1. Es war eine durch Perestroika und Solidarnocs beschleunigter politischer Niedergang
Sicher hat Solidarność (
@yunjae: eine polnische katholische (Werftarbeiter-)Gewerkschaft, die in der Zeit des Kriegsrechts, welches der polnische Ministerpräsident Jaruzelski ausgerufen hatte die Opposition unter ihrer Führung versammelte und die autoritäre Regierung zu Verhandlungen zwang) so etwas wie eine Vorreiterrolle gespielt. Die Ereignisse in Polen waren so etwas wie ein Katalysator.
Ob Glasnost und und Perestroika (
@yunjae: Öffnung und Umgestaltung) den Niedergang beschleunigten, weiß ich nicht. Gorbatschow hat ja bei uns einen guten Leumund, in seinem Heimatland ist er relativ unbeliebt, weil man ihm und seiner Politik vorwirft, dass die Sowjetunion zerfallen ist. Ich würde sagen: Er hat mit Demokratisierung und Modernisierung des Landes versucht, diese Zerfallsprozesse aufzuhalten und ggf. sogar umzukehren, weil die Zustände in der SU einfach nicht mehr haltbar waren.
3. Wer wann die "Vereinigung" beider deutschen Staaten gewünscht hat ist ein anderes Thema. Und es gab innerhalb der DDR unterschiedliche Vorstellungen bei den Gruppen, die den politischen Wandel vorangetrieben haben und der Bevölkerung der DDR, wie sich an den ersten Wahlen nach dem Zusammenbruch auch zeigte.
Es gibt da interessante Bilder von Großdemonstrationen im Dezember 1989, da war von Wiedervereinigung schon die Rede und man sieht, wie friedlich Leute mit Transparenten für eine Wiedervereinigung neben Leuten stehen, die auf ihren Transparenten einen Umbau der DDR zu einem demokratischen Sozialismus fordern, befreundet mit Westdeutschland, mit Reisefreiheit und allem, aber eigenständig. Letztlich war das die Fortführung der Ideen von
vor dem 9. November, die aber bei vielen schnell vergessen waren, als die Macht des DDR-Staatsapparats schneller erodierte, als man sich hätte vorstellen können. Ich glaube, dass einer der Verdienste von Helmut Kohl war - bei allen ungehaltenen Versprechen und allen Fehlern, die damals gemacht wurden - dass er ziemlich gut begriffen hat, was er da für eine Gelegenheit hatte und diese sehr schnell beim Schopfe griff. Kohl ist ja auf Staatsbesuch in Warschau von den Berliner Ereignissen überrascht worden - gleichwohl ja seit dem Sommer etwas in der Luft lag, spätestens seit Prag (ich meine Genschers berühmten Auftritt auf dem Balkon der Botschaft) - und war ziemlich schnell in Berlin.