Erbteilung in Athen?

Reinecke

Aktives Mitglied
Hallo,

gab es im Athen des 5./4. Jh. eine Erbteilung? Ich habe gelesen, dass es nicht möglich oder üblich war, testamentarische Festlegungen zu treffen, sondern dass das Erbrecht ausschließlichg gesetzlich geregelt war. Töchter wurden dabei nur berücksichtigt, wenn es keine Söhne gab (und auch dann nur über einen Treuhänder/Vormund). Aber was war, wenn es beim Tod des Vaters mehrere Söhne gab? Erbte nur der älteste? Wurde das Erbe aufgeteilt, oder jüngere Söhne in irgend einer Weise ausgezahlt? Gab es Unterschiede zwischen Grundbesitz und beweglicher Habe? Wissen wir das überhaupt? Gibt es historisch überlieferte Beispiele, wie damit umgegangen wurde?

Danke im Voraus für Antworten.
 
Ja, es gibt historisch überlieferte Beispiele zum Erbrecht im alten Athen, nämlich verschiedene Reden von Demosthenes & Co. aus Erbschaftsprozessen (vom Redner Isaios sind überhaupt nur derartige Reden erhalten), und sie machen auch deutlich, wie kompliziert und unübersichtlich die Materie ist. Es ging nicht nur ums Erben allein, sondern dazu kamen teilweise auch noch mit Erbtöchtern zusammenhängende Heiratsobliegenheiten.
 
Ja, dass das mit erbenden Töchtern kompliziert werden kann hab ich. Aber was ist mit jüngeren Söhnen? Findet man da auch was bei Demosthenes? Mir geht's vor allem um Grundbesitz/der Erbschaft an einem bäuerlichen Oikos. Ob da idR respektive immer der Besitz an einen Erben gin, oder ob es häufige Erbteilung gab, müsste doch rauszufinden sein; ich find aber nicht wirklich was...
 
Naja, Wikipedia sagt, es sei allgemein ein Problem gewesen, das die Oikoi immer kleiner wurden wegen der Erbteilung. Hesiod habe sich dagegen ausgesprochen.

Ich habe da einen Hinweis gefunden. Ich konnte nur mit der Abkürzung nichts anfangen.

Dem Chef des Oikos stehen auch die damit verbundenen Vermögensrechte zu. Ob durch Vermögensteilung unter mehreren Söhnen auch im sakralen Bereich mehrere Oikoi entstehen, kann ich nicht sagen. Hier scheinen Divergenzen zwischen Ideologie und wirtschaftlicher Realität zu klaffen, wie sie auch sonst in den Erbschaftsreden greifbar sind.

Vgl.die fünf Oikoi der Erben des Buselos, Dem. 43,19

Könnte der von @Ravenik erwähnte Demosthenes sein. Das klingt nach einer Erbteilung auf fünf Söhne.

GERHARD THÜR:
Armut. Gedanken zu Ehegüterrecht und Familienvermögen in der griechischen Polis
Eherecht und Familiengut in Antike und Mittelalter (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 22),
hg. v. Dieter Simon, 1992

https://core.ac.uk/download/pdf/158619995.pdf
 
Ich habe da einen Hinweis gefunden. Ich konnte nur mit der Abkürzung nichts anfangen.

Dem Chef des Oikos stehen auch die damit verbundenen Vermögensrechte zu. Ob durch Vermögensteilung unter mehreren Söhnen auch im sakralen Bereich mehrere Oikoi entstehen, kann ich nicht sagen. Hier scheinen Divergenzen zwischen Ideologie und wirtschaftlicher Realität zu klaffen, wie sie auch sonst in den Erbschaftsreden greifbar sind.

Vgl.die fünf Oikoi der Erben des Buselos, Dem. 43,19

Könnte der von @Ravenik erwähnte Demosthenes sein. Das klingt nach einer Erbteilung auf fünf Söhne.
Ja, das ist diese Rede: Perseus Under Philologic: Dem. 43
 
Naja, Wikipedia sagt, es sei allgemein ein Problem gewesen, das die Oikoi immer kleiner wurden wegen der Erbteilung. Hesiod habe sich dagegen ausgesprochen.

Ja, aber das ist ja lange vor dem 5. Jh.. Wurden ja einige Probleme zwischen Hesiod & Demosthenes geklärt, die Erbteilung könnte eins davon sein.

Dem Chef des Oikos stehen auch die damit verbundenen Vermögensrechte zu. Ob durch Vermögensteilung unter mehreren Söhnen auch im sakralen Bereich mehrere Oikoi entstehen, kann ich nicht sagen. Hier scheinen Divergenzen zwischen Ideologie und wirtschaftlicher Realität zu klaffen, wie sie auch sonst in den Erbschaftsreden greifbar sind.

Den Text hatte ich auch gefunden, und genau das "Kann ich nicht sagen" treibt mich grade um. ;)

Danke für die Antworten, die Texte tu ich mir morgen mal an.
 
Zurück
Oben