorf-Ente ist eine Ortschaft in der Gemeinde Lindlar, Oberbergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen
-Wipperfürth-Ente ist eine Ortschaft der Stadt Wipperfürth, Oberbergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen
Offenbar besteht im Oberbergischen eine Affinität zu Enten
 
so wie Mannheim das Heim des Manno und Weinheim das Heim des Wino ist und nicht das Heim des Weines.

da wäre ich vorsichtig- diese Namensdeutungen kommen aus einer Zeit in der man jeden Ortsnamen ,der auf -heim endete mit einem mehr oder weniger plausiblen "fränkischen Vornamen verknüpfte, ob es dazu Quellen gab oder auch nicht und was auch nicht unbedingt der Realität entsprechen muss . In Woinem und Umgebung gibt es tatsächlich seit Ewigkeiten Wein ebenso wie in Weinsheim und die ganzen Friesenheim-Orte am Rhein stammen m.E. eher von den Friesen,die als Händlervolk im Frühen Mittelalter aktiv waren als vom legendären "Franken Frieso" ,der ansonsten dauernd umgezogen sein musste.

Zu diesen Namen siehe insbesondere:
Wolfgang Haubrichs, Ethnogene Siedlungsnamen auf -heim und andere im theodisken Sprachraum - Zeugnisse merowingischer Siedlung, in: Albrecht Greule und Stefan Hackl (Hg.), Der Südwesten im Spiegel der Namen, Stuttgart 2011.
Bad Dürkheim dürfte z. B. auf die Thüringer zurückgehen.

Ich möchte aber davor warnen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ein großer Teil der Ortsnamen auf -heim geht nämlich tatsächlich auf Personennamen zurück.
Die älteste Form des Ortsnamens Weinheim ist nicht *Winheim, sondern Winenheim, das scheint mir doch sehr nach einem schwach flektierten Personennamen auszusehen (diese Flektion sehen wir oft noch bei Namen, die auf Kirchenpatrone zurückgehen, wie z. B. St. Georgen / Georgenkirche / Katharinenkirche).


In Woinem und Umgebung gibt es tatsächlich seit Ewigkeiten Wein
Ich vermute, dass es den Wein nicht nur in der unmittelbaren Umgebung von Weinheim gab, sondern das ganze Rheintal entlang. Da wäre schwer plausibel zu machen, warum man ausgerechnet diesen einen Ort zur Unterscheidung von allen anderen nach dem Wein benannt haben sollte.
 
Bad Dürkheim dürfte z. B. auf die Thüringer zurückgehen.

Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 778 im Lorscher codex hiess der Ort noch „Turnesheim“.Erst in einem Lehnsbrief des Speyrer Bistums von 946 ist von „Thuringeheim“ die Rede.
Und bei Turnes denk ich jetzt weniger an Thüringer (obwohl das grösste Volksfest dort Wurstmarkt heisst :rolleyes:)
 
Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 778 im Lorscher codex hiess der Ort noch „Turnesheim“.Erst in einem Lehnsbrief des Speyrer Bistums von 946 ist von „Thuringeheim“ die Rede.

Im Lorscher Codex findet sich auch die Schreibweise Turincheim. ("inter Tinesheimer marcam et Aslaher marcam, et in Turincheim unam vineam...")

Falls Turnesheim die korrekte Schreibweise gewesen sein sollte, hätten wir einen Genitiv auf -s; in diesem Fall wäre doch eher an eine Benennung nach einer Einzelpersönlichkeit zu denken.
 
nun es gibt sogar 3 Dürkheime in der Gegend: Bad Dürkheim, Dorn-Dürkheim und Rheindürkheim und in allen dreien hatte das Kloster Lorsch Besitzungen
Deshalb wurden höchstwahrscheinlich alle 3 im Lorscher Codex erwähnt, ,
Turnesheim,Tornunga,Durincheim,

und es gibt zwei Alsheime, nämlich Alsheim/Rheinhessen und Alsheim an der Gronau (heute ein Ortsteil von Rödersheim-Gronau) Letzteres liegt im ehemaligen Speyergau und da im Lorscher Codex von Schenkungen im Speyergau , u-a. in Turnesheim die Rede ist kann es sich da nur um Bad Dürkheim handeln.Die beiden anderen Orte liegen im Wormsgau bzw, Wonnegau
 
nun es gibt sogar 3 Dürkheime in der Gegend: Bad Dürkheim, Dorn-Dürkheim und Rheindürkheim und in allen dreien hatte das Kloster Lorsch Besitzungen
Deshalb wurden höchstwahrscheinlich alle 3 im Lorscher Codex erwähnt
Haubrichs ordnet sie folgendermaßen zu:

Bad Dürkheim: 788 Turincheim (CL 1243)
Dorn-Dürkheim: 767 Thurincheime (CL 1607), 771 in Thuringheimer marca (CL 1619)
Rheindürkheim: 812 in Durincheim super fluvio Reni (CL 1003)

Darüber hinaus gab es auch noch Besitz in Dorincheim bei Hanau (775 Dorincheimer marca, CL 2918), dem heutigen Dörnigheim.

Letzteres liegt im ehemaligen Speyergau und da im Lorscher Codex von Schenkungen im Speyergau , u-a. in Turnesheim die Rede ist kann es sich da nur um Bad Dürkheim handeln.
Sicher?
Karl Glöckner und Karl Josef Minst ordnen Deidesheim, Haßloch und demnach auch Bad Dürkheim dem Wormsgau zu:
Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 3): Schenkungsurkunden Nr. 819 - 1999, Wormsgau (Lorsch, 1970)
 
das ist so nicht ganz richtig
Die Nordgrenze vom Speyergau zum Wormsgau verlief um 1000 unmittelbar nördlich von Bad Dürkheim zum Rhein, vorher wohl weiter nördlich
Bis zum 10. Jahrhundert verlor der Wormsgau im Norden die Gebiete von Boppard bis zur Selz an den Nahegau, konnte die Gebietsverluste aber durch Gewinne im Süden westlich des Rheins teilweise kompensieren,
Da der Lorscher Codex die Verhältnisse im 8.Jahrhundert beschreibt ,gehörte BadDürkheim also auf jeden Fall zum Speyergau
Deidesheim gab es zu dieser Zeit übrigens noch garnicht sondern nur das benachbarte Niederkirchen/Didinnes-chaime und dort stand eine Burg des Speyrer Bischofs
 
das ist so nicht ganz richtig
Die Nordgrenze vom Speyergau zum Wormsgau verlief um 1000 unmittelbar nördlich von Bad Dürkheim zum Rhein, vorher wohl weiter nördlich

Und war das 778 auch schon so? Wenn nicht, dann hat sich
- entweder der Urkundenschreiber des Jahres 778 geirrt, denn er lokalisiert die Aslaher marca in pago wormat.
- oder Karl Glöckler ebenso geirrt wie Karl Josef Minst, Wolfgang Haubrichs, Martin Dolch und Albrecht Greule*, die allesamt die Aslaher marca mit Haßloch identifizieren.

Deidesheim gab es zu dieser Zeit übrigens noch garnicht sondern nur das benachbarte Niederkirchen/Didinnes-chaime und dort stand eine Burg des Speyrer Bischofs
Und dieses Didinnes-chaime/Didinesheim/Tidinesheim gehört auch laut einer Urkunde von 791 eindeutig zum Wormsgau, siehe CL 1242: "Donatio Reginberti, in Didinesheim": Glöckner, Karl [Hrsg.]; Historische Kommission für den Volksstaat Hessen [Hrsg.]: Codex Laureshamensis (Band 2): Kopialbuch, Teil 1: Oberrhein-, Lobden-, Worms-, Nahe- und Speiergau (Darmstadt, 1933) "in pago wormat. in Tidinesheim"
(Oder auch dieser Urkundenschreiber hat sich geirrt...)

* Martin Dolch und Albrecht Greule, Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991

Hier wird übrigens Turnesheim als Wüstung bezeichnet und eine Identität mit Bad Dürkheim ausgeschlossen.
 
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